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Kekki sah mich einen Moment verständnislos an. »Hat dich dieser lustige junge Mann also zu fassen bekommen?«

»Ab und zu erlaube ich ihm, sich ein wenig an meiner Brust zu laben. Aber sag mir bitte, ob du diesem Diebstahl wirklich nachgehst oder nicht.«

»Eigentlich«, begann Kekki und seufzte schuldbewusst, »hätte ich mich damit beschäftigen sollen, doch aus Zeitmangel habe ich das nicht geschafft. Du weißt doch, wie es bei der Stadtpolizei läuft: Wir haben jede Menge ungelöste Fälle und viele Idioten, die beim Bearbeiten dieser Fälle nur im Weg sind. Und mein Privatleben beansprucht mich im Moment so sehr, dass ich keine Überstunden machen kann.«

Sir Kofa sah uns beide mit sanftem Lächeln an. Bei meinem ersten und einzigen Auftritt als Kuppler hatte ich mich wohl als erfolgreich erwiesen. Wie gut die zwei zusammenpassten! Vielleicht hätte ich den Dienst quittieren und eine Partnervermittlung gründen sollen.

»Als mein Bekannter mir von dem Diebstahl erzählte, war er überzeugt, nichts werde dich intensiver beschäftigen als sein Koffer«, sagte ich nachdenklich. »Und nun muss ich seine Bitte erfüllen«, fuhr ich fort, faltete die Hände demütig vor der Brust und rief: »Kekki, bitte finde diesen Koffer. Er bedeutet meinem Bekannten wirklich viel.«

»Um welchen Koffer geht es da eigentlich?«, fragte Sir Kofa neugierig.

»Wenn ich das wüsste!«, meinte ich achselzuckend. »Ande Pu behauptet, er enthalte Piratenschätze seines Großvaters. Vielleicht ist das nur das Hirngespinst eines fantasievollen Menschen, denn unser Ande ist ein Dichter. Vielleicht aber sind die Sachen tatsächlich etwas wert. Interessant ist allerdings, dass die Diebe bei ihrem Fischzug die Dunkle Tür benutzten, wie unsere einzigen Zeugen -ein paar erschrockene Kinder - berichtet haben.«

»Na so was!«, stieß Kekki gepresst hervor.

Es schien ihr unangenehm, dass ein Fall, den sie für unwichtig gehalten und vergessen hatte, so interessante Züge aufwies.

»Man sollte die Aussage von Kindern nicht von vornherein für unglaubwürdig halten«, sagte Sir Kofa. »Schließlich haben sie Augen wie andere auch.«

»Manche Kinder sind sogar bessere Beobachter als Erwachsene«, ergänzte ich und wunderte mich, dass Lady Kekki diese bittere Pille einfach so schluckte.

»Sollten die Räuber tatsächlich die Dunkle Tür genommen haben, kann daraus eine ausgesprochen interessante Geschichte werden«, gab Sir Kofa fachmännisch zum Besten. »Zwar erlaubt das Chrember-Gesetzbuch allen Bürgern unseres Königreichs, die Dunkle Tür zu nehmen, denn dazu braucht man keine Offenkundige Magie, aber dennoch dürften ehemalige Magister hinter dem Diebstahl stecken, sehr raffinierte Magister zudem«, sagte Sir Kofa und sah mich aufmerksam an. »Dein Bekannter hätte sich besser gleich an uns gewandt.«

»Das hat er getan, doch Lady Melamori hat ihn zu Kekki geschickt. Kein Wunder - die Geschichten von Ande Pu erwecken auf den ersten Blick einfach kein Interesse.«

»Verstehe, aber jetzt wüsste ich gerne die Details. Fang du an, Max.«

Ich berichtete in kurzen Worten alles, was ich über den Jahrhundertdiebstahl wusste.

»Ich glaube, Kekki weiß viel besser Bescheid. Bei mir hat Ande Pu nur sein Herz ausgeschüttet.«

»Da ist der arme Mann bei dir an den Richtigen geraten«, mischte sich Melifaro ein. »Wem sein Leben nicht mehr gefällt, der tut gut daran, sich bei dir auszujammern,

denn du hilfst ihm bestimmt, seine traurige Existenz loszuwerden.«

»Da bist du schief gewickelt. Ande Pu ist nach wie vor am Leben«, versetzte ich kühl.

»Hast du etwa eine Formkrise?«, fragte Melifaro honigsüß.

»Ihr zwitschert zwar allerliebst, meine Täubchen, aber ich wüsste gern, was Kekki dazu zu sagen hat«, bemerkte Sir Kofa bissig.

»Ande Pu hat mir und Max genau das Gleiche erzählt«, berichtete Kekki. »Das Einzige, was ich zusätzlich beisteuern kann, ist eine genaue Beschreibung des Koffers. Er ist aus Holz, sehr alt und dunkelrot gefüttert, und das Schloss funktioniert nicht, weil Ande es als Kind kaputt gemacht hat. Auf dem Koffer steht Der Apfelbatzen der Welt - so heißt das Schiff, auf dem sein Großvater seine schönsten Erfolge als Pirat gehabt hat. Ande Pu weiß zwar nicht mehr, was im Koffer war, vermutet aber, es habe sich um alte Kleidung gehandelt. Allerdings kann er nicht ausschließen, dass noch andere Dinge drin gewesen sind. Das war's schon. Kein Wunder, dass ich mich um diese Anzeige nicht weiter gekümmert habe.«

»Genau das hat Ande Pu befürchtet«, rief ich. »Schon gut, Kekki, vergiss das Ganze. Ich schaue mich selber in seinem Keller um. Die alten Sachen mögen nicht besonders interessant sein, aber der Einsatz der Dunklen Tür gibt mir zu denken.«

»Tja, wenn Diebe in der Stadt aufgetaucht sind, die sich der Dunklen Tür zu bedienen wissen, dürfte das unangenehm werden«, murmelte Kekki.

»Halb so schlimm, meine Liebe«, meinte ich lächelnd.

»Kofa, vielleicht sollten wir Lady Kekki zum Kleinen Geheimen Suchtrupp abwerben, denn die Arbeit bei der Stadtpolizei droht sie zur Pessimistin zu machen.«

»Vielleicht sollten wir das wirklich eines Tages tun«, sagte Kofa nachdenklich. »Was den Koffer angeht, interessieren mich im Moment aber ganz andere Dinge«, fuhr er fort und sah vor sich hin.

»Was? Ich dachte, du würdest dich ganz und gar nicht für den Koffer interessieren! Na gut, mein Bauch ist voll, und wir haben lange genug über diese Sache geredet. Ich ziehe mich wieder an den Schreibtisch zurück. Dort kann ich wenigstens ein bisschen schlafen.«

Melifaro warf mir einen so bohrenden Blick zu, dass ich fast vom Stuhl gekippt wäre. Er hatte Recht: Ich täte besser daran, noch ein wenig zu bleiben, denn ich hatte das Haus an der Brücke mit dem Vorsatz verlassen, meine Frauen über ihre Freiheitsrechte aufzuklären. Na gut, also würde ich auch das noch erledigen. Vielleicht würde dieser Abend ja mit einer flammenden Unabhängigkeitserklärung der Drillinge enden.

»Noch eine Tasse Kamra in so netter Gesellschaft dürfte mir wohl nicht schaden«, meinte ich und zwinkerte Melifaro verschwörerisch zu.

Er sah mich interessiert an, denn er war neugierig, was ich den Mädchen zu sagen hatte. Auch ich war gespannt, wie sich das Gespräch entwickeln würde, blickte angestrengt in meine Tasse und überlegte mir rasch eine kleine Rede.

»Welcher Magister ist in dich gefahren, Max?«, wollte Sir Kofa wissen. »Beschäftigt Gopa Talabun etwa einen schlechten Koch? Du blickst drein, als hättest du gerade ein Kilo Holz herunterwürgen müssen.«

»Ich bin zwar ein recht primitives Wesen, aber ein Holzwurm bin ich nicht«, versetzte ich ein wenig beleidigt.

»Ach so«, nickte Kofa verständnisvoll. »Der arme Junge denkt nach. Worüber denn?«

»Über diese schönen Frauen«, sagte ich und wies mit dem Kopf auf die Schwestern.

Drei große, tiefschwarze Augenpaare musterten mich erschrocken.

»Keine schlechte Idee, sich über die drei den Kopf zu zerbrechen«, bemerkte Kofa mit Kennermiene. »Und was ist dabei herausgekommen, wenn ich fragen darf?«

»So mancherlei.«

Ich merkte, dass es besser für mich war, mich in dieser Sache an Sir Kofa und nicht an die Drillinge zu wenden, holte tief Luft und begann: »Stell dir vor, Kofa - diese drei Frauen sind in den Leeren Ländern aufgewachsen und haben die dortige Kultur und Natur kennengelernt. Eines Tages setzen die klügsten Männer ihres Volkes sie auf Menkale, bringen sie in eine unbekannte Stadt, konfrontieren sie mit einem ihnen ganz fremden Menschen und sagen, das sei ihr neuer König und sie seien seine Gattinnen. Dann kehren die Weisen in ihre Heimat zurück, und die wunderschönen Helach, Kenlech und Hellwi bleiben in einem riesigen, ihnen völlig fremden Haus. Zuerst wissen sie nicht, was tun. Der seltsame Mann, der nun ihr Gatte ist, hat versprochen, sich mit ihnen zu beschäftigen, sein Versprechen aber nicht eingelöst. Stattdessen kommen andere Menschen zu ihnen und bezeichnen sich als beste Freunde ihres Gatten. Das ist zwar alles wunderbar und nett, aber es passt nicht zu den Vorstellungen, die die drei vom Eheleben haben«, sagte ich und schaffte es endlich,