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die Schwestern anzusehen. »Nun, habe ich die Situation richtig beschrieben?*<

Sie lächelten zaghaft, fast unmerklich, dafür aber im Chor. Welch ein Triumph!

»Schön, dass ihr lächelt. Das ist der kürzeste Weg zu meinem Herzen«, sagte ich. »Wir sind in eine seltsame Sache geraten, die man mit etwas Abstand betrachten sollte. Die Ehe an sich ist schon eine merkwürdige Angelegenheit, aber unsere Ehe ist besonders eigenartig.«

»Du brauchst uns nicht mehr, stimmt's?«, fragte die Schwester, deren knalliger Lochimantel mich an ihrem Geschmack hatte zweifeln lassen. »Als Fajriba uns herbrachte, warnte er uns, das könne passieren, da du ganz anders als die bisherigen Könige von Fangachra bist. Wir sind auf alles gefasst.«

»Jetzt übertreibt ihr aber«, brummte ich. »Nachdem ihr schon in meinem Leben erschienen seid, brauche ich euch sehr wohl. Das Schicksal ist gar nicht so blind, sondern weiß recht genau, was es mit einem vorhat. Ich habe zwar nie eine Frau gebraucht - und erst recht keine drei -, aber in die Wüste will ich euch deshalb noch lange nicht schicken. Ich möchte, dass ihr weiter in meiner Residenz lebt und euch mit all dem beschäftigt, was euch Spaß macht. Ich möchte euch nur um eines bitten: Vergesst alles, was mit der Ehe zu tun hat. Sagen wir einfach, ihr seid meine Gäste. Obwohl... Gäste kommen und gehen, und ihr sollt ja bleiben ... aber egal. Echo ist wunderschön, und ihr habt viel Glück, in die Hauptstadt des Vereinigten Königreichs geraten zu sein. Ich bin nach wie vor begeistert von Echo, obwohl ich mich längst an die Stadt hätte gewöhnen sollen. Ihr seid also meine Verwandten - gefällt euch dieses Wort?«

Eine der Schwestern lächelte und nickte energisch. Die beiden anderen sahen erst sie, dann mich erstaunt an.

»Ich glaube, das Wort »Verwandte* lässt sich irgendwann durch das Wort »Freunde« ersetzen«, sagte ich sanft, »aber dieser Prozess lässt sich nicht steuern.«

»Wenn ich alles richtig verstanden habe, wird sich unser Leben nach diesem Gespräch ändern, stimmt's?«, fragte die Schwester im kornblumenblauen Mantel.

Trotz ihrer Vorliebe für schreiende Kleidung erwies sie sich als die ernsthafteste der drei.

»Ja«, sagte ich, »und zwar gründlich. Als Erstes hört endlich auf, zusammenzuzucken, wenn ich auftauche. Ich bin wirklich niemand, vor dem ihr euch fürchten solltet. Nehmt euch ein Beispiel an Sir Kofa und unterhaltet euch künftig mit mir wie er. Das dürfte euch anfangs schwer fallen, aber ihr solltet es dennoch versuchen. Früher oder später wird euch das schon gelingen. Und jetzt das Wichtigste: Macht euch bewusst, dass ihr frei seid. Ihr könnt das Haus verlassen, wann immer ihr wollt, zurückkehren, wenn ihr es für richtig haltet, und alle einladen, die ihr mögt. An mich solltet ihr euch nur wenden, wenn ihr Hilfe, Ratschläge oder Geld braucht. Wenn mir etwas nicht gefällt, sage ich es euch. Und sollte euch jemand etwas Böses tun, dann bedenkt bitte, dass es sich um euer Leben handelt und ich mich nur einmische, wenn ihr mich ausdrücklich darum bittet.«

Ich strich mir den Schweiß von der Stirn und warf Sir Kofa einen prüfenden Blick zu. »Na, war ich überzeugend?«

»Und wie! Ich hätte nie gedacht, dass du so flammende Reden halten kannst - noch dazu mit so ernster Miene. Ich habe richtiggehend Angst vor dir bekommen.«

»Ich auch«, meldete sich Melifaro zu Wort. »Ich zittere schon die ganze Zeit.«

»Gewisse Dunkelmänner sollten besser schweigen«, grollte ich.

»Verzeih, aber ich sehe keine Dunkelmänner«, gab Melifaro zurück.

Die drei Schwestern musterten mich erneut, wirkten dabei aber schon ein wenig entspannter als zuvor.

Das hättest du viel früher sagen sollen, Max, dachte ich. Du solltest endlich aufhören, auf morgen zu verschieben, was du letztes Jahr hättest besorgen können.

»Wir müssen uns dringend besser kennen lernen«, schlug ich vor. »Vielleicht gelingt es mir sogar irgendwann, euch auseinanderzuhalten.«

»Ich bin Helach«, sagte die Besitzerin des knalligen Lochimantels. »Das ist Hellwi«, fuhr sie fort und wies mit dem Kopf auf das Mädchen, das auf das Wort Verwandte mit einem Lächeln reagiert hatte. Dann legte sie der dritten Schwester die Hand auf die Schulter und sagte: »Und das ist Kenlech.«

Die dritte, schwarzweiß gekleidete Schwester warf mir einen Blick zu, der mir Schauer über den Rücken jagte. Ich hatte sie für ein Mauerblümchen gehalten, war mir nun aber nicht mehr sicher. Vielleicht war meine Menschenkenntnis schlechter als vermutet.

»Schön, ich hoffe, dass ich euch nächstes Mal nicht erschrecke. Jetzt muss ich aber wirklich los. Kurusch wird mich wegen dieser Verspätung mit Verachtung strafen -leider zu Recht.« Ich trank meine Kamra aus und erhob mich. »Ich wünsche euch noch einen schönen Abend.«

»Pass auf dich auf, Max«, sagte Melifaro, »und halte dich von Unsinn fern, solange du meinen Lochimantel trägst.«

In bester Laune betrat ich das Haus an der Brücke. Wie herrlich, eine längst überfällige Aufgabe hinter sich gebracht zu haben! Kurusch bekam süße Piroggen, sensationellerweise gleich zwölf Stück. Natürlich musste er sie nicht auf einmal essen, aber in einer Hinsicht waren wir zwei uns einig: besser zu viel als zu wenig.

Offenbar war ich gar nicht lange weggeblieben, denn statt des erwarteten Donnerwetters verkündete der Buriwuch lediglich eine seiner Weisheiten: »Die Menschen haben die Neigung, sich für einen Moment zu verabschieden und erst nach Stunden zurückzukehren.«

Während meiner Abwesenheit war offenbar nichts Besonderes vorgefallen - kein Wunder, denn in dieser schönen Welt pflegen die schrecklichen Dinge in meiner Gegenwart zu geschehen. Die nächste halbe Stunde faulenzte ich mit Kurusch und blätterte in der Königlichen Stimme vom Vortag, während der Buriwuch eine Pirogge nach der anderen verspeiste. Danach musste ich seinen Schnabel - wie so oft - von der klebrigen Füllung reinigen. Kaum hatte ich das erledigt, plusterte sich der kluge Vogel auf und schlief zufrieden ein. Erst um Mitternacht klopfte es an meine Bürotür.

»Sie haben Besuch, Sir Max.«

»Einen kleinen, dicken und ziemlich aufdringlichen Kerl?«

Ich war fest davon überzeugt, es handele sich um Ande Pu, der sich noch immer nicht mit dem Verlust des Koffers abfinden konnte. Der Arme malte sich bestimmt aus, das Gepäckstück habe zahllose Schätze enthalten, die ihm ein sorgenfreies Leben und vielleicht sogar die ersehnte Reise nach Tascher hätten ermöglichen können. Aber ich hatte mich getäuscht.

»Im Gegenteil, Sir Max, es handelt sich um einen groß gewachsenen, schlanken und sehr höflichen Herrn. Er ist großstädtisch gekleidet, aber sein Bart ist sehr lang, und die Haare hat er zum Zopf geflochten. Außerdem hat er den Akzent der Bewohner von Tascher«, sagte der Bote und verschwand.

Kurz darauf erschien ein Mann in dunklem Lochimantel.

»Kapitän Gjata!«, rief ich erstaunt. »Ich hätte wirklich darauf kommen können, dass Sie es sind, der mich besucht.«

Dieser Kapitän aus Tascher trieb sich schon längere Zeit in Echo herum, und daran war ich schuld. Ich hatte ihm einst das Leben gerettet, ohne zu wissen, was ich tat, und er hatte sich in den Kopf gesetzt, mir seine Dankbarkeit durch eine vergleichbare Tat zu beweisen. Ich hatte allerdings keine passende Aufgabe für ihn gefunden, woraufhin er nach Echo übergesiedelt war und sich gewissermaßen bereithielt, um mir eines ersehnten Tages das Leben retten zu können.

Ich hatte meinen ewigen Schuldner schon vergessen, denn es geschah einfach zu viel, und für die Probleme, die mitunter auftauchten, brauchte ich Spezialisten ganz anderen Kalibers.

»Störe ich, Sir?«, fragte der Mann aus Tascher höflich.

»Aber ganz und gar nicht. Ist etwas passiert?«

»Wenn Sie mit etwas Unangenehmem rechnen sollten,

dann nicht«, sagte Kapitän Gjata und ließ sich vorsichtig auf einem Stuhl nieder. »Ich möchte mich von Ihnen verabschieden.«