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»Gesundheit – daß ich nicht lache! Fünf Sekunden, nachdem sich der erste Nadelstich im Raumanzug zeigt, sind Sie eine fix und fertige Gedenkstatue«, gab der Techniker zurück. »Ich halte es schon für einen miesen Trick, wenn man tadellose Instrumente hinschickt, auch wenn ich weiß, daß sie es aushalten. Na, ich verpasse Ihnen einen schönen Anzug, wenn Sie es wirklich wollen. Torpedos haben wir in Hülle und Fülle.«

»Wie könnte man einen Anzug per Torpedo befördern? Sicher nicht im Frachtraum.«

»Nein. An der Außenwand sind Ringe, an die wir den Panzeranzug festklammern können. Beim Durchgang durch die Atmosphäre müssen wir diesmal vorsichtiger sein.« Er glitt die ganze Länge des Raumes entlang zu einer Schrankwand. Aus einem der Schränke zog er einen aus dem vielbesprochenen Schutzmaterial gefertigten Anzug hervor. Das Ding war sogar unter der auf Merkur herrschenden Schwerkraft schwierig zu handhaben. Wegen der Eigentümlichkeiten des sarrianischen Körperbaus konnte vom Inneren des Anzugs aus eine gewaltige Hebelwirkung erreicht werden. Dennoch fragte Ken sich, was er in dieser metallenen Monstrosität bei vierfacher Schwerkraft tun würde, falls es ihm glückte, auf Planet Drei zu landen. Dieser Gedanke mündete in eine Frage.

»Feth, welche Körperchemie haben die Eingeborenen Ihrer Meinung nach? Sie bewegen sich… vermutlich… unter gewaltiger Schwerkraft in einer Temperatur, die eigentlich alles Organische abtöten müßte. Schon mal darüber nachgedacht?«

Der Techniker überlegte. »Ja, ich muß zugeben, daß ich mich damit beschäftigt habe. Aber ich bin nicht so sicher, ob ich darüber sprechen möchte.«

»Warum nicht? So schrecklich kann es auf Planet Drei auch nicht sein.«

»Das ist es nicht. Sie wissen doch, was Drai demjenigen antun wollte, der Ihnen ein Sterbenswörtchen über das Zeug verraten würde, das wir vom Planeten beziehen?«

»Ja, ungefähr. Aber was hat das damit zu tun?«

»Vielleicht gar nichts, vielleicht aber doch. Er war ziemlich sauer, weil ich Ihnen die Bezeichnung von dem Zeug verriet. Ich hätte es ohnehin nicht getan, wenn ich bloß einen Augenblick Zeit zum Überlegen gehabt hätte. Die Situation erforderte eine rasche Antwort, und ich gab sie.«

»Aber Ihre Vorstellungen von Körperbau und Stoffwechsel der Eingeborenen kann doch kaum etwas darüber aussagen… oder vielleicht doch. Aber Drai weiß genau, daß ich noch nie für ein anderes Handelsunternehmen gearbeitet habe und selbst kein Kaufmann bin. Warum behandelt er mich wie einen Wirtschaftsspion? Mir doch egal, wie Ihr Zeug aussieht… mich interessiert der Planet.«

»Das bezweifele ich nicht. Trotzdem… falls mir nochmal so ein Ausrutscher passiert, dann behalten Sie bitte für sich, was Sie erfahren haben. Ich dachte, es gäbe eine Kernexplosion, als Drai hereinkam und Sie eben ›Tafak‹ ins Mikro brüllten.«

»Ach was, viel kann er nicht machen«. Diese Behauptung blieb im Raum hängen. Ken stürzte sich wieder in seine Überlegungen.

Feth formulierte seine Antwort sehr vorsichtig. »Drai ist hier der Chef, und meine Arbeit ist nicht die schlechteste. Also tun Sie mir den Gefallen.« Er drehte sich mit einer Miene um, die anzeigte, daß seine redselige Periode vorbei war. Ken konnte der Antwort des Technikers nichts Definitives entnehmen.

Er dachte auch nicht weiter darüber nach, da sich das andere Problem als zu interessant erwies. Feth war ein hervorragender Mechaniker, besser als viele Ingenieure, die Ken kannte. Er hatte den Schutzanzug, oder besser gesagt die Rüstung, ganz geöffnet und alle Bedienungseinrichtungen entfernt. Dann hatte er alles generalüberholt. Daraufhin hatte er den Zink-Kreislauf frisch aufgefüllt und alle Einrichtungen wieder angebracht und gesichert. Der Anzug selbst war offen geblieben. Ein Auge fragend auf Ken gerichtet, brach er das zweistündige Schweigen. »Haben Sie schon Vorstellungen, was für Instrumente eingebaut werden sollen? Sie wissen am besten, welche Werte Sie bekommen wollen.«

»Wir wollen eigentlich nur wissen, ob der Anzug Temperatur und Druck standhält. Ich denke, ein Druckmesser irgendwo im Inneren und Thermometer an den Extremitäten müßten ausreichen. Können Sie Fernmeßeinrichtungen einbauen, oder müssen wir warten, bis auch dieses Torpedo zurückkommt?«

»Leider müssen wir warten. Die Instrumente zur Fernmessung könnte ich ja leicht einbauen, doch der sprachgeschaltete Sender könnte die Werte nicht durchgehen. Ich könnte einen Mehrfachrecorder einbauen, die Instrumente daran anschließen und es so einrichten, daß Sie, per Fernsteuerung ein- und ausschalten. Ich verbinde den Recorder einfach mit dem Schaltsystem des Anzugs. Sicher wollen Sie auch die Beheizung selbst einstellen?«

»Ja. Falls erträgliche Temperaturen nur mit Maximalenergie zu erreichen sind, dann müssen wir das wissen. Sicher kann man noch zusätzliche Wärmesysteme einbauen?«

»Ich denke ja.« Zum erstenmal zeigte sich bei Feth ein Ausdruck, der einem Lächeln annähernd entsprach. »Ich könnte an den Beinen Hochöfen anbringen. Aber damit könnten Sie nicht rumgehen.«

»Auch wenn ich es nicht könnte, so kann ich wenigstens sehen.«

»Falls Sie nicht dieselben Schwierigkeiten mit der Sichtscheibe haben wie ich mit den Fernsehröhren. Auch Quarz hat seine Grenzen.«

»Ach, ich schaffe das schon. Außerdem kostet es uns nichts. Also los, rein mit den Instrumenten. Ich bin gespannt, wer von uns beiden recht hat. Funktioniert dieser Recorder?« Er entnahm einem Fach ein winziges Gerät, dessen auffallendster Bestandteil die Doppelspule mit dem sensibilisierten Band war. Er hielt das Ding in die Höhe, und Feth warf einen Blick darauf.

»Da ist nur eine Aufzeichnung möglich. Holen Sie sich ein L-7. Sie erkennen es an der Spule. Das Band ist fünfmal breiter. Ich baue ein einziges Barometer ein, wie Sie wollten, und Thermometer in Kopf, Rumpfteil, in einen Fuß und einen Ärmel, so weit draußen, wie ich es anbringen kann. Bleibt eine freie Spur auf dem Band, die Sie nach Belieben verwenden könnten.«

Der Techniker war eifrig an der Arbeit. Er klemmte winzige Instrumente, die er aus einem reichbestückten Schrank nahm, an die erwähnten Stellen. Ken fragte sich, ob das Vorhandensein dieses reichhaltigen Instrumentenvorrates nicht seine Behauptung, daß wissenschaftliche Einrichtungen fehlten, hinfällig machte. Dann erkannte er, daß alle diese Dinge standardisierte Instrumente waren und höchstens einen beachtlichen finanziellen Posten darstellten. Jeder konnte sich so etwas kaufen, und fast jeder konnte mit diesen Dingen umgehen.

Trotz Feths Geschick dauerte das Zurechtmachen des Anzugs sehr lange. Als Sarrianer brauchten sie keinen Schlaf, aber auch sie mußten gelegentlich Ruhepausen einlegen. Während einer dieser Pausen bemerkte Ken, wie spät es war.

»Inzwischen muß es auf unserem Teil des Planeten Tag sein. Ob Drais Torpedo schon gelandet ist?«

»Sehr wahrscheinlich«, erwiderte Feth, der mit einem Auge Kens Blick zur Uhr hin verfolgt hatte. »Er müßte schon wieder draußen im Raum sein – er vergeudet keine Zeit.«

»Wird man mir die Haut vom Leib ziehen, wenn ich mal im Observatorium vorbeischaue?«

Feth sah ihn darauf so eindringlich an, daß Ken die Frage sofort bereute. »Mir würde er sie sicher abziehen, wenn herauskäme, daß ich Sie ermuntert hätte«, lautete die Antwort.

»Besser, Sie bleiben hier. Wir haben reichlich zu tun.« Er stand auf und ging wieder an die Arbeit, obwohl die Pause eben erst begonnen hatte. Ken merkte, daß Feth jetzt nichts mehr sagen würde, und machte sich ebenfalls an die Arbeit.

Es stellte sich heraus, daß ihre Zeiteinteilung optimal war. Nach einem einstündigen Test, bei dem ein Leck und Strahlungsverlust im Vakuum der Schleuse simuliert worden war, wurde der Anzug an den Laderingen eines anderen Torpedos befestigt und mittels automatischer Steuerung ins All befördert. Zu diesem Zeitpunkt stand das eintreffende Torpedo kurz vor der Landung. Die automatische Steuerung war deswegen nötig, weil das zweite Torpedo nicht per Funk gelenkt werden konnte, ehe das erste angedockt worden war, da die zweite Kontrollstation noch von Drai benutzt wurde, der seine eigene Ladung erst auf Merkur landen mußte.