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Drai schnappte nach Luft. »Aber die Bakterien…«

»Lächerlich. Bei dieser Temperatur bleibt keine Bakterie von Sarr am Leben. Klar, es wäre sicherer, wenn wir Erde von Planet Drei verwenden, und es läßt sich vielleicht auch einrichten. Wenn nicht, dann kennen Sie jetzt meinen Rat, falls Ihnen daran liegt, daß es schnell geht. Auch wenn ich die Zusammensetzung wüßte, würde ich sehr lange brauchen, um knapp sechzig Tonnen Dreck zu fabrizieren!« Er unterbrach die Verbindung, als die Karella aufsetzte.

X

Ken beeilte sich mit dem Anlegen des Raumanzugs und ging mit den anderen von Bord. Kaum war er im Inneren der Station und hatte den schweren Anzug wieder ausgezogen, eilte er zum Kontrollraum, um nachzusehen, in welcher Entfernung sich der Testanzug befand. Befriedigt von der angezeigten Entfernung lief er zum Observatorium, um das Gespräch mit Laj Drai fortzusetzen. Unterwegs traf er niemanden. Lee war an Bord geblieben, Feth war irgendwohin verschwunden, kaum daß sich die Schleuse hinter ihnen geschlossen hatte, und das übrige Personal ließ sich ohnehin nicht viel blicken. Diesmal kümmerte es Ken nicht, ob man ihn sehen konnte, da er ein über jeden Verdacht erhabenes Gespräch führen wollte.

Während er noch überlegte, wie er seine Argumente am geschicktesten vorbringen konnte, mußte er entdecken, daß die Tür zum Observatorium verschlossen war.

Dies war das erste Mal seit seiner Ankunft, daß er auf der Station auf eine versperrte Tür stieß. Seine Gedanken gerieten in Bewegung. Er war nun sicher, daß das Handelstorpedo während der Abwesenheit der Karella eingetroffen war und daß sich irgendwo auf der Station eine Ladung Tafak befand. Falls dies die einzige versperrte Tür war… und schließlich war es der Raum, den Laj Drai als sein Büro benutzte…

Ken drückte sich an die Tür und versuchte anhand der Geräusche festzustellen, ob sich jemand im Raum befand. Er war seiner Sache nicht sicher. Und auch wenn niemand drin war, was hätte er schon tun können? Ein Berufsdetektiv hätte die Tür vermutlich in Sekundenschnelle öffnen können. Ken war kein Berufsdetektiv. Und die Tür war abgeschlossen, das stand fest. Es blieb ihm nichts übrig, als Drai anderswo zu suchen.

Er war bereits ein Stück die Rampe hinunter und von der Observatoriumstür aus nicht mehr zu sehen, als er hörte, wie diese geöffnet wurde. Blitzartig drehte er sich um und ging in die Gegenrichtung, als stünde er erst im Begriff zu kommen. An der Biegung angekommen, die die Tür seiner Sicht entzog, hörte er, wie sie wieder geschlossen wurde. Und gleich darauf stand er Feth gegenüber. Zum erstenmal seit Ken ihn kannte, wirkte er ruhelos und schien sich in seiner Haut nicht wohl zu fühlen. Er wich Kens Blick aus und schlang eine Tentakelspitze fester um einen kleinen Gegenstand, damit Ken nicht sehen konnte, was er da bei sich hatte. Mit einem gemurmelten Gruß drückte er sich vorbei und verschwand mit bemerkenswerter Eile um die Rampenbiegung, ohne auf Kens Frage einzugehen, ob Drai da wäre.

Ken starrte ihm noch nach, als er schon verschwunden war.

Sehr gesprächig war Feth ja nie gewesen, aber immerhin war er freundlich und zuvorkommend. Jetzt hatte es ausgesehen, als wäre er verärgert über Kens Anwesenheit.

Aufseufzend fing der Detektiv auf Zeit an, die Rampe hochzugehen. Anklopfen konnte nicht schaden. Das erste Mal hatte er bloß deswegen nicht angeklopft, weil er unbewußt gehofft hatte, Drai würde nicht da sein und er könnte sich ungestört umsehen. Sein gesunder Menschenverstand sagte ihm jetzt, daß es sehr unklug wäre, sich umzusehen, deshalb klopfte er an.

Als die Tür aufging, war er froh, daß er keine amateurhaften Versuche unternommen hatte, die Tür zu öffnen. Drai war da und erwartete ihn. Seine Miene war ausdruckslos. Was immer Feth verärgert haben mochte, schien ihm nichts auszumachen, oder aber er war der bessere Schauspieler. Ken, der Feth zu kennen glaubte, neigte der ersten Version zu.

»Sie haben mich von der Brauchbarkeit sarrianischer Erde nicht überzeugt«, eröffnete Drai das Gespräch. »Ich gebe Ihnen recht, daß die meisten vorhandenen Substanzen auch bei der auf Planet Drei herrschenden Temperatur vorhanden sein könnten, aber ich bin nicht sicher, ob es auch umgekehrt möglich ist. Wäre es nicht möglich, daß auf Planet Drei Substanzen vorhanden sind, die dort fest oder flüssig sind und unter unserer Temperatur gasförmig werden, und daher in der Erde, die wir von Sarr einführen, gar nicht vorhanden sind?«

»Daran dachte ich gar nicht«, gestand Ken. »Die Tatsache, daß ich mir solche Substanzen nicht vorstellen kann, bedeutet ja nicht, daß es sie nicht gibt. Ich kann ja mal im Handbuch nachsehen, ob es anorganische Verbindungen gibt, die so reagieren, aber das Buch hat vielleicht nicht alle erfaßt, und falls das Leben auf Planet Drei analog zu unserem ist, gibt es wahrscheinlich mehrere Millionen organischer Verbindungen – und für die haben wir keine Tabellen. Nein, verdammt, ich glaube, Sie haben recht. Wir werden das Zeug von Planet Drei holen müssen.«

Ken verfiel in Schweigen, aus dem Drai ihn riß.

»Glauben Sie wirklich, Sie können auf der Oberfläche von Planet Drei landen?«

»Ich wüßte nicht, warum das nicht gehen sollte. Es sind schon auf ärgeren Planeten Landungen gemacht worden. Feth, der das Problem von der praktischen Seite kennt, ist pessimistisch. Wenn erst der Anzug zurück ist, können wir konkretere Pläne machen. Es wird ohnehin nicht mehr lange dauern. Nach Anzeige der Instrumente ist das Torpedo vor zwei Stunden gestartet.«

»Dann sind es noch drei Tage, ehe Sie etwas Sicheres wissen. Es muß doch etwas anderes – halt! Sie behaupten, das Vorhandensein einer leitfähigen Atmosphäre verursacht den großen Wärmeverlust auf Planet Drei?«

»Ja, sicher. Sie wissen so gut wie ich, daß man in einem normalen Raumanzug Lichtjahre von der nächsten Sonne entfernt hinaus in den freien Raum kann. Der Strahlungsverlust ist leicht auszugleichen. Warum?«

»Ach, ich dachte nur – es gibt doch noch andere Planeten in diesem System. Wenn wir einen finden, der keine Atmosphäre hat, aber ungefähr dieselbe Temperatur wie Drei, dann könnten wir uns von dort die Erde holen.«

»Gute Idee.« Ken zeigte sich begeistert. »Wenn er bloß kalt genug ist, was aber in diesem System häufig der Fall ist. Und Planet Drei hat einen Satelliten, Sie haben ihn mir gezeigt. Mit der Karella könnten wir im Handumdrehen da sein, und wir könnten den Testanzug draußen im Raum in Empfang nehmen. Lassen Sie Feth kommen, wir starten!«

»Leider wird Feth eine Weile nicht greifbar sein«, erwiderte Drai. »Außerdem war ich schon auf dem Satelliten.« Er schnitt eine Grimasse. »Er ist mit Bimssteinstaub bedeckt. Er könnte direkt von der Polarwüste auf Sarr stammen. Bevor wir starten, sollten wir uns lieber andere Möglichkeiten überlegen. Leider wissen wir von den anderen Planeten dieses Systems so gut wie gar nichts. Wir kennen nur ihre Bewegungen. Schließlich wollten wir ihnen ausweichen und sie nicht besuchen. Ich glaube mich aber zu erinnern, daß Fünf und Sechs Atmosphären haben. Damit kommen sie für uns nicht in Frage. Vielleicht möchten Sie sehen, wie Vier sich eben jetzt präsentiert, ja? Ich nehme an, daß Sie Ephemeriden lesen können?«

Ken sollte später feststellen, daß Höflichkeit tatsächlich eine überflüssige Charaktereigenschaft darstellte. Hätte es die Höflichkeit nicht geboten, so hätte er sich nicht die Mühe einer Antwort auf diese Frage gemacht, und seine Aufmerksamkeit hätte sich nicht auf die Antwort konzentriert. Er hätte auch nie den groben Fehler begangen und wäre zu dem Schrank gegangen, in dem die fragliche Tabelle lag. Erst als er das Papier anfaßte, wurde ihm klar, was er da tat. Mit großer Willensanstrengung beendete er seine Versicherung, daß er eine Ephemeris, die Tabelle der Himmelkörperbewegungen, lesen könne, und griff nach den Aufzeichnungen. Als er sich zu seinem Chef umdrehte, hatte er das Gefühl, eine Vakuumpumpe hätte in seinem Magen zu arbeiten begonnen.