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Er lächelte. Es war das alte Falrachlächeln. Dann legte er wortlos seine Kleider ab. Sie sah, wie verschwitzt er war. Gut, dass sie sich hier trafen. Sie mochte keine Männer, die stanken.

Er stieg zu ihr ins Wasser, und es war unübersehbar, dass er sie begehrte. »Ollowain wäre vor mir fortgelaufen«, sagte sie mit einem eindeutigen Lächeln.

»Ich bin nicht Ollowain«, entgegnete er selbstsicher.

Sie strich über seine Brust. Sein Körper war schlank und durchtrainiert. Er war kräftig.

Anders als Falrach. Er war viel weicher gewesen.

Er nahm ihre Hand. Küsste ihre Fingerspitzen und ließ sie wieder frei. Die Berührung seiner Lippen ließ sie erschaudern, und er merkte es. Er beugte sich vor und küsste ihren Hals. Sie atmete aus. Dieses Gefühl... Sie hatte es so lange in sich begraben.

Jetzt nahm sie seine Hand. Ihre Zunge streichelte über die Innenfläche. Die Haut dort war hart und schwielig. Es war die Hand eines Schwertkämpfers.

Falrach legte den freien Arm um ihre Hüften und zog sie dicht zu sich heran. Deutlich konnte sie spüren, wie sehr er sie begehrte. Aber er ließ sich Zeit. Seine Hände verwöhnten sie. Seine Zunge fand immer neue Wege, sie erschaudern zu lassen, bis sie lustvoll aufstöhnte. Sie hatte ihn gerufen ... Nein, sie sollte ehrlich sein. Ihr Zauber hatte ihn hierher gezwungen, ohne dass er es ahnte. Aber jetzt würde sie sich ihm völlig überlassen. Sie war die Seine. Ganz und gar. Es würde lange dauern. Früher hatten sie sich ganze Nachmittage geliebt.

Sie legte den Kopf weit in den Nacken. Er liebkoste ihre Brüste.

Über ihnen spannte sich ein stahlblauer, wolkenloser Himmel. Ein einsamer Falke verharrte flügelschlagend am Himmel.

Fairachs Hand berührte ihre Scham. Sie wollte ihn. So lange hatte sie Ollowain begehrt.

Und wenn sie einfach aufhörte zu denken, sich ihm hingab ... Wo war der Unterschied? Es war Ollowains Leib, der sie liebte. Sie sah in Ollowains Augen. Und sie würden bestimmt nicht viel reden in den nächsten Stunden.

Der Jäger

Madra sah den Falken nahe seinem Versteck landen. Der Troll hatte sich tief in den Schatten einer vorspringenden Felswand zurückgezogen. Er mochte das grelle Licht des Südens nicht. Kein Troll mochte es. Er hatte gehört, dass es unter den Menschenkindern Märchen gab, in denen es hieß, Trolle würden sich in Stein verwandeln, wenn das Licht der Mittagssonne sie traf. Das war natürlich blanker Unsinn.

Der Falke stieß ein ganz unfalkenhaftes Stöhnen aus. Sein Kopf blähte sich auf. Der Schnabel verformte sich zu einer Schnauze voller nadelspitzer Zähne. Das braune Gefieder bekam einen Rotstich und wurde zu dichtem Fell. Die Verwandlung sah überaus unappetitlich aus. Zugleich war es faszinierend, zuzusehen. Vermutlich tat es ziemlich weh, dachte er bei sich. Sein Gefährte jammerte gern. Über jede Kleinigkeit beschwerte er sich. Über seinen knurrenden Magen, Durst, die Hitze oder einen Stein im Schuh. Aber diese Verwandlung machte er schon zum dritten Mal, während sich die Elfen in dem Dorf niedergelassen hatten. Es war überaus praktisch, einen geflügelten Späher zu haben. So konnten sie es sich erlauben, in einem Versteck drei Meilen vom Kobolddorf entfernt auszuharren. Ständig schickten die Kobolde Jäger aus. Es wäre leichtfertig gewesen, dem Dorf näher zu kommen.

Mit einem Seufzer kam Nikodemus in den Schatten des Felsens. Die Verwandlung war abgeschlossen. Nur ein leichter Raubvogelgeruch haftete dem Lutin noch an.

»Schlechte Nachrichten!«

Jetzt ging es wieder los, dieses Gejammer, dachte Madra ärgerlich. Der Lutin würde sicher ein nettes Mahl abgeben. Aber er musste sich beherrschen. Ohne Nikodemus würde er niemals zurückfinden. Nur der Lutin konnte die Tore zu den goldenen Pfaden öffnen.

»Weißt du, wer die beiden sind?«

Madra machte eine flüchtige Bewegung mit der Hand. »Zwei Elfen halt. Wen interessieren schon Elfennamen?«

»Diese werden dich interessieren. Heute bin ich so nahe an sie herangekommen, dass ich zum ersten Mal deutlich ihre Gesichter sehen konnte.«

»Und sie haben dich nicht bemerkt?« Madra war in diesen Dingen misstrauisch. Auch ihn würde es stutzig machen, wenn ein Falke längere Zeit über ihm kreiste. Und Elfen waren schlauer als Trolle. »Du hattest versprochen, nicht zu nahe heranzufliegen.«

»Die beiden haben in einem Teich gelegen und gevögelt! Die hatten andere Dinge im Kopf, als sich nach mir umzusehen. Und weißt du, wer sie sind? Emerelle und ihr Schwertmeister Ollowain!«

»Wie kannst du dir da so sicher sein? Ein Elf sieht wie der andere aus.«

»Ganda, die Geliebte meines Bruders, hat ihn wochenlang gepflegt. Das war nach der Schlacht am Mordstein. Ich habe ihn fast jeden Tag gesehen. Ich kenne ihn. Und diese Elfe, das ist Emerelle. Darauf verwette ich meine Rute. Die hab ich auch schon einmal gesehen. Als sie sich auf der Shalyn Falah zum Duell gestellt hat. Es sind die beiden!«

Madra tastete nach dem Amulett, das Skanga ihm gegeben hatte. Jetzt wäre wohl der Augenblick, es zu verwenden. Er war ärgerlich über die Schamanin. Gewiss hatte sie gewusst, wen sie verfolgten! Warum hatte sie es ihnen nicht gesagt? Traute sie ihm nicht zu, der Fährte zu folgen? Hielt sie ihn für einen Feigling, weil er nicht mit den anderen in dieser verdammten Koboldhalle in Feylanviek gestorben war?

»Wirf das Amulett!«, drängte Nikodemus. »Skanga muss es wissen.«

»Mag dein Volk Helden?« Madra dachte daran, dass er nie ein Weib bekommen würde. Es wurden zu wenig Weiber geboren. Sie waren kostbar. Rudelführer, Helden und Herzöge, sie wurden von den Weibern erwählt. Ein einfacher Krieger oder Jäger hatte keine Aussichten, je mit einer das Lager zu teilen. Aber das Schicksal lächelte ihm zu.

Zum ersten Mal hatte Madra das Gefühl, zu Höherem bestimmt zu sein. Vielleicht war ja auch das der Grund, warum Skanga ihn ausgewählt hatte?

»Was heißt hier Helden? Was hast du vor? Du musst Skanga rufen! Sofort!«

»Nein.«

Der Lutin starrte ihn fassungslos an. Ob es an ihrer Größe lag, dass den Kobolden jeglicher Mut fehlte?

»Bist du verrückt? Du willst doch nicht etwa ... « Der Kleine hob abwehrend die Hände.

»Hast du den Gerichtssaal in Feylanviek vergessen? Wie viele Trolle haben die beiden getötet? Und wie viele Kobolde?« Er schnaubte. »Und du hältst es für eine gute Idee, Emerelle und Ollowain allein zum Kampf zu stellen? Die zwei könnten ein kleines Heer in Stücke schneiden. Hast du vergessen, was wir in der Klamm gesehen haben?

All die Felsbrocken! Die beiden hätten tot sein müssen! Aber sie haben es geschafft.«

»Du hast schon Recht...«

Der Lutin hob in großer Geste die Hände. »Danke. Danke! Es steckt also doch ein mehr als wallnussgroßes Hirn unter deinen dicken Schädelknochen. Ein Hauch von Weisheit!«

Madra dachte erneut daran, den Lutin zu fressen. Wenn Skanga käme, dann brauchte er den Kobold nicht mehr, um in seine Heimat zurückzukehren. Aber er wollte die Schamanin nicht rufen.

»Wir werden es ganz anders anfangen als Gharub. Er wusste nicht, wen er vor sich hatte. Bei uns ist das anders. Wir können die zwei töten. Wir brauchen allerdings Mut!«

Der Lutin sah aus, als werde er sich gleich bepissen. Madra wünschte sich, er hätte einen richtigen Krieger an seiner Seite. Dann dachte er an die Verwandlung. Der Kleine hielt einiges aus. Man musste ihn nur richtig nehmen.

»Willst du berühmter als dein Bruder werden?«

Der Lutin spitzte die Ohren.

Der Skorpion

Skanga suchte nach der Farbe der Angst in der Aura des Kobolds. Doch der kleine Krieger schien sie nicht zu fürchten. In seinem Volk sprach man viel von ihm.

Kommandant Skorpion nannten sie ihn. Anführer der ersten Befreiungsfront.

Koboldunsinn! Warum sollte man sich das Leben mit tausend blumigen Namen schwermachen?

»Du bist also Madrog«, sagte sie nach einer Weile.

»So ist es.«

Wenigstens macht er keine überflüssigen Worte. Eine seltene Veranlagung bei Kobolden. Skanga war der Überzeugung, je kleiner ein Geschöpf wurde, desto schwerer fiel es ihm, zu schweigen. Kobolde waren eine Plage. Burg Elfenlicht hallte wider von ihrem unaufhörlichen Geplapper! Sie sehnte sich nach Feylanviek zurück.