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»Ich weiß, deine Liebe zu Ollowain ist unerfüllt. Trotzdem fragst du nach ihm ...

Falrach könnte dir alles geben, wonach du dich sehnst.« Sie lächelte. »Aber du greifst immer nach dem Unerreichbaren. Das ist dein Schicksal. Doch nun zu deiner Frage.

Wie du Ollowain zurückholen kannst, kann ich dir nicht sagen.«

Emerelle war so vor den Kopf geschlagen, dass sie einige Augenblicke brauchte, um sich zu fassen. »Du willst mir nicht helfen! Orakel müssen eine Antwort geben!«

»Das tat ich auch.«

»Diese Worte kann ich nicht akzeptieren! Du ... « »Kein Orakel in Albenmark kann dir deine Frage beantworten. Damit ist alles gesagt. Nun geh! Ich erwarte noch zwei Besucher.«

Emerelle vermochte ihre Wut kaum zu beherrschen. Sie war überzeugt, dass dies Firaz’

Rache war! Das war kein Orakelspruch! Orakel atmeten Rauch ein, warfen Knochen, taten irgendwelche seltsamen Dinge. Nichts davon hatte Firaz getan! Die Elfe mochte nicht glauben, dass die Gazala ihre Frage schon lange gekannt hatte und ebenso diese Antwort. Sie würde einen Weg finden, Firaz zum Reden zu bringen. Sie würde alles tun, um Ollowain zurückzugewinnen. Doch nicht in dieser Nacht. Mochte Firaz ihre anderen Besucher empfangen. Sie hatte Zeit! Sie würde sie besuchen, sobald ihr eine Möglichkeit eingefallen war, eine bessere Antwort aus ihr herauszuholen.

Die Saga von Kadlin Alfadasdottir

»(...) So stand sie auf der Schwelle der Goldenen Hallen und bat die Recken des Fjordlands, für die Elfen ins Felde zu ziehen. Und so kämpften sie auf fremder Wallstatt und retteten die Mark der Alben, wo deren Kinder jede Hof nung auf einen Sieg verloren hatten. Und in ihrer Mitte focht Kadlin, den tapferen Lambi an ihrer Schwertseite, den selbstlosen Answin bei ihrem Schildarm. Und sie siegten über das Heer von Ungeheuern, das nach Albenmark einfiel. Und ihr Ruhm unter den Kindern der Alben war ohne Grenzen. Ein Schif aus lauterem Gold brachte die Heldenkönigin und ihre Recken zurück nach Firnstayn. Doch fand sie auf dem Throne keine Ruhe. Als sie für der Alben Kinder focht, war ihr Vater Alfadas vom Trollkönig Orregrim erschlagen worden. Der getreue Lambi bot ihr an, den Heerbann des Fjordlands zu versammeln, und das, obwohl es Winter war. Kadlin aber verbat ihm das. Sie wollte keinen Recken für die Blutfehde ihrer Familie opfern. So schlich sie allein aus der Königsburg und reiste durch eisigen Winterwind gen Norden, bis sie schließlich vor der Nachtzinne stand. Dies ist die Feste der Trolle. Eine Burg hoch und mächtig wie ein Berg. Da rückte die Schildwache gegen sie aus, und sie spotteten über die winzige Menschentochter. Kadlin aber zog kalten Herzens ihr Schwert.

Sieben Streiche bedurfte es, die Wachen zu fälen. Und sie nahm das Wachhorn der Toten, geschnitten aus dem Zahn eines Ungeheuers, lang wie ein Mann und schwer wie ein Ochsenjoch. Als sie hineinstieß, hal te das Horn so laut, dass man es noch in Firnstayn wie fernes Donnergrol en vernahm. Da trat Orregrim selbst auf die Zinnen seiner Veste. Als er aber die Menschentochter sah, da mochte er nicht glauben, dass sie al ein seine Recken erschlagen hatte. Und er schickte seinen Heerbann, und sie bezogen in weitem Kreise Posten um Kadlin.

Mehr als tausend Trolle umringten sie, doch Kadlin blieb weiterhin kalten Herzens. Da schickte Orregrim seinen ersten Krieger, sie zu erschlagen. Es war ein Elfenschlächter und Drachentöter. Ein Troll, so stark, dass er al ein einen Ochsenkarren samt Gespann zu heben vermochte. Fünf Schritt maß er vom Scheitel bis zur Sohle, und die Keule, mit der er zum Kampfe zog, wog so schwer, dass wohl drei Männer sie nicht hätten heben können. Wohl eine Stunde dauerte der ungleiche Kampf. Und die Grundmauern der Nachtzinne erbebten, wenn einer der schweren Hiebe die Königin verfehlte und auf den Felsboden traf. Kadlin durchtrennte dem Hünen die Sehnen an den Fersen, und als er stürzte, nahm sie ihm den Kopf. Die Trol e aber waren ob des Todes ihres größten Kriegers so erschrocken, dass niemand mehr gegen die Menschentochter kämpfen mochte. Da lud Orregrim sie an seine Festtafel, um mit ihr zu speisen. Es wurden die köstlichsten Gerichte aus See und Land aufgetragen. Schwerer Honigmet floss in Strömen. Kadlin aber blieb besonnen. Sie aß in Maßen und trank nur wenig. Als ihr aber ein in Honige gebratenes Stück Fleisch aufgetragen wurde, erkannte sie darin das Herz ihres Vaters.

Da überkam sie das heiße Blut ihres Großvaters Mandred, und sie erschlug ihren Tischnachbarn mit ihrem Methorn. Sie wütete so schrecklich, dass bald überal im Festsaal tote Trol e lagen und großes Klagen und Wehgeschrei anhob. König Orregrim beugte vor ihr das Knie und bat sie um Vergebung. Und er überließ der Königin Kadlin den Leichnam ihres Vaters und einen Schlitten vol er Gold. Auch gelobte der Trol könig, dass nie wieder ein Troll einen Fuß auf den Boden des Königreiches Firnstayn setzen werde.

Als man ihren toten Vater vor sie brachte, da verging der wilde Zorn der Königin. Sie nahm den großen Schlitten. Und sie allein zog ihn über die Berge bis hin nach Firnstayn. Auf dem ganzen Weg aber weinte und klagte sie über das grausame Schicksal ihres Vaters Alfadas, dem sie als Kind im Elfenwinter entrissen ward.

So viele Tränen vergoss sie auf dem Weg zurück, dass den Leichnam des Alfadas ein Panzer aus Eis umgab, als sie Firnstayn erreichte. Und so legte man ihn in seinen Grabhügel. Und es heißt, dies Eis werde nicht schmelzen bis zu jenem Tage, an dem Mandred wiederkehrt und sich die toten Könige aus ihren Gräbern erheben werden, um in die letzte Schlacht um das Land der Fjorde zu reiten.

Kadlin aber nahm ihren Thron, und wenige Wochen nach ihrer Heimkehr gebar sie ein wunderschönes Mädchen. Doch war das Haar des Kindes weiß wie frischer Winterschnee ob all der Schrecken, die es schon vor seiner Geburt erlebte. Wegen des weißen Haares nannte ihre Mutter sie Swana Björnsdottir. So lebte die Königin für einige Jahre in Frieden und sah ihre Tochter aufwachsen, doch ihr wildes Blut war nicht gezähmt. Und es kam der Tag, an dem sie erneut zum Schwerte griff, als (...)

Nacherzählung der Verse des Skalden Isleif, Band 3 der

Tempelbibliothek zu Firnstayn, s. 72.

Ein anderes Leben

Falrach hatte die Stimme zum ersten Mal gegen Mittag gehört. Sie war wie ein Wispern im Wind. Ein Raunen im Rascheln der Blütenblätter des Oasengartens. Und er wusste, dass nur er sie hörte. Anfangs hatte er versucht, sie zu ignorieren. Die Stimme für eine Sinnestäuschung gehalten. Vielleicht war er zu lange in der Hitze gewesen? Er war immer noch geschwächt vom langen Marsch durch die Wüste und all seinen Qualen.

War das Hattah der Quell der Stimme? Das Gift der Kakteen? Vielleicht hatte es seinen Verstand angegriffen?

Einen Tag waren sie nun im Jadegarten. Die Grauhäute hatten in kleinen Jagdgruppen die verwilderte Parklandschaft durchstreift. Nie zuvor hatten sie so reichliche Jagd-beute gemacht. Allerlei Echsen, sogar ein junges Krokodil hatten sie erlegt. Dutzende bunte Vögel. Eine Gazelle und auch eine Gämse. Sie bereiteten ein großes Festmahl vor, doch Falrach stand nicht der Sinn nach Geselligkeit. Falrach hatte sich von ihrem ausschweifenden Fest zurückgezogen. Nun dämmerte es, und der Elf ertappte sich dabei, dass er zu überlegen begann, ob es die Geister, von denen Oblon erzählt hatte, vielleicht wirklich gab.

Endlich entschied er, den Stimmen nachzugeben. Vielleicht würde das ihn befreien? Er hätte auch zu Emerelle gehen können, doch seit sie beim Orakel gewesen war, war sie seltsam in sich gekehrt. Was immer die Gazala ihr gesagt hatte, hatte sie zutiefst aufgewühlt.

Falrach machte einen weiten Umweg durch den Garten. Vorbei an den Lilienteichen und Pavillons aus tausendjährigen Rosenstöcken. Die Stimme hatte ihn ermahnt, ganz sicherzugehen, dass er nicht verfolgt wurde. Immer wieder drehte er sich um, wechselte die Richtung oder hielt inne, um auf verstohlene Geräusche zu achten.

Endlich, als er überzeugt war, allein zu sein, verließ er den Weg und schlich in das Dickicht des riesigen, verwilderten Gartens, bis er den Eingang zur Pyramide sah.