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»Seid ihr bereit?«

Misht rollte mit den Augen. »Ich warte immer noch darauf, dass einer auf einem Fass mit Lampenöl seine Pfeife ausklopft. Ich hätte ihnen sagen sollen, was da drin ist.«

»Nein. Lieber verliere ich eine Kutsche als die Schlacht, weil unsere Feinde ahnen, was auf sie zukommt.«

Der Kobold blickte zu dem kleinen Fass, das hinter der Kutschenpritsche festgezurrt war. »Das Zeug muss man nur scharf ankucken, dann geht es schon in Flammen auf. Und es qualmt wie ein asthmatischer Drache.«

»Wie sieht es mit den Glasflaschen aus?« Der Kobold zuckte mit den Schultern. »Wie du es vorhergesagt hast. War ‚ne holprige Fahrt. Mehr als die Hälfte liegt in Scherben. Aber mit dem Rest haben wir immer noch genug.«

»Ich vertraue auf dich«, sagte Ollowain ein wenig steif, dann zog er seinen Hengst herum und suchte nach Nestheus. Er hatte einen wichtigen Auftrag für Orimedes‘ Sohn, der den jungen Kentauren aus dem unmittelbaren Kampfgebiet bringen würde. Wahrscheinlich würde der Junge ihn dafür verfluchen, aber sein Vater hatte große Pläne mit ihm. Für die Zukunft des Windlands war es wichtig, dass er lebend nach Feylanviek zurückkehrte.

Der Gedanke hatte etwas Beklemmendes. Ollowain blickte nach Osten. Inzwischen war die Sonne aufgegangen. Wie ein feuerroter Ball hing sie über den Hügeln. Ihr Licht legte einen blassroten Schimmer auf die Rüstungen der Lanzenreiter, die er gerade passierte.

Der Schwertmeister atmete tief ein. Es roch nach Staub und zerstampftem Gras. Die Grillen hatten ihr morgendliches Konzert begonnen. Es würde ein heißer Spätsommertag werden. Sein letzter Tag. Der Elf schluckte. Er durfte sich nicht mit solchen Gedanken aufhalten. Das Leben hunderter Krieger hing davon ab, dass er seine Aufgaben als Feldherr so gut wie möglich meisterte. Er durfte sich jetzt keinen Gefühlsduseleien hingeben!

Wie erwartet sträubte sich Nestheus gegen den Befehl. Der junge Kentaur sah zwar ein, wie wichtig seine Aufgabe war, aber er wehrte sich verzweifelt dagegen, dass diese Pflicht ausgerechnet ihm übertragen wurde. Erst als Ollowain ihm damit drohte, ihm sein erstes Kommando wieder zu entziehen und ihn in Ketten legen zu lassen, fügte sich Nestheus. Der Schwertmeister hatte das Gefühl, dass der Junge einmal ein guter Anführer werden würde, auch wenn er ein wenig zu stur und aufbrausend war.

Als Ollowain zum Hügel zurückkehrte, von dem aus er den Aufmarsch des Heeres beobachtet hatte, fand er dort alle ranghohen Befehlshaber versammelt. Er setzte sie über die neue Lage in Kenntnis, dass die Trolle sie offenbar erwarteten, dann schilderte er den Teil seines Schlachtplans, den er bislang vor allen geheim gehalten hatte.

Als er endete, lag wieder Zuversicht in den Blicken seiner Gefährten. Elodrin verneigte sich vor ihm. »Schwertmeister, du bist auch ein Meister des Krieges. Wir werden durchbrechen! Wir werden sicherlich sogar bis zum Mordstein kommen und können die Festung besetzen. Dort werden wahrscheinlich nur Weiber und Gebrechliche sein. Es sollte leicht sein, ihren Widerstand zu überwinden.«

Ollowain sah den Seefürsten verwundert an. Eine der verlorenen Felsenburgen der Snaiwamark zurückzuerobern, war nie Teil ihrer Pläne gewesen. »Wir sind ein schnelles und schlagkräftiges Heer. Aber um eine Festung zu halten, fehlen uns die Fußtruppen. Außerdem wäre es für die Trolle ein Leichtes, die Besatzung des Mordsteins zu belagern und von jedem Nachschub abzuschneiden. Uns fehlen alle Mittel, um so eine Festung zu halten, selbst wenn wir sie erobern sollten.«

Elodrin lächelte überheblich. »Wie ich sehe, erkennst du doch nicht alle strategischen Notwendigkeiten dieses Krieges. Es geht nicht darum, eine Festung zu besetzen. Es geht um die Trollweiber dort. Wir sollten sie töten. Das wäre der schwerste Schlag, den wir den Trollen versetzen können. Denn von Niederlagen in Feldschlachten erholen sie sich viel schneller als wir von unseren Siegen.«

Der Schwertmeister war fassungslos. »Ich führe keinen Krieg gegen Weiber, Kinder und Alte.«

»Deine Ritterlichkeit in Ehren, Ollowain, aber ich glaube, du hast aufgrund deiner langen Abwesenheit noch nicht die Zeit gehabt zu verstehen, worum es in diesem Krieg wirklich geht. Seit die Trolle nach Albenmark zurückgekehrt sind, sind ihre Weiber außergewöhnlich fruchtbar geworden. Es vergeht kaum ein Jahr, in dem nicht jede von ihnen ein Kind bekommt. Als die Trolle versuchten, über die Albenpfade ins Herzland vorzustoßen, hat Emerelle tausende von ihnen getötet. Doch nun, gerade einmal fünfzehn Jahre später, sammelt sich in dieser Ebene ein Heer, das noch größer ist als jenes, das unsere Königin besiegte. Und wir Elfen haben immer noch nicht die Verluste ersetzen können, die wir in Vahan Calyd, Reilimee und Phylangan erlitten haben. Unsere Frauen gebären ein oder zwei Kinder in einem Leben, das nach Jahrhunderten zählt. Und wie lange dauert es, bis du einen Krieger ausgebildet hast, Ollowain? Jahrzehnte! Selbst wenn wir unter deiner Führung Sieg an Sieg reihen, werden wir keine Schlachten ohne eigene Verluste schlagen. Wir werden uns zu Tode siegen. Es gibt nur einen Weg, dieses Dilemma zu beenden. Wir müssen ihre Weiber töten. Nur so wird unser eigenes Volk überleben, Schwertmeister.«

Erschüttert sah Ollowain, wie Katander von Uttika und Ajax, der Minotaurenfürst, beifällig nickten.

»Wenn wir Frauen und Kinder ermorden, dann sind wir zu dem geworden, was wir ausgezogen sind zu bekämpfen, Elodrin. Ich erteile hiermit den ausdrücklichen Befehl, den Mordstein zu verschonen. Ich bin ein Krieger, kein Mörder!«

»Hehre Worte, Feldherr«, entgegnete der Fürst von Alvemer zynisch. »Ich sehe in dir einen lebenden Toten, denn wer sich der Logik des Krieges nicht unterwirft, der wird vernichtet werden. Auch ich fordere dich auf, noch einmal zu bedenken, wofür wir kämpfen! Was nutzt deine Ritterlichkeit, wenn sie uns daran hindert, diese Ungeheuer zu besiegen, die nach jeder Schlacht die Toten auf der Walstatt fressen, die in Höhlen hausen und deren Schamanen sich der Blutmagie ergeben haben. Ich werde alles tun, um zu verhindern, dass die Trolle jemals den Thron Albenmarks besteigen. Alles!«

»Elodrin«, sagte Ollowain mit mühsam beherrschter Stimme.

»Hiermit entziehe ich dir als kommandierender Feldherr das Kommando über die Lanzenreiter. Du wirst den Befehl über die Nachhut übernehmen, deren Aufgabe darin besteht, ihre Stellung zu halten, um den schnellen Verbänden nach dem Kampf einen sicheren Rückzugsweg offen zu halten.«

Der Seefürst erbleichte. »Damit besiegelst du das Schicksal unseres Volkes. Ganz gleich, wie glorreich dein Sieg heute sein wird. Dein Weg wird uns alle in die Vernichtung führen. Nicht die Trolle werden die Schlächter unseres Volkes sein. Du bist es, Ollowain! Du allein!«

Glas und Seide

Mishts Hand klammerte sich um den Flaggenstock. Seit er sich Melvyn und dessen Kriegern angeschlossen hatte, hatte er in mehr als einem Dutzend Scharmützeln mit Trollen gekämpft. Er war kein Feigling! Aber das hier war etwas anderes. Was er sah, machte ihm Angst.

Das Land fiel in sanften Wellen zur Ebene hin ab. Die schweren Karren hatten auf einem Hügelkamm Stellung bezogen, sodass er einen guten Überblick hatte. Das Heer der Trolle stand etwas mehr als eine halbe Meile entfernt; wogende Staubschleier verhüllten es halb vor seinem Blick. Schild an Schild standen die Trolle in weitem Halbkreis und warteten. Vor ihnen preschte die Masse der Kentaurenkrieger parallel zu ihrer Front und schoss einen wahren Hagel von Pfeilen auf sie ab. Die Pferdemänner waren es, die den Staub aufwirbelten und den Trollen den Blick auf das Gelände vor ihnen nahmen. Die Geschosse der Kentauren richteten kaum Schaden an. Selbst über die weite Entfernung konnte Misht den Einschlag der Pfeile hören. Es klang wie dumpfes Klopfen. Die zollstarken Schilde der Trolle vermochten sie nicht zu durchdringen.