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Ein fauchendes Geräusch ging in Schreckensschreien unter. Die Linie der Schildträger zerbrach im Zentrum. Hitze schlug der Schamanin entgegen. Birga klammerte sich an ihren Arm.

»Die schwarzen Kugeln«, stammelte ihre Ziehtochter. »Die Kugeln. Kommt fort von hier. Es sind auch welche über uns.«

»Wachen, bleibt bei eurem König! Bildet einen Schildwall!«, schrie Skanga. »Wer jetzt fortläuft, dem wird sein Herz zu Staub zerfallen, und dessen Kinder und Enkel werden als Sklaven geboren sein bis in ihr siebtes Glied.«

Die Schamanin schmeckte öligen Rauch. Der Gestank von verbranntem Fleisch zog über das Schlachtfeld. Es war wie beim Sturm auf das Tor von Phylangan. »Haltet die Krieger zusammen«, rief Skanga und schwenkte zornig ihren Knochenstab. »Was passiert?«, fragte sie leise.

Birgas Stimme klang atemlos vor Schreck. »Die Kugeln. Sie spucken Fontänen aus Feuer auf uns hinab. Manche stürzen auch brennend aus dem Himmel, und wo sie niedergehen, steht sofort das Gras in Flammen. Der Wind treibt uns die Feuer entgegen, Skanga. Überall sind Rauchsäulen. Golden gepanzerte Reiter brechen durch die vorderste Schlachtreihe.«

Ganz in der Nähe schrieen Krieger auf. Hitze streifte wie Drachenatem Skangas Gesicht. Ihre toten Augen begannen zu tränen. Die Schamanin hielt eine Hand fest in die Schulter Gilmaraks gekrallt.

»Ganz gleich, was auch geschieht, Junge, du weichst nicht von meiner Seite. Sie wollen uns auseinander treiben. Das darf ihnen nicht gelingen! Steht der Schildwall auf dem ....« Etwas Heißes traf Skanga im Gesicht. Sie zuckte zusammen. Es waren nur ein paar Tropfen.

Gilmarak schrie auf und riss sich los. Skanga sah die himmelblaue Aura des Jungen. Der König lief davon.

»Halte ihn auf, Birga! Hol ihn! Er darf nicht sterben! Hol ihn zurück. Sie werden ihn jagen. Du weißt, wie gnadenlos sie sind! Sie ...« Ihre Worte erstarben in einem Hustenkrampf. Skangas Kehle brannte, als würde auch sie in Flammen stehen. Der Rauch! Die Elfen mussten irgendetwas hineingegeben haben. Skanga spürte die Hitze der Feuer rings herum. Der Rauch aber blieb ihren blinden Augen verborgen. Es war nichts Magisches, was die Elfen damit angestellt hatten. Vielleicht Gift?

Ihr Husten ging in ein Würgen über.

»Wachen ... zu mir!« Sie tastete über ihr Gesicht. Dort, wo die Flammentränen sie berührt hatten, ertastete sie schmerzende Blasen. An einer Stelle dicht beim linken Auge gab es nur noch rohes Fleisch. »Wir holen den König«, stieß sie hervor. »Mir nach!!« Schwer auf ihren Knochenstab gestützt, stieg sie den Hügel hinab, der Flut flüchtender Trolle entgegen.

Bronze und Federn

Katander blinzelte ungläubig. Von einem Augenblick zum anderen war der Horizont ein Inferno aus Rauch und Flammen geworden. Nie zuvor hatte er so etwas gesehen. Das war nicht das, was er sich unter einer Schlacht vorstellte! Das war ... Er hatte keine Worte dafür. Es war unheimlich. Irgendwie falsch. Krieg sollte der Klang von Stahl auf Stahl sein. Nicht so etwas!

»Fürst! Mein Fürst? Das Signal.« Die Stimme seines Schwertbruders Parmeion erinnerte Katander an seine Pflichten. Er riss das Doppelschwert hoch. »Das Signal!« Die Bläser hoben ihre goldenen Luren an die Lippen. Die schlanken Schlangenhälse der Instrumente streckten sich dem Himmel entgegen. Ein tiefer, melancholischer Klang hallte über das Schlachtfeld und begleitete den Sanhalla bis hinüber zu den Trollen. Das Signal wurde von den anderen Kentaurengruppen aufgenommen. Überall entlang der Schlachtlinie erklangen weitere Luren.

»Die Tücher!«, befahl er und rammte sein Doppelschwert in den Boden. Er nahm den Helm ab, wickelte ein dickes Leinentuch von seinem Waffengurt und schüttete etwas Essig aus seinem Wasserschlauch darüber. Dann band er es vor Mund und Nase. Ollowain hatte ihnen erst am Morgen den Befehl gegeben, diese Tücher zu tragen, um sich gegen den dicken, schwarzen Qualm zu schützen.

Der Kentaurenfürst hatte das für irgendeine Elfenspinnerei gehalten, doch jetzt, wo er die Flammensäulen vor sich sah und den dichten Rauchschleier, der die Schlachtlinie der Trolle verschlang, dachte er anders. Er zurrte den Kinnriemen des Helms fest. Es war Zeit, das Bluthandwerk zu beginnen.

Katander riss das Doppelschwert aus dem Boden und hob die mörderische Waffe der Bronzekrieger aus Uttika hoch über den Kopf. Auf den Enden des mit Leder und Silberdraht umwickelten Holzstabs saßen zwei gekrümmte Schwertklingen. Dieses Schwert hatte schon sein Großvater in der Schlacht getragen, doch einen Tag wie diesen hatte die alte Waffe gewiss noch nie gesehen! »Zum Angriff!«, rief der Kentaurenfürst aus voller Kehle und preschte los.

Der Boden erbebte unter dem trommelnden Hufschlag seiner Gefährten. Die Luren ließen sein Herz schneller schlagen. Sie schrieen die Melodie der Schlachten dem rauchverhangenen Himmel entgegen. Ohne sich umzudrehen, wusste Katander, dass die Linie der Reiter hinter ihm jetzt langsam auffächerte. Um die Doppelschwerter einzusetzen, brauchte man Platz. In enger Formation würde man seine Kameraden verletzen.

Aus den Augenwinkeln sah der Fürst, wie die leichter bewaffneten Kentauren der Steppe zu ihnen einschwenkten und sich gegen den Befehl Ollowains dem Angriff anschlossen. Er erkannte Orimedes mitten unter den Kriegern und musste lächeln. Für einen Viehdieb aus der Steppe war er ein ganz brauchbarer Kerl.

Die Linien der Trolle waren aufgebrochen. Viele von ihnen hielten trotz Flammen und Rauch ihre Stellung. Doch überall klafften breite Lücken in der Schlachtreihe. Die hölzerne Mauer war zerbrochen, noch bevor die erste Angriffswelle gegen sie anbrandete. Katander schwenkte ein wenig nach links ein und hielt auf eine dieser Lücken zu. Seine Hände schlossen sich fester um den Griff des Doppelschwertes.

Er sah einen Trollkrieger, dem Feuerzungen über die Brust leckten und dessen Gesicht eine einzige blutende Wunde war. Dennoch versuchte er, seinen Posten wieder einzunehmen. Katander bäumte sich auf. Seine Vorderhufe trommelten auf den großen Schild, den der Troll zu seinem Schutz hochriss. Die Wucht der Huftritte riss den großen Krieger von den Beinen. Er stürzte in das verbrannte Gras. Katanders Doppelschwert beschrieb einen weiten Bogen. Die stählerne Klinge traf den Troll seitlich am Kopf. Knochen krachten. Die Wucht des Treffers ließ die Augen des Sterbenden hervorquellen, als wollten sie aus den Höhlen springen.

Mit einem Satz war der Kentaurenfürst über den Feind hinweg. Ein Rückhandhieb traf das Handgelenk eines anderen Trolls, der mit hoch erhobener Keule auf ihn losstürmte. Hand und Keule flogen in weitem Bogen davon. Katander riss das Doppelschwert hoch und versetzte dem Krieger einen Stich mitten in die Brust. Das gekrümmte Schwertblatt glitt vom Brustbein ab und verkantete sich zwischen den Rippen. Der Troll griff mit der Linken nach der Klinge. Blut quoll ihm zwischen den Fingern hervor. Mit dem Stumpf der Rechten schlug er nach Katander. Der Kentaur drehte sich leicht. Der Hieb traf ihn seitlich am Kopf. Er wurde vom Wangenschutz seines Helmes abgemildert, dennoch tanzten dem Fürsten grelle Lichter vor den Augen. Warmes Blut spritzte durch die Helmöffnung.

Katander hielt das Doppelschwert mit beiden Händen umklammert. Beide zerrten sie an der Waffe. Der Stahl musste dem Troll schon bis auf die Fingerknochen schneiden, doch er ließ nicht los.

Plötzlich kippte der Kopf des Trolls vom Hals. Parmeion ließ das Doppelschwert spielerisch um seinen Kopf kreisen. »Du verzeihst mir, Fürst. Das war kein Gegner mehr für dich!« Der junge Krieger brach in schrilles Gelächter aus und preschte davon. Dichter Rauch verschlang den Rappen.

Katander blickte auf den Toten. Der abgeschlagene Kopf lag auf der Seite. Die Augen waren starr auf die Hand mit der Keule gerichtet, die nur einen Schritt entfernt lag.

Etwas schlug scheppernd gegen die Brustplatte des Kentaurenfürsten. Ein faustgroßer Stein hatte ihn getroffen. Nicht weit entfernt sammelte sich eine schnell größer werdende Truppe von Trollen. Einige hatten große Taschen umgeschlungen und hielten Lederschlingen in ihren unförmigen Händen. Schleudern! Schon hob einer von ihnen seine Schlinge und ließ sie in weiten Kreisen über seinem Kopf wirbeln.