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»Uttiker zu mir!« Katanders Rippen schmerzten. Die tiefe Beule im Bronzepanzer quetschte seine Bauchmuskeln, und jeder Atemzug versetzte ihm einen schmerzhaften Stich.

Die Trolle durften keine Gelegenheit finden, sich wieder zu formieren. Sie mussten den Trupp so schnell wie möglich auseinander treiben.

Katander preschte vor, ohne darauf zu warten, ob jemand auf seinen Befehl reagierte.

Die Lederschlinge des Trolls öffnete sich. Der Stein flog dem Fürsten entgegen und streifte seinen Helmbusch. Dann war der Pferdemann heran. Der Schleuderer war ein solcher Hüne, dass er selbst den Kentauren noch um zwei Haupteslängen überragte. Er zog einen Kriegshammer mit einem schweren Granitkopf aus seinem Gürtel.

Katander führte mit dem Doppelschwert einen Stich, der auf den Bauch des Trolls zielte, doch der Riese wich überraschend behände aus. Ein Rückhandschlag zielte auf den Kopf des Kentauren. Der Fürst duckte sich und führte einen Stich, der dem Troll drei Zehen von seinem Fuß trennte.

Mit einem ohrenbetäubenden Jaulen machte der Hüne einen Satz zurück und hüpfte unbeholfen auf einem Bein. Den nächsten Schlag Katanders sah er vermutlich nicht einmal kommen. Die Waffe des Kentauren wirbelte herum und traf den Troll seitlich am Kopf. Katander lenkte die Kraft des Aufschlags um und führte mit der Klinge am unteren Ende des Doppelschwerts einen Hieb gegen das linke Knie des Trolls. Der Schleuderer stürzte. Ein Stich traf ihn in den Mund, ließ Zähne zersplittern und trieb den Stahl tief in seinen Kiefer. Blut spuckend kippte der Troll nach hinten. Mit letzter Kraft führte er stürzend einen Hieb gegen den Rumpf des Kentauren.

Die Wucht des Treffers riss den Fürsten von den Beinen. Er spürte Rippen brechen, und ein peitschender Schmerz raubte ihm die Sinne.

Im verbrannten Gras liegend, kam er zu sich. Neben ihm lagen erschlagene Krieger seines Gefolges. Einem von ihnen war der Bauch aufgeschlitzt, dunkle Darmschlingen rutschten heraus. Der junge Krieger sah ihn mit flehendem Blick an. Er wollte etwas sagen, brachte aber nur noch ein Röcheln hervor.

Katander schüttelte den Kopf und bereute es sofort. Sein Nacken schmerzte, als stecke ein Messer darin. Seine Uttiker hatten einen weiten Kreis um ihn gebildet. Auch eine Hand voll Steppenkrieger war bei ihnen. Sie versuchten die Trolle fern zu halten, die sich rings herum in dichten Trauben sammelten.

Steine zischten durch die Luft. Der Kopf eines Steppenreiters platzte in einer Blutfontäne, als er getroffen wurde. Die Trolle schienen sich dazu entschieden zu haben, sie auf Distanz mit Steinwürfen zu erledigen, um den mörderischen Doppelschwertern nicht mehr allzu nahe zu kommen.

Scheppernd krachte ein Schleuderstein gegen eine Brustplatte. Einer seiner Krieger brach in die Knie.

Verzweifelt versuchte Katander wieder auf die Beine zu kommen. Er fühlte sich schwach wie ein neu geborenes Füllen. Immer wieder knickten die Beine unter ihm ein. Seine Männer durften nicht hier bleiben! Hier würden sie abgeschlachtet werden, ohne sich auch nur wehren zu können. Und sie taten es seinetwegen, um einen lebenden Schutzwall um ihn zu formen.

Wieder prasselten Steine auf die Uttiker nieder. Die Trolle sammelten immer mehr Schleuderer. Katander rammte sein Doppelschwert in die verbrannte Erde. Die Klingen waren dunkel vom Blut erschlagener Trolle. Wenn er es jetzt nicht schaffen sollte, sich wieder aufzurichten, dann würde er sich in sein Schwert stürzen. Er musste dem Sterben der tapfersten seiner Männer ein Ende bereiten. Wäre er erst einmal tot, dann wären sie frei, davonzupreschen und sich nicht länger dem tödlichen Steinhagel auszusetzen.

Mit beiden Händen umklammerte der Fürst den Schaft der Waffe. Seine Arme zitterten vor Anspannung. Er sah einen Muskel an seinem linken Arm zucken, als winde sich ein kleines Tier dicht unter seiner Haut. Halb hatte er sich aufgerichtet. Da sah er sein linkes Vorderbein. Ein geborstener Knochen ragte durch sein rostbraunes Fell. Katanders Mund war schlagartig staubtrocken. Er würde nicht mehr hochkommen. Es war unmöglich, aus eigener Kraft zu laufen. Und wenn seine Männer ihn stützten, dann würden sie so langsam werden, dass es unmöglich war, den Trollen zu entkommen.

Verzweifelt blickte Katander sich um. Der Ring seiner Krieger war geschrumpft. Die Trolle aber hatten sie jetzt fast vollständig eingeschlossen. Immer neue Hünen traten aus dem dichten Rauch. Ihre Übermacht war erdrückend. Wenn seine Krieger jetzt nicht den Durchbruch wagten, dann gab es kein Entkommen mehr.

Der Fürst richtete die obere Klinge gegen seine Kehle. Er erinnerte sich daran, wie er als junges Füllen das Doppelschwert seines Großvaters bewundert und es einmal heimlich aus dem grünen Tuch gewickelt hatte, in dem es der Alte in Friedenszeiten verwahrte. Damals hatte er die Waffe nicht einmal heben können. Katander dachte an den stolzen Augenblick, als er das Schwert aus den Händen seines Vaters empfangen hatte, der nach einer Pfeilwunde eine steife Schulter behalten hatte und lange vor der Zeit sein Leben als Krieger hatte aufgeben müssen. Nie hätte sich Katander träumen lassen, dass er diese Waffe eines Tages gegen sich richten würde.

Der Fürst spürte den Boden unter seinen Füßen beben.

Die Schwertklinge unter seiner Kehle schimmerte rötlich im Licht der Feuer.

Jubelrufe übertönten den Schlachtenlärm. Der Boden bebte stärker. Und dann sah er sie! Die Streitwagen Arkadiens umzingelten die Kriegerhaufen, in denen sich die Trolle gesammelt hatten, nachdem sie sich vom ersten Schock des Flammenangriffs erholt hatten.

Schillernde Seidenbanner flatterten wie Flügel an den Seiten der Streitwagen. Die Luft war erfüllt von sirrenden Pfeilen. Jetzt hörte Katander auch wieder Kriegsluren. Von der linken Flanke kam einer seiner Trupps herbeigeeilt und schloss sich dem Elfensturm an. Kurz erkannte Katander die Elfengräfin Caileen in ihrer grüngoldenen Rüstung. Sie hielt einen großen Bogen und sandte mit gelassener Miene Pfeil auf Pfeil in die Scharen der Trolle, die sich erneut zur Flucht wandten.

Die Luft knisterte vor Magie. Im aufgewirbelten Staub formten sich schlangenartige Leiber. Sie wogten den Trollen entgegen. Der Staub blendete die Hünen, drang ihnen durch Mund und Nase in die Lunge und erstickte sie. Manche wurden auch von den Staubwirbeln emporgehoben und aus großer Höhe fallen gelassen. Wieder andere schmirgelten den Trollen die Haut vom Leib, bis ihre Körper eine einzige, blutende Wunde waren. Katander beobachtete das Schauspiel gleichermaßen fasziniert wie angewidert. Krieger sollten nicht auf diese Weise kämpfen. Doch der entfesselte Elfenzorn kannte keine Schranken mehr.

Mit den Staubgeistern verschwanden auch die Streitwagen. Einige Gefährten eilten herbei, um Katander aufzuhelfen. Er stützte sich mit den Armen auf die Schultern der Krieger. Jemand schnallte ihm die eingedellte Brustplatte ab. Endlich konnte er wieder ohne Schmerzen atmen!

Für ihn war die Schlacht vorüber. Sie stiegen über einen Wall aus Toten hinweg. Zu viele seiner Krieger lagen in ihren schimmernden Rüstungen zwischen den Trollen!

Unter den Toten sah er auch Parmeion. Er lag nicht weit von dem Troll, den er enthauptet hatte. Seine Arme waren in groteskem Winkel verdreht. Streitkolbenschläge hatten ihm die Knochen gebrochen und sein Schicksal besiegelt. Aus seinen Flanken waren breite Streifen Fleisch geschnitten. Offenbar hatten einige der Trolle schon vorschnell mit ihrem Siegesmahl begonnen.

Als sie eine Hügelkuppe erreichten, befahl Katander den Männern, die ihn stützten, innezuhalten. Er blickte über das weite Schlachtfeld. Ihr Opfer war nicht vergebens gewesen. Die Schlachtreihen der Trolle waren auf einer Strecke von mehr als einer Meile auseinander gebrochen. Caileen trieb die Flüchtenden vor sich her. Auch die schutzlosen Flanken des riesigen Trollheeres wichen langsam zurück. Und Ollowain hatte die Elfenritter noch nicht einmal in die Schlacht geführt. Sie würden einen großen Sieg erringen!