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»So, Jungs, die Ohren anlegen, die Eier einklemmen und durch!«, brüllte Lambi über das Pfeifen des Fahrtwinds hinweg.

Noch hundert Schritt! Die meisten Trolle starrten einfach nur verblüfft den drei Eisseglern entgegen. Sie ahnten nichts von der Gefahr.

Alfadas gab mit dem rechten Arm das vereinbarte Zeichen. Die Elfen auf dem Vordeck legten den schweren Hebel um. Mit scharfem Klacken schnellten die langen Kufenblätter vor, die seitlich des Rumpfs angebracht waren. Sie hatten niemals das Eis berühren sollen! In rechtem Winkel standen sie wie riesige Sensen vom Schiffsrumpf ab, bereit, ihre blutige Ernte einzubringen.

Die Armbrustschützen begannen zu schießen. Surrend wurden die Winden aufgezogen, um die stählernen Arme erneut zu spannen. Mehrere Trolle reagierten auf sie und warfen Keulen und Steinäxte nach dem Schiff.

Es gab einen leichten Ruck. Blut spritzte die Bordwand entlang. Alfadas blickte auf die verstümmelten Rümpfe, die hinter ihnen auf dem Eis lagen. Leicht versetzt und dreifach übereinander gestaffelt, hatten die Sichelklingen ihre Opfer in Höhe der Knie, der Leibesmitte und dicht unter dem Kopf getroffen. Die zerschnittenen Körper lagen auf zehn Schritt verteilt auf dem Eis.

Schon ruckte das Schiff wieder. Alfadas sah, wie Lysilla die Weidenwind auf einen besonders mörderischen Kurs brachte. Sie erwischte mit den Backbordklingen die Spitze einer Marschkolonne. Abgetrennte Gliedmaßen wirbelten nur so durch die Luft. Schon nach wenigen Schritt musste sie seitlich ausscheren, weil sie drohte, zu sehr an Fahrt zu verlieren. Der Rumpf der Weidenwind troff von Blut. Es war bis über die Reling hinauf in die Gesichter der Bordschützen gespritzt. Nur Lysilla stand noch in makellosem Weiß auf dem Achterdeck und rief mit klarer Stimme ihre Befehle.

Die Rosenzorn machte einen Satz. Ihre Kufen kreischten auf dem Eis. Der Segler setzte über eine Senke hinweg. Einen Herzschlag lang schwebte das große Schiff. Alfadas biss die Zähne zusammen und klammerte sich an der Reling fest. Dann gab es einen Schlag. Der Herzog wurde hart gegen die Bordwand geschleudert. Seine Beine gaben nach. Nur der Ledergurt verhinderte, dass er zu Boden gerissen wurde.

»Legt euch gefälligst nicht schlafen, ihr faules Gesindel!«, keifte Lambi. Eine der Armbrüste war aus der Verankerung gerissen. Ein Kobold hing halb über der Reling in seinem Gurt gefangen.

Lambi selbst rieb sich über die geprellten Rippen und fluchte leise.

»Dort!«, rief Fenryl. »Das ist der Ort.« Er deutete zu einer Stelle dicht am Klippenrand. Zwei große Holzschilde waren hier in den Schnee gerammt. Von einem hing etwas wie helle Stoffstreifen herab.

»Dort hatten sich gestern ihre Anführer versammelt.« Alfadas fluchte. Jetzt konnte er dort niemanden entdecken, der aussah, als sei er von Bedeutung. Fenryl hatte ihnen gestern die Hauptleute der Trolle genau beschrieben. Sie waren fort.

Mit einem Seufzer blickte Alfadas auf das riesige Lager, das sich über mehrere Meilen entlang der Mündung des Passwegs erstreckte. Er hatte gehofft, einen buchstäblichen Enthauptungsschlag gegen das Heer der Trolle zu führen. Er wollte mithilfe der Eissegler mitten im Heerlager die Anführer niedermetzeln. Von einem solchen Schlag hätte sich der Feind womöglich auf Wochen nicht erholt. So hätten sie die Zeit gewonnen, ein großes Bündnis unter den übrigen Völkern der Albenkinder zu schmieden. Vielleicht wäre der Krieg damit sogar ganz beendet worden.

»Siehst du die Packschlitten?«, schrie Alfadas, bemüht, den Schlachtenlärm zu übertönen.

Fenryl nahm sich Zeit, das unübersichtliche Schlachtfeld zu mustern. Überall lagen Stapel mit Versorgungsgütern, Kriegsbeute und allerlei Plunder, den das Heer mit sich schleppte. Der Graf steuerte den schweren Segler mit ruhiger Hand zwischen den tödlichen Hindernissen hindurch. Klemmte sich ein Rundholz oder etwas Ähnliches vor die Kufen des Eisseglers und bremste ihn, dann mochten die Trolle auf die Idee kommen, die Rosenzorn zu entern. Ihre Geschwindigkeit war ihr bester Schutz.

Beklommen blickte Alfadas auf das Gewühl ringsherum. Sie waren inmitten von Tausenden von Trollen. Trotz der steifen Brise verloren die Segler langsam an Fahrt. Zu viele Leiber gerieten in die Sichelblätter. Es war an der Zeit, hier zu verschwinden. Sie hatten nicht erreicht, was sie wollten, aber die Trolle würden gewiss noch lange an ihren Besuch denken!

»Dort drüben«, rief Fenryl und deutete auf einen flachen Hügel, auf dessen Kuppe etliche Schlitten standen. Eine Gruppe Trolle war damit beschäftigt, die Planen über der Ladung zurückzuschlagen. »Das sind sie! Die Geschütze!«

»Kommen wir den Hang hinauf?«, fragte der Herzog, obwohl er die Antwort schon ahnte.

»Am Hang verlieren wir zu viel Schwung. Denk nicht einmal daran! Wir würden direkt vor den Geschützen stehen bleiben.«

»Wer hat diesen ungewaschenen Bastarden beigebracht, Geschütze zu bedienen?«, fluchte Lambi.

Alfadas beobachtete, wie die Trolle auf dem Hügel die Katapulte gefechtsklar machten. Ein Teil dieser Horde war erschütternd diszipliniert. »Abdrehen! Schnell! Den roten Wimpel hoch!«, rief er zum Hauptdeck hinab. Wenn der Wimpel vom Hauptmast flatterte, war dies das Zeichen für die Weidenwind und die Schwertwal, den Angriff abzubrechen und sich zurückzuziehen.

Ein Kobold öffnete die Truhe, die am Hauptmast festgelascht war. Er kramte zwischen den verschiedenen Fahnentüchern, bis er endlich den roten Wimpel fand.

Ein erstes Geschoss stanzte ein rundes Loch in das Hauptsegel. Fluchend blickte Alfadas zu dem Hügel. Würde ihm der Troll, der diese Katapulte befehligte, denn jedes Mal in die Suppe spucken?

»Viele solcher Treffer können wir uns nicht leisten«, rief Fenryl vom Ruder herüber. »Jedes Loch in den Segeln macht uns langsamer.«

»Ich weiß!«, schnauzte Alfadas zurück. Er brauchte jetzt keine Belehrungen! Wieder blickte er zum Hügel. Er war so nah und doch unerreichbar. »Kurs West-Süd-West! Wir brechen den Angriff ab.«

Die Kufen des Seglers knirschten. Feine Eiskristalle sprühten über Deck. Das Schiff neigte sich bedenklich zur Seite. Alfadas klammerte sich an die Reling. Einen Herzschlag lang fuhr der Segler nur auf einer einzigen Kufe. Der Kobold bei der Flaggenkiste rollte über Deck und schlug hart gegen das Schanzkleid. Fluchend zog er sich hoch. Er schüttelte benommen den Kopf – und war plötzlich verschwunden. Dort, wo er eben noch am Schanzkleid gelehnt hatte, klaffte ein gezacktes Loch.

»Ich fürchte, Norgrimm wischt sich jetzt mit unserem Signalwimpel den Hintern ab!«, rief Lambi aufgebracht. »Ich hasse die Scherze der Götter!«

»Bleib auf Kurs!«, befahl Alfadas dem Elfen. »Die anderen werden uns auch ohne ein Signal folgen.« Steinkugeln umschwirrten die Rosenzorn. »Offenbar haben sie Schwierigkeiten, etwas zu treffen, das sich schneller bewegt als ein Block Speerträger«, spottete Lambi.

Alfadas sah, wie einige der Steinkugeln Trolle töteten.

Sie werden bald aufhören zu schießen, dachte er in grimmiger Genugtuung. Lysilla folgte ihnen, doch Ragni lief einen anderen Kurs. Das Hauptsegel der Schwertwal war von sieben oder acht Kugeln getroffen. Der Segler verlor an Fahrt. Und jetzt machte er auch noch ein waghalsiges Wendemanöver. Der Jarl winkte seinen Leuten mit beiden Armen. Dann ging er hinüber zum Ruder.

An Bord des Schiffes herrschte heilloses Durcheinander. Die Männer in den Masten seilten sich ab. Alle schienen zum Achterdeck zu wollen. Und dann begannen sie zu springen. Alfadas konnte nicht glauben, was er sah. Elfen, Kobolde und Menschen verließen das sichere Schiff, während sie inmitten des Heerlagers ihrer Feinde waren. Sie sprangen über das Heck, um den mörderischen Sicheln am Rumpf zu entgehen. »Wenden!«, rief der Herzog wütend.

Fenryl hatte gesehen, was um die Schwertwal herum geschah. Er zog das Ruder herum, doch der Eissegler hatte einen großen Wendekreis. Die Segel flatterten im Wind, und die Rosenzorn verlor gefährlich an Fahrt. Lambi stieß einem Troll, der versuchte, über die Reling zu steigen, sein Schwert in den Hals.