Выбрать главу

Wieder trat er an das Sprechrohr. »Sind Flammen durch die Ausgüsse zurückgeschlagen?«, fragte er ruhig. »Nein, Kriegsherr. Es ist sehr heiß in der Kasematte, aber es gab keinen Unfall.«

»Dann setzt neues Öl in den Kesseln auf.«

Der Schwertmeister schob das Verschlussstück in den Trichter des Sprachrohrs und trat zu den Schießscharten. Gestank schlug ihm entgegen, als er die Holzklappe öffnete. Dichter schwarzer Qualm versperrte die Sicht auf den Abschnitt unterhalb des Tors. Weiter entfernt sah man brennende Gestalten, die sich schreiend im Schnee wälzten. Einzelne Flammenbäche erstreckten sich bis hundert Schritt weit den Gletscher hinab. Ein großer Teil der Trolle floh in wilder Panik. Doch immer noch harrten einige aus.

Ollowain konnte beobachten, wie sie mit langen Haken versuchten, die brennenden Rammböcke vom Tor wegzuziehen. Ob sie nach dieser Niederlage bereit waren, über einen Frieden zu verhandeln? Selbst ihrem verbohrten König musste doch nach diesem Angriff klar sein, dass er Phylangan niemals erobern konnte! Noch zwei oder drei weitere Angriffe dieser Art, und sein Heer würde beginnen, sich aufzulösen, oder gar gegen ihn rebellieren. Der Steinerne Garten war die stärkste Festung des Nordens. Es war unmöglich, ihn zu erobern. Alfadas stand bei einer der Schießscharten und blickte mit versteinerter Miene hinab. Was wohl in dem Menschensohn vorging?, fragte sich der Schwertmeister.

Lysilla lächelte kühl. »Damit endet dann wohl dieser Trollkrieg.« Ollowain fand es verwunderlich, dass immer mehr Trolle zum Tor zurückzulaufen schienen. Mit aller Kraft bemühten sie sich, die Rammböcke fortzuschaffen. Vielleicht konnte man von der ersten Kasematte aus besser sehen, was dort unten vor sich ging? Er trat zurück ans Sprechrohr.

»Was geschieht am Tor?«

Statt einer Antwort war nur ein metallisches Scheppern zu hören.

»Bericht!«, rief Ollowain, verärgert über die Disziplinlosigkeit. Während eines Gefechts sollte immer jemand in der Nähe der Sprechrohre stehen!

Der Kriegsherr räusperte sich. Alle ringsherum starrten ihn mehr oder weniger unverhohlen an. »Ich erbitte eine sofortige Meldung über die Lage vor dem Tor des Schneehafens«, sagte Ollowain betont ruhig. Plötzlich klang ein gellender Schrei durch das Rohr. Wieder schepperte es, und dann hörte man eine dunkle Stimme rufen: »Komm aus dem Rohr, Elflein, damit Gran dich fressen kann!«

Der Schwertmeister atmete tief durch. Wie war das möglich? Wie hatten Trolle in die Festung gelangen können? Und wo waren sie noch? Er musste handeln, und er musste gleichzeitig einen kühlen Kopf bewahren, um nachzudenken.

»Lysilla, erteile bitte über Sprechrohr an die übrigen Kasematten den Befehl, dass sich alle verfügbaren Kämpfer auf der nördlichen Treppe vor der dritten Kasematte sammeln sollen. Sie sollen die Bedienungsmannschaften von Katapulten und Armbrüsten abziehen.«

Ollowain trat an den Kartentisch. Hatten die Trolle es geschafft, in den Schneehafen einzudringen? Von dort aus konnte man hinauf zu den Kasematten gelangen. Aber wie sollten sie durch das Tor gekommen sein?

»Kriegsherr!« Graf Fenryl erschien im Eingang zur Nordtreppe. Sein linker Arm hing schlaff herab, die weiße Leinenrüstung war blutbesudelt. »Sie sind in der Festung. Sie kommen von der Himmelshalle. Hunderte!«

»Wo sind sie?«

Der Graf trat an den Kartentisch.

»Hier, im großen Tunnel. Und in den Tunnelsystemen, die parallel zu ihm verlaufen. Nur im Schneehafen selbst haben sie nicht angegriffen.« Er deutete auf einen Raum. »Sie haben die nördliche Torwindenkammer besetzt, und ich fürchte, sie sind auch auf der anderen Seite in der südlichen Kammer.«

Ollowain schüttelte fassungslos den Kopf. »Sie kommen von der Himmelshalle? Wie haben sie den Festungsturm bei der Mandan Falah so schnell erstürmen können?«

Wieder sah er auf die Pläne. Und dann begriff er, was vor sich ging.

Wer immer diesen Angriff führte, musste einen Spitzel in der Festung haben. Ihm waren alle Schwächen in der Verteidigung bestens vertraut. In den Torwindenkammern ließ sich nicht nur das Tor zum Schneehafen öffnen. Wer immer die Verteidigungsstellungen der beiden Bergflanken, die den Passweg überblickten, betreten wollte, musste durch die Kammern. Wenn die Trolle es schafften, diese Stellungen zu besetzen und zu halten, dann wären zwei Drittel aller Verteidiger von Phylangan in den äußeren Festungswerken gefangen. Sie konnten zwar noch jeden beschießen, der sich auf dem Passweg sehen ließ, aber sie konnten ihre Stellungen nicht mehr verlassen, denn es gab nur diesen einen Weg hinaus. Den Weg durch die Torwindenkammern! Um das Unglück vollkommen zu machen, konnte man von den Kammern aus natürlich auch das Hafentor öffnen. Die Heerscharen aus dem Passweg würden die Festung stürmen. Wenn sie nicht schnell handelten, dann war Phylangan verloren!

Ollowain griff nach seinem Schwertgurt auf dem Kartentisch.

»Kommt mit mir hinab. Sofort! Lysilla, verriegle das südliche Tor dieser Kasematte. Kümmere dich auch darum, dass die Südtore der tiefer gelegenen Kasematten versperrt werden. Wir können nicht brauchen, dass der Feind uns auch hier noch in den Rücken fällt.«

Während er die weite Wendeltreppe hinabeilte, versuchte der Schwertmeister, sich die Pläne der Festung in Erinnerung zu rufen. Es gab viele Tunnel, die von Osten her in die Himmelshalle führten. Aber nur ein einziger mündete von Westen in die riesige Halle. Der Haupttunnel, der sich von Hafen zu Hafen quer durch den Berg zog. Wie die Dinge standen, konnten sie den östlichen Teil von Phylangan nicht mehr halten. Aber jenseits der Himmelshalle ließ sich eine neue Verteidigungslinie errichten. Doch zunächst mussten sie versuchen, so viele Truppen wie möglich davor zu bewahren, durch die Trolle abgeschnitten und eingekesselt zu werden.

Die Treppe wand sich in endlosen Spiralen hinab. Und in Spiralen gingen Ollowains Gedanken, kreisten darum, wie es den Trollen geglückt war, so schnell durchzubrechen und wie er zumindest einen Teil Phylangans retten könnte.

Sich diesen grobschlächtigen Hünen in den engen Tunneln zum Kampf zu stellen, war selbstmörderisch. Sie hatten alle Vorteile auf ihrer Seite. Mit seiner Körpermasse würde schon ein einzelner Troll genügen, um einen der kleineren Tunnel zu blockieren. Und ein Elf hätte auf dem beengten Kampffeld kaum Möglichkeiten, den wuchtigen Keulenhieben auszuweichen.

Am Treppenabsatz zur dritten Kasematte stieß Silwyna zu ihnen. Einige Bogenschützen begleiteten die Maurawani.

»Wie sieht es aus?«, wollte Ollowain wissen.

Sie lachte bitter. »Wie ist das Wetter draußen? Ist es ein guter Tag zum Sterben?«

»Wo sind die Trolle?«, fragte der Schwertmeister ruhig, aber eindringlich.

»Sie haben die zweite Kasematte überrannt. Wir sind ihnen gerade noch entkommen. Dann sind sie wieder hinunter. Ich glaube, sie stürmen jetzt den Schneehafen.«

Ollowain blickte die Treppe hinauf und sah Lysilla. Er winkte ihr. »Du kommst mit mir.« Sein Plan stand fest. Sie würden zunächst nur zu zweit angreifen. Mehr Kämpfer hätten auf der Treppe ohnehin keinen Platz nebeneinander. Er wünschte, Yilvina wäre jetzt hier. Bei ihr wüsste er ganz sicher, dass er sich auf ihr Geschick verlassen konnte.

Alfadas sah ihn erwartungsvoll an. Den Menschensohn mitzunehmen hieße, sein Leben fortwerfen. Aber er musste eine Aufgabe bekommen. Er durfte seine Verbündeten jetzt nicht brüskieren.

»Du deckst mit deinen Männern unseren Rücken, Alfadas. Sorge dafür, dass alle Türen hinter uns verschlossen sind!«