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»Um welches Geschäft geht es dir? Willst du mir meine Apfelernte abkaufen? Dann kommst du zu spät.« Der Jarl war nicht in der Stimmung, sich mit irgendeinem dahergelaufenen Händler herumzuschlagen.

»Alles, was ich möchte, ist, dir dein Leben zu erleichtern, Jarl. Ich möchte dir viele Stunden harter Knochenarbeit stehlen.« Sigvald blinzelte verschmitzt. »Deine Apfelhaine liegen doch sicher an den Flanken der Berge, wo sie viel Sonne bekommen und vor dem grimmigen Nordwind geschützt sind. Es heißt, du hättest dieses Frühjahr sogar zwei neue Apfelgärten angelegt.«

Alfadas sah den Mann mit neuem Interesse an. Sigvald hatte sich offensichtlich gut auf dieses Gespräch vorbereitet. »Du willst mich also bestehlen?«

Der Händler schüttelte den Kopf. »Nein, nein, Jarl. Entschuldige, das war ein etwas unglücklicher Scherz. Ich will dir viele schwere Arbeitsstunden abnehmen. Gewiss tragen du und deine Leute die Äpfel in Körben zum Dorf hinab. Das muss doch eine elende Schinderei sein. Und wenn du neue Haine anpflanzt, dann wird es in Firnstayn vielleicht bald mehr Äpfel geben, als das Dorf braucht. Die könnte man hier in Honnigsvald für gutes Geld verkaufen.«

»Und was willst du mir verkaufen? Tragekörbe?«

Sigvald winkte ab. »Davon habt ihr doch sicher schon reichlich. Nein, ich dachte an etwas, von dem jeder im Dorf Nutzen haben wird. Ein schweres Fuhrwerk.«

Alfadas sah den Mann fassungslos an. Das musste ein Scherz sein! Doch Sigvald blieb völlig ernst.

»Was soll ich mit einem Fuhrwerk? Nach Firnstayn führt nicht einmal ein Weg, der für Reiter unbeschwerlich ist. Wie sollte ich mit einem schweren Fuhrwerk durch die Wälder kommen?«

Sigvald hatte offensichtlich mit diesem Einwand gerechnet.

»Ich werde dir eine Straße für Fuhrwerke schenken. Zugegeben, sie wird nur vier oder fünf Monde im Jahr zu nutzen sein, aber dafür übernehme ich alle Kosten, um sie in Stand zu halten.«

Der Mann war verrückt! Auch wenn er auf den ersten Blick ganz normal wirkte.

»Du kannst also zaubern«, sagte Alfadas und bemühte sich, nicht allzu abfällig zu klingen.

»Mich einen Zauberer zu nennen, schmeichelt mir. Wenn du nur eine halbe Stunde mit mir kämst, würde ich dir zeigen, was es mit der Straße nach Firnstayn auf sich hat. Begleite mich in meine Werkstatt. Dort kannst du auch meine wunderschönen Fuhrwerke sehen. Wenn du möchtest, kann ich anspannen lassen, und wir machen eine kurze Ausfahrt.«

Alfadas blickte wieder zum Himmel. Der Tag war gelaufen. Sie würden es ohnehin nicht mehr bis zum Abend nach Hause schaffen. Und vom König war immer noch nichts zu sehen. Also konnte er diesem geschwätzigen Verrückten auch eine halbe Stunde seiner Zeit schenken. Von ihm fühlte er sich zumindest besser unterhalten als von den Saufkumpanen Horsas.

»Also gut, Sigvald. Dann zeig mir mal eine dieser Wunderkutschen, die du gleich mit der dazugehörigen Straße verkaufst.«

»Du wirst es nicht bereuen!«, versicherte der Kaufmann. Er führte ihn von der Festhalle in die kleine Stadt hinab. Die meisten Häuser in Honnigsvald waren einfache Holzhütten. Wind und Wetter hatten das Holz ausgeblichen, sodass sie grau und unansehnlich waren. Ihr häufigster Schmuck waren gekreuzte Giebelbalken, die in Pferdeköpfen endeten oder Drachen zeigten. Entlang der Häuserfassaden waren Planken verlegt. So konnte man halbwegs trockenen Fußes durch die Stadt kommen. An der Hauptstraße, der sie hinab bis zum Hafen folgten, gab es sogar einen kleinen Bach, dessen Ufer durch Holzverschalungen abgesichert waren. Die Anwohner schütteten allen erdenklichen Unrat in das Wasser, und obwohl das meiste davon schnell fortgespült wurde, hing ein übler Geruch nach Fäkalien und Verwesung über der Straße.

Einige Häuser entlang des Weges waren so eingerichtet, dass ihre Vorderfront ganz aus türgroßen Klappläden bestand, die auch bei diesem diesigen Wetter geöffnet waren. So konnte man in die Handwerksstuben hineinsehen. An einem der Läden hingen dutzende Messergriffe aus Rentierhorn oder Walbein auf einem Rahmen. Eine Kürschnerin stellte wunderbare Silberfuchsfelle aus. Alfadas verlangsamte seine Schritte. Asla würde das sicher gefallen. Es war lange her, dass sie beide zum letzten Mal hier gewesen waren. Damals war er zu arm gewesen, um ihr zu schenken, was ihr gefiel. Ein Händler bot alle erdenklichen Sorten von Perlen feil. Weiße mit bunten Mustern, die angeblich aus dem fernen Kandastan stammten, silbrig und rosa schimmernde Perlen aus Muscheln, Bernsteinperlen, die wie versteinertes Sommerlicht glänzten. Glasperlen aus Iskendria und Knochenperlen, bedeckt mit Zauberzeichen aus den undurchdringlichen Wäldern Drusnas. Alfadas ließ sich Zeit, sah einem Kupferflicker zu und einem Zahnausreißer, der ein regelrechtes Massaker anrichtete, während sein Opfer betrunken grinsend auf einen schweren Holzstuhl gebunden war. Endlich erreichten sie die Bootsschuppen am Ufer des Fjords. Sigvald brachte ihn zu einer Halle, deren Wände von handgroßen Pockennarben aus abgeplatzter Farbe übersät waren.

»Sei bereit, das Heim eines Zauberers zu betreten«, verkündete der Wagenbauer stolz und führte ihn um den Bau herum zu einem weit geöffneten Tor. Rauch und Wasserdampf kamen ihnen entgegen. Es roch nach glühendem Metall, frischem Hanf und Knochenleim. Rhythmisches Hämmern gab den Takt zu einem zotigen Lied, das gesungen wurde.

»Seht her, Männer! Hier kommt der Held des Königs, Alfadas, der Elfenjarl!« Das Lärmen verstummte.

Alfadas trat durch die Dampfschwaden. In der Halle standen acht Gefährte: Schlitten, Leiterwagen, kleinere und größere Fuhrwerke. An der Hälfte der Fahrzeuge wurde noch gebaut. In der Mitte der Halle stieg Wasserdampf aus einem großen, flachen Kessel. Zwei stämmige Gestalten mühten sich damit ab, über dem Dampf Planken zu biegen, die wohl für einen zerbrechlich aussehenden Reiseschlitten bestimmt waren.

Sigvald brachte den Jarl zu einer schweren Kutsche. Vier mannshohe Speichenräder mit dicken Eichenfelgen trugen das wuchtige Gefährt. Es war fast doppelt so groß wie das Fischerboot seines Schwiegervaters Erek.

Der Kutschbock war gepolstert und mit speckigem braunem Leder bespannt. Rechts und links des Sitzes gab es gleich zwei Bremsstangen. Über der Ladefläche spannte sich eine Plane aus gewachstem Leinen.

»Siehst du die Eisenbeschläge auf den Rädern und die soliden Achsen? Mit einem meiner Fuhrwerke muss dich schweres Gelände nicht schrecken. Die sind solide. Das meiste ist aus gut abgelagerter Eiche gezimmert.« Er klopfte gegen die niedrige Seitenwand der Ladefläche. »Du kannst beide Seitenwände herunterklappen und natürlich auch die Rückwand. Alle Eisenbeschläge sind hier in meiner Werkstatt hergestellt, auch das Zaumzeug. Es gibt nichts an einem Sigvald-Fuhrwerk, das nicht aus dieser Halle stammt. Ich bürge mit meinem Namen für jedes Einzelne dieser Schmuckstücke.«

»Und was ist mit den Straßen, die du zu deinen Kutschen verschenkst?« wollte Alfadas wissen. »Wer wird die bauen?« Aus den Augenwinkeln sah der Jarl, wie die Handwerker grinsten. Offenbar wussten sie, was kommen würde.

»Wenn du mir bitte folgen würdest.« Sigvald führte ihn zur Rückwand des Schuppens. Dort waren zwei lange, eisenverstärkte Kufen aufgehängt. »Alles, was du brauchst, sind ein paar starke Arme und etwa eine halbe Stunde Zeit. Man kann die Räder vom Fuhrwerk abnehmen und es auf diese Kufen setzen. Es fährt dann wie ein Schlitten. Wie du weißt, ist der Fjord mindestens vier Monde im Jahr von einer dicken Eisschicht bedeckt. Da hast du dann deine Straße. Die Kufen bekommst du geschenkt, wenn du den Wagen kaufst.«

Alfadas musste lauthals lachen. »Du verstehst dein Geschäft, Sigvald.« Der Herzog dachte daran, welche Bereicherung ein solches Gefährt für das Dorf sein könnte. Dann stellte er sich schmunzelnd vor, wie es wohl wäre, mit Asla und den Kindern im Winter eine Schlittenfahrt zu unternehmen. Kadlin würde jauchzen vor Vergnügen.