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Und Ulric könnte man sicher für ein kurzes Stück die Zügel überlassen.

Alfadas ging zu einem Schlitten mit zwei Sitzbänken. Das Gefährt hatte einen schön geschnitzten Schwanenhals, und seine Seitenteile waren wie Flügel gestaltet. Wenn er mit so etwas ankam, würde das ganze Dorf über ihn lachen.

»Versucht der kluge Mann nicht stets das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden?« fragte der Wagenbauer.

»Du kannst wohl in die Köpfe der Menschen sehen!«

»Nein, Jarl. Ich bin ein aufrichtiger Geschäftsmann. Und mir ist es lieber, du verlässt diesen Schuppen, ohne etwas gekauft zu haben, als dass du etwas kaufst und es hinterher bereust. Dieser Schlitten hier ist für Weibsbilder und Kinder. Ein Mann wie du sollte sich nicht in ein solches Gefährt setzen.« Er deutete hinüber zu dem schweren Fuhrwagen. »Kauf diesen Wagen, und jeder wird seinen Nutzen anerkennen. Und wenn du einfach nur zum Spaß mit ihm herumfährst, machst du dich nicht zum Narren.«

»Nur dass der Fuhrwagen vermutlich drei- oder viermal so teuer ist wie der Schwanenschlitten.«

»Oh, es gibt viele Wege, handelseinig zu werden.« Sigvald strich seine Tunika glatt. »Es heißt, du hast großen Einfluss auf den König. Wenn ich vielleicht die königliche Stellmacherei ...«

»Schweig! Von solchen Geschäften will ich nichts hören! Im Übrigen hätte ich nicht einmal die Pferde oder Ochsen, um solch ein Fuhrwerk zu bespannen.« Sigvald hob beschwichtigend die Hände. »Bei den Göttern, Jarl, was denkst du von mir? Ich bin ein ehrbarer Mann, und ich weiß, dass du auch einer bist. Ich wollte mir keinesfalls in unlauterer Weise einen Vorteil erschleichen. Und was die Zugtiere angeht, ich hätte vier wunderbare Kaltblüter an der Hand. Allesamt Rote. Ein Gespann wie für einen König. Die Tiere sind von unermüdlicher Kraft. Und ihr Fell ist dicht genug, dass sie auch die härtesten Winter überstehen.«

Alfadas dachte daran, wie die Kutsche bei der Apfelernte von Nutzen sein konnte. Und wenn das Fuhrwerk erst einmal in Firnstayn war, würden sich sicherlich schon bald noch andere Verwendungsmöglichkeiten finden. Die Kaltblüter könnte man nutzen, um Baumstämme aus dem Wald hinab zum Dorf zu schaffen. Bisher war das immer eine elende Plackerei gewesen, denn die paar Ponys, die es im Dorf gab, waren zwar passable Reittiere, aber keinesfalls für solche Arbeiten geeignet. Und sein Grauer, ein Pferd aus den Ställen Emerelles, war viel zu kostbar, um ihn für grobe Arbeiten einzusetzen. Er hatte schon vier Stuten gedeckt, und Alfadas träumte davon, sich mit den Jahren ein Gestüt aufzubauen, das nirgends in der Welt der Menschen seinesgleichen fand.

»Weißt du was, Jarl? Ich mache dir ein rechtschaffenes Angebot. Ich erweise dir keine Gefälligkeit und erwarte auch keine. Wieg mir vier Hufeisen der Kaltblüter mit Gold auf und schick mir in den nächsten drei Wintern je eine Fuhre Äpfel, dann gehören die Kutsche und die Pferde dir. Ich mache keinen Gewinn bei diesem Geschäft.« Er lächelte verschlagen. »Ich würde dich allerdings darum bitten, mir zu gestatten, künftigen Käufern zu sagen, dass du bei mir eine Kutsche erworben hast.«

Alfadas schüttelte den Kopf. Dieser gerissene Gauner! »Dann wärst du also der Stellmacher des Herzogs.« Sigvald breitete die Arme aus. »So ist die Welt, Alfadas. Wer bei mir etwas kauft, wiegt mindestens genauso schwer wie die Güte meiner Arbeit. Ich bin mir sicher, du wirst es nie bereuen, dieses prächtige Fuhrwerk erworben zu haben.«

»Und wie willst du es zu mir nach Firnstayn schaffen? Es dauert noch Wochen, bis der Fjord zufriert.«

»Lass das meine Sorge sein, Herzog. Ich verspreche dir, in spätestens vier Tagen ist der Wagen in deinem Dorf. Mit Pferden, Zaumzeug, Kufen, kurz mit allem, was wir zu bieten haben.«

Alfadas ging zu dem schweren Wagen und strich über das sorgsam geglättete Holz. Er hatte nie zuvor davon geträumt, so eine riesige Kutsche zu besitzen. Aber jetzt beflügelte sie seine Vorstellungskraft. Er würde damit über das Eis jagen! Sie würde ihm viel Freude machen, wenn er es schaffte, dem König seinen Wahnsinnsplan auszureden. »Schick mir einen Kutscher, der mich und mein Weib lehrt, wie man dieses Ding fährt.«

»Selbstverständlich, Herzog. Du wirst sehen, es ist sehr leicht, denn die Kaltblüter sind gut abgerichtet.«

»Warst du gestern Nacht in der Festhalle, Sigvald?«

Der Wagenbauer nickte. »Ja.«

»Dann hast du ja gehört, dass der König einen Krieg plant. Wenn das Fuhrwerk nicht in Firnstayn ist, bevor ich nach Albenmark muss, dann ist unser Geschäft hinfällig.«

Sigvald streckte ihm die Hand entgegen. »Schlag ein, Herzog! So soll es sein.« Mit einem Händedruck besiegelten sie den Vertrag. Alfadas fühlte sich ein wenig mulmig. Noch nie hatte er etwas so Teures gekauft. Und er war sich darüber im Klaren, dass er die Kutsche nicht wirklich brauchte. Nach der ersten Fahrt wäre Asla sicher auch begeistert, bis dahin hatte er allerdings ein paar schwere Tage vor sich. Vielleicht sollte er ihr erst einmal nichts von seinem Einkauf sagen? Alfadas dachte an den Perlenladen auf dem Weg zur Festhalle. Er sollte dort etwas für sie besorgen, um sie versöhnlicher zu stimmen.

Nachdenklich verließ er die Werkstatt des Wagenbauers. Wieder brütete er darüber, wie er dem König sein Vorhaben ausreden konnte. Erst als er vor dem kleinen Perlenladen stand, wurde er sich bewusst, dass er gerade vier Pferde gekauft hatte, die er nicht einmal gesehen hatte! Was war er nur für ein Narr!

Alfadas ließ sich Zeit. Er schlenderte durch die Stadt, machte ein paar Einkäufe und zögerte es hinaus, zur Festhalle zurückzukehren. Schließlich ging er zu den Ställen, um nach seinem Grauen zu sehen. Dort erwartete ihn eine Überraschung.

König Horsa lehnte im Türrahmen des Stalltors und massierte sich die Stirn.

»Verfluchter Met! So oft habe ich mir schon geschworen, die Finger von dem Zeug zu lassen! Mein Kopf fühlt sich an wie ein Amboss, auf den ein Riese eindrischt.« Horsa rülpste. »Glotzt nicht so! Nehmt die Beine in die Hand! Ich habe euch gesagt, was zu tun ist!«

Seine Höflinge beeilten sich, dem König aus den Augen zu kommen. Nur Alfadas blieb. »Du solltest es dir noch einmal überlegen, Horsa. Albenmark ist nicht für Menschen geschaffen.«

»Was ist los mit dir?«, murrte der König. »Hast du Angst, nicht mehr der einzige Mann aus dem Fjordland zu sein, der bei den Albenkindern gewesen ist? Mein Entschluss steht fest! Und komm mir nicht wieder mit Geschichten über Höhlenbären und Trolle. Ein tapferer Krieger kann jeden Gegner überwinden.«

»Du kannst dir nicht vorstellen ...«

»O doch, Herzog. Das kann ich sehr gut. Jene, die zurückkommen, werden Krieger sein, denen nichts und niemand in dieser Welt trotzen kann. Mit ihnen werde ich den ganzen Norden besetzen. Und weil sie Helden sind, werden die Elfen ihnen Zauberwaffen schenken. Und da wir den Elfen in der Stunde ihrer höchsten Not geholfen haben, werden sie auf immer in unserer Schuld stehen. Ich werde das alles mit Emerelle besprechen.«

»Mein König, ich ...«

Horsa strich sich mit fahriger Geste über die Stirn. »Nein. Vom Reden platzt mir noch der Kopf. Komm mit runter zum Hafen. Sie sind schon dabei, das Schiff zu beladen. Ich fürchte, im Augenblick bin ich nicht ganz in der Verfassung, im Sattel zu sitzen. Wir werden die Fähre nehmen.«

»Welche Fähre?«

Horsa grunzte nur etwas Unverständliches. Dann drehte er sich noch einmal um. »Nimm deinen Gaul mit. Wir haben es eilig.«

Das also war es, dachte Alfadas wütend. Die Maske war gefallen. Horsa wollte ein nordisches Imperium gründen, und er war entschlossen, die Elfen als Verbündete zu gewinnen. Der viele Met hatte ihm wohl endgültig das Hirn vernebelt!

Der Jarl sattelte sein Pferd, und wieder ließ er sich Zeit. Er konnte den Alten nicht aufhalten. Horsa war beliebt unter den Kriegern. Er musste dem König mehr Zeit geben, sich selbst zu zerstören. Er würde nicht zusehen, wie Horsa zum Tyrannen wurde. Und er musste fort, weil dem greisen Herrscher das nur allzu bewusst war. Aber wenn eine Hand voll Männer die Schrecken überlebte, die sie in Albenmark erwarteten, dachte Alfadas, dann hätte er eine Truppe, mit der er den König stürzen konnte. Und vielleicht sah auch die Hilfe der Elfen ganz anders aus, als Horsa erwartete.