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Ollowain nickte. Bei der Flucht hatte er seine Rüstung verloren. Als ein Krieger sollte er mehr als nur ein Hemd tragen, auch wenn es dabei lediglich um Eitelkeiten ging, denn gegen die wuchtigen Keulenhiebe der Trolle würde ihn keine Rüstung schützen.

»Wir haben Boten zur Mehrheit aller Albenvölker geschickt. Wenn Elfen, Kentauren, Lamassu und all unsere anderen Brüdervölker uns in unserem Kampf unterstützen, dann werden wir die Trolle mit Leichtigkeit besiegen.«

Sein Vater lächelte dünn. »Das Angebot der Menschenkinder ist militärisch vielleicht fragwürdig, aber diplomatisch ist es von unschätzbarem Wert. Sie beschämen die übrigen Albenvölker, indem sie uns unterstützen. So könnte es sein, dass sie zum Kern eines großen Bündnisses werden.«

Ollowain wurde es immer wärmer. Er spürte, wie sich Schweißtropfen auf seiner Stirn bildeten. Die Luft in der Himmelshalle erschien ihm seltsam drückend. Den Mitgliedern des Rates schien das nichts auszumachen. Oder ging es nur ihm so? Verfluchte Zauberei! Er würde seinem Vater zutrauen, dass er es im Pavillon wärmer werden ließ, nur um ihn zu erniedrigen. Hier vor den Ältesten zu stehen, benässt vom Schweiß, das war fast so peinlich, als könne er sein Wasser nicht halten. Sie machten ihn zum Kind!

»Hast du noch irgendwelche Vorschläge oder gar Einwände?«, fragte Landoran arglos.

»Nein!« Ollowain wollte nur noch so schnell wie möglich aus dem Pavillon heraus.

Der Rat beendete seine Sitzung. Schweigend zogen seine Mitglieder davon. Es waren ungewöhnlich wenige, dachte Ollowain bei sich. Wo waren die anderen? Und was war mit Lyndwyn geschehen?

Der Schwertmeister ging zur Brücke hinüber. Auch außerhalb des Pavillons kam es ihm schwül vor. Sein Blick schweifte über das weite Tal. Die Bäume litten so wie er. Ihre Blätter hingen schlaff von den Ästen. Etwa eine halbe Meile entfernt stieg eine weiße Dampfwolke aus einem der Pfeiler.

Ollowain trocknete sich mit dem Ärmel die Stirn. Wenn er aus der Welt der Menschen zurückkehrte, würde er herausfinden, was hier vor sich ging!

Stangenbeile und Spiesse

Alfadas zog den Stützriemen seines Schildes über die Schulter und nickte Lambi zu. Der verstümmelte Krieger reckte seinen Knüppel hoch. »Seid ihr bereit, ihr götterverfluchten Hurensöhne?«

Statt zu antworten, schlugen sich die Krieger mit den Knüppeln auf die Schilde. Etwas mehr als fünfzig waren es mittlerweile. Erfahrene Kämpen, die schon etliche Schlachten geschlagen hatten. Nur war der größte Teil von ihnen nicht freiwillig hier! Alfadas hatte ihnen die Ketten abnehmen lassen, damit sie während der langen Übungsstunden besser kämpfen konnten, aber die eisernen Fuß- und Beinreifen hatten sie behalten. Und jede Nacht wurden sie in ihrem Quartier angekettet.

»Macht ihnen Angst!«, rief Lambi. Der ehemalige Jarl hatte es überraschend leicht aufgenommen, als Silwyna ihn im Schwertkampf besiegt hatte. Noch überraschter war Alfadas, dass Lambi tatsächlich noch keinen Fluchtversuch unternommen hatte. Solange er ihn unter Kontrolle hielt, würden sich auch die übrigen Krieger fügen. Zumindest diejenigen, die nicht freiwillig hier waren.

»Macht mehr Krach!«, schrie Lambi und drosch auf seinen Schild ein. »Und geht nicht so dicht beieinander. Vergesst nicht, wir sind riesige Ungeheuer, die darauf brennen, ein paar Bauernschädel einzuschlagen. Wir sind nicht hier, um uns unsere Ärsche aneinander zu reiben. Das könnt ihr diese Nacht wieder machen, wenn sie uns im Stall anketten!«

Die Krieger mochten seinen derben Humor. Sie lachten und folgten seinem Befehl. Ihre Reihe fächerte weiter auf. Alle waren sie mit Lederpanzern oder Kettenhemden, Schilden und Helmen gewappnet wie zur Schlacht. Doch statt Äxten und Schwertern trugen sie nur schwere Knüppel. Sie zogen über den Kies des Ufers der Formation der Bauern entgegen. Silwyna, Mag und ein halbes Dutzend andere führten dort das Kommando. Fluchend versuchten sie die Bauern in Formation zu halten. Die ersten vier Reihen waren mit fünf Schritt langen Spießen bewaffnet. Fast fünfhundert Mann. Darauf folgten zwei Reihen mit Männern, die Stangenbeile trugen. Isleif, ein Schmied aus irgendeinem Dorf, von dem Alfadas noch nie zuvor gehört hatte, hatte diese neuartige Waffe ersonnen. Man nahm ein Beil, setzte es auf eine zwei Schritt lange Stange und versah die Spitze der Stange mit einem eisernen Dorn. Mit diesen Beilen konnte man zuschlagen, bevor man in Reichweite der Trollkeulen geriet. Alle Schmiede in Honnigsvald waren derzeit damit beschäftigt, Stangenbeile zu fertigen.

Der dritte Block in der Bauernformation bestand aus Bogenschützen. Sie sollten über die Köpfe ihrer Kameraden hinweg schießen.

»Schießt!«, erklang die klare Stimme Silwynas. Surren erfüllte die Luft. Alfadas riss im Reflex seinen Schild hoch. Doch die Mühe hätte er sich sparen können. Die mit Lumpen umwickelten Pfeile schlugen ein ganzes Stück vor ihnen in den Kies.

Es waren nur noch zwanzig Schritt bis zu den Spießträgern der vordersten Reihe.

»Lauft!«, schrie Lambi.

Im selben Augenblick senkten sich die langen Piken. Obwohl Mag und seine Leute das Manöver schon seit Tagen übten, geriet ihre Formation in Unordnung.

Eine zweite Salve Pfeile verfehlte die Angreifer. Diesmal hatten die Bogenschützen zu weit geschossen. Mit ohrenbetäubendem Krachen prallten die Krieger in die Pikenformation. Eigentlich sollten die Verteidiger mehrere Speerspitzen auf jeden Angreifer richten, doch sie gerieten hoffnungslos durcheinander. Alfadas drückte zwei Piken mit seinem Schild zur Seite. Dadurch, dass die Bauern vier Reihen tief standen, bedrohten ihn immer noch etliche Stahlspitzen. Wütend drosch er auf eine Pike ein. Einige der Krieger rechts und links von ihm gingen zu Boden. Die Bauern aus der vierten Reihe hatten lange Haken an den Speerblättern angebracht und angelten damit nach den Fersen der Angreifer.

Lambi hatte sich bis zu den Bauern vorgearbeitet. In bester Laune stieß er den Männern seinen Knüppel vor die Brust. »Du bist tot!«, rief er. »Und du bist tot! Und noch ein totes Bäuerlein für meine Festtafel!« Etliche der Pikenträger ließen ihre Waffen fallen, die nicht mehr zur Verteidigung taugten, wenn die Angreifer erst einmal am Speerblatt vorbei waren. Sie rannten in die Männer mit den Stangenbeilen, die vorgehen sollten, sobald die Pikenformation zu zerbrechen drohte.

Mag versuchte mit wütenden Rufen seine Männer auf ihren Posten zu halten. Lambis Krieger schlugen sich lachend ihren Weg durch das hilflose Menschenknäuel. Wenigstens hatte Silwyna ihre Bogenschützen noch unter Kontrolle. Sie zogen sich wohlgeordnet zurück.

Alfadas schob zwei Männer zur Seite und griff nach dem Horn an seinem Gürtel. Ein lang gezogenes Signal war das Zeichen, die Schlacht zu beenden. Die Kämpfenden trennten sich voneinander. Einige Männer bluteten; im Rausch des Gefechts hatten sie sich nicht mehr zügeln können. Der Herzog nahm das billigend in Kauf. Wer einen Knüppel über den Scheitel gezogen bekommen hatte, würde beim nächsten Mal vielleicht besser seine Stellung halten. Oder er würde noch schneller davonlaufen.

Stöhnend ließen sich die Krieger entlang des Ufers nieder. Es war ein sonniger Tag. Auf dem Fjord wimmelte es nur so von Booten. Auch bei Honnigsvald war die Flusssilberernte in vollem Gange. Die ganze Stadt atmete den würzigen Duft der Räucherhäuser. Kaum jemand hatte Zeit, sich die Übungen am Flussufer anzusehen. Alfadas ging zu dem Felsen, von dem aus Ulric der Schlacht zugesehen hatte. Sein Sohn empfing ihn mit stolzem Lächeln.

»Du hast wieder gewonnen, Vater! Niemand kann dich und deine Krieger aufhalten.«

»Tja, so sieht es aus.« Der Herzog legte seinen Schild ab und öffnete den Kinnriemen seines Helms. Müde griff er nach der Wasserflasche, die Ulric gehütet hatte. Jeder dieser Siege ließ seine Hoffnung sinken, lebend aus Albenmark zurückzukommen.