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Brud maß mit seinen Fingern den Abstand zum jetzigen Standort der Elfen ab und überlegte kurz. Dann deutete er auf einen Punkt, der nahe einer flachen Hügelkette lag. »Hier würden wir sie erreichen. Selbst mit den schweren Schlitten wirst du in drei Tagen dort sein, Rudelführer.«

Orgrim dachte kurz nach. Am liebsten würde er möglichst viele Elfen hierher zurückbringen. Sie könnten als Sklaven dienen und helfen, die Wolfsgrube wieder, so gut es ging, in ihren früheren Zustand zu versetzen. Und sie wären ein netter Fleischvorrat. »Wie sieht die Karawane aus?«

»Einige Krieger reiten auf Pferden. Ich weiß nicht, wie die Viecher die Kälte überstehen. Die meisten reisen auf Schlitten. Manche dieser Gefährte haben sogar Segel. Es gibt auch eine große Lastkolonne aus Yaks. Sie sind es, die die Elfen so langsam machen. Viele Kobolddiener sind dabei, die für die Normirga die groben Arbeiten erledigen. Etliche Elfen fahren in schönen Schlitten mit Silberglöckchen. Man kann sie schon von weitem hören. Auch ein paar Hundeschlitten habe ich gesehen. Es ist ein sehr bunter Haufen. Der Zug erstreckt sich über mehr als zwei Meilen.«

»Würdest du dir zutrauen, sie von ihrem Weg abzudrängen, ohne dich in eine richtige Schlacht verwickeln zu lassen, Brud?«

Der Kundschafter nahm sich Zeit, bevor er antwortete, was Orgrim gut gefiel.

»Ich würde mindestens fünfzig weitere Krieger brauchen, Rudelführer. Aber ich glaube, ich könnte sie täuschen. Wahrscheinlich werden sie in Panik geraten, sobald sie die ersten Trolle sehen.« Er grinste breit. »So wie die sich aufführen, können sie nicht ahnen, dass wir ihnen schon im Nacken sitzen.«

Orgrim deutete auf einen kleinen Einschnitt in der Hügelkette. »Hier scheint es ein breites Tal zu geben, das sich quer durch die Hügel zieht. Dränge sie dorthin ab. Wir werden sie da erwarten. Wenn sie zwischen uns und deinen Männern in der Klemme sitzen, werden die feigen Wichte sich sicherlich ergeben. Wir sehen uns in drei Tagen auf dem Schlachtfeld!«

Ein Schatz auf vier Beinen

Draußen war etwas! Ole griff nach Köcher und Bogen, die neben der Tür lehnten. Seine Hunde waren unruhig. Nicht wie damals, als die verfluchten Elfen gekommen waren. Aber sie liefen in ihren Käfigen auf und ab. Irgendetwas schlich ums Haus oder war nahe am Waldrand. Diesmal würde er sich nicht überraschen lassen, dachte Ole wütend. Und er würde auch nicht nur einen Knüppel mitnehmen!

Vielleicht war es ja auch die ganze Zauberei droben auf dem Hartungskliff, die die Hunde verrückt machte. Aber es war besser nachzusehen, bevor wieder jemand in seiner Tür stand. Er streifte die Schärpe mit den Peitschen über, warf sich den Köcher über die Schulter und nahm den Bogen.

Die Dämmerung war längst vorüber, doch es wurde nicht richtig dunkel. Wieder tanzte das geisterhafte Feenlicht über den Himmel. Sein grüner Schein vertiefte die Schatten, aber im offenen Gelände konnte man ganz gut sehen.

Rings um das Haus war nichts. Ole ging zu den Ställen. Ruhelos strichen die Hunde entlang der Wände der großen Kisten, die er für sie gezimmert hatte.

»Mörder! Schädelbeißer!«, rief er scharf. Er zeigte den beiden Bluthunden die Peitschen, damit sie sich erinnerten, wer ihr Herr war. »Los, wir machen eine Runde!«

Kurz überlegte er, die Hunde an lange Lederleinen zu legen. Dann verwarf er es. Im Dorf wusste jeder, dass es nicht klug war, sich bei Nacht in die Nähe seines Hauses zu wagen. Ole war noch immer wütend wegen des Nachmittags. Dass dieser Halbelfenbastard vom König feierlich verabschiedet worden war! Sah denn niemand, was für ein aufgeblasener Wichtigtuer dieser Alfadas war? Wenn er ein Zauberschwert von den Elfen hätte, dachte Ole, dann könnte er auch ein Herzog sein! Dieses ganze Gerede von Helden und unsterblichem Ruhm fand Ole zum Kotzen. Die meisten dieser angeblichen Helden würden sich vor Angst in die Hosen machen, wenn sie nachts einem seiner Hunde begegnen würden.

»Schädelbeißer, was machst du da? Raus mit dir!« Der Bluthund drückte sich flach auf den Boden der Kiste, obwohl die Tür weit offen stand. Wütend drosch Ole mit der Peitsche auf den Hund ein. Die Eisendornen zerrissen dem Schisser das Fell. Blut troff von den gedrehten Lederschnüren. Widerstrebend kroch der Hund aus seiner Holzkiste und blickte hasserfüllt auf.

»Brauchst du noch eine Abreibung, Kläffer?« Ole hob drohend die Peitsche.

Der Hund duckte sich, ließ ihn aber nicht aus den Augen. So war es gut, dachte Ole. Sollten sie ihn nur fürchten! Das würde bessere Hunde aus ihnen machen. Da sie ihm nichts tun konnten, würden sie mit all ihrer Wut über jeden herfallen, der sich sonst in die Nähe wagte.

»Na, Mörder. Du hast es schon gelernt, nicht wahr? Versuchst erst gar nicht mehr, dich mir zu widersetzen. Kluger Hund! Los jetzt! Sucht!« Er ließ die Peitsche durch die Luft knallen. »Zeigt mir, was euch so unruhig macht!«

Schädelbeißer antwortete mit einem tiefen, kehligen Knurren, während Mörder sofort loslief. Mörder war nicht ganz so riesig wie die anderen Hunde. Er hatte ein kurzes, rostbraunes Fell und eine lange Schnauze. Er sah viel zu nett aus, um ihn als Bärenbeißer zu verkaufen. Aber er war mutig und gehorchte. Es waren nur wenige Prügel nötig gewesen, um ihn zu erziehen.

Schädelbeißer war da ganz anders. Er stammte aus demselben götterverfluchten Wurf wie Blut. Diese verdammte Brut hatte zwar alle äußeren Merkmale von Bestien, aber die Hunde waren so störrisch, dass man sie kaum beherrschen konnte. Und dann noch die Sache mit Kadlin! Ole wurde jetzt noch ganz schlecht, wenn er daran dachte, wie dieser Scheißkläffer das kleine Mädchen abgeschleckt hatte. Blut hatte genau gewusst, was er da tat. Er und sein Bruder Schädelbeißer waren zu klug für Hunde. Selbst die Peitsche half da nicht. Vor ihnen musste man stets auf der Hut sein. Sie wollten sich einfach nicht unterwerfen. Aber er war noch mit jedem Hund fertig geworden, dachte Ole stolz. Wenn sie zurück waren, würde er Schädelbeißer durchprügeln, bis ihm das zottelige schwarze Fell in Fetzen herabhing. Er würde schon sehen, wer hier den stärkeren Willen hatte! Sie waren dem Waldrand bis auf zwanzig Schritt nahe gekommen. Mörder stand wie angewurzelt und starrte in das dichte Unterholz. Ole nahm einen Pfeil aus dem Köcher und pirschte vorwärts. Da war etwas. Eine große, helle Gestalt. Zu groß für ein Reh. Es war weiß! Beim Schwänze Luths! Das musste eine weiße Elchkuh sein. Ein Vermögen auf vier Beinen! Weiße Elche waren so selten, dass man nur einmal in hundert Jahren einen fand.

So hieß es jedenfalls. Das mochte übertrieben sein, Tatsache aber war, dass ein solches Fell eines Königs würdig war.

Ole malte sich aus, wie er Horsa hinterher eilen würde. Mit etwas Glück könnte er den Herrscher in Honnigsvald einholen. Seine Abreise hatte sich verzögert. Irgendetwas war geschehen, was den König in Wut versetzt hatte. Er hatte seine Männer in alle Winde geschickt, so als sollten sie etwas suchen. Ob er vielleicht Gerüchte über die weiße Elchkuh gehört hatte?

Wie dem auch sei, dieses eine Mal leuchtete der Glücksstern ihm, Ole von Firnstayn! Von dem Geld für das Fell könnte er einen ganzen Mond lang in Honnigsvald saufen und huren!

»Los, Mörder, Schädelbeißer! Treibt die Kuh da heraus!« Ihre Beute hatte sie bemerkt und zog sich tiefer in den Wald zurück. Ole fluchte. Du entkommst mir nicht, schwor er sich.

»Luth hat dich nur für mich geschickt«, sagte er leise und so freundlich, dass sich Schädelbeißer misstrauisch nach ihm umsah, weil er diesen Tonfall von ihm nicht kannte. »Bleib stehen! Ganz gleich, wohin du läufst, ich kriege dich. Also erspar uns allen die Rennerei und bleib stehen.«

Mörder stürmte mit großem Eifer in den Wald. Kläffend versuchte er, der Elchkuh den Weg abzuschneiden. Ole hatte seine liebe Not, dem Hund ins Unterholz zu folgen. Die Elchkuh hingegen schien sich ohne Mühe ihren Pfad durch das Dickicht zu bahnen. Dabei war sie so geschickt, dass sie sich nicht durch den Lärm brechender Äste verriet. Ole blieb mehrmals stehen und lauschte. Er hörte zwar, wie sich Mörders wütendes Kläffen weiter entfernte, aber er hörte nicht das Knacken von Ästen, das ein so schweres Tier wie ein Elch eigentlich verursachen müsste. Auch vermochte Ole nicht die Fährte der Elchkuh aufzuspüren. Es war wie verhext. Hin und wieder fand der Hundezüchter Pfotenabdrücke von Mörder im schlammigen Waldboden. Guter Hund! Er würde ein großes Lendenstück abbekommen. Hoffentlich stellte er die Kuh nicht allein und ruinierte durch seine Attacken das kostbare Fell!