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»Nachdem die Flotte zurück ist, habe ich diese Frage Kommodor Marphissa gestellt, und sie hat darüber mit Captain Bradamont geredet. Beide sind der Ansicht, dass er dazu in der Lage ist, wenn die anderen Offiziere an Bord des Schlachtkreuzers umfassende Erfahrung besitzen.«

»Und wer soll das Schlachtschiff bekommen?«

»Ich weiß nicht. Ich werde mir die Überlebenden der Reserveflotte genauer ansehen müssen und versuchen, eine engere Auswahl zu treffen. Kennen Sie Sub-CEO Freo Mercia? Sie war Stellvertreterin auf einem Schlachtschiff der Reserveflotte.«

»Nicht dass ich wüsste. Kennen Sie sie?«

»Nur flüchtig«, antwortete Iceni. »Sie hat mich bei dieser kurzen Begegnung durchaus beeindruckt. Wenn die Berichte der anderen Überlebenden ihres Schiffs zutreffen, dann hat sie das Kommando übernommen, als ihr Befehlshaber handlungsunfähig wurde, und sie hat hervorragende Arbeit geleistet. Sie hat mit diesem Schiff gekämpft, bis die Lage hoffnungslos wurde, und am Ende noch so viele Überlebende von Bord geschafft, wie es nur ging.«

»Handlungsunfähig?«, hakte Drakon nach.

Iceni verzog den Mund. »Er wurde von der Senior-Schlange an Bord erschossen, als es so aussah, als wolle er seinen Pflichten nicht mehr nachkommen. Freo Mercia erschoss daraufhin die Schlange und befahl ihrer Crew, alle anderen Schlangen an Bord ebenfalls zu töten. Dann setzte sie den Kampf gegen die Allianz-Schiffe fort, bis ihr Schlachtschiff zu stark beschädigt war, um noch irgendetwas ausrichten zu können.«

»Sie klingt nach einer sehr guten Wahl«, pflichtete Drakon ihr bei.

»Sie verdienen die Chance, sie selbst zu beurteilen, immerhin wollen wir ihr sehr viel Feuerkraft anvertrauen. Ich werde sie für ein persönliches Gespräch zu Ihnen schicken. Wir bringen die Überlebenden der Reserveflotte runter auf die Oberfläche. Wie ich hörte, ist Colonel Rogero wohlbehalten zu Ihnen zurückgekehrt.«

»Er und Captain Bradamont«, bestätigte er. »Was halten Sie von diesem Aufstand auf dem Frachter?«

»Er könnte sich mit der Wut auf eine Allianz-Offizierin erklären lassen«, antwortete sie bedächtig. »Aber …«

»Genau das. Aber. Colonel Rogero empfiehlt, jeden auf diesen Frachtern sorgfältig zu durchleuchten, so wie Sie es jetzt ja auch machen.«

Der Wagen kam mit sanftem Bremsen zum Stehen. »Da wären wir«, sagte sie. »Sie können jetzt in die Sicherheit Ihres Stabs zurückkehren, und ich kann meinem Stab versichern, dass ich immer noch lebe, obwohl ich allein mit Ihnen unterwegs war.«

»Gwen …?«

»Ja?«

Drakon schüttelte den Kopf. »Ach, nichts.«

Damit ließ er sie mit der Frage allein, was er wohl hatte sagen wollen.

»Warum werden wir zu so was eingeladen?«, knurrte Morgan mit finsterer Miene.

»Um zu unterstreichen, dass General Drakon der Mitherrscher über dieses Sternensystem ist«, erwiderte Malin so lehrmeisterhaft, wie er nur konnte.

»Er befehligt aber nicht anteilig die mobilen Streitkräfte«, wandte sie prompt ein. »Will man uns damit glauben machen, er würde irgendwelche Autorität über die Kriegsschiffe haben? Ein Schauspiel, das dem General das Gefühl geben soll, dass er Ansehen genießt, obwohl es in Wahrheit gar nichts zu bedeuten hat?«

»Das ist nicht die Absicht von Präsidentin Iceni.«

»Und woher wollen Sie wissen, welche Absicht Präsidentin Iceni verfolgt?«, forderte Morgan ihn heraus, während sie ihn argwöhnisch musterte.

Malin sah sie mit dem Gesichtsausdruck eines unschuldigen Mannes an, der zu verstehen versuchte, was man ihm da eigentlich zur Last legte. »Ich höre zu. Ich habe Quellen, und ich höre genau hin. Wenn Sie das Gleiche machen würden, wüssten Sie, warum Präsidentin Iceni die Freigabe dieser Gruppe aus ehemaligen Supervisoren vorantreibt. Sie sollen zum Schlachtkreuzer geschickt werden und dabei helfen, das Schiff so schnell wie möglich einsatzbereit zu machen.«

»Sie hören zu?« Morgan lächelte Malin so unglaublich falsch an, dass Drakon sich nur mit Mühe ein Lachen verkneifen konnte. »Ich höre auch zu, und ich höre viele Dinge. Unter anderem, dass einige von Icenis Quellen beim Syndikat mit dem Frachter, der zuletzt dieses Sternensystem durchquert hat, eine Nachricht mitgeschickt hatten. Eine Nachricht, die besagt, dass das Syndikat einen Angriff auf uns vorbereitet. Wollen Sie auch wissen, was ich über Sie zu hören bekomme?«

»Wenn es irgendetwas wäre, das Sie beweisen könnten, hätten Sie es längst dem General gesagt«, konterte Malin frostig.

»Benehmen Sie sich«, ermahnte Drakon die beiden. »Die Präsidentin soll nicht den Eindruck bekommen, dass sich mein Stab wie im Kindergarten streitet.«

»Jawohl, Sir«, erwiderte Morgan todernst. »Aber er hat angefangen«, fügte sie dann lachend hinzu.

Sie betraten das nicht allzu große Auditorium, das für die Zeremonie ausgewählt worden war. Präsidentin Iceni kam gefolgt von ihrem Leibwächter/Assistenten Togo soeben durch eine andere Tür herein. Vor ihnen standen in drei Reihen ehemalige Syndikat-Supervisoren in Habachthaltung; alle hatten einst als Executives und Sub-CEOs unterschiedlichster Dienstgrade gedient. Jetzt trugen sie neue Uniformen, die sie als Leytenants und Kapitan-Leytenants auswiesen.

Colonel Rogero war ebenfalls anwesend und salutierte, als er Drakon sah.

Iceni blieb neben Rogero stehen. »Es ist nur angemessen, dass der Mann, der bei der Rettung dieses Personals aus einem Gefangenenlager der Allianz eine so wichtige Rolle gespielt hat, anwesend ist, wenn sie sich unseren Streitkräften anschließen«, erklärte sie.

Drakon, den Rogero über seine Einladung informiert hatte, erwiderte den Salut und nickte Iceni zu. »Die Kommodor kann nicht auch anwesend sein?«

»Die Kommodor ist bei ihrer Flotte«, antwortete Iceni. »Wir haben Berichte erhalten, dass jederzeit mit einem neuen Angriff des Syndikats zu rechnen ist.«

»Tatsächlich?« Drakon sah kurz zu Morgan und Malin, um seine Anerkennung für die Zuverlässigkeit ihrer Informationen auszudrücken. Morgan beobachtete allerdings Rogero auf eine Weise, als rechne sie jeden Moment mit einer verräterischen Geste.

Als der General den Blick über die Reihen wandern ließ, fiel ihm eine Frau auf, die ihre Freude kaum bändigen konnte. Er erkannte sie aus den Berichten wieder, die Rogero ihm geschickt hatte. Die ehemalige Executive Ito. Sie bemerkte Rogeros Blick, lächelte kurz und setzte dann wieder eine militärisch korrekte, strenge Miene auf.

Iceni hielt eine Rede, aber Drakon konnte nicht verhindern, dass seine Aufmerksamkeit abzuschweifen begann. Er musterte die neuen Offiziere und fragte sich, was jeden Einzelnen von ihnen dazu veranlasst haben mochte, das Risiko einzugehen und für Midway kämpfen zu wollen, anstatt in noch immer vom Syndikat kontrolliertes Gebiet zurückzukehren. Sie alle waren durchleuchtet worden, um zu gewährleisten, dass ihre Loyalität tatsächlich ihm und Iceni galt, doch Drakon hatte schon vor langer Zeit gelernt, solche Dinge nicht als gegeben anzusehen.

Als Iceni ihre Rede beendet hatte, klatschten die neuen Offiziere Beifall und riefen im Chor: »Für das Volk!«

Die streng geordneten Reihen lösten sich auf, die Männer und Frauen unterhielten sich untereinander, während sich Iceni umdrehte und mit Togo sprach.

Die frischgebackene Kapitan-Leytenant Ito kam auf Rogero zu, lächelte ihn an und machte dann einen Schlenker in Drakons Richtung. Sie salutierte voller Stolz, und während er den Salut erwiderte, fiel ihm auf, dass Malin näher gekommen war, als wollte er ihm irgendetwas sagen.

Ito macht noch einen Schritt auf Drakon zu, hielt ihm lächelnd die Hand hin und sagte: »General, darf ich Sie fragen …«

Weiter kam sie nicht, da sich Malin in diesem Moment so schnell bewegte, dass er nur verwischt zu sehen war. In der einen Sekunde stand er neben Ito und Drakon, in der nächsten hatte er bereits Itos rechtes Handgelenk umfasst, während er in seiner linken Hand seine Schusswaffe hielt, deren Lauf er gegen Itos Schläfe drückte.