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»Schluss jetzt, Waffe runter«, herrschte Drakon die beiden an, aber Malin schien ihn gar nicht zu hören. Sein Blick war stur auf Morgan gerichtet, während er mit der Waffe auf ihr Gesicht zielte. Morgan wiederum strahlte solche Wut und Verachtung aus, dass er jeden Moment mit einer Attacke ihrerseits rechnete.

»Colonel Malin«, sagte Drakon beherrschter und in einem unüberhörbaren Befehlston. »Nehmen Sie die Waffe runter. Colonel Morgan, Sie werden Malin nicht angreifen, sobald er die Waffe sinken lässt, sonst werde ich Sie höchstpersönlich erschießen. Das schwöre ich Ihnen. Und jetzt befolgen Sie meine Befehle, sonst werden Sie beide den Tag Ihrer Geburt bereuen.«

Malin atmete einmal tief durch und blinzelte, als würde er aus einer Trance erwachen. Gleichzeitig ließ er die Hand sinken, in der er seine Waffe jetzt so hielt, als hätte er sie längst vergessen.

Morgan sah zu Drakon, erkannte beim Blick in seine Augen, wie ernst er seine Worte meinte, und nahm die Arme runter.

»Wenn so etwas nur noch ein einziges Mal passiert«, polterte Drakon los und hatte das Gefühl, einen anderen reden zu hören, »dann haben Sie die längste Zeit für mich gearbeitet. Haben Sie das verstanden? Dann fliegen Sie raus und haben in diesem Hauptquartier genauso wenig zu suchen wie an irgendeinem anderen Ort auf diesem Planeten oder in diesem Sternensystem oder irgendwo anders im Umkreis von hundert Lichtjahren. Ist das klar?«

»Jawohl, Sir«, antwortete Malin ruhig und gefasst.

»Ja, General«, sagte Morgan.

»Das Syndikat bereitet seinen nächsten Angriff auf dieses Sternensystem vor. Die können jederzeit hier eintreffen. Wir müssen uns darauf gefasst machen und uns darauf konzentrieren, und nicht auf interne Rivalitäten und ein Verhalten, das so unglaublich außer Kontrolle geraten ist, dass ich längst nicht mehr weiß, warum ich Ihnen beiden überhaupt noch eine Chance gebe. Aber eine weitere Chance werden Sie nicht bekommen. Und jetzt verschwinden Sie von hier, bevor ich Ihre Verhaftung befehle. Für die nächsten zwei Tage werden Sie beide ständig hundert Meter Abstand voneinander halten.«

Morgan schüttelte den Kopf. »General, ich bin aus einem bestimmten Grund hier, einem sehr wichtigen Grund.« Wieder schaute sie dabei Malin verächtlich an. »Colonel Malin hat einige Fragen zu beantworten, und wenn Sie das hier gelesen haben«, sie hielt eine Datenscheibe hoch, »werden Sie ihm diese Fragen stellen wollen.«

»Fragen zu welchem Thema?«, wollte Drakon wissen, der nicht die Absicht hatte, Morgan freie Hand zu lassen.

»DNS«, sagte sie. »Colonel Malins tatsächliche DNS«, fuhr sie im Tonfall eines Richters fort, der das Urteil über einen für schuldig befundenen Gefangenen sprach, »die ich kürzlich mit der Hilfe eines Samplers in meiner Hand in meinen Besitz bringen konnte, als ich ihn am Handgelenk gefasst hatte. Diese DNS passt nicht zur Referenz-DNS in der offiziellen Dienstakte von Colonel Bran Malin. Stimmt doch, nicht wahr?«, legte sie an Malin gewandt nach.

»Ist das alles?«, gab Malin zurück. »Die DNS stimmt nicht überein?«

»Das genügt schon«, fauchte sie ihn an. »Sie sind ein Betrüger, Sie geben sich lediglich für Bran Malin aus.«

Drakon hielt ihr die Hand hin. »Geben Sie mir die Scheibe, Morgan. Wenn Sie Beweise gefälscht haben …«

»Sie können jetzt und hier eine weitere DNS-Probe von ihm bekommen, General, und mit den offiziellen Unterlagen vergleichen.«

Während Drakon die Datenscheibe an sich nahm, sah er Malin an. »Haben Sie irgendetwas dazu zu sagen?«

»Ja, Sir. Und ich werde jede Frage zu Ihrer Zufriedenheit beantworten. Allerdings«, er deutete mit einer Kopfbewegung auf Morgan, »bitte ich darum, dass Colonel Morgan dann nicht anwesend ist.«

»Wieso?«

»Das werden Sie verstehen, wenn ich Ihre Fragen beantwortet habe, Sir.«

»Sie haben kein Recht, irgendwelche Bedingungen zu stellen, Colonel Malin«, meldete sich Morgan erneut zu Wort. »Oder wer immer Sie in Wahrheit auch sein mögen.«

»Ruhe!« Drakon stand da und musterte seine beiden Colonels, während sich Totenstille als Reaktion auf seinen Befehl ausbreitete. Er sah Morgan und Malin an und dachte daran zurück, mit welchen Anliegen er sich in der Vergangenheit schon an sie gewandt hatte und was sie alles für ihn getan hatten. Wie viel war er ihnen in diesem Moment schuldig? »Colonel Morgan, wenn sich Ihre Informationen auf dieser Datenscheibe befinden, dann ist Ihre Anwesenheit nicht erforderlich, während ich sie mir ansehe. Daher werde ich Colonel Malins Bitte entsprechen. Wenn mich seine Antworten nicht in vollem Umfang zufriedenstellen, kann ich Sie anschließend immer noch dazuholen.«

Morgan blickte finster drein, verkniff sich aber die Bemerkung, die ihr auf der Zunge liegen musste, dann drehte sie sich zu Malin um. »Sie werden sich nicht mit irgendwelchen Lügen herauswinden können. Es wäre natürlich überhaupt nicht dazu gekommen, wenn Sie den Mut gehabt hätten, mich zu töten, bevor ich es dem General sagen konnte. Aber Sie waren ja immer schon ein kleiner feiger Wurm. Ich weiß, General Drakon kommt mit Ihnen klar, falls Sie irgendetwas versuchen sollten, und ich weiß auch, was er mit Ihnen machen wird, wenn er erst mal die Beweise gesehen hat. Ich wünsche Ihnen eine gute Reise in die Hölle.«

Malin sah sie unbeeindruckt an. »Ich werde Ihnen einen Platz freihalten, wenn ich da bin. Einen schönen, warmen Platz.«

Drakon streckte den Arm aus. »Ihre Handfeuerwaffe, Colonel Malin.«

Er drehte sie in seiner Hand langsam so, bis ein Punkt erreicht war, an dem er sie nicht mehr abfeuern konnte, dann hielt er sie Drakon hin.

Der legte die Waffe in Reichweite auf den Schreibtisch. »Sie können gehen, Colonel Morgan. Da Colonel Malin mit mir unter vier Augen reden will, kehren Sie bitte solange in Ihr Quartier zurück.«

Morgan reagierte mit einem boshaften Grinsen, dann salutierte sie. »Jawohl, Sir.« Sie drehte sich um, sodass sie Malin den Rücken zuwandte, als wollte sie ihn mit ihrer momentanen Verwundbarkeit herausfordern, während sie zur Tür ging.

Nachdem sich die Tür wieder geschlossen hatte, wartete Malin ab, bis die Sicherheitslampen über der Tür grün leuchteten, die damit anzeigten, dass keine Abhörvorrichtung etwas von dem mitbekommen konnte, was in diesem Raum gesprochen wurde. Dann sah er General Drakon an. »Sie sollten sich ansehen, was Colonel Morgan Ihnen gegeben hat, Sir.«

Drakon zeigte auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch. »Setzen Sie sich.« Es war keine höfliche Aufforderung, und das wusste Malin auch. Die sitzende Haltung würde Malin in seiner Bewegungsfreiheit einschränken, wenn er versuchen sollte, Drakon anzugreifen oder die Flucht anzutreten. Außerdem waren diverse verborgene Waffen auf diesen Sitz gerichtet, der wiederum mit einer Fülle an Sensoren ausgestattet war, die feststellen konnten, ob jemand die Wahrheit sagte oder nicht.

Während Malin sich hinsetzte, legte Drakon die Datenscheibe in seine Schreibtischeinheit ein. Zwei Bilder wurden dargestellt, die beide standardisierte DNS-Profile zeigten. Das eine Bild stammte aus Malins Personalakte, das andere war als eine DNS-Probe jenes Bran Malin gekennzeichnet, der vor ihm an diesem Tisch saß.

Ein Bereich der Profile war rot unterlegt. Keine Übereinstimmung der Resultate. »Sie sagten, Sie werden meine Fragen beantworten«, begann Drakon. »Wissen Sie, was mir hier angezeigt wird?«

»Ja, Sir.«

Drakon stutzte und wunderte sich, wieso Malin so erleichtert klang. »Und das wäre?«

»Die mitochondriale DNS stimmt nicht überein.«

Drakon sah auf seinen Bildschirm. »Das ist richtig.«

»Die DNS-Probe in meiner offiziellen Personalakte ist gefälscht.« Langsam hob Malin einen Arm, immer darauf bedacht, auf Drakon nicht in irgendeiner Weise bedrohlich zu wirken. »Die DNS in meinem eingebetteten Datenchip ist korrekt. Jede Abweichung von meiner tatsächlichen DNS dort wäre schon vor langer Zeit aufgefallen.«