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Noch vor Mitternacht würde es einen Blizzard geben.

Das Raumschiff senkte sich aus der Dunkelheit herab und setzte auf seinem Landeplatz auf. Jenseits des kleinen Raumhafens lag die alte Stadt Geyrhaym, in Dämmerung gehüllt, gegen den Wind zusammengedrängt. Aus den alten, mit Spitzdächern versehenen Häusern glühte rötlicher Feuerschein, doch die gewundenen, mit Kopfsteinpflaster bedeckten Straßen glichen leeren Schluchten, die den Hügel hinaufführten, auf dessen Rücken die große Burg der Barone kauerte. Der Valtam hatte sie zu seiner eigenen Verwendung bestimmt, und nun war Geyrhaym die Hauptstadt des Reiches, denn das stolze Skirnor und das prächtige Thruvang waren radioaktive Krater, und wilde Tiere heulten in den verkohlten Ruinen des alten Palastes.

Skorrogan Valthaks Sohn schauderte zusammen, als er aus der Schleuse trat und die Rampe hinunterschritt. Skontar war ein kalter Planet. Sogar für sein eigenes Volk erschien er kalt. Er wickelte sich enger in seinen Pelzumhang.

Sie warteten am unteren Ende der Rampe, die Großhäuptlinge von Skontar. Unter seinem unbeteiligt scheinenden Äußeren zogen sich Skorrogans Bauchmuskeln zusammen. In der schweigsamen, finsteren Gruppe der Männer konnte der Tod auf ihn warten — sicher aber Ungnade, und er konnte sich nicht verteidigen.

Der Valtam selbst stand da, während seine weiße Mähne im bitterkalten Wind wehte. Seine goldenen Augen schienen in der Dämmerung zu leuchten, hart und wild, und mit glimmendem Haß dahinter. Sein ältester Sohn und rechtmäßige Erbe, Thordin, stand neben ihm. Das letzte Sonnenlicht glühte rot auf seiner Speerspitze; es schien wie Blut gegen den Himmel zu tropfen. Dann warteten noch andere mächtige Männer von Skang auf ihn, die Herzöge der Provinzen von Skontar und den anderen Planeten. Hinter ihnen stand eine Reihe der Reichswache, deren Helme und Harnische in der Dämmerung verborgen waren und dennoch vor Haß und Verachtung von innen her zu strahlen schienen.

Skorrogan schritt auf den Valtam zu, schlug zum Gruß den Schaft seines Speeres gegen den Erdboden und neigte den Kopf im vorgeschriebenen Winkel. Mit Ausnahme des wimmernden Windes blieb alles still. Schnee trieb über das Feld.

Endlich sprach der Valtam ohne den zeremoniellen Gruß. Es war wie ein vorsätzlicher Schlag ins Gesicht: „Du bist also wieder zurück.“

„Ja, Herr!“ Skorrogan versuchte, seiner Stimme einen festen Klang zu verleihen. Es war sehr schwierig. Er hatte keine Furcht vor dem Tod, aber es war grausam schwer, die Last seines Versagens zu tragen. „Wie du weißt, muß ich leider den Fehlschlag meiner Mission melden.“

„Tatsächlich. Wir befinden uns im Besitz von Fernsehempfängern“, bemerkte der Valtam eisig.

„Herr, das Volk von Sol gewährt Cundaloa praktisch unbegrenzte Hilfe. Aber man weigerte sich, Skontar auf irgendeine Weise zu unterstützen. Keine Kredite, keine technischen Berater — nichts. Und wir können nur mit geringem Handel und überhaupt keinen Besuchern rechnen.“

„Ich weiß“, sagte Thordin. „Und du wurdest um ihre Hilfe gesandt.“

„Ich habe es versucht, Herr.“ Skorrogans Stimme war ohne jeden Ausdruck. Er mußte etwas sagen — doch möge ich für immer verdammt sein, wenn ich um Gnade flehe!

„Aber die Solarier haben ein ungerechtfertigtes Vorurteil gegen uns, was teilweise auf ihre rein gefühlsmäßige Zuneigung für Cundaloa und teilweise darauf zurückzuführen ist, daß wir uns in so vielen Dingen von ihnen unterscheiden.“

„Das stimmt“, erwiderte der Valtam kalt. „Aber früher war es nicht so ausgeprägt. Die Mingonier haben zum Beispiel aus den Händen der Solarier viel Gutes empfangen, obwohl sie noch viel weniger menschlich sind als wir. Sie erhielten dieselbe Hilfe, wie sie Cundaloa teilhaftig werden wird, und die auch wir empfangen hätten.

Wir wünschen nichts außer gute Beziehungen mit der größten Macht der Galaxis. Wir hätten mehr als das haben können. Aus Berichten aus erster Hand kenne ich die Stimmung, in der sich der Bund befand. Sie waren bereit, uns zu helfen, wenn wir nur die geringste Bereitschaft zur Zusammenarbeit gezeigt hätten. Wir hätten wieder aufbauen können und noch mehr als nur das…“ Seine Stimme wurde von dem schneidenden Wind verweht.

Nach einem kurzen Moment fuhr er fort, und die Wut, die in seiner Stimme schwang, schien ein eigenes Leben zu besitzen. „Ich habe dich als meinen persönlichen Abgesandten geschickt, um die großzügig dargebotene Hilfe zu erhalten. Dich, dem ich vertraute, von dem ich annahm, daß ihm unser grausames Schicksal bewußt war — bah!“ Er spie aus. „Und du hast nichts Besseres zu tun, als beleidigend, arrogant und grob zu sein. Du, auf dem alle Augen von Sol ruhten, machtest dich zur Verkörperung all dessen, was die Menschen an uns schlecht finden. Kein Wunder, daß unser Ansuchen abgelehnt wurde! Du kannst von Glück reden, daß Sol uns nicht den Krieg erklärte!“

„Vielleicht ist es noch nicht zu spät“, meinte Thordin.

„Wir könnten einen anderen schicken…“

„Nein.“ Der Valtam hob sein Haupt mit dem angeborenen, eisernen Stolz seiner Rasse, dem Hochmut einer Kultur, in deren ganzen Geschichte die Ehre mehr bedeutete als das Leben. „Skorrogan ging als unser bevollmächtigter Vertreter. Wenn wir ihn verleugneten, uns für sein schlechtes Benehmen entschuldigten! — vor der Galaxis kröchen — nein! Das ist es nicht wert. Wir müssen einfach ohne Sol auskommen.“

* * *

Der Schnee fiel nun dichter, und die Wolken bedeckten den Himmel. Einige wenige Sterne blinkten dazwischen hervor, aber es war kalt, bitter kalt.

„Welcher Preis, den wir für die Ehre zu zahlen haben!“

seufzte Thordin müde. „Unser Volk hungert, und Sol würde uns Nahrungsmittel schicken. Es hat nur Fetzen anzuziehen, und Sol könnte es bekleiden. Unsere Fabriken sind verwüstet und verlassen, unsere jungen Männer wachsen in Unkenntnis der galaktischen Zivilisation und Technologie heran, und Sol würde uns Maschinen und Ingenieure schicken, uns beim Wiederaufbau helfen. Wir bekämen Lehrer und könnten wieder groß werden… Zu spät, zu spät!“ Verwirrt und verletzt suchten seine Augen das Dunkel zu durchdringen. Skorrogan war sein Freund gewesen.

„Aber warum hast du es getan? Warum?“

„Ich tat mein Bestes“, antwortete Skorrogan steif.

„Wenn ich dafür nicht geeignet bin, hättet ihr mich nicht schicken sollen.“

„Aber du warst es“, entgegnete der Valtam. „Du warst unser bester Diplomat. Deine Verschlagenheit, dein Verständnis für extraskontarische Psychologie, deine Persönlichkeit, all das war unschätzbar für unsere Auslandsbeziehungen. Und dann, bei dieser einfachen und äußerst wichtigen Mission… Nie wieder!“ Seine Stimme schwoll zu einem Schrei gegen den aufkommenden Sturm. „Nie wieder will ich dir vertrauen. Skontar wird von deinem Versagen erfahren.“

„Herr…“ Skorrogans Stimme bebte plötzlich. „Herr, ich habe Worte von dir empfangen, die ein Duell auf Leben und Tod erfordern. Hast du noch mehr zu sagen, so tu es!

Oder laß mich gehen!“

„Ich kann dir deine ererbten Titel und deinen Besitz nicht nehmen“, sagte der Valtam. „Aber deine Stellung in der Reichsregierung hast du verloren, und du darfst weder den Hof betreten noch ein öffentliches Amt bekleiden. Außerdem glaube ich nicht, daß dir viele Freunde die Treue halten werden.“

„Vielleicht nicht“, erwiderte Skorrogan. „Ich tat, was ich tat, und selbst wenn ich es erklären könnte, nach all den Beleidigungen würde ich es nicht tun. Aber wenn du mich wegen der Zukunft Skontars um Rat fragst…“

„Das tue ich nicht“, unterbrach der Valtam. „Du hast bereits genug Schaden angerichtet.“

„… dann bedenke drei Dinge.“ Skorrogan hob seinen Speer und wies auf die entfernt glitzernden Sterne. „Erstens jene Sonnen da draußen. Zweitens bestimmte neue wissenschaftliche und technologische Errungenschaften hier zu Hause, wie zum Beispiel Dyrins Arbeit über Semantik. Und drittens, sieh dich um! Schau dir die Häuser an, die deine Väter bauten, betrachte die Kleider, die du trägst und höre auf die Sprache, die du sprichst! Und dann komm in etwa fünfzig Jahren zurück und bitte mich um Verzeihung!“