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Gebratene Bananen: Man nehme reife, aber nicht zu weiche, geschälte Bananen, brate sie rasch rundherum in brauner Butter, gebe etwas flüssig gemachten, mit einem Schuß Rum verrührten Honig in die Pfanne, drehe die Bananen unter Begießen ein paarmal vorsichtig darin herum und serviere sie sofort auf vorgewärmten Tellern, mit geriebenen Mandeln oder Pistazien bestreut.

»Keinen Schritt.«

»Mist«, sagte Mr. Ackroyd. »Verschiedene Anzeichen sprechen dafür, daß Goldfuß unmittelbar vor der Flucht steht. Wir wissen nicht, wohin er abhauen wird. Australien. Asien. Afrika. Europa.«

»Die Grenzen bewachen. Flugplätze. Häfen. Und so weiter.«

»Wie wollen Sie das machen? So viele Beamte gibt es einfach nicht. Goldfuß wird selbstverständlich mit einem absolut echten falschen Paß reisen.« Ein »echter« falscher Paß, das wußte Thomas seit langem, war ein solcher, der auch einer Überprüfung in den Behördenregistern standhielt.

»Glauben Sie, daß er sich lauter echte falsche Papiere verschafft hat?«

»Das weiß ich nicht. In der Eile wohl kaum. Aber sicherlich einen Paß. Und der Paß genügt. Wenn nicht ein Wunder geschieht, geht uns der Mann durch die Lappen.«

Thomas seufzte tief. Und zu allem noch diese feine Mitarbeiterin Miß Faber, dachte er erbittert. Na, der werde ich aber was erzählen!

9

»Wissen Sie, was Sie verdienen? Prügel verdienen Sie!« schrie Thomas. Schwer atmend stand er an diesem Abend in Pamelas kleiner Wohnung vor der Besitzerin, die einen schwarzen Morgenrock und offenbar wenig darunter trug. »Was fällt Ihnen ein, zu ›Roganow‹ zu kommen?«

»Ich werde wohl noch das Recht haben, zu ›Roganow‹ zu gehen.«

»Aber nicht, wenn ich dort bin!«

»Das habe ich nicht gewußt!« schrie sie a tempo.

A tempo schrie er zurück: »Das haben Sie sehr wohl gewußt!«

»Also schön, ich hab’s gewußt!«

»Und warum sind Sie dann gekommen?«

»Weil ich mal Ihre Dunja sehen wollte, dieses süße Täubchen!«

Ihm fiel der Kiefer herunter. »Und deshalb gefährden Sie alles – die ganze Aktion?«

»Schreien Sie mich nicht an! Sie müssen ja fürchterlich verliebt sein in die Dame!«

»Halten Sie den Mund, oder ich ziehe Ihnen die Hosen stramm!«

»Tun Sie’s doch, wenn Sie’s wagen!«

»Na warte«, sagte er und stürzte sich auf sie. Mit einem geschickten Jiu-Jitsu-Griff legte die erfahrene Agentin ihn aufs Kreuz. Er krachte auf den Teppich. Sie lachte und rannte davon. Er kam auf die Beine und rannte ihr nach. Im Schlafzimmer erwischte er sie wieder. Ein kleiner Ringkampf folgte. Sie fielen beide auf das Bett.

Dann lag sie strampelnd und fauchend über seinem Knie. »Laß mich – laß mich – ich bringe dich um …«

Der Morgenrock fiel auf. Pamela trug tatsächlich nur wenig darunter. Ungerührt versohlte Thomas sie. Sie kreischte, schlug um sich und biß.

Wie Chantal, dachte er benommen, während das Blut in seinen Schläfen zu rauschen begann, genau wie Chantal ist sie – o Gott! Plötzlich fiel er über sie. Seine Lippen trafen die ihren. Sie biß. Dann öffneten sich ihre Lippen und wurden weich. Ihre Arme schlangen sich um ihn. Und beide versanken in der betäubenden Süße ihres ersten Kusses. Der Raum verschwamm vor Thomas Lievens Augen, die Zeit verlor ihren Sinn.

Als er wieder zu sich kam, sah er in zwei Augen voller Liebe. Pamela flüsterte: »Ich war so eifersüchtig – so fürchterlich eifersüchtig auf deine Russin …«

Plötzlich fiel Thomas etwas an Pamelas Oberarm auf. Er sah die kreisrunden hellen Stellen einer Impfung. Er wurde bleich im Gesicht. Und sagte lallend: »Impfen …«

Pamela, im Begriff, ihn zu küssen, erstarrte. »Was ist los?«

»Impfen«, wiederholte er blödsinnig.

»Bist du verrückt geworden?«

Er sah sie völlig abwesend an: »Goldfuß weiß, daß er in Gefahr ist. Er wird versuchen, Amerika zu verlassen und nach Rußland heimzukehren. Jeder Mensch, der nach Europa fährt, muß sich gegen verschiedene Krankheiten impfen lassen. Das verlangt das Gesetz. Und bei der Impfung muß er dem Arzt seinen Geburtsschein vorlegen, damit er die Nummer notiert …« Thomas stotterte plötzlich vor Aufregung: »Den Geburtsschein, nicht den Paß … Sein falscher Paß ist ein echter falscher Paß – aber ob sein falscher Geburtsschein auch echt falsch ist?«

Pamela wurde blaß: »Er ist verrückt geworden – ganz und gar verrückt.«

»Mitnichten! Wenn Goldfuß nämlich – geb’s Gott – einen falschen falschen Geburtsschein vorgelegt hat, dann können wir ihm endlich eine strafbare Handlung vorwerfen – und ihn hochnehmen – und seine Wohnung durchsuchen …«

»Thomas!«

»Stör mich jetzt nicht. Wie viele Ärzte gibt es in New York?«

»Herrgott, was weiß denn ich? Mindestens zehntausend!«

»Egal«, sagte Thomas Lieven, während Pamela Faber ihn entgeistert anstarrte. Er schlug auf das Bett. »Und wenn alle Agenten des FBI eingesetzt werden müssen! Und wenn alle wirklich verrückt werden dabei! Wir müssen es versuchen!«

10

Am Abend des 19. Juni 1957 gab es im Stadtgebiet von New York Alarm für 277 Mitarbeiter des FBI. Sie erhielten den Auftrag, schnellstens die insgesamt 13 810 Ärzte aufzusuchen, die in der Zehnmillionenstadt arbeiteten.

Jeder der 277 Mitarbeiter führte die Fotografie eines Mannes von etwa 45 Jahren mit sich, der ein geistreiches, skeptisches Gesicht, große Ohren und schmale Lippen besaß und eine Brille trug.

Vom Abend des 19. Juni 1957 an stellten 277 Männer anhand von 277 Fotos ungezählte Male die gleichen Fragen: »Doktor, kennen Sie diesen Mann? Gehört er zu Ihren Patienten? Haben Sie ihn vielleicht in letzter Zeit geimpft?«

Auch den ganzen 20. Juni 1957 hindurch wurden diese Fragen gestellt.

Im Luxushotel »Waldorf-Astoria« saß derweilen ein gewisser Peter Scheuner, deutscher Exportkaufmann, wie auf Kohlen. Von Zeit zu Zeit klingelte das Telefon. Es waren Leute vom FBI, die Thomas verschlüsselt mitteilten, daß die Operation weiterhin erfolglos verlief. Seufzend legte Thomas jedesmal wieder den Hörer in die Gabel.

Dieser Zustand änderte sich schlagartig am 21. Juni um 16 Uhr 35. Wieder schrillte das Telefon. Eine tiefe Stimme sprach: »Zero.«

Elektrisiert fuhr Thomas hoch. Er sagte nur ein Wort: »Wo?«

Die Stimme antwortete: »3145 Riverside Drive. Doktor Willcox.« Zwanzig Minuten später stand Thomas Lieven in dem kleinen Ordinationsraum von Dr. Ted Willcox, einem älteren Arzt, der seine Praxis im ärmsten Elendsviertel New Yorks aufgeschlagen hatte.

Dr. Willcox hielt eine Fotografie in der Hand. Er sagte: »Gewiß erinnere ich mich an diesen Mann. Vor allem deshalb, weil so selten gut angezogene Leute zu mir kommen.«

Da hast du also zuletzt doch noch einen Fehler gemacht, du sowjetischer Superagent, dachte Thomas. Möglichst weit von deiner Wohnung entfernt hast du dir einen Arzt ausgesucht. Ich verstehe, warum. Und doch war es verkehrt. Dr. Willcox sprach: »Dieser Herr suchte mich am Nachmittag des 16. Juni auf. Er ließ sich impfen. Ich stellte ihm einen sogenannten ›Internationalen Seuchenpaß‹ aus, wie man ihn benötigt, wenn man beispielsweise nach Europa reisen will.« Der alte Arzt humpelte zu seiner Kartei und suchte unter dem Datum des 16. Juni. Dann zog er ein Blatt hervor. »Der Herr heißt Martin Collins. Nach dem Geburtsschein wurde er am 7. Juli 1910 als amerikanischer Bürger im Stadtteil Manhattan geboren. Geburtsscheinnummer: 32027/7/71 897.«