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Die Antwort darauf wurde ihm von den Makkabäern erteilt. Das englische Hauptquartier in Jerusalem befand sich im rechten Flügel des King-David-Hotels. Dieses Hotel lag in dem neuen Teil von Jerusalem, und seine Hinterfront und der Garten gingen auf die alte Stadtmauer. Ein Dutzend Makkabäer, als Araber verkleidet, kamen mit mehreren Dutzend riesiger Milchkannen, die sie in den Keller des Hotels brachten. Sie waren mit Dynamit gefüllt und wurden unter dem rechten Flügel des Hotels placiert, in dem sich das britische Hauptquartier befand. Die Makkabäer stellten die Zeitzünder ein, machten sich aus dem Staube und gaben den Engländern telefonisch den Rat, das Gebäude zu verlassen. Die Engländer lachten über diese Zumutung. Sie waren überzeugt, daß sich die Makkabäer diesmal nur über sie lustig machen wollten. Sie würden es gewiß nicht wagen, etwas gegen das britische Hauptquartier zu unternehmen!

Wenige Minuten später gab es eine Explosion, die in ganz Palästina zu hören war. Der rechte Flügel des King-David-Hotels war in die Luft geflogen!

XIX.

Die Exodus wurde zum Auslaufen nach Palästina klargemacht. Ari setzte als Zeitpunkt der Abfahrt den Morgen nach der ChanukkaFeier fest, die die Direktion des Dom-Hotels auf der Hotelterrasse abhielt.

Auf der Terrasse war die Festtafel für dreihundert Personen gedeckt. Die kleine jüdische Gemeinde von Zypern und die Crew der Exodus saßen an einem langen Tisch am Kopfende. Es herrschte großer Jubel, als die Kinder in ihren neuen Kleidern auf die Terrasse gelaufen kamen und von der Bevölkerung und den Soldaten der britischen Garnison mit Geschenken überhäuft wurden. Jedes der Kinder nahm eines der Geschenke für sich selbst, alle übrigen Pakete adressierten sie an Insassen des Lagers bei Caraolos. Die Tische quollen über von Speisen und Leckereien, und die Kinder jauchzten vor Vergnügen. Die schreckliche Zeit des Hungerstreiks lag hinter ihnen. Sie hatten die schwere Prüfung bestanden wie Erwachsene, und jetzt durften sie sich völlig ungehemmt wie glückliche Kinder benehmen. Rings um die Terrasse standen Dutzende neugieriger Griechen und englischer Soldaten und sahen der Feier zu. Karen suchte verzweifelt nach Kitty und strahlte, als sie sie ganz in der Nähe am Geländer der Terrasse mit Mark Parker stehen sah.

»Komm her, Kitty«, rief sie, »hier ist ein Platz für dich.«

»Nein«, sagte Kitty, »das ist euer Fest. Ich bin heute nur Zuschauer.«

Als alle Kinder ihre Pakete geöffnet hatten, erhob sich David ben Ami am Kopfende der Tafel. Es wurde sehr still auf der Terrasse, als er zu reden anfing. Nur das gleichmäßige Rauschen der Brandüng war noch zu hören.

»Heute abend feiern wir den ersten Tag des Chanukka-Festes«, sagte David. »Wir begehen dieses Fest zum ehrenden Angedenken an Juda Makkabi und seine mutigen und gläubigen Brüder und Mitstreiter, die von den Bergen Judäas herabgestiegen waren, um gegen die Griechen zu kämpfen, die unser Volk unterdrückten.« Einige der Jugendlichen applaudierten.

»Juda Makkabi hatte nur eine schwache Schar von Streitern zur Verfügung, und es war eigentlich unsinnig, es mit einem so überlegenen und machtvollen Gegner wie den Griechen aufzunehmen, die die ganze damalige Welt beherrschten. Doch Juda Makkabi vertraute auf seine gute Sache. Er glaubte daran, daß ihm der alleinige, der wahre Gott den Weg weisen werde. Juda war ein großartiger Kriegsmann. Immer wieder verstand er es, die Griechen zu überlisten. Und seine Männer waren überragende Streiter, denn ihre Herzen waren erfüllt vom Glauben an Gott. Die Makkabäer berannten Jerusalem, nahmen es im Sturm und vertrieben die Griechen aus Kleinasien.«

Stürmischer Beifall.

»Juda begab sich mit seinen Streitern in den Tempel, ließ die Statue des Zeus hinauswerfen und weihte den Tempel erneut dem einzigen wahren Gott — demselben Gott, der uns allen in unserem Kampf gegen die Engländer geholfen hat.«

David sprach weiter und berichtete von der Wiedergeburt der jüdischen Nation, und Kitty Fremont hörte ihm zu. Sie sah Karen an und Dov Landau — und sie sah Mark an und senkte den Blick. Dann bemerkte sie, daß jemand neben ihr stand. Es war Brigadier Bruce Sutherland.

»Heute abend entzünden wir die erste Kerze der Menora. Jeden Abend werden wir eine weitere Kerze entzünden, bis es acht sind. Wir nennen Chanukka das Fest der Lichter.«

David ben Ami entzündete die erste Kerze, und die Kinder sagten »Oh« und »Ah«.

»Morgen abend werden wir die zweite Chanukka-Kerze auf hoher See anzünden, und am Abend darauf die dritte in Erez Israel.«

David bedeckte den Kopf mit einer Kappe und schlug die Bibel auf. »Der Herr ist mein Hirte; Er schläft und schlummert nicht.«

Die alte Schiffsmaschine ächzte, als die Exodus rückwärts in die Mitte des Hafens von Kyrenia glitt, wendete und Kurs hinaus auf das Meer nahm, in Richtung Palästina.

Am Morgen des zweiten Tages kam Land in Sicht.

»Palästina!«

»Erez Israel!«

Die Kinder riefen aufgeregt durcheinander, jauchzten, lachten und sangen.

Auch für die Leute an Land wurde die Exodus sichtbar, und wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht unter den Juden von Palästina. Die Kinder kamen, die das mächtige Britische Empire in die Knie gezwungen hatten.

Die Exodus tuckerte in den Hafen von Haifa, empfangen von einem vielstimmigen Blas- und Pfeifkonzert. Der Salut lief von Haifa durch die Ortschaften, die Kibuzzim und Moschawim, bis zu dem Gebäude des Jischuw-Zentralrats in Jerusalem.

Fünfundzwanzigtausend Juden strömten zum Hafen, um das altersschwache kleine Fahrzeug zu begrüßen. Das jüdische Philharmonische Orchester spielte die jüdische Nationalhymne — »Hatikwa«, die Hoffnung.

Karen Hansen-Clement liefen die Tränen über die Wangen, während sie Kitty ansah.

Die Exodus war heimgekehrt!

DRITTES BUCH

AUGE UM AUGE

Entsteht aber ein Schaden draus, so soll er lassen Seele um Seele, Auge um Auge, Zahn um Zahn, Hand um Hand, Fuß um Fuß, Brandmal um Brandmal, Wunde um Wunde, Strieme um Strieme.

MOSES, 5. BUCH, 21, 23/24/25

I.

Am Hafen stand eine Reihe silberblauer Busse zum Empfang der Kinder bereit. Die offizielle Begrüßung war bald vorbei. Die Kinder wurden in die Busse verladen, und die Kolonne verließ, eskortiert von britischen Panzerfahrzeugen, eilig das Hafengelände. Karen schob ihr Fenster hoch und rief Kitty etwas zu, doch Kitty konnte in dem Lärm nichts verstehen. Die Busse fuhren davon, und die Menge verlief sich. Nach fünfzehn Minuten lag der Hafen, bis auf einige Hafenarbeiter und ein paar britische Posten, leer und ausgestorben da.

Kitty stand an der Reling der Exodus, bewegungslos und wie gelähmt durch die Fremdheit der Welt, in der sie plötzlich allein war. Sie konnte kaum begreifen, wo sie eigentlich war. Sie richtete ihren Blick auf Haifa. Es war schön, wie alle Städte, die rings um eine Bucht auf der Anhöhe liegen. In der Nähe des Hafens befand sich das arabische Viertel, ein Gewirr dicht zusammengedrängter Gebäude. Die jüdischen Häuser lagen über den langen Hang des Karmelberges verstreut. Links, unmittelbar außerhalb der Stadt, sah Kitty den Umriß der riesigen Raffinerie, die Endstation der Rohrleitungen, die das Öl von den Bohrfeldern bei Mossul heranbrachten. Auf dem Dock einer Werft in der Nähe sah sie ein Dutzend baufälliger, überalterter Schiffe der Aliyah Bet, denen es wie der Exodus gelungen war, Palästina zu erreichen.