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»Da wir nun vollständig sind«, meinte Sirghia, die den Terraner mit offensichtlicher Verwunderung musterte, »könnten wir eigentlich starten.«

»Wird gemacht«, versprach Spooky und verschwand. Er hatte nicht viel zu tun – ein simpler Knopfdruck genügte, um die Generatoren anlaufen zu lassen. Als er in den Aufenthaltsraum zurückkehrte, befand sich die KILT schon in einer Höhe von achtzig Kilometern; die Menschen hatten inzwischen die Sessel belegt und wußten anscheinend nicht, was sie sagen sollten.

»Wie wäre es mit einem Drink zum Kennenlernen?« schlug Spooky vor. Giri stöhnte nur.

2.

Lieber Freund, tue alles, was du willst – springe ohne Fallschirm ab, gurgle mit rauchender Salpetersäure, verheirate dich –, aber tue eines nicht: Fahre nie nach Morcos. Diese Welt ist der reinste Alptraum. Gegen den Planeten selbst ist nichts einzuwenden – ein bißchen kahl und zudem rot wie eine Säufernase. Aber das kennen wir ja schon vom Mars.

Das Schlimmste sind die Leute hier. Man hatte mich zwar vorbereitet, aber auf das, was ich in den letzten Tagen hier erleben durfte, war ich beim besten Willen nicht gefaßt. Mein Mitarbeiter, dieser Giri, ist ein Baum von zweihundertzwanzig Zentimetern. Der Bursche wäre noch halbwegs zu verkraften, aber seine Mitarbeiterin …

Wenn Sirghia rot wird, sieht sie aus wie ein Zwei-Meter-Streichholz. Und zu meinem Erstaunen mußte ich hören, daß die Dame für morconische Verhältnisse fabelhaft proportioniert sei. Heilige Galaxis, was für ein Volk. Völlige Fremdheit wäre noch zu verkraften, aber diese Morconen sehen aus wie Karikaturen von uns.

Wir haben eine Begrüßungsfeier an Bord der KILT veranstaltet. Nach dem dritten Glas war Giri volltrunken und machte der Morconin pausenlos Heiratsanträge. Und dann hatte dieser Bursche doch die bodenlose Unverschämtheit, mir zu erklären, daß wir Terraner unglaublich häßlich gewachsen seien. Und ich ganz besonders.

Ich. Häßlich.

Wäre der Bursche nicht nach dem vierten Glas von sich aus bewußtlos geworden – ich weiß nicht, was ich mit ihm noch veranstaltet hätte. Außerdem hat er ununterbrochen über Danielles Figur gelästert. Das Mädchen muß ich dir ganz genau beschreiben. Paß auf …

(Aus: »Im Zickzack durchs Weltall«; der Briefwechsel des Abraham DeLacy; vierte, gekürzte und gereinigte Ausgabe, Satyr-Verlag, Ursanus.)

»Mainares also!« sagte Sirghia.

Die vier saßen im geräumigen Cockpit der KILT und sahen durch die halbverspiegelten Bullaugen auf den blaugrünen Planeten unter ihnen herab.

»Ich hätte es mir denken können«, murmelte Giri nachdenklich. »Die Erdbebenmeldung.« Allerdings fragte er sich, wieso ausgerechnet er nach Mainares entsandt wurde. Selbst für den Fall, daß die tektonischen Erschütterungen nicht natürlich waren, gab es für einen Gravo-Techniker dort nichts zu tun. Oder doch? Giri rätselte noch eine Weile herum, dann gab er auf.

Seit sechs Tagen flog die KILT auf Mainares zu; das alte Triebwerk des kleinen Schiffes ließ keine wesentliche Verkürzung der Flugzeit zu, und von den großen Interstellarschiffen hatte keins zur Verfügung gestanden – diese Schiffe pendelten unablässig zwischen Morcos und Terra hin und her, um die vom Untergang bedrohten Morconen mit lebenswichtigen Industriegütern zu versorgen.

Interessiert betrachtete Spooky die immer größer werdende Scheibe des Planeten, die langsam ihre Flächenhaftigkeit verlor und zu einer recht bunten Halbkugel wurde, auf der Blau und Grün die hervorstechenden Farben waren.

»Dschungel«, erklärte Giri, als er den fragenden Blick des Terraners bemerkt hatte. »Durchschnittliche Temperatur etwas über 30 Grad Celsius; relative Luftfeuchtigkeit etwa 90 Prozent.«

»Warum sind eure Vorfahren eigentlich nicht nach Mainares ausgewandert, als sich die Bahn von Morcos änderte?« fragte Abraham DeLacy. Giri zuckte mit den Schultern; Sirghia sprang für ihn ein.

»Der Aufwand wäre zu groß gewesen«, erklärte sie ruhig. »Der Rückzug unter die Oberfläche war einfacher und vor allem auch billiger.«

Die KILT tauchte in die Lufthülle des Planeten ein; vor den Luken erschienen Verschalungen aus hitzebeständigen Stoffen, und vor dem Bug des Schiffes begann sich der unvermeidliche Kegel aus ionisiertem Gas zu bilden. Auch der Funkkontakt zur Bodenstation riß schlagartig ab. Drei Minuten dauerte dieser Zustand an, dann war die Stimme aus dem Lautsprecher wieder vernehmbar.

»Prachtvoll, Jungs!« sagte der Sprecher. »Ihr werdet genau neben uns landen.«

Und er hatte recht: Als die KILT zehn Minuten später aufsetzte, betrug der Abstand zwischen dem Heck des Schiffes und der silberglänzenden Kuppel weniger als zwanzig Meter.

Es dauerte nur wenige Minuten, bis nach dem Aussteigen die beiden Morconen und die Erdmenschen schweißnaß waren. Die feuchtheiße Luft schmerzte in den Lungen und machte das Atmen zur Qual. Spooky fluchte unterdrückt.

»Sei ruhig!« wies Danielle ihn zurecht. »Auf der Erde nennt man derlei eine Sauna, und man muß teures Geld dafür bezahlen. Hier bekommst du dein Schwitzbad gratis.«

Spooky öffnete den Mund, um sie auf einen nicht unwesentlichen Unterschied zu einer irdischen Sauna hinzuweisen, schwieg jedoch, als der Leiter der Station zu ihnen herantrat. Außer sehr luftigen Sandalen war der Morcone nur noch mit einer bunten Badehose bekleidet. Interessiert stellte Spooky fest, daß die Morconen pro Seite eine Rippe mehr besaßen als die Erdmenschen.

»Willkommen auf Mainares!« sagte der Morcone. »Ich heiße Cerlo, und ihr werdet wohl dem Kommando angehören, das man uns versprochen hat.«

»Richtig!« sagte Spooky und schüttelte dem Mann die Hand; im gleichen Augenblick fiel der hypnotische Block. Eine innere Stimme begann zu sprechen.

Sie sind jetzt auf Mainares gelandet. Sie sollen sich mit dem Erdbeben beschäftigen, das Ihnen vielleicht schon aus den Nachrichten bekannt ist. Die Bodenstationen haben uns allerdings berichtet, daß das Beben durch einen starken Gravitationsstoß erzeugt wurde – aus diesem Grundgehören dem Team auch zwei Gravo-Techniker an. Ihre Aufgabe besteht darin, entweder den entsprechenden Großgenerator zu finden oder aber seine Nicht-Existenz nachzuweisen. Viel Glück.

Ein prüfender Seitenblick bewies dem Terraner, daß auch die anderen informiert waren; offensichtlich war das Händeschütteln als Signal für die Beseitigung des Blockes vorgesehen gewesen.

»Kommt hinein«, sagte Cerlo einladend.

Mit einem befriedigten Seufzer registrierten die Menschen die angenehme Kühle im Innern der Kuppel aus stahlverstärktem Plastomaterial.

»Wir haben die Klimaanlage auf den Mittelwert zwischen Morcos und Mainares eingestellt«, erklärte Cerlo. »Dann fällt der Übergang etwas leichter.«

»Gute Idee«, seufzte Spooky. »Ihr habt nicht zufällig noch ein paar Badehosen zur Hand?«

»Zufällig nicht – eher mit Absicht«, wurde ihm von einem ebenfalls recht spärlich bekleideten Morconen erklärt. Spooky grinste säuerlich.

Zehn Minuten später saßen vier Morconen und zwei Terraner mit zusammengesteckten Köpfen über einer Karte der näheren Umgebung der Station. In einer Entfernung von knapp 30 Kilometern war ein kleines Kreuz aufgemalt; immer wieder tippte Cerlo mit seinem Faserschreiber auf das Zeichen.

»Nach unseren Berechnungen liegt das Zentrum der tektonischen Wellen genau hier«, sagte der Stationsleiter. »Die Unterlagen können eingesehen werden.«

»Habt ihr schon irgendwelche Vermutungen angestellt?« wollte Spooky wissen; von Zeit zu Zeit schielte er zu Danielle hinüber, die sich einen atemberaubenden Bikini zusammengebastelt hatte. Cerlo nickte und holte einen Wust von Plastikstreifen heran, den er vor dem Terraner ablegte.