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»Die Aufzeichnungen«, sagte er kurz. »Wir hatten zufällig einige Dutzend Seismographen draußen, als uns fast die Station über den Köpfen zusammenkrachte.«

Spooky fischte sich einen Streifen heraus, den er fachmännisch musterte. »Habt ihr diese Werte einmal zusammengestellt?« erkundigte er sich dann. »In Form einer Graphik beispielsweise?«

Cerlo nickte und drehte die Karte um. Auf der Rückseite war eine perspektivische Zeichnung zu erkennen, die die Umgebung des Kreuzes und den zugehörigen Untergrund darstellte.

»Wir sind ziemlich sicher«, meinte der Stationsleiter, »daß in einem der von uns errechneten Hohlräume ein großer Generator steht – wahrscheinlich in dem größten Loch. Fraglich ist nur, wie wir in diese Höhlung hineinkommen.«

»Bravo!« lobte Spooky. »Sollen wir sofort aufbrechen?«

»Die Fahrzeuge sind vorbereitet«, versicherte Cerlo. »Wir hatten immerhin einige Tage Zeit, an alles zu denken.«

Die Fahrzeuge entpuppten sich als überschwere Expeditionsgleiter, vollklimatisiert und mit durchsichtigen Kuppeln. Das Innere bot Platz, Ausrüstung und Nahrungsmittel für eine einmonatige Exkursion von sechs bis acht Teilnehmern. Zwei Gleiter standen reisefertig hinter der Station.

»Ich werde euch begleiten«, meinte Cerlo. »Jedenfalls bis zu der Stelle, unter der wir den Generator vermuten.«

Ruckend setzten sich die Gleiter in Bewegung. Hinter den Fahrzeugen bildete sich eine vier Meter breite Spur niedergewalzter Fauna und Flora. Ähnliche Fährten führten von der Station aus in verschiedene Himmelsrichtungen; teilweise hatten sich die Pflanzen schon wieder aufgerichtet.

»Die Pflanzen auf Mainares sind ungeheuer schnellebig«, erklärte Cerlo auf eine diesbezügliche Frage von Spooky. »Innerhalb von acht bis zehn Tagen hat sich fast alles erneuert. Nur eines ist absonderlich – wir haben hier kaum Giftpflanzen gefunden. Und ausgesprochene Raubtiere gibt es ebenfalls nicht.«

Spooky runzelte die Stirn und fragte mißtrauisch: »Wenn dieser vermaledeite Generator auf Lebewesen schließen läßt, könnte man sich auch vorstellen, daß diese Unbekannten den Dschungel nach ihrem Willen gestaltet haben. Wir auf der Erde haben mit unserer Natur auch allerhand angestellt.«

»Möglich«, räumte Cerlo ein. »Aber ziemlich unwahrscheinlich – auf Morcos hätten wir sicher etwas davon gehört, hätte es hier intelligentes Leben gegeben.«

Er brach die Unterhaltung ab, um sich auf den vorgegebenen Kurs zu konzentrieren. Aufmerksam überprüfte er den Bordradar. Auf dem schwach leuchtenden Touchscreen hatte er den Zielpunkt wieder mit einem Kreuz versehen. Langsam wurde die Distanz zwischen Kreuz und Schirmmittelpunkt geringer. Als sich die Punkte endlich deckten, stoppte Cerlo das Fahrzeug ab.

Als sie den Gleiter verlassen hatten, hielt gerade das zweite Fahrzeug, an dessen Steuer Giri bel Tarman saß, mit kreischenden Generatoren an. Neugierig sahen sich die Menschen um.

Die Gleiter hatten inmitten eines Talkessels gehalten, der mit Ausnahme der breiten Einfahrt perfekt kreisförmig war; fast senkrecht stiegen die dichtbewachsenen Felswände auf. Den Kreisdurchmesser schätzte Giri auf etwas mehr als einen Kilometer; die Höhe der Berge ringsum war nicht ganz so leicht zu bestimmen – die mächtigen Schneekappen deuteten jedoch auf mehrere Kilometer. Um sich einen besseren Standpunkt zu verschaffen, kletterte Giri auf seinen Gleiter und hielt mit einem Fernglas Umschau. Als er seinen Ausguck wieder verließ, machte er ein sehr zufriedenes Gesicht.

»Ich habe auf Anhieb ungefähr sechs bis acht Höhleneingänge erkennen können«, berichtete er. »Ich glaube, dieser Ort verspricht einiges.«

»Braucht ihr mich noch?« fragte Cerlo.

»Einstweilen nicht«, meinte Giri. »Wir werden uns täglich mehrere Male über Sprechfunk bei euch in der Station melden.« Der Morcone nickte, hob grüßend die Hand und stieg wieder in sein Fahrzeug. Mit Höchstgeschwindigkeit fegte er über die alte Fahrspur zurück.

Nach kurzer Diskussion entschieden sich die Teammitglieder dafür, den Talkessel in Uhrzeigerrichtung einmal zu umrunden. Zehn Minuten später hatten sie bereits die erste Höhle entdeckt; eine finstere Öffnung im Fels, die von Lianen fast völlig unsichtbar gemacht worden war. Der Gleiter wurde gestoppt, dann stiegen die Menschen aus – vorsichtshalber hatten sie sich mit morconischen Hochleistungslasern bewaffnet.

Spooky bildete die Spitze des Trupps, der vorsichtig in die Höhle eindrang. Bereits nach hundert Metern stießen sie auf ein erstes Hindernis, einen rotpelzigen Bären, der nach den Unterlagen zwar ein harmloser Vegetarier war, aber dennoch höchst bedrohlich aussah. Er blinzelte die Eindringlinge interessiert an und kam brummend näher. Langsam zog sich die Gruppe zurück.

»Zwecklos!« meinte Giri, der aufmerksam die Wände der Höhle betrachtet hatte. »Diese Höhle ist natürlich und kein Menschenwerk.«

Spooky wollte widersprechen, stolperte jedoch und fiel mit einem Aufschrei hintenüber. Bevor die anderen reagieren konnten, war der Bär über den Terraner hergefallen.

»Nehmt das verdammte Tier weg!« schrillte seine Stimme durch die Höhle. »Aufhören, du elendes Vieh! Laß das!«

Seine Stimme ging im Gelächter der anderen unter; die beiden Morconen und Danielle hatten die Waffen fallen lassen und standen lauthals lachend in der Höhle, während der Bär, offensichtlich besorgt über die Verletzungen des unbepelzten Wesens, über Spooky hockte und ihn gründlich ableckte. Unablässig wischte seine lange Zunge über Gesicht und Oberkörper des Terraners, der die Liebkosungen mit wilden Flüchen abzuwenden versuchte. Erst als sich die drei näherten, ließ der Bär von seinem Tun ab und gab Spooky frei; statt dessen konzentrierte er sich auf Danielle, deren wohlgeformte Beine es ihm sichtlich angetan hatten. Die junge Frau beugte sich zu dem Tier hinab und begann es am Halsansatz zu kraulen.

»Was machen wir mit diesem liebebedürftigen Rohköstler?« fragte Spooky, nachdem er sich halbwegs beruhigt hatte.

»Können wir ihn nicht mitnehmen?« fragte Danielle zaghaft. Sie sah Spooky mit einem scheuen Lächeln an, dem der Terraner nicht lange widerstehen konnten.

»Von mir aus«, knurrte DeLacy. »Solange die Bestie nicht noch einmal über mich herfällt …«

Danielle Velleur taufte den Bären auf den Namen Soleil. Als die Gruppe die Höhle endgültig verließ, trottete das Tier zufrieden brummend nach und nahm auf ein Zeichen von Danielle brav auf der Ladefläche des Gleiters Platz.

»Was habt ihr?« fragte Cerlo verblüfft, als sich die Gruppe bei ihm meldete; fast hätte der Morcone das Mikrophon verloren. »Einen Bären?«

»Ich wollte ihn Mitgift nennen«, berichtete Giri lachend, »aber Danielle setzte ihren Willen schließlich durch. Wie sieht es bei dir aus?«

»Ich werde in ein paar Minuten die Station erreicht haben«, meldete Cerlo. »Wann höre ich wieder von euch?«

»In ein, zwei Stunden«, meinte Giri. »Bis dann.« Ein leises Knacken war zu hören, als der Morcone abschaltete.

Cerlo schüttelte grinsend den Kopf. Seine Heiterkeit verflog jedoch schlagartig, als er das Schiff neben der Station sah – ein zweites Schiff, neben dem sich die KILT wie eine Luxusjacht ausnahm.

»Besuch?« rätselte der Morcone halblaut. »Aber von wem?«

Er hielt neben der Kuppel an, stieg aus und ging ins Innere. Als er einen Blick in den Wohnraum warf, sah er, daß auf dem bequemsten Sessel ein unglaublich fetter, rotgesichtiger Terraner mit einem dichten, schwarzen Bart hockte, der jedoch nicht halb so unangenehm aussah wie der entsicherte Laser in seinen Händen. Hinter dem Sessel standen vier weitere Männer, davon zwei Morconen, die ebenfalls keinen sehr sympathischen Eindruck machten.

»Wo ist mein Freund?« fragte Cerlo sofort, als er seinen Kollegen nicht sehen konnte. »Was haben Sie mit ihm gemacht?«