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Die vier Gangster verneinten; Gerbault überlegte kurz und schüttelte den Kopf. »Auch gut. Mir kann es egal sein, wo sich der Bär herumtreibt – gefährlich werden kann er uns jedenfalls nicht.«

»Und was machen wir mit ihm?« fragte der Rothaarige, der offensichtlich stark daran interessiert war, Cerlo vor der Altersschwäche zu bewahren. »Die Gelegenheit ist günstig.« Er wies auf die Öffnung in der Wand.

Gerbault trat an Cerlo heran und grinste zynisch. »Was hältst du davon, mein Freund?« fragte er sanft. »Oder willst du noch ein bißchen warten, bis meine Männer Zeit haben, sich dir etwas ausführlicher zu widmen?«

Cerlo, dem ein paar nicht unwesentliche Kleinigkeiten aufgefallen waren, sank in die Knie; er jammerte, flehte, produzierte eine Sturzflut von Tränen und zog – wie Spooky sich wohl ausgedrückt hätte – eine Schau ab, die es in sich hatte. Als er nach fünf Minuten pausenlosen Stammeins zusammenbrach, hatten die lachenden Gangster Mühe, ihr seelisches Gleichgewicht wiederzufinden.

»Du bist gut, mein Junge!« kicherte Gerbault und wischte sich die Augen trocken. »Wir werden dich mitnehmen – dieses Schauspiel mußt du uns noch einmal vorführen, wenn wir eine Kamera einsetzen können.«

Cerlo fand die Angelegenheit nicht annähernd so heiter wie die Verbrecher; er war zufrieden, daß er sein Leben wenigstens für die nächsten Stunden behalten konnte. Wenn sich seine vagen Hoffnungen nicht erfüllten, hatte er ein ausgesprochen ungünstiges Geschäft gemacht – es war besser, sofort getötet zu werden, als den Gangstern als Folterobjekt zu dienen.

3.

»Los, vorwärts!« rief Spooky, als er seine Freunde erreicht hatte. »Gleichgültig, wohin, aber wir müssen verschwinden!«

Wortlos rannte Giri voraus. Minutenlang ergab sich keine Ausweichmöglichkeit; der Gang wies keinerlei Abzweigungen auf. Erst als die Gruppe wieder auf einen elliptischen Saal mit mehreren Gangfortsetzungen stieß, hielten sie an. Während sich Danielle um Spookys Verletzung kümmerte, legte sich Giri auf den Boden und horchte.

»Ich kann keine Schritte hören«, berichtete er nach einer Minute. »Allerdings sagt das nicht sehr viel. Wie geht es Spooky?«

»Besser«, sagte der Terraner und grinste mühsam. »Nur eine Fleischwunde am Bizeps – ich werde es überleben. Allerdings werde ich die rechte Hand in den nächsten Tagen nicht gebrauchen können – ich werde mich auf mein Gehirn verlassen.«

»Eine dürftige Hilfe«, murmelte Danielle spöttisch; sie hatte den verbrannten Uniformstoff rund um die Wunde abgeschnitten, verkohlte Stoffreste daraus entfernt und anschließend Plasma aufgetragen. In wenigen Tagen würde von der Verletzung nur noch eine unscheinbare Narbe übrigbleiben.

Jetzt fand DeLacy auch Zeit, den anderen drei den Grund für die Flucht zu erklären; Giri nickte beifällig, während Spooky über Gerbault und seine Helfer berichtete.

»Jetzt müssen wir nicht nur aufpassen, daß uns die Hinterlassenschaften der unbekannten Anlagenerbauer umbringen«, klagte Sirghia. »Wir müssen auch noch darauf achten, Gerbault aus dem Weg zu gehen.«

»Ganz so arg ist die Lage nicht«, meinte Spooky. »Vergeßt das Schirmfeld nicht! Ich weiß nicht, wer mich beschützt hat, aber der Unbekannte hat mir mit Sicherheit das Leben gerettet.«

»Das könnte bedeuten«, überlegte Danielle laut, »daß in diesem Höhlensystem noch jemand lebt – der uns unausgesetzt beobachtet.«

Giri wollte den Gedanken fortsetzen, aber ein dumpfes Geräusch ließ ihn verstummen. Erschreckt sah er, wie sich zwölf der dreizehn Öffnungen im Fels schlossen. Der Rückweg war abgeschnitten.

»Eine Einladung?« überlegte Spooky. »Oder eine Falle?«

»Warten wir es ab!« schlug Giri vor; er entsicherte seinen Laser und richtete die Mündung auf die einzige noch verbliebene Fortsetzung des Ganges. »Wenn sich nach fünf Minuten noch nichts gezeigt hat, sollten wir in den Gang eindringen.«

Er mußte nicht einmal die Hälfte der Zeit warten; ein leises Tappen war zu hören, und wenig später erschien in der Öffnung ein Tier. Es sah aus wie ein auf Bernhardinergröße zusammengeschrumpfter Elefant, der zudem schillernde Flügel trug wie eine riesige Libelle. Zähne und Rüssel waren ähnlich ausgebildet wie bei irdischen Elefanten, wenn auch um etliches länger; außerdem wies das merkwürdige Geschöpf noch einen gefährlich aussehenden Schwanzstachel auf.

»Kennt irgend jemand diese Kreatur?« wollte Spooky wissen.

»Dieses Geschöpf ist in keinem Buch erwähnt«, sagte Sirghia kopfschüttelnd. »Aber es wird wahrscheinlich harmlos sein wie Soleil.«

Der Bär tappte unterdessen langsam auf den Flügelelefanten zu und gab ein freundliches Brummen von sich; das Tier in der Gangöffnung rührte sich nicht, sondern starrte die Menschen an. Sirghia trat langsam näher und redete leise auf das Tier ein, unverständliche Silben, die sanft und einlullend klangen.

Das Tier wartete, bis die Morconin auf zwei Meter herangekommen war, schlug dann unvermittelt mit dem Rüssel zu und traf den Arm der Frau. Sirghia schrie auf und ließ ihren Laser fallen. Bevor der Elefant noch einmal zuschlagen konnte, warf sich Soleil dazwischen und rollte die Frau förmlich vor sich her.

Während Spooky und Giri ihre Waffen auf das Tier gerichtet hielten, untersuchte Danielle Sirghias Arm. Das Glied war gebrochen, schmerzte aber nicht mehr, nachdem Danielle aus ihrem Vorrat ein Palliativ injiziert hatte.

»Nicht schießen!« warnte Giri. »Das Tier weiß schließlich nicht, wen es vor sich hat. Wir sind Unbekannte.«

Während er noch sprach, wurden drei weitere Öffnungen wieder frei, und drei weitere Flügelelefanten starrten die Menschen an. Spooky fingerte unschlüssig am Abzug seines Lasers herum.

»Wir sollten ein paar Warnschüsse abgeben«, schlug er vor. »Vielleicht verschwinden die Biester dann.«

Giri nickte kurz und gab einen kurzen Feuerstoß aus seiner Waffe ab; die roten Strahlen schlugen einen halben Meter vor dem ersten Tier ein und überschütteten das Geschöpf mit einem Regen glutflüssigen Gesteins. Die Tiere reagierten sofort; wie auf ein Kommando stürzten sie auf die Menschen los.

»Es hilft nichts!« schrie Spooky. »Wir müssen scharf schießen!«

Eine mörderische Schlacht entbrannte; immer neue Flügelelefanten preschten aus den Gängen heran und warfen sich auf die Menschen, die pausenlos feuerten. Obwohl Spooky und Sirghia nur mit der linken Hand schießen konnten, reichte die Feuerkraft der vier Laser aus, die Sturzflut einzudämmen. Seltsamerweise schienen die Flügelelefanten auch kein Interesse an dem Bären zu haben.

»Lange halten wir das nicht mehr durch!« schrie Spooky. »Sobald einer von uns nachladen muß, ist der Kampf entschieden.«

Es war nicht nötig, genau zu zielen; wohin auch immer die Menschen schossen, sie trafen stets. Besorgt sah Spooky auf die Ladeanzeige seines Lasers – das Magazin war nahezu erschöpft.

Ebenso plötzlich, wie der Angriff begonnen hatte, hörte er auch wieder auf. Die Tiere verhielten, starrten die Menschen an und begannen dann, ihre getöteten Artgenossen abzutransportieren. Die vier stellten ihr Feuer ein. Da sie jederzeit mit einem neuen Angriff rechneten, benutzten sie die Zeit, ihre Waffen nachzuladen.

In weniger als fünf Minuten waren alle Flügelelefanten in den Gängen verschwunden, die sich hinter ihnen wieder schlossen – bis auf jenen Gang, in dem der erste Flügelelefant erschienen war.

»Wir sollten es versuchen«, meinte Spooky mit einem nachdenklichen Blick auf die Öffnung. »Ich glaube nicht, daß sie uns einen Hinterhalt legen werden.«

»Unwahrscheinlich«, stimmte Giri zu und trat als erster in die Öffnung. Sie hatten recht – nach einigen hundert Metern zurückgelegter Strecke war noch immer kein Tier aufgetaucht. Giri hatte das vage Gefühl, daß sich der Gang allmählich senkte. Das Gefühl wurde zur Gewißheit, als der Gang in eine Wendeltreppe mündete.