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»Noch besser!« sagte Giri. »Brauchen wir noch irgend etwas, oder können wir sofort starten?«

Einem sofortigen Start stand nichts im Weg; lediglich der Androide nahm sich eine halbe Minute Zeit, um dem zentralen Rechenhirn noch einige Befehle zu geben. Als er die Augen wieder öffnete, lächelte er zufrieden.

»Gerbault und seine Freunde sind in Panik geflüchtet«, verkündete er. »Sie werden uns nicht mehr belästigen.«

Spookys Annahme erwies sich als falsch; nicht nur die Kugel an der Spitze diente als Raum für Besatzung und Passagiere – auch die obere Hälfte des Zylinderbündels enthielt Schlaf- und Wohnräume, Hygienezellen und sogar eine umfangreiche Bücherei.

»Sollen wir dem Kasten einen Namen geben?« fragte der Terraner. »Ich wäre für VANITY FAIR – Jahrmarkt der Eitelkeit.« Der Vorschlag wurde angenommen.

»Der Antrieb ist entschieden zu kompliziert, um ihn jetzt zu erklären«, meinte der Androide. »Aber die Steuerung ist um so einfacher. Dies hier ist der Beschleunigungshebel. Je weiter man ihn nach vorn drückt, desto größer wird die Beschleunigung – und umgekehrt. Und das hier ist das Zielgerät. Der Vorgang ist einfach: Man richtet den Sucher auf das gewünschte Ziel, wartet, bis die Geschwindigkeitsanzeige einen bestimmten Wert überschritten hat – und betätigt den Überlichtantrieb. Ein Automat sorgt dafür, daß das Schiff in ungefährlichem Abstand vom Zielplaneten wieder in den Normalraum eintritt.«

Spooky nahm im Sessel des Kopiloten Platz. Auf einem kleinen Bildschirm konnte er erkennen, wie sich im Dach des Hangars eine Öffnung bildete.

»Also dann«, brummte der Terraner und schob den Beschleunigungshebel langsam nach vorn; dennoch fegte das Schiff mit atemberaubender Geschwindigkeit senkrecht in die Höhe. Der Terraner sah auf die Anzeigen. Die feine Nadel machte einen weiteren Sprung und war damit in eine rot gefärbte Zone geraten.

»Ich vermute, wir könnten jetzt das Überlichttriebwerk einschalten?« fragte Spooky. Der Androide nickte kurz und sah zu, wie der Terraner das Zielgerät exakt auf Morcos ausrichtete.

»Fertig?« fragte Spooky mit einem raschen Blick in die Runde. »Dann los.«

»Halt!« schrie Danielle, deren Blick zufällig auf einen Bildschirm gefallen war.

Der Terraner reagierte um den Bruchteil einer Sekunde zu spät; seine Hand riß den ebenfalls rot lackierten Hebel nach unten. Ein gewaltiger Stoß fuhr durch das Schiff, wirbelte es um seine Achsen und ließ die Menschen wie Gummipuppen durch den Raum fliegen. Im Chaos aus splitterndem Glas, schreienden Menschen und kreischendem Metall verlor Spooky das Bewußtsein.

Gerbault und seine Männer waren mit ihrer Selbstbeherrschung endgültig am Ende; seit mehr als vierzig Stunden irrten sie auf der Suche nach einem Ausgang durch das Höhlenlabyrinth.

Immer neue Fallen und Überfälle zerrten zudem an den Nerven der Männer: Klappen öffneten sich, aus der Decke brachen tonnenschwere Felsbrocken, die Lufttemperatur schwankte innerhalb einer Stunde zwischen Eiseskälte und einer nahezu unerträglichen Hitze, Ungeheuer tauchten in unregelmäßigen Abständen auf und stürzten sich auf die Männer. Hunger hatte sie geschwächt, und als ein Mann versehentlich die letzte Wasserflasche in einen Felsspalt rollen ließ, wäre er fast erschlagen worden. Schlaf wurde zum Tagtraum, denn für die Männer gab es keine ruhige Minute – ständig mußten sie mit weiteren Angriffen rechnen.

Gerbault, der einzige, der noch halbwegs bei Kräften war, trieb die Männer vorwärts; er dachte nicht daran, aufzugeben. In seinem Magen wühlte ein schneidender Hunger, und seine Zunge fühlte sich an wie ein Stück Sandpapier, aber er wußte, daß er um jeden Preis den Ausgang aus dem Höhlensystem finden mußte, wollte er nicht hier sterben. Doch auch er war fast am Ende.

Ein Mann brach lautlos zusammen. Auch die anderen machten nicht den Eindruck, als könnten sie noch große Belastungen ertragen; ihr Atem ging rasselnd, und ihre Schritte waren langsam und schleppend geworden.

Die Rothaarige spielte schweratmend mit seinem Laser herum und murmelte: »Wir sollten aufgeben, Chef. Noch haben wir die Möglichkeit, allem ein rasches Ende zu machen.«

»Unfug!« knurrte Gerbault. »Wenn ihr aufgeben wollt – meinethalben. Ich gehe weiter.« Trotz der Schmerzen, die jede Bewegung der überanstrengten Muskeln mit sich brachte, stapfte er Schritt um Schritt vorwärts und stützte sich dabei auf den langläufigen Laser.

Hundert Meter weiter brach er zusammen; vor seinen Augen tanzten Feuer aus kaltem, grellem Licht. Wie scharfe Messer bohrte sich die heiße Luft bei jedem Atemzug in seine Lungen. Er sammelte alle Kräfte und richtete sich mühselig wieder auf, dann ging er weiter – wie eine Aufziehpuppe. Der nächste Zusammenbruch würde der letzte sein.

»Haha!« lachte der Gangster auf; es klang schmerzerfüllt, aber echt. »Kommt, Leute! Ich habe den Ausgang gefunden!«

Der Übergang von glattem, fast geschliffen aussehendem Fels zu rauhem Naturgestein bewies ihm, daß er den künstlich angelegten Teil der Höhlen verlassen hatte. Mit raschen Schritten legte er das letzte Wegstück zurück, bis er draußen im Freien stand und den Gleiter entdeckte, der schwarz und ausgebrannt vor dem Höhleneingang stand. Etwas weiter schimmerte der Lack des zweiten Fahrzeugs, mit dem er hergekommen war, durch das Blattwerk.

Jeder Schritt zu dem Fahrzeug hin fiel dem Mann leichter. Als habe es nie ein Höhlensystem mit seinen Strapazen gegeben, schwang er sich in den Gleiter und fiel über die Wasservorräte her. Er trank mit langen, hastigen Zügen, und er konnte förmlich spüren, wie sich seine Körperzellen vollsogen. Ein Schritt nach rechts, ein wuchtiger Tritt, und die Kühlschranktür flog krachend auf; der Mann machte sich nicht die Mühe, lange zu wählen. Ohne genau hinzusehen, ergriff er das erstbeste genießbare Stück und biß gierig hinein.

Als er endlich das gröbste Hungergefühl unterdrückt und gestillt hatte, begann er über die nächsten Schritte nachzudenken. Er warf einen Blick auf seine vier Männer, die systematisch den Kühlschrank leerten, und sah ein, daß er mit diesem Team nicht noch einen Vorstoß in die Höhlen unternehmen konnte.

»Was haben Sie jetzt vor, Chef?« fragte einer mit vollem Mund. »Sie wollen doch nicht etwa …?« Der Mann ließ den Satz unvollendet, aber Gerbault spürte genau, was der Mann sagen wollte. Er winkte ab.

»Eßt in Ruhe!« sagte er resignierend. »Anschließend werden wir von hier verschwinden.«

Das erleichterte Seufzen bewies Eugene Gerbault, daß im Augenblick mit diesen Männern nicht mehr zu rechnen war. Vielleicht konnte man sie später wieder im Auftrag der Distributionisten verwenden.

Die Gangster hatten ihre improvisierte Mahlzeit beendet; zwar ähnelte der Boden des Expeditionsgleiters nunmehr einem Schlachtfeld, doch die Männer störten sich nicht daran. Ihre Gedanken kreisten hauptsächlich um das Schiff, das in der Nähe der Station auf sie wartete.

Gerbault wußte, was seine Männer dachten; mit höchster Geschwindigkeit fegte der Gleiter auf der alten Spur zurück. Sie war nur schwer zu erkennen, da der vor Stunden schon niedergegangene Regen den Gräsern geholfen hatte, sich wieder aufzurichten. Die geknickten Jungbäume allerdings boten einen guten Anhaltspunkt für die Kursbestimmung.

Während er den Gleiter auf Kurs hielt, fragte Gerbault über die Schulter hinweg: »Was habt ihr vor?«

»Zur Erde«, sagten die beiden Terraner; die Morconen dachten an ihren Heimatplaneten.

Gerbault schüttelte resignierend den Kopf; in ihrer Angst dachten die Männer offensichtlich nicht daran, daß sie auf den genannten Planeten wahrscheinlich von der Polizei in Empfang genommen werden würden. Es war nicht anzunehmen, daß sich niemand über den Ausfall der Mainares-Station wundern würde – und bei den Nachforschungen würden mit Sicherheit auch die Namen Gerbaults und seiner Begleiter fallen.