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Als der Gleiter die Station erreichte, erkannte der Gangster, daß Nachforschungen überflüssig sein würden – neben der Kuppel stand nur noch ein Raumschiff. Offenbar war es dem gefesselten und geknebelten Morconen gelungen, sich zu befreien, und er war mit dem Raumschiff dieses Giri bel Tarman geflohen. Gerbault überschlug kurz die Zeit – noch blieben ihm einige Tage Vorsprung, bis ein morconisches Polizeikommando auf Mainares eintreffen konnte.

»Verdammt!« fauchte einer der Männer.

»Macht nichts«, beruhigte ihn Gerbault. »Unser Schiff steht noch, und das Sicherheitsschloß hat der Bursche bestimmt nicht öffnen können. Wir werden keine Zeit verlieren und sofort starten.«

Seine Vermutung erwies sich als zutreffend; zwar gab es rund um das Schloß eine große Zahl von Kratzspuren, aber das Schloß selbst war noch unversehrt. Gerbault stieg als erster in das Schiff. Der letzte Mann verschloß die Luke und beeilte sich, ins Cockpit zu kommen.

»Wir haben es geschafft!« knurrte Gerbault zufrieden, als sich das Schiff relativ gemächlich vom Boden des Planeten Mainares erhob und in die Stratosphäre vorstieß. »Wir haben es endgültig …«

»Chef!«

Gerbault fuhr herum und erstarrte. Mit einer irrsinnigen Geschwindigkeit raste ein unbekanntes Schiff auf sie zu. Gerbault versuchte noch eine Kursänderung, aber der Fremde war entschieden zu schnell. Das letzte, was der Verbrecher bewußt wahrnahm, war ein bläuliches Flimmern, das sich Sekundenbruchteile vor dem Zusammenprall über die Schirme breitete.

Der Mann glaubte zu fühlen, wie sein Körper auseinandergerissen wurde, dann schwand auch dieser Eindruck. Um Gerbault herum trieben in einer hellblauen zähen Flüssigkeit große, bunte Blasen mit schillernden Oberflächen. Mit zeitlupenhaften Bewegungen versuchte Gerbault lachend, eine Blase zu fangen, in deren Inneren es unaufhörlich zuckte und blitzte, doch seine Hand glitt durch die Gebilde hindurch, als bestünden sie überhaupt nicht.

Eugene Gerbault war mitsamt seinem Schiff Bestandteil einer Dimension geworden, die sich dem Zugriff menschlicher Vernunft entzog.

5.

Spookys Besinnungslosigkeit war nicht von langer Dauer. Abraham DeLacy faßte an seinen Kopf und fühlte Blut. So rasch wie möglich richtete sich der Mann auf und sah sich um. Überall waren Scherben und Trümmer verstreut, in den Ecken des Cockpits lagen zusammengekrümmt die anderen Passagiere der VANITY FAIR.

Zunächst zog Spooky den Beschleunigungshebel zurück bis auf die größtmögliche Verzögerung; da sich das Schiff offensichtlich in der Nähe eines Himmelskörpers befand, war diese Maßnahme unumgänglich, wollte man keine Kollision riskieren.

»Verdammt!« ächzte Giri. Spooky erkannte, daß seine Freunde bald wieder bei Besinnung sein würden, und konzentrierte sich auf die Steuerung des Schiffes. Er war noch zu benommen, um überlegen zu können, wo sich die VANITY FAIR zur Zeit befand – er erkannte lediglich, daß er gerade an einem Asteroiden größeren Kalibers vorbeigerast war und nun geradlinig auf einen Planeten zuhielt.

»Holla!« staunte Giri, als er sich näher mit dem Planeten beschäftigte. »Diese Welt ist bewohnt.«

Auch der Androide rappelte sich mühsam hoch. Rasch begab er sich in die Feuerleitzentrale und schaltete die Abwehrschirme ein.

Wie dringend erforderlich diese Maßnahme war, wurde nur Sekunden später offenbar; aus mindestens fünfzig Geschützen auf dem Planeten schlug dem Schiff ein Feuersturm entgegen. Danielle riß entsetzt die Hände vors Gesicht, während der Androide gelassen bekanntgab, daß die Belastung des Schirmfeldes unter zehn Prozent lag. An diesem Wert änderte sich auch nichts, als mehrere Schiffe die VANITY FAIR mit Kampfraketen beschossen.

Langsam begann Spooky zu ahnen, was sich in diesem Augenblick abspielte; er erinnerte sich dumpf, von dieser Szenerie bereits gehört oder gelesen zu haben, aber er kam nicht mehr dazu, seinen Verdacht auszusprechen.

Mit hoher Beschleunigung näherte sich ein Schiff von der Seite und nahm das Heck der VANITY FAIR unter Beschuß, und diesmal schlugen die Kampfstrahlen durch. Im Triebwerksteil des Schiffes krachte es, und die Erschütterungen mehrerer Detonationen durchliefen den Schiffskörper.

»Weg von hier!« schrie Giri laut. Spooky nickte grimmig und zog den Beschleunigungshebel wieder auf den Höchstwert; das Schiff hatte die Lufthülle des Planeten fast passiert.

»Wenigstens einen Gruß schicke ich noch hinunter!« brummte Giri und tippte kurz auf einen Knopf auf dem Instrumentenpaneel vor dem Androiden. Ein leises Rucken ging durch das Schiff, während der Strahl durch die Atmosphäre zuckte und auf dem Boden des Planeten einschlug. Eine mächtige Staubsäule brach empor und verdeckte die Sicht.

»Und noch einen!« knurrte der wütende Morcone.

»Aufhören!« schrie Spooky. »Wir überfliegen Terra!«

Die VANITY FAIR schwebte mit abgeschalteten Triebwerken durch den Raum. In der geräumten und gesäuberten Kugel des Schiffes saßen die Passagiere und hörten Spooky zu.

»Mir ist leider etwas zu spät eingefallen«, erklärte der Terraner langsam. »Wie gesagt, ich habe nicht daran gedacht – auf den Geheimlehrgängen wurde die Geschichte, die wir gerade erlebt haben, erzählt und gelehrt. Auch in den sekretierten Erinnerungen von Raumkapitän Marsh Garfield – jenem Mann, der Morcos anflog und entdeckte – ist die Szene enthalten.

Garfield kehrte vor drei Jahren von Morcos zurück und stand vor dem Problem, seinen Vorgesetzten die Tatsache zu erklären, daß er mit einem brandneuen Raumschiff zurückkehrte, für dessen Steuerung ihm eigentlich das Verständnis hätte fehlen müssen. Während sich Garfield noch mit irdischen Behörden herumschlug, kam hinter dem Mond ein fremdes Schiff mit einer Irrsinnsgeschwindigkeit herangerast und flog mitten durch das Aufgebot, das Garfield in Schach halten sollte.

Die Erdbehörden drehten durch und eröffneten das Feuer, konnten dem Fremden allerdings keinen Schaden zufügen. Erst als Garfield mit der überlegenen Bewaffnung seines Schiffes eingriff, bekam der Fremde einen Treffer ab und flüchtete – nicht jedoch ohne vorher den Mount Rushmore zu Staub zerkleinert zu haben. Dieser vor drei Jahren entstandene Bericht stimmt in allen Einzelheiten mit dem überein, was wir in den letzten dreißig Minuten erlebten. Wie diese Übereinstimmung allerdings zustande gekommen ist, wird mir wohl ewig ein Rätsel bleiben.«

Der Terraner hatte seinen Vortrag beendet; die anderen hatten ihm schweigend zugehört. Nur der Androide zeigte sich unbeeindruckt.

»Vielleicht kann ich weiterhelfen«, sagte er. »Es würde zu weit führen, hier die Funktionsweise des Überlichttriebwerks erklären zu wollen – wichtig ist nur, daß die Maschinen die Beziehungen von Raum und Zeit beeinflussen. Als uns Gerbaults Raumschiff rammte, setzte unser Schiff gerade zu einem Überlichtsprung an. Der Stoß führte nicht nur dazu, daß sich unser Zielpunkt veränderte – er bewirkte auch ein Fehlverhalten der Maschinen. Anstatt uns in der Jetztzeit zu halten, warfen uns die Geräte um einige Jahre in der Zeit zurück.«

»Aha!« machte Spooky ungehalten. »Diese Erklärung hilft uns aber nicht weiter. Können wir die Maschinen so einstellen, daß sie uns bei einer Wiederholung des Sprunges wieder in die Normalzeit versetzen?«

Der Androide schüttelte bedauernd den Kopf. »Das wird nicht möglich sein. Es wäre zu gefährlich. Und außerdem kenne ich die Anlagen nur sehr ungenau – über vollständige Informationen verfüge ich nur dann, wenn ich in Funkreichweite der Rechenzentrale auf Mainares bin. Aber mein körpereigener Sender ist viel zu schwach, um die Entfernung Erde-Mainares überbrücken zu können.«

»Fein!« knurrte Spooky wütend. »In dieser Zeit können wir natürlich nicht auf Morcos oder Terra landen – das hätte zahllose Para … Paradingens …«