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»Es sei denn«, entgegnete der Androide gelassen, »dieses System ist künstlich so geschaffen worden, wie es der Computer aufzeigt.«

Spooky konnte sich die Konsequenzen ausmalen, die dieser Überlegung zwangsläufig folgten. Ein Sonnensystem so zu erbauen, setzte unglaubliche technische Kenntnisse voraus. Und ein entsprechend kundiges Volk, das wahrscheinlich auch Raumschiffe haben würde.

»Man hat uns ohnedies schon entdeckt«, meinte der Androide, der Spookys Mimik richtig gedeutet hatte. »Ein Volk, das Planeten nach Belieben verschiebt, wird auch über gute Ortungsanlagen verfügen.«

Der Kunstmensch machte sich am Funkgerät zu schaffen, aber aus den Lautsprechern drang nur Statik.

»Vielleicht sind diese Planeten-Ingenieure schon lange ausgestorben?« meinte Spooky. »Auf jeden Fall sollten wir nachsehen, was es mit diesen Planeten auf sich hat.«

Der Androide stellte das Zielgerät auf einen der beiden merkwürdigen Planeten ein. Wenige Minuten später hatte die VANITY FAIR wieder genügend hohe Fahrt, um in den Überraum gehen zu können. Die Oberfläche der Welt, die sich mit rasendem Tempo zu nähern schien, war fast vollständig von einer weißen Wolkenschicht verdeckt. Eine erste Bestätigung für die Hypothese des Androiden fand sich Sekunden später; auf dem Bildschirm erschien ein metallischer Körper, der in einem Orbit um den Planeten kreiste.

»Wir gehen näher!« befahl Spooky. »Aber langsam. Ich möchte nicht gerne beschossen werden.«

Der Androide nahm die Befehle gehorsam entgegen, ließ das Schiff mit Höchstwerten verzögern und glich mit präzisen Feuerstößen aus den Korrekturdüsen den Kurs an.

Das fremde Schiff bestand aus zwei mit den Spitzen aneinander befestigte Pyramiden aus Metall; die Gesamtlänge der Konstruktion schätzte Spooky auf zweihundert Meter. Je zwei gegenüberliegende Kanten der Pyramiden waren durch riesige Deltaflügel verlängert worden. Triebwerksöffnungen waren nicht zu erkennen, dafür aber gewaltige gezackte Öffnungen mit Schmelzspuren an den Rändern; ein Tragflügel war verbogen und verdreht – offenkundig war der Fremde in einem mörderischen Kampf unterlegen.

»Gibt es Raumanzüge an Bord?« fragte Spooky knapp. Der Androide nickte und ging voran zur Mannschleuse. In den Wandschränken der Schleusenkammer hingen fremdartige »Raumanzüge«.

Der Kunstmensch erklärte kurz die Funktionsweise der Aggregate. Der Schutz für den Raumfahrer bestand lediglich in einem körperumspannenden Schirmfeld und einem hochwertigen Atemluftregenerator; beide Geräte waren an einem breiten Gürtel befestigt und schalteten sich automatisch ein, sobald die Luftdichte um den Träger einen bestimmten Wert unterschritt. Leicht mißtrauisch schnallte Spooky sich den breiten Gürtel um.

»Achtung!« sagte der Androide, trat auf ein Schaltpult zu und betätigte den Öffnungsschalter. Mit leisem Zischen saugten Pumpen die kostbare Atemluft aus der Schleusenkammer. Auf dem Gürtel leuchtete eine kleine Lampe rot auf – die Aggregate hatten ihre Arbeit begonnen.

Erschrocken fiel Spooky ein, daß der Androide keinen Gürtel trug. Er drehte sich zu dem künstlichen Gefährten herum. Der Androide lächelte, ein wenig dankbar, wie es schien.

»Keine Sorge!« sagte er leise. »Ich kann das Vakuum mehrere Stunden lang aushalten – meine Erbauer haben an alles gedacht.«

Erst als der Innendruck der Schleuse den vorgesehenen Grenzwert unterschritten hatte, öffnete sich die äußere Schleusentür. Sauerstoffreste stoben in einem weißlichen Nebel davon und verschwanden. In der sich langsam öffnenden Luke erschien das fremde Raumschiff, dessen Konturen im Vakuum noch schärfer und härter wirkten.

DeLacy machte einige Schritte, bis er den äußersten Schleusenrand erreicht hatte, dann stieß er sich kräftig ab. Mit ausgebreiteten Armen segelte er auf den Fremden zu. Seine durch das Konturfeld geschützten Hände berührten das Metall des fremden Schiffes und fingen seinen Schwung mühelos ab.

»Wir können dich sehen!« quäkte es aus einem kleinen Lautsprecher. Spooky zuckte zusammen – er hatte die miniaturisierte Sendeanlage seines Universalgürtels überhaupt nicht beachtet.

»Verdammt!« rief der Terraner. »Warum hat mir niemand etwas von der Sprechanlage erzählt?«

»Daß zu einem Raumanzug auch Kommunikationsmittel gehören, ist doch selbstverständlich«, meinte der Androide mit einem leisen Lachen; offenbar besaß er auch die Fähigkeit, seinen Mitmenschen Streiche zu spielen.

»Was kannst du erkennen?« erklang Danielles Stimme aus dem Lautsprecher. Spooky richtete den Strahl seines Handscheinwerfers auf die Öffnung, an deren Rand er sich festhielt.

»Verbogene Streben«, meldete er. »Überall schweben Splitter und Fetzen herum – es ist kaum etwas auszumachen, außer ein paar verzogenen Rohren an der Wand. Ich dringe weiter vor.«

Langsam schwebte er in die Tiefen des Wracks. Von einer künstlichen Schwerkraft war nichts zu spüren. Spooky sah Instrumente an den Wänden und halbgeöffnete Schotte. Er hatte jetzt einen relativ unbeschädigten Teil des Schiffes erreicht.

»Irgendwelche Leichen?« wollte Giri wissen. »Oder ein Hinweis, wie die Besatzung des Schiffes ausgesehen haben mag?«

»Nichts dergleichen«, sagte Spooky. »Entweder hat die Besatzung das Schiff vollzählig verlassen, oder sie haben ihre Toten und Verletzten mitgeschleppt.«

Nach seinen Schätzungen mußte er inzwischen die Dünnstelle erreicht haben, an der die beiden Pyramiden miteinander verbunden waren. An dieser Stelle war das Schiff nahezu unbeschädigt; lediglich sämtliche Schotte waren geöffnet, als sei die Besatzung sofort geflüchtet. Spooky stieß ein Schott auf. Sein Blick fiel auf mehrere hochlehnige Sessel, die ringförmig um ein großes Instrumentenpult angeordnet waren.

»Jetzt kann ich auch die VANITY FAIR erkennen«, meldete der Terraner.

Er hatte das erste Fenster überhaupt in diesem Raumschiff erreicht; wie sich zeigte, war an der Verbindungsstelle der beiden Pyramiden die Außenhaut des Schiffes völlig durchsichtig.

»Ich glaube, ich habe die Zentrale gefunden«, sagte Spooky. »Auch hier gibt es keine Hinweise auf die ehemalige Besatzung – wir sollten auf dem Planeten landen.«

»Einverstanden!« sagte Giri. »Komm zurück.«

Spooky kehrte auf dem gleichen Weg zurück; diesmal richtete er sein Augenmerk auf die Decke, nachdem er vorher hauptsächlich den Boden abgeleuchtet hatte. Allmählich kam ein Sinn in das Chaos – die Angewohnheit, wichtige Leitungen an der Decke entlang zu verlegen, hatten die Unbekannten jedenfalls mit den Terranern gemeinsam. An einer Stelle, an der die ursprünglichen Verhältnisse besonders klar zu erkennen waren, stoppte Spooky und versuchte, sich aufrecht zu stellen.

Als er endlich eine halbwegs passende Haltung eingenommen hatte, versuchte er, bei gleichzeitigem Bodenkontakt die Decke mit den Händen zu berühren. Es mißlang; nach Spookys oberflächlicher Schätzung mußte der Raum eine Höhe von mehr als drei Metern haben.

»Das könnte bedeuten, daß die Fremden noch größer als die Morconen sind«, murmelte er nachdenklich.

Als Spooky das fremde Raumschiff endlich wieder verlassen hatte, seufzte er erleichtert auf. Er stieß sich ab und flog zurück in die Mannschleuse der VANITY FAIR. Als er wenig später wieder das Cockpit betrat, sahen die anderen ihm erwartungsvoll entgegen. Er ließ sich auf seinen Platz fallen und zündete sich eine Zigarette an.

»Was ist dein Eindruck?« fragte Giri, nachdem Spooky die ersten Züge getan hatte. »Falls wir zufällig auf ähnliche Raumschiffe stoßen sollten – werden sie uns angreifen, oder was werden sie tun?«

Der Terraner zuckte mit den Schultern. »Rein gefühlsmäßig würde ich sagen – sie werden uns angreifen.«

»Wir sollten auf dem Planeten landen«, meinte Danielle und gab dem Androiden im Pilotensessel einen leisen Wink. Der künstliche Mensch nickte kurz und leitete das Landemanöver ein. In einer weiten Spirale senkte sich das Schiff der Oberfläche entgegen. In achtzig Kilometer Höhe über dem Boden ließ er das Schiff ganz langsam absinken. Es dauerte fast eine halbe Stunde, bis das Schiff in die dicke Wolkenschicht eintauchte, die den gesamten Planeten umgab. Giri hatte darauf bestanden, die Sinkgeschwindigkeit so gering zu halten – er wollte eventuellen Bewohnern nicht den Eindruck vermitteln, als sei ein Überfall geplant.