Выбрать главу

»Allmählich«, stellte Giri fest, »wäre es an der Zeit, daß auch Urzad etwas aus den Geschichtsbüchern plaudert. Stammt ihr ebenfalls von den unbekannten Vorvätern ab?«

Urzad schüttelte den Kopf: »Nach unseren Feststellungen sind wir Tanaer eine eigenständige Entwicklung; wir können unsere Geschichte lückenlos bis in fernste Urzeiten belegen. Allerdings – das konntet ihr Terraner auch einmal, nicht wahr?«

Spooky nickte finster. Er dachte an den hartnäckigen Widerstand, als Paläontologen und Anthropologen erstmals behauptet hatten, Mensch und Affe hätten gemeinsame Vorfahren. Und die Vorväter hatten alle Mitbürger, die verstandesmäßig den Anforderungen ihrer Gesellschaft nicht gewachsen waren, auf der Erde abgesetzt – aus dieser Ansiedlung hatten sich die frühen irdischen Hochkulturen entwickelt.

»Und wer sind nun die Makarer, mit denen wir verwechselt wurden?« wollte Danielle wissen; zärtlich kraulte sie den Bären Soleil, dem man den Zutritt wieder erlaubt hatte. »Sind sie mit den Vorvätern identisch, die wir suchen?«

Urzad verneinte entschieden. »Nach unseren Beobachtungen sind die Makarer ebenfalls ein abgesplitterter Teil des Urvolks. Aber wenn überhaupt Hinweise auf die jetzige Zentralwelt der Vorväter zu finden sind, dann bei den Makarern. Allerdings wird ihre Beschaffung alles andere als einfach sein. Tanaer und Makarer leben seit Jahrhunderten in einem latenten Kriegszustand.

Kurz nach unserer Entdeckung der überlichtschnellen Raumfahrt stießen wir auf die Makarer. In den folgenden Gemetzeln gingen aber alle Informationen über die Ursache verloren – wer den Krieg begonnen hat und warum, bleibt bis heute ungeklärt. Nach einigen grauenvollen Jahrzehnten kamen beide Seiten zu der Einsicht, daß selbst die völlige Vernichtung des Gegners keinen direkten Vorteil bringen konnte – lediglich die eigenen Verluste wurden geringer. Und deshalb haben wir den Krieg einschlafen lassen.«

»Und die Gegenpartei?« erkundigte sich Spooky mit leichtem Mißtrauen.

»Die stellte ähnliche Überlegungen an und tat das gleiche.«

»Unter diesen Umständen hätte man ihn gar nicht erst anfangen sollen!« bemerkte Sirghia.

»Manche Einsichten setzen sich eben erst sehr spät durch!« brummte Urzad grimmig. »Immerhin leben wir jetzt annähernd friedlich miteinander – abgesehen davon, daß die Makarer immer wieder versuchen, unsere militärische Entwicklung zu erforschen und zu sabotieren. Aus diesem Grund waren wir auch so mißtrauisch, als eure PERONAIOS hierherkam.«

»Was haben die Tanaer eigentlich hier zu suchen?« forschte DeLacy. »Als wir vor drei Jahren die Welt der Schläfer erstmals anflogen, entdeckten wir ein tanaisches Wrack in einem Orbit um diese Welt. Was hat das zu bedeuten?«

»Du irrst, mein Freund«, erklärte Urzad grinsend. »Es handelte sich mitnichten um ein Wrack.«

»Um was sonst?« wollte Spooky wissen. »Das Ding sah aus, als sei es stundenlang beschossen worden.«

»So sollte das Schiff auch aussehen!« meinte Urzad freundlich. »Es war ein Beobachtungsschiff, das uns jede Veränderung auf dem Planeten melden sollte. Als wir vor langer Zeit auf dem Planeten landeten, mußten wir feststellen, daß uns die Pforten verschlossen blieben. Wir vermuteten, daß beim Zutritt Unbefugter sich die ganzen Anlagen selbst zerstören würden, und mußten daher warten, bis jemand diese Welt besuchte, der das Recht dazu hatte. Und das wart ihr. Als dann bei eurem Abflug alle Gebäude zu Staub zerfielen, setzten wir sofort eine Expeditionsflotte in Marsch – ihr habt sie beim Anflug gesehen. Auf der Welt der Schläfer sind einige tausend Wissenschaftler unseres Volkes damit beschäftigt, unter dem Staub nach verwertbaren Spuren zu suchen – bisher vergeblich.«

Spooky nickte wortlos.

»Gut«, sagte Giri leise. »Dieses Kapitel ist abgeschlossen. Die Frage lautet jetzt: Was unternehmen wir, um das Geheimnis unserer Abstammung aufzuklären? Könnt ihr uns helfen?«

Urzad wiegte bedächtig den Kopf. »Vielleicht«, überlegte er laut. »Wir wissen aus unseren Archiven, daß sich auf Marka, der makarischen Zentralwelt, ein großes Museum befinden soll, zu dem nur wenige Auserwählte Zutritt haben! Wenn es überhaupt noch eine Spur zu den Vorvätern gibt, dann nur dort!«

»Worauf warten wir noch?« fragte Spooky heiter und sah seine Gefährten an.

Die nächsten Wochen erwiesen sich als besondere Strapaze; die Terraner mußten lernen, sich in jeder Lebenslage wie echte Makarer zu benehmen. Schon das Erlernen der Sprache erwies sich als überaus schwierig. Die Anwendung des morconischen Hypnoseverfahrens erwies sich als unmöglich – die Bänder der Tanaer paßten nicht zu den morconischen Geräten, und die tanaischen Maschinen waren den Menschen zu gefährlich. Also waren Spooky und Danielle dazu gezwungen, makarische Vokabeln zu büffeln, sich durch umfängliche Grammatiken zu fressen und Ausspracheübungen zu machen. Als besondere Hilfe erwies sich die Fähigkeit des Androiden, Worte in Gedanken umzuformen und zu senden.

Die beiden Morconen ergötzten sich sichtlich an den Anstrengungen ihrer irdischen Gefährten; da sie viel zu schlank und zu groß waren, um als Makarer gelten zu können, hatten sie es nicht nötig, deren Sprache zu erlernen. Sie beschäftigten sich vielmehr damit, die technischen Errungenschaften der Tanaer zu durchforschen. Währenddessen erforschten die Tanaer die PERONAIOS; wo es ihnen erforderlich schien, ersetzten sie vollständige Aggregate durch Maschinen eigener Fabrikation. Nur den Antrieb ließen sie unangetastet – sämtliche Anlagen waren öffnungssicher verkapselt, und es stand zu befürchten, daß die Maschinen bei unerlaubten Eingriffen detonierten.

Dann endlich konnte die Expedition starten.

4.

»Marka!« sagte Spooky. »Wir sind am Ziel!«

Urzad hatte die Impulse des Panoramaschirms seines Schiffes auf den Hauptschirm der PERONAIOS umleiten lassen; das Boot der Terraner lag noch im großen Hangar des tanaischen Schiffes. Urzad sollte sein Schiff im Ortungsschatten der Sonne Marka halten, um für einen etwaigen Notfall bereit zu sein, während die PERONAIOS auf dem Planeten landen sollte. Der Stern Marka ähnelte der irdischen Sonne; sein größerer Umfang wurde durch weitere Planetenbahnen wieder ausgeglichen. Auf Marka mußten weitgehend erdähnliche Bedingungen anzutreffen sein.

Spooky griff nach dem Mikrophon der Bordsprechanlage. »Urzad, wir möchten ablegen.«

»Verstanden!« gab der Tanaer zurück. »Ich lasse die Hangarschotte öffnen. Viel Glück, Freunde!«

Spooky ließ die PERONAIOS aus dem Hangar schweben. Nach kurzen Korrekturen lag der Planet genau vor dem Bug des Menschenschiffes. Spooky schob den Beschleunigungshebel vorwärts.

Der Planet Marka war fast genau zwölf Lichtminuten von seiner Sonne entfernt. Spooky ließ den Antrieb arbeiten, bis das Schiff knapp die Hälfte der Lichtgeschwindigkeit erreicht hatte; zehn Minuten später verzögerte er mit annähernd gleichen Werten. Rasch kam der Planet näher; aus dem gerade noch erkennbaren Lichtpunkt wurde eine blau-weiße stetig anwachsende Scheibe. Als die PERONAIOS zu einem scheinbaren Stillstand kam, betrug der Abstand noch eine Lichtsekunde.

Wenn die Makarer über ein Sternenreich verfügten, dann war es nicht sehr groß; der Sucher konnte nur wenig mehr als einhundert Raumschiffseinheiten in der näheren Umgebung des Planeten ermitteln. Rechnete man die gleiche Zahl von Schiffen dazu, die unter Umständen auf der Nachtseite des Planeten starteten oder zur Landung ansetzten, dann entsprach das in etwa dem normalen intersolaren Verkehr, wie er rund um die Erde zu beobachten war. Bei den Schiffen schien es sich zumeist um Frachter zu handeln oder um kleinere Privatjachten. Allerdings umkreisten zwanzig sehr große Einheiten den Planeten; ihre Größe und die gleichmäßige Verteilung über die Planetenoberfläche ließen den Schluß zu, daß es sich dabei um Wacheinheiten handelte.