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»Lächerlich!« bemerkte Abraham DeLacy verächtlich. »Nur zwanzig Wachschiffe für einen so großen Planeten!«

»Vorsicht«, warnte der Androide sanft. »Was ist, wenn sie tatsächlich genügen – wenn diese Schiffe unserem in Geschwindigkeit und Feuerkraft überlegen sind?«

Spooky machte ein säuerliches Gesicht und zuckte mit den Schultern. »Die einzige Möglichkeit, das herauszufinden«, meinte er, »ist die, die Probe aufs Exempel zu machen! Überlegt es euch – noch können wir zurück und unbemerkt verschwinden.«

Er erhielt keine Antwort; mit leichtem Mißtrauen dachte er an den von den Tanaern eingebauten Ortungsschutz. Knapp dreihunderttausend Kilometer durchflog Spooky mit Höchstfahrt, dann verminderte er rapide die Geschwindigkeit. In einer Höhe von annähernd einhundert Kilometern über der Planetenoberfläche kam das Schiff erneut zum Stillstand.

Dann ließ Spooky die PERONAIOS langsam absinken. Zu seiner großen Erleichterung behielten die Wachschiffe ihre Kurse bei, und Sirghia, die unentwegt den makarischen Funkverkehr abhörte, konnte ebenfalls nichts Ungewöhnliches festzustellen. Offenbar war die PERONAIOS tatsächlich vor jeder Ortung sicher.

Mittlerweile konnte der Androide mit bloßem Auge Geländestrukturen und Siedlungsräume ausmachen. Unmittelbar unter dem Schiff erstreckte sich ein dichtbesiedelter Kontinent von Nord nach Süd; die Form entsprach in etwa der einer Acht. Am Isthmus konnte Aphros einen breiten, rund 40 Kilometer langen, schnurgeraden Wasserlauf entdecken – wahrscheinlich ein Kanal. Von den Rändern der Wasserstraße erstreckten sich bis weit in das Hinterland endlos erscheinende Häuserreihen. Zog man irdische Maßstäbe zum Vergleich heran, dann mußte allein in diesem Gebiet des Doppelkontinents mit annähernd zwanzig Millionen Einwohnern gerechnet werden.

Spooky pfiff halblaut durch die Zähne. »Allerhand!« meinte er beeindruckt. Während er das Schiff noch weiter sinken ließ, machte er eine erstaunliche Entdeckung. »Seht euch das an! Fast alle Häuser sind ein- oder zweigeschossig. Ich habe bisher nur vier oder fünf höhere Bauten entdecken können, und keiner davon war höher als dreißig Meter. Eine Millionenstadt aus Einfamilienhäusern – erscheint mir etwas unwahrscheinlich.«

»Mir nicht«, meinte Danielle. »Das antike Rom war ebenfalls eine Millionenstadt – auch ohne Wolkenkratzer!«

»Mag sein«, murmelte Spooky. »Ich jedenfalls bin und bleibe skeptisch – irgend etwas stimmt nicht! Ich kann es förmlich riechen!«

Er ließ die PERONAIOS auf achthundert Meter Höhe absinken und überflog geräuschlos die Stadt am Isthmus; zehn Kilometer vom Kanal entfernt entdeckte der Terraner einen großen Park und in seiner Mitte eine Bergkuppe. Mit einer Kopfbewegung deutete Spooky in die Richtung der Kuppe.

»Was haltet ihr davon?« wollte er wissen. »Sollen wir dort niedergehen?«

Giri brummte zustimmend. Spooky brachte die PERONAIOS über dem Berggipfel zum Stillstand. Die Kuppe ragte etwa achthundert bis eintausend Meter über den Meeresspiegel auf. Die kalkige Felsspitze war unbewachsen und von tiefen Löchern und Schründen durchsetzt. Drei Minuten später hatte DeLacy ein geeignetes Versteck gefunden; ein Rinnsal hatte sich im Verlauf vieler Jahrhunderte durch einen Berghang gefressen. Die Ränder der Schlucht standen oben noch eng zusammen; je tiefer der Strom sich gebohrt hatte, desto breiter war er geworden. Die Felsen bildeten fast eine Höhle, in die das Schiff gut hineinpaßte.

»Als Versteck recht brauchbar«, bemerkte Aphros. »Aber wie können wir es ohne das Schiff verlassen?«

Spooky hatte die Schleichfahrt gestoppt; die PERONAIOS schwebte jetzt zwanzig Meter über dem Flußbett, das von Geröll und Felsbrocken übersät war. Der Überhang reichte für seine Zwecke aus, und das Gelände unterhalb des Schiffes war so unwirtlich, daß die Menschen von dort aus wohl kaum mit Spaziergängern würden rechnen müssen.

»Und nun zu deiner Frage, Freund Aphros«, meinte Spooky. »Wenn du dir einmal die Felswand zu deiner Rechten ansiehst, so wird dir dort eine Öffnung auffallen – eine Höhle, die wir zu unserem Hauptquartier machen sollten. Und von diesem Standort aus brauchst du nur knapp einhundert Meter zu gehen, um jene hölzerne Barriere zu erreichen. Ich vermute«, fuhr der Terraner fort, »daß sich in anderen Jahreszeiten dort eine sehenswerte Stromschnelle bildet – diese Holzbrüstung erinnert mich nämlich stark an vergleichbare Einrichtungen auf der Erde. Hast du mich verstanden, Freund?«

»In etwa«, gab der Androide im gleichem ironischen Tonfall zurück. »Und ich bin sicher, daß du mir erklären wirst, warum wir auf hartem Fels nächtigen sollen, obwohl hier an Bord üppige Pfühle unserer harren.«

»Weil«, sagte der Terraner, »diese Welt eine um zehn Prozent höhere Schwerkraft hat als die Erde. Außerdem ist es heiß – das Außenthermometer zeigt auf dreihundertundsieben Grad Kelvin. An diese Bedingungen müssen wir uns gewöhnen, sonst fallen wir sofort auf – ohne Training brechen wir nach einem Kilometer mit einem Hitzschlag zusammen.«

Die Höhle in der Felswand erwies sich als vorzügliches Quartier für die Menschen; der Boden war verhältnismäßig eben, die Wände zeigten keine Spuren von Feuchtigkeit. Im Hintergrund der Höhle entdeckte Aphros einen kleinen See mit klarem, sehr kaltem Wasser. Nach einigem Suchen fand Spooky noch einige andere Öffnungen im Berg, die mit der Höhle in Verbindung standen; zufrieden stellte er fest, daß die Löcher zur Belüftung völlig ausreichten.

Wie wichtig dies für das neue Quartier war, stellte sich bereits in den ersten Minuten heraus; schon beim Verladen einiger Gepäckstücke brachen die Menschen in Schweiß aus. Die Verbindung aus drückender Hitze und einer um zehn Prozent erhöhten Schwerkraft erwies sich als schwere Belastung, dennoch gelang es dem Team, innerhalb von drei Stunden aus der Höhle eine halbwegs bequeme Unterkunft zu machen. Besonders Soleil, dem Mainares-Bär, schien es in der Höhle zu gefallen – rücksichtslos ließ sich das Tier in den See fallen und überschüttete die Menschen mit unzähligen eiskalten Wassertropfen.

Eine Woche lang hielt sich das Team in der Höhle auf; die Zeit wurde dazu genutzt, sich den veränderten Umweltbedingungen anzupassen und die Lage zu erkunden. Giri schickte eine ortungsgeschützte Flugsonde aus und studierte das Leben in der großen Stadt.

Wenn die zehn Jahre alten Karten stimmten, die das Team von den Tanaern erhalten hatten, dann mußte es sich bei der Stadt um Jenra handeln, die damalige Hauptstadt des makarischen Sternenreiches. Die gegenwärtige Bedeutung war unbekannt. Immerhin vermittelten die Bilder der Sonde ein grobes Bild von den Verhältnissen in der Stadt. Zwei Areale erregten die besondere Aufmerksamkeit des Morconen: der Raumhafen und der große Marktplatz.

Beide Plätze befanden sich in einem offenkundigen Widerspruch; während auf dem Landefeld fast alle zwei Stunden ein Frachter startete oder niederging, war der Marktplatz der Treffpunkt für zahllose Ochsengespanne mit hochrädrigen Karren, die mit Früchten und anderen Waren beladen waren. Und während in großer Höhe die Raumschiffe in den freien Raum vorstießen, glitten dickbäuchige Segler in das Hafenbecken von Jenra.

»Verstehe ich nicht!« kommentierte Danielle, als sie die Aufnahmen der Sonde sah. »Es gibt in diesem Sonnensystem nur einen bewohnbaren Planeten – Marka. Daraus folgt, daß die Schiffe doch wohl andere Sonnensysteme anfliegen. Ihr wollt mir doch nicht erzählen, daß ein Volk, das über Überlichttriebwerke verfügt, nicht fähig ist, simple Gleiter herzustellen. Ich halte das alles für einen ungeheuren Bluff. Vielleicht wollen sie die Tanaer täuschen?«

»Wozu das?« mischte sich Sirghia ein. »Beide Völker haben längst erkannt, daß bei kriegerischen Handlungen für beide Parteien kein Gewinn herauszuschlagen ist – sie kümmern sich kaum mehr umeinander. Die Tarnung wäre also völlig überflüssig.«