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»Endlich Männer, die meine Qualitäten zu schätzen wissen!« meinte sie halblaut zu Spooky; der Terraner hielt den Bären an einem Ohr, während die Frau auf dem Rücken des Tieres saß und mit den Beinen strampelte.

»Wir bleiben einstweilen hier«, sagte Spooky. »Wenn wir für genügend Aufregung und Trubel sorgen, wird sich Aphros vermutlich bald hier einstellen.«

»Einverstanden«, sagte Danielle. Sie stoppte den gemächlichen Trott des Bären und stieg ab.

Um sich die Zeit auf der Welt der acht Schläfer zu vertreiben, hatten sie Soleil damals zu einigen Dressurnummern abgerichtet. Die Makarer erwiesen sich als außerordentlich begeisterungsfähiges Publikum. Nach einer halben Stunde aber schien Soleil keine Lust mehr zu haben, legte sich hin und machte ein Nickerchen.

»Verdammt!« knurrte Spooky. »Wenn wir Soleil nicht ermuntern können, fällt das Publikum geschlossen über uns her.«

Vergeblich versuchten die beiden Menschen, den Bären in seiner Ruhe zu stören; ungerührt schnarchte Soleil weiter. Jetzt wurde das Publikum ärgerlich; ein Stein krachte auf den Boden.

»Auch das noch«, stöhnte Danielle. »Wenn ein Stein trifft …«

Sie hatte den Satz noch nicht ganz beendet, da war das Unglück bereits geschehen; ein kleiner Stein mit scharfen Kanten traf Soleil am Kopf. Ruckartig sprang das Tier auf.

»Ruhig, Soleil, ruhig!« versuchte Danielle den Bären zu beschwichtigen. Ein weiterer Stein machte ihre Bemühungen zunichte.

Das Tier hatte genau erkannt, aus welcher Richtung der Stein angeflogen kam; mit einem wütenden Brüllen stürzte Soleil vorwärts. Die Menge kreischte angsterfüllt auf und stob auseinander. Während die meisten sich schreiend in Sicherheit zu bringen suchten, griffen einige Beherzte zu den Waffen und stellten sich Soleil in den Weg.

»Soleil!« schrie Spooky verzweifelt. »Zurück!«

Von der Intelligenz des Bären war nicht mehr viel zu sehen. Mit einigen kraftvollen Prankenhieben trieb Soleil seine Widersacher auseinander; in das Angstgeschrei der Menge mischte sich das Wimmern von Verletzten. Der Bär hatte sich sein Opfer ausgewählt, einen jungen Mann, der laut um Hilfe schrie und verzweifelt rannte. Obwohl er den Tod im Nacken wußte, änderte der Mann die Richtung seiner Flucht, als er in die Nähe des roten Kreises kam. Er versuchte, einen Haken zu schlagen und lief um die Gefahrenzone herum.

Soleil wußte nichts von einer Gefahr; gradlinig stürmte der Bär hinter dem Mann her und geriet dabei in den Bannkreis. Als sich einige Sekunden später die Sicht wieder klärte und der Energievorhang verschwunden war, fehlte auch von Soleil jede Spur.

»Verdammt!« fauchte Abraham DeLacy wütend. »Auch das noch!«

»Was fangen wir jetzt an?« überlegte Danielle halblaut.

»Die Antwort werden wir bald wissen«, kommentierte Spooky bitter, als er die Menschen sah.

Langsam und schweigend schob sich eine Wand aus Leibern näher. Waffen blitzten auf. Merkwürdigerweise stand in den Gesichtern der Makarer eher Angst als Wut. Aus der Menge lösten sich einige Gestalten; sie trugen Uniformen, die die Terraner vorher nie gesehen hatten. Offenbar durften nur wenige ausgesuchte Männer diese Kleidung tragen – dafür sprach auch ihre moderne Bewaffnung.

Als die Männer mit den Strahlwaffen nahe genug heran waren, erkannten die Terraner deutlich, daß die Männer sich fürchteten; sie bewegten sich, als warteten sie auf einen Hinterhalt.

»Verstehe ich nicht«, meinte Danielle unsicher. »Wir sind offensichtlich unbewaffnet – aber sie sehen aus, als hätten sie Angst, mit bloßen Händen von uns getötet zu werden. Verstehst du das?«

»Überhaupt nicht«, gestand Spooky ratlos ein. »Aber ich fürchte, daß wir auch für dieses Problem bald eine Lösung finden werden.«

Es dauerte ziemlich lange, bis die Uniformierten die beiden Terraner eingekreist hatten; dann stürzten sie auf ein Kommando los. Danielle und Spooky wehrten sich nicht, und wenig später lagen sie gefesselt am Boden.

Ein Mann starrte minutenlang auf sie nieder. Sein Gesicht drückte große Ratlosigkeit und Verblüffung aus – als wundere er sich, daß es ihm und seinen Gefährten überhaupt gelungen war, die beiden zu überwältigen. »Wer seid ihr?« fragte er schließlich.

Brav sagten Danielle und Spooky ihre eingeübten Sprüchlein auf. Die Miene des Bewaffneten zeigte deutlich, daß er ihnen kein Wort glaubte.

»Nun gut«, meinte der Mann spöttisch. »Wenn ihr es nicht anders wollt – schafft sie fort! Der Goldene wird sie sehen wollen.«

6.

Nur für Sekundenbruchteile hatte der Androide das Aufflammen des Schirmfeldes wahrnehmen können, dann hatte er schlagartig das Bewußtsein verloren. Als er nach unbestimmter Zeit wieder zu sich kam, fand er sich allein – von dem kleinen Mädchen fehlte jegliche Spur.

»Immerhin«, knurrte Aphros, »ich lebe noch!«

Den Klang seiner Worte konnte er nur über die Schalleitung der Schädelknochen empfangen; alle anderen Schallwellen schienen sich in einem unendlich großen Raum zu verlieren. Das gleiche galt für das Licht – undurchdringliche Finsternis umfing den Androiden. Vorsichtig machte Aphros einen Schritt nach vorne; nichts geschah. Allerdings hatte der Androide auch nicht das Gefühl, zu gehen – obwohl er offenkundig fest auf seinen Füßen stand, schien es unter ihm keinen festen Grund zu geben.

»Sieh an«, murmelte Aphros mißvergnügt. »Die bekannte totale Isolation!«

Er kannte diese Einrichtungen aus den Erzählungen des Terraners DeLacy: Sie gehörten zu den standardisierten Testverfahren der terrestrischen Raumfahrtschulen. Der Kandidat wurde in eine Umgebung verpflanzt, in der die Zufuhr von Sinnesreizen auf das technisch durchführbare Mindestmaß beschränkt wurde. Kandidaten, die nicht wenigstens drei Stunden durchhielten, galten als nicht raumtauglich – wer mehr als zehn Stunden völliger Einsamkeit durchstand, galt als reif für den Psychoanalytiker. Normalerweise drückten die Kandidaten nach vier bis acht Stunden die Rettungstaste und wurden aus ihrem Verließ befreit.

Hier allerdings, stellte der Androide nach einigem Suchen fest, gab es keinen Rettungsknopf. Aphros setzte einen Fuß vor den anderen und marschierte exakt geradeaus – nach zweitausend Schritten hatte er noch immer keine Begrenzung finden können. Da der Androide jede seiner Bewegungen genau bestimmen konnte, wußte er bald, daß er ziemlich exakt tausend Meter weit gelaufen war, und zwar ohne von der geraden Richtung abgewichen und im Kreise gelaufen zu sein.

Er wußte nicht, wie diese Isolationszelle technisch aussah, aber er konnte sich ausrechnen, daß er beobachtet wurde. Vermutlich wollte man die Grenzen seiner Belastbarkeit testen. Er hatte zwei Möglichkeiten: Er konnte einige Zeit verstreichen lassen, fünf Stunden beispielsweise, und dann »durchdrehen«, wie man es von ihm erwartete; die andere Möglichkeit bestand darin, auszuhalten, bis dem Kontrolleur die Sache zu langweilig wurde.

Beide Verfahren bargen gewisse Risiken in sich: Reagierte der unsichtbare Kontrolleur nicht auf die ersten Anzeichen einer Psychose, dann war Aphros gezwungen, seine Rolle bis zum völligen psychischen Zusammenbruch weiterzuspielen. Das war nicht ganz ungefährlich – spielte er zu gut, wurde er vielleicht tatsächlich verrückt. Spielte er zu unglaubwürdig, bestand die Gefahr einer Entlarvung – mit den daraus resultierenden Konsequenzen.

Nach reiflicher Überlegung entschloß sich Aphros für den zweiten möglichen Weg; bildlich gesprochen schaltete er sich ein paar Stufen niedriger. Für einen Außenstehenden schien der Androide fest der Ruhe des Gerechten nachzugehen.