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Drängen mich in dieser Nacht.

Hier! ein Freund ist Feind geworden,

Seine Maske kenn' ich schon;

Jener wollte mich ermorden,

Nun entdeckt schleicht er davon.

Ach wie gern in jeder Richtung

Flöh' ich zu der Welt hinaus;

Doch von drüben droht Vernichtung,

Hält mich zwischen Dunst und Graus.

Hoffnung

Seid gegrüßt, ihr lieben Schwestern!

Habt ihr euch schon heut' und gestern

In Vermummungen gefallen,

Weiß ich doch gewiß von allen:

Morgen wollt ihr euch enthüllen.

Und wenn wir bei Fackelscheine

Uns nicht sonderlich behagen,

Werden wir in heitern Tagen

Ganz nach unserm eignen Willen

Bald gesellig, bald alleine

Frei durch schöne Fluren wandeln,

Nach Belieben ruhn und handeln

Und in sorgenfreiem Leben

Nie entbehren, stets erstreben;

überall willkommne Gäste,

Treten wir getrost hinein:

Sicherlich, es muß das Beste

Irgendwo zu finden sein.

Klugheit

Zwei der größten Menschenfeinde,

Furcht und Hoffnung, angekettet,

Halt' ich ab von der Gemeinde;

Platz gemacht! ihr seid gerettet.

Den lebendigen Kolossen

Führ' ich, seht ihr, turmbeladen,

Und er wandelt unverdrossen

Schritt vor Schritt auf steilen Pfaden.

Droben aber auf der Zinne

Jene Göttin, mit behenden

Breiten Flügeln, zum Gewinne

Allerseits sich hinzuwenden.

Rings umgibt sie Glanz und Glorie,

Leuchtend fern nach allen Seiten;

Und sie nennet sich Viktorie,

Göttin aller Tätigkeiten.

Zoilo-Thersites

Hu! Hu! da komm' ich eben recht,

Ich schelt' euch allzusammen schlecht!

Doch was ich mir zum Ziel ersah,

Ist oben Frau Viktoria.

Mit ihrem weißen Flügelpaar

Sie dünkt sich wohl, sie sei ein Aar,

Und wo sie sich nur hingewandt,

Gehör' ihr alles Volk und Land;

Doch, wo was Rühmliches gelingt,

Es mich sogleich in Harnisch bringt.

Das Tiefe hoch, das Hohe tief,

Das Schiefe grad, das Grade schief,

Das ganz allein macht mich gesund,

So will ich's auf dem Erdenrund.

Herold

So treffe dich, du Lumpenhund,

Des frommen Stabes Meisterstreich!

Da krümm und winde dich sogleich! —

Wie sich die Doppelzwerggestalt

So schnell zum eklen Klumpen ballt! —

— Doch Wunder! — Klumpen wird zum Ei,

Das bläht sich auf und platzt entzwei.

Nun fällt ein Zwillingspaar heraus,

Die Otter und die Fledermaus;

Die eine fort im Staube kriecht,

Die andre schwarz zur Decke fliegt.

Sie eilen draußen zum Verein;

Da möcht' ich nicht der dritte sein.

Gemurmel

Frisch! dahinten tanzt man schon —

Nein! Ich wollt', ich wär' davon —

Fühlst du, wie uns das umflicht,

Das gespenstische Gezücht? —

Saust es mir doch übers Haar —

Ward ich's doch am Fuß gewahr —

Keiner ist von uns verletzt —

Alle doch in Furcht gesetzt —

Ganz verdorben ist der Spaß —

Und die Bestien wollten das.

Herold

Seit mir sind bei Maskeraden

Heroldspflichten aufgeladen,

Wach' ich ernstlich an der Pforte,

Daß euch hier am lustigen Orte

Nichts Verderbliches erschleiche,

Weder wanke, weder weiche.

Doch ich fürchte, durch die Fenster

Ziehen luftige Gespenster,

Und von Spuk und Zaubereien

Wüßt' ich euch nicht zu befreien.

Machte sich der Zwerg verdächtig,

Nun! dort hinten strömt es mächtig.

Die Bedeutung der Gestalten

Möcht' ich amtsgemäß entfalten.

Aber was nicht zu begreifen,

Wüßt' ich auch nicht zu erklären;

Helfet alle mich belehren! —

Seht ihr's durch die Menge schweifen?

Vierbespannt ein prächtiger Wagen

Wird durch alles durchgetragen;

Doch er teilet nicht die Menge,

Nirgend seh' ich ein Gedränge.

Farbig glitzert's in der Ferne,

Irrend leuchten bunte Sterne

Wie von magischer Laterne,

Schnaubt heran mit Sturmgewalt.

Platz gemacht! Mich schaudert's! +

Knabe Wagenlenker

Halt!

Rosse, hemmet eure Flügel,

Fühlet den gewohnten Zügel,

Meistert euch, wie ich euch meistre,

Rauschet hin, wenn ich begeistre —

Diese Räume laßt uns ehren!

Schaut umher, wie sie sich mehren,

Die Bewundrer, Kreis um Kreise.

Herold auf! nach deiner Weise,

Ehe wir von euch entfliehen,

Uns zu schildern, uns zu nennen;

Denn wir sind Allegorien,

Und so solltest du uns kennen.

Herold

Wüßte nicht, dich zu benennen;

Eher könnt' ich dich beschreiben.

Knabe Lenker

So probier's!

Herold

Man muß gestehn:

Erstlich bist du jung und schön.

Halbwüchsiger Knabe bist du; doch die Frauen,

Sie möchten dich ganz ausgewachsen schauen.

Du scheinest mir ein künftiger Sponsierer,

Recht so von Haus aus ein Verführer.

Knabe Lenker

Das läßt sich hören! fahre fort,

Erfinde dir des Rätsels heitres Wort.

Herold

Der Augen schwarzer Blitz, die Nacht der Locken,

Erheitert von juwelnem Band!

Und welch ein zierliches Gewand

Fließt dir von Schultern zu den Socken,

Mit Purpursaum und Glitzertand!

Man könnte dich ein Mädchen schelten;

Doch würdest du, zu Wohl und Weh,

Auch jetzo schon bei Mädchen gelten,

Sie lehrten dich das ABC.

Knabe Lenker

Und dieser, der als Prachtgebilde

Hier auf dem Wagenthrone prangt?

Herold

Er scheint ein König reich und milde,

Wohl dem, der seine Gunst erlangt!

Er hat nichts weiter zu erstreben,

Wo's irgend fehlte, späht sein Blick,

Und seine reine Lust zu geben

Ist größer als Besitz und Glück.

Knabe Lenker

Hiebei darfst du nicht stehen bleiben,

Du mußt ihn recht genau beschreiben.

Herold

Das Würdige beschreibt sich nicht.

Doch das gesunde Mondgesicht,

Ein voller Mund, erblühte Wangen,

Die unterm Schmuck des Turbans prangen;

Im Faltenkleid ein reich Behagen!

Was soll ich von dem Anstand sagen?

Als Herrscher scheint er mir bekannt.

Knabe Lenker

Plutus, des Reichtums Gott genannt!

Derselbe kommt in Prunk daher,

Der hohe Kaiser wünscht ihn sehr.