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Ist auch der Philosoph willkommen.

Damit man seiner Kunst und Gunst sich freue,

Erschafft er gleich ein Dutzend neue.

Wenn du nicht irrst, kommst du nicht zu Verstand.

Willst du entstehn, entsteh auf eigne Hand!

Homunculus

Ein guter Rat ist auch nicht zu verschmähn.

Mephistopheles

So fahre hin! Wir wollen's weiter sehn.

Anaxagoras

Dein starrer Sinn will sich nicht beugen;

Bedarf es Weitres, dich zu überzeugen?

Thales

Die Welle beugt sich jedem Winde gern,

Doch hält sie sich vom schroffen Felsen fern.

Anaxagoras

Durch Feuerdunst ist dieser Fels zu Handen.

Thales

Im Feuchten ist Lebendiges erstanden.

Homunculus

Laßt mich an eurer Seite gehn.

Mir selbst gelüstet's, zu entstehn!

Axanagoras

Hast du, o Thales, je in einer Nacht

Solch einen Berg aus Schlamm hervorgebracht?

Thales

Nie war Natur und ihr lebendiges Fließen

Auf Tag und Nacht und Stunden angewiesen.

Sie bildet regelnd jegliche Gestalt,

Und selbst im Großen ist es nicht Gewalt.

Anaxagoras

Hier aber war's! Plutonisch grimmig Feuer,

äolischer Dünste Knallkraft, ungeheuer,

Durchbrach des flachen Bodens alte Kruste,

Daß neu ein Berg sogleich entstehen mußte.

Thales

Was wird dadurch nun weiter fortgesetzt?

Er ist auch da, und das ist gut zuletzt.

Mit solchem Streit verliert man Zeit und Weile

Und führt doch nur geduldig Volk am Seile.

Anaxagoras

Schnell quillt der Berg von Myrmidonen,

Die Felsenspalten zu bewohnen;

Pygmäen, Imsen, Däumerlinge

Und andre tätig kleine Dinge.

Nie hast du Großem nachgestrebt,

Einsiedlerisch-beschränkt gelebt;

Kannst du zur Herrschaft dich gewöhnen,

So laß ich dich als König krönen.

Homunculus

Was sagt mein Thales? +

Thales

Will's nicht raten;

Mit Kleinen tut man kleine Taten,

Mit Großen wird der Kleine groß.

Sieh hin! die schwarze Kranichwolke!

Sie droht dem aufgeregten Volke

Und würde so dem König drohn.

Mit scharfen Schnäbeln, krallen Beinen,

Sie stechen nieder auf die Kleinen;

Verhängnis wetterleuchtet schon.

Ein Frevel tötete die Reiher,

Umstellend ruhigen Friedensweiher.

Doch jener Mordgeschosse Regen

Schafft grausam-blut'gen Rachesegen,

Erregt der Nahverwandten Wut

Nach der Pygmäen frevlem Blut.

Was nützt nun Schild und Helm und Speer?

Was hilft der Reiherstrahl den Zwergen?

Wie sich Daktyl und Imse bergen!

Schon wankt, es flieht, es stürzt das Heer.

Anaxagoras

Konnt' ich bisher die Unterirdischen loben,

So wend' ich mich in diesem Fall nach oben…

Du! droben ewig Unveraltete,

Dreinamig-Dreigestaltete,

Dich ruf' ich an bei meines Volkes Weh,

Diana, Luna, Hekate!

Du Brusterweiternde, im Tiefsten Sinnige,

Du Ruhigscheinende, Gewaltsam-Innige,

Eröffne deiner Schatten grausen Schlund,

Die alte Macht sei ohne Zauber kund!

Bin ich zu schnell erhört?

Hat mein Flehn

Nach jenen Höhn

Die Ordnung der Natur gestört?

Und größer, immer größer nahet schon

Der Göttin rundumschriebner Thron,

Dem Auge furchtbar, ungeheuer!

Ins Düstre rötet sich sein Feuer…

Nicht näher, drohend-mächtige Runde!

Du richtest uns und Land und Meer zugrunde!

So wär' es wahr, daß dich thessalische Frauen

In frevlend magischem Vertrauen

Von deinem Pfad herabgesungen,

Verderblichstes dir abgerungen?…

Das lichte Schild hat sich umdunkelt,

Auf einmal reißt's und blitzt und funkelt!

Welch ein Geprassel! Welch ein Zischen!

Ein Donnern, Windgetüm dazwischen! —

Demütig zu des Thrones Stufen! —

Verzeiht! Ich hab' es hergerufen.

Thales

Was dieser Mann nicht alles hört' und sah!

Ich weiß nicht recht, wie uns geschah,

Auch hab' ich's nicht mit ihm empfunden.

Gestehen wir, es sind verrückte Stunden,

Und Luna wiegt sich ganz bequem

An ihrem Platz, so wie vordem.

Homunculus

Schaut hin nach der Pygmäen Sitz!

Der Berg war rund, jetzt ist er spitz.

Ich spürt' ein ungeheures Prallen,

Der Fels war aus dem Mond gefallen;

Gleich hat er, ohne nachzufragen,

So Freund als Feind gequetscht, erschlagen.

Doch muß ich solche Künste loben,

Die schöpferisch, in einer Nacht,

Zugleich von unten und von oben,

Dies Berggebäu zustand gebracht.

Thales

Sei ruhig! Es war nur gedacht.

Sie fahre hin, die garstige Brut!

Daß du nicht König warst, ist gut.

Nun fort zum heitern Meeresfeste,

Dort hofft und ehrt man Wundergäste.

Mephistopheles

Da muß ich mich durch steile Felsentreppen,

Durch alter Eichen starre Wurzeln schleppen!

Auf meinem Harz der harzige Dunst

Hat was vom Pech, und das hat meine Gunst,

Zunächst dem Schwefel… Hier, bei diesen Griechen

Ist von dergleichen kaum die Spur zu riechen;

Neugierig aber wär' ich, nachzuspüren,

Womit sie Höllenqual und — flamme schüren.

Dryas

In deinem Lande sei einheimisch klug,

Im fremden bist du nicht gewandt genug.

Du solltest nicht den Sinn zur Heimat kehren,

Der heiligen Eichen Würde hier verehren.

Mephistopheles

Man denkt an das, was man verließ;

Was man gewohnt war, bleibt ein Paradies.

Doch sagt: was in der Höhle dort,

Bei schwachem Licht, sich dreifach hingekauert?

Dryas

Die Phorkyaden! Wage dich zum Ort

Und sprich sie sie an, wenn dich nicht schauert.

Mephistopheles

Warum denn nicht! — Ich sehe was, und staune!

So stolz ich bin, muß ich mir selbst gestehn:

Dergleichen hab' ich nie gesehn,

Die sind ja schlimmer als Alraune…

Wird man die urverworfnen Sünden

Im mindesten noch häßlich finden,

Wenn man dies Dreigetüm erblickt?

Wir litten sie nicht auf den Schwellen

Der grauenvollsten unsrer Höllen.

Hier wurzelt's in der Schönheit Land,

Das wird mit Ruhm antik genannt…

Sie regen sich, sie scheinen mich zu spüren,