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Ein kluges Wort erstarrt im harten Ohr.

So oft auch Tat sich grimmig selbst gescholten,

Bleibt doch das Volk selbstwillig wie zuvor.

Wie hab' ich Paris väterlich gewarnt,

Eh sein Gelüst ein fremdes Weib umgarnt.

Am griechischen Ufer stand er kühnlich da,

Ihm kündet' ich, was ich im Geiste sah:

Die Lüfte qualmend, überströmend Rot,

Gebälke glühend, unten Mord und Tod:

Trojas Gerichtstag, rhythmisch festgebannt,

Jahrtausenden so schrecklich als gekannt.

Des Alten Wort, dem Frechen schien's ein Spiel,

Er folgte seiner Lust, und Ilios fiel —

Ein Riesenleichnam, starr nach langer Qual,

Des Pindus Adlern gar willkommnes Mahl.

Ulyssen auch! sagt' ich ihm nicht voraus

Der Circe Listen, des Zyklopen Graus?

Das Zaudern sein, der Seinen leichten Sinn,

Und was nicht alles! Bracht' ihm das Gewinn?

Bis vielgeschaukelt ihn, doch spät genug,

Der Woge Gunst an gastlich Ufer trug.

Thales

Dem weisen Mann gibt solch Betragen Qual;

Der gute doch versucht es noch einmal.

Ein Quentchen Danks wird, hoch ihn zu vergnügen,

Die Zentner Undanks völlig überwiegen.

Denn nichts Geringes haben wir zu flehn:

Der Knabe da wünscht weislich zu entstehn.

Nereus

Verderbt mir nicht den seltensten Humor!

Ganz andres steht mir heute noch bevor:

Die Töchter hab' ich alle herbeschieden,

Die Grazien des Meeres, die Doriden.

Nicht der Olymp, nicht euer Boden trägt

Ein schön Gebild, das sich so zierlich regt.

Sie werfen sich, anmutigster Gebärde,

Vom Wasserdrachen auf Neptunus' Pferde,

Dem Element aufs zarteste vereint,

Daß selbst der Schaum sie noch zu heben scheint.

Im Farbenspiel von Venus' Muschelwagen

Kommt Galatee, die Schönste, nun getragen,

Die, seit sich Kypris von uns abgekehrt,

In Paphos wird als Göttin selbst verehrt.

Und so besitzt die Holde lange schon,

Als Erbin, Tempelstadt und Wagenthron.

Hinweg! Es ziemt in Vaterfreudenstunde

Nicht Haß dem Herzen, Scheltwort nicht dem Munde.

Hinweg zu Proteus! Fragt den Wundermann:

Wie man entstehn und sich verwandlen kann.

Thales

Wir haben nichts durch siesen Schritt gewonnen,

Trifft man auch Proteus, gleich ist er zerronnen;

Und steht er euch, so sagt er nur zuletzt,

Was staunen macht und in Verwirrung setzt.

Du bist einmal bedürftig solchen Rats,

Versuchen wir's und wandlen unsres Pfads!

Sirenen

Was sehen wir von weiten

Das Wellenreich durchgleiten?

Als wie nach Windes Regel

Anzögen weiße Segel,

So hell sind sie zu schauen,

Verklärte Meeresfrauen.

Laßt uns herunterklimmen,

Vernehmt ihr doch die Stimmen.

Nereiden und Tritonen

Was wir auf Händen tragen,

Soll allen euch behagen.

Chelonens Riesenschilde

Entglänzt ein streng Gebilde:

Sind Götter, die wir bringen;

Müßt hohe Lieder singen.

Sirenen

Klein von Gestalt,

Groß von Gewalt,

Der Scheiternden Retter,

Uralt verehrte Götter.

Nereiden und Tritonen

Wir bringen die Kabiren,

Ein friedlich Fest zu führen;

Denn wo sie heilig walten,

Neptun wird freundlich schalten.

Sirenen

Wir stehen euch nach;

Wenn ein Schiff zerbrach,

Unwiderstehbar an Kraft

Schützt ihr die Mannschaft.

Nereiden und Tritonen

Drei haben wir mitgenommen,

Der vierte wollte nicht kommen;

Er sagte, er sei der Rechte,

Der für sie alle dächte.

Sirenen

Ein Gott den andern Gott

Macht wohl zu Spott.

Ehrt ihr alle Gnaden,

Fürchtet jeden Schaden.

Nereiden und Tritonen

Sind eigentlich ihrer sieben.

Wo sind die drei geblieben?

Nereiden und Tritonen

Wir wüßten's nicht zu sagen,

Sind im Olymp zu erfragen;

Dort west auch wohl der achte,

An den noch niemand dachte!

In Gnaden uns gewärtig,

Doch alle noch nicht fertig.

Diese Unvergleichlichen

Wollen immer weiter,

Sehnsuchtsvolle Hungerleider

Nach dem Unerreichlichen.

Sirenen

Wir sind gewohnt,

Wo es auch thront,

In Sonn' und Mond

Hinzubeten; es lohnt.

Nereiden und Tritonen

Wie unser Ruhm zum höchsten prangt,

Dieses Fest anzuführen!

Sirenen

Die Helden des Altertums

Ermangeln des Ruhms,

Wo und wie er auch prangt,

Wenn sie das goldne Vlies erlangt,

Ihr die Kabiren.

Wenn sie das goldne Vlies erlangt,

Wir die Kabiren.

Ihr

Homunculus

Die Ungestalten seh' ich an

Als irden-schlechte Töpfe,

Nun stoßen sich die Weisen dran

Und brechen harte Köpfe.

Thales

Das ist es ja, was man begehrt:

Der rost macht erst die Münze wert.

Proteus

So etwas freut mich alten Fabler!

Je wunderlicher, desto respektabler.

Thales

Wo bist du, Proteus?

Proteus

Hier! und hier!

Thales

Den alten Scherz verzeih' ich dir;

Doch einem Freund nicht eitle Worte!

Ich weiß, du sprichst vom falschen Orte.

Proteus

Leb' wohl!

Thales

Er ist ganz nah. Nun leuchte frisch!

Er ist neugierig wie ein Fisch;

Und wo er auch gestaltet stockt,

Durch Flammen wird er hergelockt.

Homunculus

Ergieß'ich gleich des Lichtes Menge,

Bescheiden doch, daß ich das Glas nicht sprenge.

Proteus

Was leuchtet so anmutig schön?

Thales

Gut! Wenn du Lust hast, kannst du's näher sehn.

Die kleine Mühe laß dich nicht verdrießen

Und zeige dich auf menschlich beiden Füßen.

Mit unsern Gunsten sei's, mit unserm Willen,

Wer schauen will, was wir verhüllen.

Proteus

Weltweise Kniffe sind dir noch bewußt.

Thales

Gestalt zu wechseln, bleibt noch deine Lust.

Proteus