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Doriden

Leih uns, Luna, Licht und Schatten,

Klarheit diesem Jugendflor!

Denn wir zeigen liebe Gatten

Unserm Vater bittend vor.

Knaben sind's, die wir gerettet

Aus der Brandung grimmem Zahn,

Sie, auf Schilf und Moos gebettet,

Aufgewärmt zum Licht heran,

Die es nun mit heißen Küssen

Treulich uns verdanken müssen;

Schau die Holden günstig an!

Nereus

Hoch ist der Doppelgewinn zu schätzen:

Barmherzig sein, und sich zugleich ergetzen.

Doriden

Lobst du, Vater, unser Walten,

Gönnst uns wohlerworbene Lust,

Laß uns fest, unsterblich halten

Sie an ewiger Jungendbrust.

Nereus

Mögt euch des schönen Fanges freuen,

Den Jüngling bildet euch als Mann;

Allein ich könnte nicht verleihen,

Was Zeus allein gewähren kann.

Die Welle, die euch wogt und schaukelt,

Läßt auch der Liebe nicht Bestand,

Und hat die Neigung ausgegaukelt,

So setzt gemächlich sie ans Land.

Doriden

Ihr, holde Knaben, seid uns wert,

Doch müssen wir traurig scheiden;

Wir haben ewige Treue begehrt,

Die Götter wollen's nicht leiden.

Die Jünglinge

Wenn ihr uns nur so ferner labt,

Uns wackre Schifferknaben;

Wir haben's nie so gut gehabt

Und wollen's nicht besser haben.

Nereus

Du bist es, mein Liebchen!

Galatee

O Vater! das Glück!

Delphine, verweilet! mich fesselt der Blick.

Nereus

Vorüber schon, sie ziehen vorüber

In kreisenden Schwunges Bewegung;

Was kümmert sie die innre herzliche Regung!

Ach, nähmen sie mich mit hinüber!

Doch ein einziger Blick ergetzt,

Daß er das ganze Jahr ersetzt,

Thales

Heil! Heil! aufs neue!

Wie ich mich blühend freue,

Vom Schönen, Wahren durchdrungen…

Alles ist aus dem Wasser entsprungen!!

Alles wird durch das Wasser erhalten!

Ozean, gönn uns dein ewiges Walten.

Wenn du nicht Wolken sendetest,

Nicht reiche Bäche spendetest,

Hin und her nicht Flüsse wendetest,

Die Ströme nicht vollendetest,

Was wären Gebirge, was Ebnen und Welt?

Du bist's der das frischeste Leben erhält.

Echo

Du bist's, dem das frischeste Leben entquellt.

Nereus

Sie kehren schwankend fern zurück,

Bringen nicht mehr Blick zu Blick;

In gedehnten Kettenkreisen,

Sich festgemäß zu erweisen,

Windet sich die unzählige Schar.

Aber Galateas Muschelthron

Seh' ich schon und aber schon.

Er glänzt wie ein stern

Durch die Menge.

Geliebtes leuchtet durchs Gedränge!

Auch noch so fern

Schimmert's hell und klar,

Immer nah und wahr.

Homunculus

In dieser holden Feuchte

Was ich auch hier beleuchte,

Ist alles reizend schön.

Proteus

In dieser Lebensfeuchte

Erglänzt erst deine Leuchte

Mit herrlichem Getön.

Nereus

Welch neues Geheimnis in Mitte der Scharen

Will unseren Augen sich offengebaren?

Was flammt um die Muschel, um Galatees Füße?

Bald lodert es mächtig, bald lieblich, bald süße,

Als wär' es von Pulsen der Liebe gerührt.

Thales

Homunculus ist es, von Proteus verführt…

Es sind die Symptome des herrischen Sehnens,

Mir ahnet das ächzen beängsteten Dröhnens;

Er wird sich zerschellen am glänzenden Thron;

Jetzt flammt es, nun blitzt es, ergießet sich schon.

Sirenen

Welch feuriges Wunder verklärt uns die Wellen,

Die gegeneinander sich funkelnd zerschellen?

So leuchtet's und schwanket und hellet hinan:

Die Körper, sie glühen auf nächtlicher Bahn,

Und ringsum ist alles vom Feuer umronnen;

So herrsche denn Eros, der alles begonnen!

Heil dem Meere! Heil den Wogen,

Von dem heilgen Feuer umzogen!

Heil dem Wasser! Heil dem Feuer!

Heil dem seltnen Abenteuer!

All-alle

Heil den mildgewogenen Lüften!

Heil geheimnisreichen Grüften!

Hochgefeiert seid allhier,

Element' ihr alle vier!

3. AKT

VOR DEM PALASTE DES MENELAS ZU SPARTA

Helena

Bewundert viel und viel gescholten, Helena,

Vom Strande komm' ich, wo wir erst gelandet sind,

Noch immer trunken von des Gewoges regsamem

Geschaukel, das vom phrygischen Blachgefild uns her

Auf sträubig-hohem Rücken, durch Poseidons Gunst

Und Euros' Kraft, in vaterländische Buchten trug.

Dort unten freuet nun der König Menelas

Der Rückkehr samt den tapfersten seiner Krieger sich.

Du aber heiße mich willkommen, hohes Haus,

Das Tyndareos, mein Vater, nah dem Hange sich

Von Pallas' Hügel wiederkehrend aufgebaut

Und, als ich hier mit Klytämnestren schwesterlich,

Mit Kastor auch und Pollux fröhlich spielend wuchs,

Vor allen Häusern Spartas herrlich ausgeschmückt.

Gegrüßet seid mir, der ehrnen Pforte Flügel ihr!

Durch euer gastlich ladendes Weit-Eröffnen einst

Geschah's, daß mir, erwählt aus vielen, Menelas

In Bräutigamsgestalt entgegenleuchtete.

Eröffnet mir sie wieder, daß ich ein Eilgebot

Des Königs treu erfülle, wie der Gattin ziemt.

Laßt mich hinein! und alles bleibe hinter mir,

Was mich umstrürmte bis hieher, verhängnisvoll.

Denn seit ich diese Schwelle sorgenlos verließ,

Cytherens Tempel besuchend, heiliger Pflicht gemäß,

Mich aber dort ein Räuber griff, der phrygische,

Ist viel geschehen, was die Menschen weit und breit

So gern erzählen, aber der nicht gerne hört,

Von dem die Sage wachsend sich zum Märchen spann.

Chor

Verschmähe nicht, o herrliche Frau,

Des höchsten Gutes Ehrenbesitz!

Denn das größte Glück ist dir einzig beschert,

Der Schönheit Ruhm, der vor allen sich hebt.

Dem Helden tönt sein Name voran,

Drum schreitet er stolz;

Doch beugt sogleich hartnäckigster Mann

Vor der allbezwingenden Schöne den Sinn.

Helena

Genug! mit meinem Gatten bin ich hergeschifft

Und nun von ihm zu seiner Stadt voraugesandt;

Doch welchen Sinn er hegen mag, errat' ich nicht.

Komm' ich als Gattin? komm' ich eine Königin?