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«Ist das rechtsgültig?«wollte er wissen.

Gerald Greening war im Anmarsch, um sich sein Eigentum wiederzuholen, und der unvorgestellte Franzose ging beim Lesen rückwärts und hielt das Klemmbrett außer Reichweite. »Oui«, sagte er schließlich.»Jawohl. Rechtsgültig.«

«In diesem Fall. «Nanterre nahm ihm das Klemmbrett weg, riß die handbeschriebenen Seiten herunter und zerfetzte sie. »Voila. Das Schriftstück existiert nicht mehr.«

«Natürlich existiert es«, sagte ich.»Auch wenn es zerrissen ist. Es war unterzeichnet, und es kann neu geschrieben werden.«

Nanterre richtete den Blick auf mich.»Wer sind Sie?«wollte er wissen.

«Ein Bekannter.«

«Hören Sie auf, mit dem Fuß zu baumeln.«

Ich ließ ihn weiterbaumeln.»Warum finden Sie sich nicht einfach damit ab, daß Monsieur de Brescou niemals den Einstieg seiner Firma in das Waffengeschäft zulassen wird?«sagte ich.

«Wenn Ihnen so daran liegt, warum erklären Sie sich dann nicht bereit, die bestehende Gesellschaft aufzulösen, und machen sich mit Ihrem Kapital selbständig?«

Er sah mich aus schmalen Augenschlitzen an, alle im Raum warteten auf eine Antwort. Sie kam widerwillig, entsprach aber offensichtlich der Wahrheit. Und war eine schlechte Nachricht für Roland de Brescou.

«Man hat mir erklärt«, sagte Nanterre mit kaltem Zorn,»daß ich die Genehmigung nur bekomme, wenn de Brescou sie mitbeantragt. Man sagte mir, sein Name sei als Rückhalt unerläßlich.«

Mir kam der Gedanke, daß vielleicht jemand auf der französischen Seite von einem Nanterre, der Waffen produzierte, nichts hielt und etwas ausgeklügelt hatte, um ihn daran zu hindern, ohne eine direkte und vielleicht politisch heikle Ablehnung auszusprechen. Wer auf einer Bedingung bestand, die nicht erfüllt werden würde, legte die Verantwortung für das Scheitern der Pläne Nanterres fein säuberlich de Brescou zu Füßen.

«Deshalb«, fuhr Nanterre drohend fort,»wird de Bres-cou unterschreiben. Ob er will oder nicht. «Er sah auf die Papierfetzen, die er noch in der Hand hielt, und streckte sie seinem Helfer hin.»Suchen Sie eine Toilette«, sagte er.»Lassen Sie die Schnipsel verschwinden. Dann kommen Sie wieder.«

Der blasse junge Mann nickte und ging hinaus. Gerald Greening hatte dies und jenes einzuwenden, aber das scherte Nanterre nicht. Er sah aus, als kämen ihm gerade ein paar unerfreuliche Gedanken, und er unterbrach Greening lautstark:»Wo sind die Leute, deren Namen auf der Vereinbarung gestanden haben?«

Greening bewies zum erstenmal seit langem etwas recht-sanwältischen Verstand und sagte, er hätte keine Ahnung.

«Wo sind sie?«wandte Nanterre sich an Roland de Brescou. Als Antwort ein gallisches Achselzucken.

Er schrie die Frage an die Prinzessin, die schweigend den Kopf schüttelte, und dann mir, mit dem gleichen Ergebnis.»Wo sind sie?«

Sie lauschten wohl den süßen Tönen Chopins, nahm ich an und fragte mich, ob sie überhaupt vom Bestehen der Vereinbarung wußten.

«Wie heißen sie?«sagte Nanterre.

Niemand antwortete. Er ging zur Tür und rief laut den Flur hinunter:»Valery! Kommen Sie sofort hierher. Valery! Kommen Sie.«

Der Mann namens Valery eilte mit leeren Händen herbei.»Die Vereinbarung ist futsch«, sagte er beruhigend.»Hinweggespült.«

«Sie haben doch die Namen gelesen, ja?«wollte Nanterre wissen.»Erinnern Sie sich an die Namen?«

Valery schluckte.»Ich hatte, ehm…«stammelte er.»Ich habe mir die Namen nicht genau angesehen. Ehm… das erste war Prinzessin Casilia.«

«Und die anderen?«

Valery schüttelte den Kopf, die Augen weit aufgerissen. Zu spät begriffen er und Nanterre, daß sie Informationen verspielt hatten, die sie hätten gebrauchen können. Auf Leute, deren Identität nicht festzustellen war, konnte man keinen Druck ausüben. Bestechung und Lockmittel fanden kein Ziel.

Nanterre setzte seine Enttäuschung in verstärkte Aggressivität um, streckte Roland de Brescou erneut das Antragsformular hin und verlangte, daß er es unterschrieb.

Monsieur de Brescou nahm sich nicht einmal die Mühe, den Kopf zu schütteln. Nanterre hatte verloren, dachte ich, und würde bald abziehen; aber ich irrte mich.

Er gab Valery das Formular, schob die rechte Hand in sein Jackett und zog aus einem versteckten Halfter eine schwarze, zünftige Pistole. Mit einer gleitenden Bewegung erreichte er die Prinzessin und drückte ihr die Mündung an die Schläfe, wobei er hinter sie trat und mit der linken Hand ihren Kopf unter dem Kinn festhielt.

«Jetzt!«sagte er grimmig zu de Brescou,»unterschreiben Sie den Antrag.«

Kapitel 4

In die geladene Atmosphäre hinein sagte ich deutlich:»Seien Sie nicht albern.«

«Halten Sie den Fuß still«, zischte Nanterre wütend.

Ich hielt ihn still. Alles zu seiner Zeit.

«Wenn Sie Prinzessin Casilia erschießen«, sagte ich ruhig,»wird Monsieur de Brescou das Formular nicht unterschreiben.«

Die Prinzessin hatte ihre Augen geschlossen, und Roland de Brescou schien einer Ohnmacht nahe. Valerys aufgerissene Augen liefen Gefahr, vollends aus den Höhlen zu treten, und Gerald Greening flüsterte irgendwo hinter mir fassungslos:»O mein Gott.«

Ich sagte mit trockenerem Mund, als mir lieb war:»Wenn Sie Prinzessin Casilia erschießen, sind wir allesamt Zeugen. Sie müßten uns alle erschießen, einschließlich Valery.«

Valery stöhnte.

«Monsieur de Brescou würde den Antrag nicht unterschreiben«, sagte ich.»Sie kämen auf Lebenszeit hinter Gitter. Was hätte das für einen Sinn?«

Er starrte mich aus dunkel glühenden Augen an, den Kopf der Prinzessin fest in seinem Griff.

Nach einer Pause, die einige Jahrtausende anhielt, gab er dem Kopf der Prinzessin einen Stoß und ließ von ihr ab.

«Es sind keine Kugeln drin«, sagte er. Dann steckte er die Pistole wieder in das Halfter unter seiner Anzugsjacke. Er warf mir einen bitteren Blick zu, als wollte er mein Gesicht für alle Zeit seinem Gedächtnis einprägen, und ging ohne ein weiteres Wort aus dem Zimmer.

Valery schloß die Augen, öffnete sie einen Spalt, zog den Kopf ein und tippelte mit einer Miene hinter seinem Gebieter her, als wünschte er am anderen Ende der Welt zu sein.

Die Prinzessin ließ sich mit einem leisen Laut der Verzweiflung aus ihrem Sessel gleiten, ging neben dem Rollstuhl auf die Knie und legte die Arme um ihren Mann, das Gesicht an seinem Hals, das schimmernde dunkle Haar an seiner Wange. Er hob eine dünne Hand, um ihr über den Kopf zu streicheln, und sah mich mit düsteren Augen an.

«Ich hätte unterschrieben«, sagte er.

«Ja, Monsieur.«

Mir war selbst elend, und den inneren Aufruhr der beiden vermochte ich mir kaum vorzustellen. Die Prinzessin zitterte sichtlich; sie schien zu weinen.

Ich stand auf.»Ich warte unten«, sagte ich.

Er deutete ein Nicken an, und ich ging hinaus wie Nanterre und drehte mich dabei nach Gerald Greening um. Er kam wie betäubt hinter mir her, schloß die Tür, und wir gingen in das Wohnzimmer hinunter, wo ich anfangs gewartet hatte.

«Sie wußten doch nicht«, sagte er krächzend,»daß die Waffe leer war, oder?«

«Nein.«

«Sie sind ein furchtbares Risiko eingegangen. «Er peilte geradewegs das Tablett mit den Gläsern und Getränken an, goß sich mit zitternder Hand einen Brandy ein.»Möchten Sie auch?«

Ich nickte und setzte mich matt auf eines der chintzbezogenen Sofas. Er gab mir ein Glas und ließ sich ebenso schlapp fallen.

«Pistolen konnte ich noch nie ausstehen«, sagte er dumpf.

«Ob er eigentlich vorhatte, sie zu ziehen?«sagte ich.»Benutzen wollte er sie offenbar nicht, sonst hätte er sie doch geladen gehabt.«

«Warum hatte er sie dann überhaupt dabei?«

«Ein Muster, meinen Sie nicht?«überlegte ich.»Seine Kunststoffkanone als Vorführmodell. Man fragt sich, wie er die wohl nach England bekommen hat. Unentdeckt über die Flughäfen, hm? In Einzelteile zerlegt?«