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„Wir wurden in Toronto aufgehalten, Sir, und konnten das Abendessen nicht rechtzeitig servieren. Was wünschen Sie? Es gibt Lammfleisch oder gebackenen Salm."

„Ja, bitte."

Janet mußte ein Lächeln verbergen. „Was bitte, Sir?" fragte sie geduldig.

Endlich kam Spencer vollends zu sich. „Entschuldigen Sie, Miß, Lamm bitte."

„Ich auch", sagte Baird.

Janet war für die nächste halbe Stunde voll damit beschäftigt, das Essen vorzubereiten und allen zu servieren. Fast jeder hatte Hunger gehabt. Endlich war sie fertig und konnte das Bordtelefon abnehmen. Sie drückte auf den Knopf, der die Verbindung mit den Piloten herstellte.

„Pilotenkabine", kam die Stimme von Pete. „Ich bin mit dem Servieren fertig", sagte Janet. „Immer noch besser so spät als nie. Was soll's sein: Lamm oder gebackener Salm?"

„Moment." Sie hörte, wie Pete dem Captain die Frage weitergab. „Janet", meinte er dann, „der Captain sagt, er möchte Lamm. Nein - Moment, er hat sich's anders überlegt. Ist der Fisch gut?"

„Schaut gut aus", sagte Janet. „Ich habe jedenfalls keine Klage gehört."

„Für den Captain also Salm. Ich glaube, wir nehmen alle beide Salm. Es wird uns gut tun. Wir sind nämlich im Wachstum begriffene Knaben, die kräftiges Essen brauchen."

„Gut, also doppelte Portionen wie üblich. Zweimal Fisch."

Schnell machte sie die beiden Tabletts fertig und balancierte eins davon den Gang entlang nach vorn. Geschickt glich sie im Gehen die bockenden Bewegungen des Flugzeugs aus. Pete öffnete ihr die Tür und nahm ihr das Tablett ab. Der Captain hatte inzwischen die automatische Steuerung eingeschaltet und die erforderliche Sprechfunk-Meldung bereits halb durchgegeben. Er sprach mit der Luftraum-Kontrolle von Winnipeg: „... Höhe 16 000 Fuß. Rechtsweisender Kurs 285 Grad. Geschwindigkeit 210 Knoten. Geschwindigkeit über Grund 174 Knoten. Voraussichtliche Ankunftszeit in Vancouver 05.05 nach Pazifik Standard-Zeit - Ende." Er schaltete von Sendung auf Empfang, und sofort tönte ein deutlich hörbares Krächzen aus dem Kopfhörer: „Flug 714. Hier ist Winnipeg Control. Verstanden - aus."

Dun nahm das Logblatt, machte eine Eintragung, rutschte mit dem Sitz zurück, um von der Steuerung freizukommen und sie trotzdem jederzeit leicht erreichen zu können, falls es nötig wurde, wieder mit der Hand zuzugreifen. Pete begann zu essen. Geschickt balancierte er das Tablett auf den Knien. „Es dauert nicht lange, Captain", sagte er. „Wir haben keine Eile", sagte Dun und streckte die Arme über dem Kopf aus, soweit es die enge Kabine erlaubte. „Ich kann warten. Iß nur in Ruhe. Wie ist der Fisch?"

„Nicht schlecht", nuschelte der Erste Offizier mit vollem Mund. „Wenn wir drei- oder viermal soviel Zeit hätten, wär's sogar ein verteufelt gutes Essen."

Der Captain lachte vor sich hin. „Paß auf deine Figur auf, Pete." Dann drehte er sich zur Stewardeß um, die hinter dem Sitz wartete. „Hinten alles in Ordnung, Janet? Wie geht's den Fußball-Fans?" Janet lächelte. „Momentan sind sie ruhig. Das lange Warten in Toronto hat sie müde gemacht. Vier von ihnen sind vom Scotch so fertig, daß man nicht mit ihnen reden kann. Man muß ein bißchen auf sie aufpassen, wenn sie jetzt auch wie friedliche Nachtengel aussehen."

Pete zog gedankenvoll die Augenbrauen in die Höhe. „Oha, Mädchen. Das ist eine Nacht, in der man aufpassen muß, daß kein Malheur passiert."

„Noch nicht", sagte Janet leichthin, „aber warnen Sie mich, wenn Sie das Steuer übernehmen, ich werde dann vorsorglich die Tüten zurechtlegen."

„Das geschieht dir recht", sagte der Captain schadenfroh. „Ich freue mich, daß Sie das gemerkt haben, Janet."

„Wie ist das Wetter?" fragte sie.

„Ordentlicher Nebel östlich der Berge, der sich fast bis Manitoba ausdehnt. Aber das stört uns nicht sonderlich, denke ich. Es wird ein relativ ruhiger Flug zur Küste werden."

„Gut. Halten Sie den Junior bitte vom Steuern ab, während ich den Kaffee serviere, ja?"

Bevor Pete etwas einwenden konnte, rauschte sie hinaus, ging durch den Passagierraum, nahm die Bestellungen für Kaffee auf. Kurze Zeit später brachte sie auch dem Captain sein Tablett. Dun nahm das Essen zu sich und schlürfte anschließend zufrieden und satt den Kaffee. Pete hatte die Steuerung übernommen und starrte auf die Instrumente, als der Captain sich schließlich erhob. „Schau zu, daß wir vorwärtskommen. Pete. Ich werde inzwischen mal unseren lieben Kunden gute Nacht sagen"

Pete nahm es zur Kenntnis, ohne sich umzudrehen. „Okay. Captain." Der Captain folgte Janet in das helle Licht der Passagierkabine, blinzelte und blieb zunächst bei Spencer und Baird stehen, die gerade ihre Tabletts an die Stewardeß zurückreichten. „Guten Abend", sagte Dun. „Alles in Ordnung?" Baird schaute auf. „Warum? Sicher, danke. Gutes Essen - wir hatten' s nötig."

„Das glaube ich. Es tut mir leid, daß es so spät wurde." Der Doktor schob die Rechtfertigung mit einer Handbewegung beiseite. „Nonsens. Blamage! Nur weil Toronto der Ansicht war, es hätte ein bißchen Nebel. Schön", er lehnte sich in die Polster zurück, „ich werde jetzt ein Nickerchen machen."

„Ich auch", schloß sich Spencer gähnend an. „Ich wünsche Ihnen eine angenehme Nacht", sagte Dun höflich und schaltete eigenhändig die Leselampe aus. „Die Stewardeß wird Ihnen Kissen bringen." - Er ging weiter nach hinten und wechselte hier und dort ein paar Worte mit den Passagieren. Einigen zeigte er, wie die Sitze verstellt werden konnten, anderen erklärte er etwas über die Fortbewegung von Flugzeugen, und wieder anderen gab er Auskunft über das Wetter.

„So", sagte Spencer. „Ich bin zum Schlafen bereit. Noch eins, Doktor: Sie haben's heute ganz gut getroffen. Wenigstens einmal sind Sie vor nächtlichen Telefonanrufen sicher..."

„Wie lange fliegen wir noch?" murmelte Baird schlaftrunken mit geschlossenen Augen. „Gute sieben Stunden. Am besten, man verschläft's. Gute Nacht."

„Gute Nacht, Doc", grunzte Spencer und schob sich das Kissen ins Genick. „Boy - bin ich müde!" Das Flugzeug dröhnte auf seinem Kurs vorwärts. Immer wieder wurde es von den dichten Wolken verschluckt. 16000 Fuß unter ihm schliefen die Prärien von Saskatchewan.

Dun hatte inzwischen das Whisky trinkende Quartett erreicht und verbot höflich für den Rest der Nacht den weiteren Konsum von Alkohol. „Sie wissen", sagte er mit entschuldigendem Lächeln, „daß es ohnehin nicht erlaubt ist. Lassen Sie bitte keine weiteren Flaschen mehr sehen - oder ich lasse Sie aussteigen und zu Fuß gehen!"

„Ist Kartenspielen auch verboten?" fragte einer der Vier und hob eine Taschenflasche gegen das nächste Lämpchen, um sie dann, an einen Mundwinkel gedrückt, vom letzten Tropfen zu befreien.

„Nicht unbedingt, sofern die anderen Passagiere nicht gestört werden", sagte Dun.

„Mir tut der arme Captain leid", sagte der Mann von Lancashire. „So was wie diese Nacht muß ein hartes Brot sein -he?"

„Übungssache", sagte Dun. „Nichts weiter als Gewohnheit."

„Kommt man wirklich eines Tages dahin, daß jeder Flug nur noch Routinearbeit ist?" fragte einer.

„Ja, sicher. Ich glaube schon. "

„Bis etwas passiert - eh?" meinte ein anderer. Es gab einen Heiterkeitsausbruch, während Dunning diese Vier wieder verließ. Nur der Lancashire-Mann erhitzt vom vielen Trinken, dachte noch einen Augenblick über seine eigenen Worte nach.

00 Uhr 45 - 01 Uhr 45

Der Captain hatte seine Runde im Passagierraum fast beendet und war froh, sich einige Augenblicke lang in Ruhe mit einem kleinen Mann unterhalten zu können, der schon ein paarmal mit ihm geflogen war. „Ich weiß", sagte er und strich sich über den buschigen Schnurrbart, „das sieht ein bißchen nach Air Force aus. Aber ich hab ihn nun schon so lange, ich könnte mich nicht mehr von ihm trennen. Er ist ein alter Freund geworden, wissen Sie."