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Jetzt hast du es zugegeben, dass du zu beiden Brüdern, zu allen beiden, tatsächlich diese zwielichtige Beziehung hast.

GUGU: So ist das mit der Geschichte, mit der einige Jahrtausende währenden Zivilisationsgeschichte: Jeder, der zur Geschichte steht, ist ein Vertreter des historischen Materialismus. Jeder, der die Geschichte leugnet, ist ein Vertreter des historischen Idealismus!

GUGU: (sitzt neben Qin Strom, nimmt ihn fest in den Arm, wie man einen Säugling in den Arm nimmt, schaukelt ihn und singt mit warmer, leiser Stimme ein Lied, dessen Text nicht deutlich zu verstehen ist)

Wenn ich denk an dein und mein Herz, immer so leidend, dass sie fast zerspringen wollten ..., wenn ich denk an deine und meine Seele, immer nahe am Weinen, aber die Tränen durften nie sein ..., denk ich daran, dass ich Briefe schreiben wollte, aber deine Adresse nicht fand, denk ich daran, dass ich deine Lieder singen wollte, aber den Text nicht konnte ..., ich wünsche mir, dich zu küssen, finde aber deinen Mund nicht, ich wünsche mir, dich zu umarmen, finde aber deinen Körper nicht ...

Ein Kleinkind mit einem grünen Lätzchen (auf das Lätzchen ist ein Frosch aufgestickt), den Schädel kahl geschoren wie eine Wassermelone, führt eine Schar Frösche (von Kindern dargestellt) in Rollstühlen, auf Krücken, mit dicken Verbänden um den Leib aus der Berghöhle heraus. Das Grüne Kind mit dem Lätzchen schreit laut: »Wir kommen die Schulden eintreiben! Wir kommen die Schulden eintreiben!« Die Frösche machen »Quak! Quak! Quak!«

Gugu entfährt ein gellender Schmerzensschrei, sie schiebt Qin Strom zur Seite und versucht, den auf die Bühne drängenden Fröschen und dem Grünen Kind auszuweichen.

Große Hand und Strom, der wieder bei Bewusstsein ist, schützen Gugu vor der Flut angreifender Frösche und dem Grünen Kind und geleiten sie von der Bühne. Das Grüne Kind mit dem Lätzchen und die Frösche folgen ihnen.

Ende des zweiten Aufzugs

Dritter Aufzug

Der Besucherraum der Polizeiwache. Im Raum gibt es nur einen langen, schmalen Tisch. Auf dem Tisch liegt ein Telefonbuch. An der Wand hängen eine Nationalfahne aus Goldbrokat, Urkunden für besondere Verdienste und andere Auszeichnungen.

Die Polizistin Xiao Wei sitzt aufrecht und adrett gekleidet hinter dem Tisch, sie weist mit dem Finger auf den Stuhl vor dem Tisch, bedeutet Chen Augenbraue, sich zu setzen.

Augenbraue, im üblichen Aufzug, mit einem schwarzen, bodenlangen Mantel und einem schwarzen Schleier, der das Gesicht verhüllt.

XIAO WEI: (mit ernster Miene und der Stimme einer kleinen Studentin)

Guten Tag Bürgerin, setzen Sie sich!

AUGENBRAUE: (wirr, stößt unvermittelt hervor)

Warum bringen Sie vor der Amtshalle nicht links und rechts eine große Trommel an?

XIAO WEI: Was für Trommeln?

AUGENBRAUE: Früher gab es vor der Halle des Yamen immer links und rechts eine große Trommel. Warum macht ihr das nicht? Wie soll das Volk Alarm schlagen, wie soll es jemanden anzeigen, wenn es keine Trommeln mehr gibt?

XIAO WEI: Du meinst die Amtstrommeln in einem feudalistischen Yamen? Wir haben Sozialismus, Trommeln gegen erlittenes Unrecht gibt’s nicht mehr, die sind schon lange abgeschafft.

AUGENBRAUE: In Kaifeng hat man sie stehen lassen.

XIAO WEI: Das hast du wohl in einer Vorabendserie im Fernsehen gesehen? Mit Richter Bao in seinem Amtssitz in Kaifeng.

AUGENBRAUE: Ich möchte zu Richter Bao Qingtian vorgelassen werden.

XIAO WEI: Bürgerin, dies hier ist die Polizeiwache Binhe-Straße, und du befindest dich im Raum für den Publikumsverkehr. Bitte schildere mir dein Problem. Ich fertige ein Protokoll an und erstatte meinem Vorgesetzten Bericht.

AUGENBRAUE: Mein Problem ist groß. Nur Richter Bao Qingtian kann es lösen.

XIAO WEI: Bürgerin, Richter Bao Qingtian ist heute nicht vor Ort. Berichte mir alles, und ich werde dafür sorgen, dass er davon erfährt. Einverstanden?

AUGENBRAUE: Du stehst dafür ein und versprichst es mir?

XIAO WEI: Ich verspreche es.

(zeigt auf den Stuhl ihr gegenüber)

Setz dich bitte.

AUGENBRAUE: Das einfache Volk wagt es nicht, sich zu setzen.

XIAO WEI: Wenn ich möchte, dass du dich setzt, dann setz dich.

AUGENBRAUE: Eure Magd dankt für den Platz.

XIAO WEI: Möchtest du Wasser?

AUGENBRAUE: Eure Magd trinkt jetzt kein Wasser.

XIAO WEI: Bürgerin, wir drehen hier keine Fernsehfolge ab! Wie heißt du?

AUGENBRAUE: Der ursprüngliche Name Eurer Magd ist Chen Augenbraue, aber sie ist tot. Besser gesagt, sie ist zur Hälfte tot, die andere Hälfte lebt noch. Eure Magd weiß ihren Namen nicht mehr.

XIAO WEI: Bürgerin, erlaubst du dir einen Spaß mit mir? Wir befinden uns hier auf der Polizeiwache. Das ist kein Ort für Witze.

AUGENBRAUE: Ursprünglich besaß ich die hübschesten Augen und Augenbrauen in Nordost-Gaomiland, deswegen nannten sie mich Augenbraue. Jetzt habe ich keine Augenbrauen mehr ..., nicht nur die Augenbrauen sind weg.

(schrill)

Auch die Wimpern und mein Haar! Deswegen gibt es keine Berechtigung mehr für den Namen Augenbraue.

XIAO WEI: (begreift plötzlich)

Bürgerin, kannst du einmal deinen Schleier lüften, wenn es dir nichts ausmacht?

AUGENBRAUE: Das kann ich nicht.

XIAO WEI: Ist meine Vermutung richtig, dass du eine Schwerbrandverletzte der Dongli-Plüschtierfabrik bist?

AUGENBRAUE: Du bist wirklich klug.

XIAO WEI: Ich habe damals noch die Polizeischule besucht und habe die Berichterstattung über diesen Brand im Fernsehen mitverfolgt. Wie pechrabenschwarz sind doch die Herzen der Kapitalistenbrut! Ich bemitleide dich aus tiefstem Herzen. Wenn es um die Entschädigung für deine Verletzungen geht, wende dich damit am besten ans Gericht oder ans Parteikomitee oder gleich an die Regierung oder geh zu den Nachrichtenagenturen und Medien.

AUGENBRAUE: Kennst du Richter Bao Qingtian nicht? Nur er kann mir in Bezug auf das, was ich erzähle, einen Rat geben.

XIAO WEI: (missmutig)

Gut, dann erzähl. Ich werde deinen Bericht an meinen Vorgesetzten weitergeben, ich werde mich nach Kräften bemühen.

AUGENBRAUE: Ich will Anzeige erstatten. Sie haben mir mein Kind geraubt.

XIAO WEI: Wer hat dir dein Kind geraubt? Erzähl eins nach dem anderen, lass dir Zeit! Ich denke, du solltest erst einmal ein Glas Wasser trinken, den Gaumen befeuchten, du hast ja einen richtigen Frosch im Hals.

(gießt Augenbraue ein Glas Wasser ein)

AUGENBRAUE: Ich trinke nichts. Ich weiß, dass du die Gelegenheit nutzen wirst, mein Gesicht anzusehen. Ich hasse mein Gesicht, ich hasse es, wenn andere mein Gesicht sehen.

XIAO WEI: Entschuldige vielmals. Daran habe ich gar nicht gedacht.

AUGENBRAUE: Ich habe nur ein einziges Mal in den Spiegel geschaut, seit ich diese Brandverletzungen erlitten habe. Seitdem hasse ich Spiegel. Ich hasse alles, worin der Mensch sein Spiegelbild sieht. Ich wollte eigentlich sofort, nachdem ich die Schulden meines Vaters bezahlt hätte, Selbstmord begehen. Aber jetzt will ich mich nicht mehr umbringen, denn dann müsste doch mein Kind verhungern. Wenn ich mich umbrächte, würde mein Kind zur Waise. Als ich das Weinen meines Kindes hörte ...

(hat einen Frosch im Hals, muss sich räuspern)

wollte ich es sofort stillen, meine Brüste sind vor Milch prall wie Luftballons, sie platzen jeden Moment. Aber sie haben mir mein Kind weggenommen und vor mir versteckt ...

XIAO WEI: Wer sind diese Leute?

AUGENBRAUE: (schaut wachsam zur Tür)