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Bei mir nannte ich sie „Stroh-Boß“ (er schien das Kommando zu führen), „Rocks“ (so nannten die anderen ihn — wahrscheinlich hatte er Steine im Kopf) „Shorty“ (das können Sie auffassen, wie Sie wollen) und „der andere“, der keine charakteristischen Merkmale hatte.

Ich spielte allen etwas vor, natürlich ganz kontrolliert — zuerst Widerstreben, sich zwingen lassen, dann überkommt einen ungewollt allmählich doch die Lei-denschaft, und schließlich kann man einfach nicht mehr anders. Alle Männer nehmen diese Vorstellung hin, fallen ohne weiteres darauf herein — bei StrohBoß gab ich mir aber die größte Mühe, da ich die Hoffnung hegte, zu seinem kleinen Liebling erkoren zu werden. Außerdem war Stroh-Boß gar nicht mal so übel; Methoden B und C ließen sich gut miteinander verbinden.

Noch mehr Mühe aber kostete mich Rocks, denn bei ihm mußte es Methode C in Verbindung mit A sein; und er stank unangenehm aus dem Maul. Auch in anderer Hinsicht war er nicht der Sauberste; es bereitete mir große Mühe, das zu ignorieren und meine Reaktionen schmeichelhaft für sein männliches Ego ausfallen zu lassen.

Nachdem er sich endlich ergossen hatte, erklärte er schnaufend: „Mac, wir verschwenden nur unsere Zeit. Die Sau hat Spaß daran.“

„Dann machen Sie Platz und geben dem Jungen noch eine Chance. Er ist schon wieder soweit.“

„Noch nicht. Ich verpasse ihr mal’n paar, damit sie uns richtig ernst nimmt.“ Er versetzte mir einen heftigen Schlag gegen die linke Schläfe. Ich schrie auf.

„Aufhören!“ Die Stimme von Stroh-Boß.

„Wer sagt das? Mac, Sie werden ein bißchen groß für Ihre Stiefel.“

„Ich befehle es!“ Eine neue Stimme, die sehr laut klang — zweifellos sprach sie aus dem Lautsprecher in der Decke. „Rocky, Mac ist Ihr Gruppenkommandeur, das wissen Sie. Mac, schicken Sie Rocks zu mir; ich muß mal mit ihm sprechen.“

„Major, ich wollte die Sache doch nur voranbringen!“

„Sie haben gehört, was der Mann gesagt hat Rocks“, sagte Stroh-Boß leise. „Ziehen Sie Ihre Hosen hoch und ab!“

Plötzlich verschwand das Gewicht des Mannes von meinem Körper, und ich brauchte seinen stinkenden Atem nicht mehr zu erdulden. Glück ist relativ.

Wieder meldete sich die Stimme von der Decke.

„Mac, stimmt es, daß Miß Freitag an der kleinen Zeremonie, die wir für sie vorbereitet haben, Freude hat?“

„Möglich ist es, Major“, sagte Stroh-Boß langsam.

„Sie benimmt sich jedenfalls so.“

„Was sagen Sie dazu, Freitag? Macht Ihnen so etwas Spaß?“

Ich antwortete nicht auf seine Frage. Vielmehr ließ ich mich in allen Einzelheiten über ihn und seine Familie aus, wobei ich mir besonders seine Mutter und Schwester vornahm. Wenn ich ihm die Wahrheit gesagt hätte — daß Stroh-Boß unter anderen Umständen ein ganz angenehmer Partner gewesen wäre, daß Shorty und die anderen Männer in der einen oder anderen Richtung ohne Bedeutung waren, daß Rocks aber ein schmieriger Bursche war, den ich bei der ersten Gelegenheit hätte auslöschen mögen — wäre damit Methode C zum Teufel gewesen.

„Danke gleichfalls, Schätzchen“, antwortete die Stimme fröhlich. „Es tut mir leid, Sie enttäuschen zu müssen, aber ich bin ein Krippen-Kind. Ich habe nicht einmal eine Frau, geschweige denn eine Mutter oder Schwester. Mac, legen Sie ihr die Handschellen um und decken Sie sie zu! Aber geben Sie ihr keine Spritze; ich will später mit ihr reden!“

Amateur — mein Chef hätte niemals einen Gefange-nen darauf hingewiesen, daß er noch ein Verhör zu erwarten hätte.

„He, Krippenbaby!“

„Ja, mein Schatz?“

Ich beschuldigte ihn eines Lasters, bei dem eine Mutter oder Schwester nicht erforderlich war, das aber bei manchen Männern anatomisch möglich sein soll, wie man mir versichert hat. Die Stimme antwortete: „Jeden Abend, Schätzchen. Ist sehr beruhigend.“

Eins zu null für den Major. Ich kam zu dem Schluß daß er bei entsprechender Ausbildung ein Profi hätte werden können. Doch im Augenblick war er ein verdammter Amateur, der von mir keinen Respekt zu erwarten hatte. Er hatte einen, vielleicht auch zwei seiner Helfer sinnlos geopfert, hatte mir überflüssige Prellungen, Quetschungen und seelisches Leid zugefügt — an dem ich hätte zugrunde gehen können, wäre ich untrainiert gewesen —, und hatte zwei Stunden oder mehr verschwendet. Wäre mein Chef an seiner Stelle gewesen, hätte der oder die Gefangene sofort geplappert und die beiden Stunden damit verbracht Erinnerungen in einen Aufzeichner zu sprechen.

Stroh-Boß machte sich sogar die Mühe, mich zu bewachen — er führte mich ins Badezimmer und wartete gelassen, während ich mein kleines Geschäft erledigte, wobei ich kein Aufhebens davon machte.

Sein Verhalten war auch in dieser Sache amateurhaft da beim Verhör eines Amateurs (nicht eines Profis) ein nützlicher Baustein der Zermürbungstaktik darin besteht, sie oder ihn daran zu hindern, die Intimität körperlicher Verrichtungen zu wahren. Wenn der Gefangene vor den unangenehmeren Dingen des Lebens bisher beschützt worden ist oder unter übermäßigerEigenliebe leidet — was bei den meisten Männern der Fall ist —, erweist sich ein solches Vorgehen mindestens ebenso wirkungsvoll wie ein realer Schmerz, eine Wirkung die sich durch Gewaltanwendung oder andere Erniedrigungen potenzieren läßt.

Ich nahm nicht an, daß Mac darüber Bescheid wußte. Im Grunde hielt ich ihn für einen anständigen Kerl trotz — nein, abgesehen von seinem Hang für Vergewaltigung, eine Vorliebe, die nach Angaben der Kinseys von den meisten Männern geteilt wird.

Irgend jemand hatte die Matratze wieder aufs Bett gelegt. Mac führte mich hinüber, befahl mir, mich auf den Rücken zu legen und die Arme auszustrecken.

Mit zwei Paar Handschellen machte er mich an den Bettpfosten fest. Es waren keine PolizeiHandschellen, sondern besondere Anfertigungen, mit Samt ausgelegt — Mätzchen, wie sie von Idioten für sado-masochistische Spielchen verwendet werden.

Ich fragte mich, wer der Perverse hier sein mochte.

Der Major?

Mac sorgte dafür, daß meine Fesseln fest waren aber nicht zu fest, dann breitete er vorsichtig eine Decke über mich. Es hätte mich nicht überrascht wenn er mir noch ein Gute-Nacht-Küßchen verpaßt hätte. Aber er tat es nicht. Wortlos verließ er das Zimmer.

Hätte er mich geküßt, wäre es dann nach Methode C erforderlich gewesen, den Kuß rückhaltlos zu erwidern? Oder hätte ich das Gesicht abwenden und den Kuß verweigern sollen? Eine interessante Frage.

Die Methode C basiert auf Ich-kann-nicht-anders und setzt voraus, daß man genau weiß, wann und wieviel Begeisterung zu zeigen ist. Regt sich im Vergewalti-ger der Verdacht, daß das Opfer ihm etwas vorspielt hat es das Spielchen verloren.

Mit leichtem Bedauern war ich gerade zu dem Entschluß gekommen, daß der hypothetische Kuß hätte verweigert werden müssen, als der Schlaf mich überkam.

Man gönnte mir nicht genug Ruhe. Erschöpft von den Dingen, die mir widerfahren waren, sank ich in tiefen Schlaf, aus dem ich durch einen Schlag gerissen wurde. Betäubt sah ich mich um. Es war nicht Mac, sondern natürlich Rocks. Er schlug nicht so fest zu wie beim erstenmal, doch auf jeden Fall war es eine absolut überflüssige Geste. Anscheinend gab er mir die Schuld für die Zurechtweisung, die er vom Major wohl hatte einstecken müssen — und ich gab mir das Versprechen, daß ich ihn ganz langsam fertigmachen würde, wenn die Zeit dazu gekommen war.

Ich hörte Shorty sagen: „Mac hat gesagt, wir sollen sie nicht schlagen.“

„Ich habe sie nicht geschlagen. Das war nur ein liebevolles Tätscheln, das sie wecken soll. Halt die Schnauze und kümmere dich um deine eigenen Sachen! Bleib auf Abstand und richte die Waffe auf sie!

Auf sie, du Idiot — nicht auf mich!“

Die beiden führten mich in den Keller und dort in eines unserer Verhörzimmer. Shorty und Rocks gingen — von Shorty nehme ich das nur an, während ich es von Rocks genau weiß, denn der Gestank, den er verbreitete, ließ nach. Dann machte sich das Verhörteam an die Arbeit. Ich weiß nicht, was das für Männer waren oder wie viele mich bearbeiteten, da keiner dieser Leute je ein Wort sprach. Ich hörte lediglich dieStimme, mit der sich für mich der Begriff „Major“ verband. Sie schien auch hier durch einen Lautsprecher zu kommen.