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„Guten Morgen, Miß Freitag.“

(Morgen? Es fühlte sich nicht danach an.) „Holla Krippenbaby!“

„Es freut mich zu sehen, daß Sie bei guter Laune sind, meine Liebe, da unsere Sitzung sicher lang und anstrengend sein wird. Und womöglich unangenehm. Ich möchte alles über Sie erfahren, mein Schatz.“

„Dann fragen Sie ruhig! Was soll es zuerst sein?“

„Erzählen Sie mir von der Reise, die Sie gerade hinter sich gebracht haben, mich interessiert jede Kleinigkeit. Außerdem werden Sie uns die Organisation beschreiben, der Sie angehören. Ich darf gleich vorausschicken, daß uns schon etliches darüber bekannt ist. Ich weiß sofort, wenn Sie lügen. Sie sollten sich also nicht die kleinste unschuldige Lüge leisten — ich würde es sofort merken, und was dann geschähe würde ich bedauern — Sie aber noch viel mehr.“

„Oh, ich werde Sie nicht belügen. Läuft ein Bandgerät mit? Es dauert bestimmt ein Weile.“

„Das Tonband läuft.“

„In Ordnung.“ Und drei Stunden lang redete ich.

Das entsprach natürlich den Vorschriften. Mein Chef weiß, daß von hundert Agenten neunundneunzig den Widerstand aufgeben, wenn der Schmerz unerträglich wird, daß etwa ebenso viele ein Opfer langer Verhöre werden, die aus reiner Müdigkeit zum Erfolg führen, und daß nur Buddha persönlich gewissen Drogen widerstehen könnte. Da er keine Wunder erwartet und ungern Agenten verliert, gehört es beiuns zur Grundregeclass="underline" „Wenn man dich packt, pack aus!“

Folglich sorgt er dafür, daß ein Außenagent niemals wirklich wichtige Informationen besitzt. Ein Kurier weiß nichts von dem, was er oder sie befördert.

Ich habe keine Ahnung von Politik. Ich kenne den Namen meines Chefs nicht. Ich weiß nicht genau, ob wir eine Regierungsorganisation oder das Organ einer multinationalen Firma sind. Mir ist zwar bekannt wo die Farm liegt, aber das wissen auch viele andere Leute … außerdem ist (war) die Anlage gut geschützt.

Andere Orte habe ich ausschließlich mit Hilfe geschlossener Autorisierter Angetriebener Fahrzeuge aufgesucht — beispielsweise brachte mich ein AAF einmal auf ein Übungsfeld, das auf dem hinteren Gelände der Farm liegen mag. Oder auch nicht.

„Major, wie sind Sie hier eingedrungen? Die Verteidigungseinrichtungen waren ziemlich gut.“

„Mädchen, ich stelle hier die Fragen. Ich möchte noch einmal das Stück hören, wie Sie nach Verlassen der Bohnenstengel-Kapsel verfolgt wurden.“

Nachdem wir das gründlich durchgekaut hatten nachdem ich alles erzählt hatte und mich bereits zu wiederholen begann, unterbrach mich der Major.

„Meine Liebe, Sie tischen uns da eine recht überzeugende Geschichte auf, von der ich allerdings nur jedes dritte Wort glaube. Gehen wir zu Verfahren B über!“

Irgend jemand packte meinen linken Arm und stieß mir eine Nadel in die Haut. Plappersaft! Ich konnte nur hoffen, daß die elenden Amateure mit diesem Mittel nicht so tolpatschig umgingen, wie sie sich in mancher anderen Beziehung anstellten; eineÜberdosis kann einen schnell ins Paradies befördern.

„Major! Ich sollte mich lieber setzen!“

„Bringt ihr einen Stuhl.“ Jemand kam der Aufforderung nach.

In den nächsten tausend Jahren gab ich mir größte Mühe, immer wieder dieselbe Geschichte zu erzählen, so wirr mir sonst auch zumute war. Einmal fiel ich sogar vom Stuhl. Man hievte mich nicht wieder hoch, sondern streckte mich auf dem kalten Beton aus. Ich plapperte weiter.

Lange Zeit später gab man mir eine neue Injektion.

Daraufhin taten mir die Zähne weh, und meine Augäpfel fühlten sich heiß an, doch ich war urplötzlich wieder hellwach. „Miß Freitag!“

„Ja, Sir?“

„Sind Sie jetzt munter?“

„Ich glaube schon.“

„Meine Liebe, ich glaube, Sie sind mit Hypnose auf das Sorgfältigste darauf gedrillt worden, unter Drogen dieselbe Geschichte vorzutragen, die Sie uns auch ohne Beeinflussung schon so schön vorgesungen haben. Das ist bedauerlich, da ich nun auf eine andere Methode zurückgreifen muß. Können Sie aufstehen?“

„Ich glaube schon. Ich kann es versuchen.“

„Stellt sie auf! Nicht fallen lassen!“ Irgend jemand — es müssen zwei gewesen sein — führte den Befehl aus.

Ich fühlte mich nicht gerade sicher auf den Beinen aber man hielt mich fest. „Jetzt Verfahren C, Punkt 5.“

Jemand stampfte mir mit schwerem Stiefel auf die nackten Zehen. Ich schrie.

Hören Sie! Sollten Sie jemals gefoltert werden müssen Sie schreien. Will man den harten Mannspielen, verschlimmert man damit seine Lage nur noch mehr. Sie können’s mir ruhig glauben, ich hab’s mitgemacht. Schreien Sie so laut, wie Sie können, brechen Sie so schnell wie möglich zusammen!

Ich werde mir die Einzelheiten der nächsten Ewigkeit ersparen. Wenn Sie Phantasie haben, würde Ihnen das Essen hochkommen, und davon erzählen zu müssen, verursacht mir meinerseits Übelkeit. Während des Verhörs übergab ich mich mehrmals. Auch verlor ich das Bewußtsein, aber man weckte mich immer wieder auf, und die Stimme hörte nicht auf zu fragen.

Anscheinend war es dann soweit, daß die Wiederbelebungsversuche keinen Erfolg mehr hatten, denn als ich schließlich zu mir kam, lag ich wieder im Bett — vermutlich im selben Bett wie vorher — und spürte wieder die Handschellen an den Armen. Mein ganzer Körper schmerzte.

Und wieder die Stimme, direkt über meinem Kopf:

„Miß Freitag.“

„Was wollen Sie, zum Teufel?“

„Nichts. Wenn es Sie tröstet, meine Liebe, kann ich Ihnen versichern, daß Sie der erste Gefangene sind aus dem ich nicht letztlich doch die Wahrheit herausgeholt habe.“

„Ach, regen Sie sich doch ab!“

„Gute Nacht, meine Liebe.“

Was für ein verdammter Amateur! Was ich ausgesagt hatte, war bis zum letzten Wort die Wahrheit!

3. Kapitel

Jemand kam ins Zimmer und verpaßte mir eine weitere Injektion. Nach einiger Zeit verging der Schmerz und ich schlief ein.

Wahrscheinlich schlief ich sehr lange. Entweder erlebte ich wirre Träume oder Perioden vager Wachheit — oder beides. Es waren bestimmt Träume darunter — Hunde können sprechen, jedenfalls viele doch sie halten keine Vorträge über die Rechte lebendiger Artefakte, oder? Der Lärm eines Aufruhrs und das Trappeln hin und her rennender Leute könnten der Wirklichkeit entsprochen haben. Ich fühlte mich aber eher in einem Alptraum, denn als ich aus dem Bett zu steigen versuchte, mußte ich feststellen, daß ich nicht einmal den Kopf heben, geschweige denn mich in den Spaß stürzen konnte.

Es kam der Augenblick, da ich zu dem Schluß kam ich wäre wirklich wach, denn ich spürte keine hemmenden Handschellen mehr und auch kein Klebeband über den Augen. Trotzdem hüpfte ich nicht hoch oder öffnete gar die Augen. Ich wußte nämlich daß meine beste und möglicherweise einzige Fluchtchance in den ersten Sekunden kam, nachdem ich die Augen geöffnet hatte.

Ich spannte versuchsweise die Muskeln an, ohne mich zu bewegen. Es schien alles in Ordnung zu sein obwohl ich hier und dort und an etlichen anderen Stellen ziemlich zerschunden zu sein schien. Kleidung? Unwichtig — ich wußte weder, wo die Sachen sein mochten, noch hat man Zeit, sich anzuziehen wenn man um sein Leben läuft.Jetzt der Plan … In meinem Zimmer schien sich niemand aufzuhalten; gab es Leute in dieser Etage?

Lieg still und spitz die Ohren! Sollte ich zu der Überzeugung gelangen, daß ich in meinem Stockwerk allein war, wollte ich lautlos aus dem Bett kriechen dann mäusegleich die Treppe hinauf, durchs zweite Stockwerk auf den Boden, um mich dort zu verstekken. Dann auf die Dunkelheit warten. Auf einen Dachvorsprung hinaus, die Dachschräge und die rückwärtige Wand hinab und in den Wald. Wenn ich es bis zum Wald schaffte, der hinter dem Haus begann, würde man mich nicht wieder einfangen können … doch bis zu diesem Zeitpunkt war ich Freiwild.