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„Muß passiert sein, als man mir den Plappersaft spritzte. Ich erinnere mich aber nicht daran, davon gesprochen zu haben.“

„Das mag schon sein. Vielleicht hat die Gegenseite aber auch auf anderen Wegen davon erfahren, da mehrere Leute Bescheid wissen — Sie, ich, drei Krankenschwestern, zwei Ärzte, ein Anästhesist, vielleicht noch mehr. Zu viele. Egal, wie unsere Gegner davon erfahren haben, sie haben sich genommen, was Sie darin trugen. Aber seien Sie nicht niedergeschlagen; was sie damit bekamen, war eine auf Mikrofilm verkleinerte Liste aller Restaurants, die in einem Telefonbuch des Jahres 1928 der ehemaligen Stadt New York verzeichnet waren. Zweifellos ist in diesem Augenblick irgendein Computer dabei, die Liste zu zerlegen in dem Bemühen, den darin enthaltenen Kode zu knacken — und das wird lange dauern, denn es gibt keinen solchen Kode. Falsche Ladung. Ohne Sinn und Verstand.“

„Und deswegen mußte ich den weiten Weg nach L5 zurücklegen, miese Sachen essen, auf dem Bohnenstengel krank werden und mich von brutalen Schweinehunden vögeln lassen!“

„Das letzte tut mir leid, Freitag. Aber glauben Sie wirklich, ich würde das Leben meiner besten Agentin auf einer sinnlosen Mission in Gefahr bringen?“

(Verstehen Sie jetzt, warum ich für den arrogantenKerl arbeite? Mit Schmeichelei kommt man durch die Welt.) „Tut mir leid, Sir.“

„Überprüfen Sie mal Ihre Blinddarmnarbe.“

„Wie bitte?“ Ich griff unter die Bettdecke und tastete daran herum, dann schob ich die Decke zur Seite und schaute mir das Ding an. „Zum Teufel!“

„Der Einschnitt war weniger als zwei Zentimeter lang und lag direkt auf der Narbe; Muskelgewebe war nicht betroffen. Das Objekt wurde vor etwa vierundzwanzig Stunden entnommen, indem man denselben Einschnitt noch einmal öffnete. Die beschleunigten Heilmethoden, die man bei Ihnen angewendet hat, lassen die Ärzte vermuten, daß man in zwei Tagen die neue Narbe in der alten nicht mehr finden kann. Es freut mich allerdings sehr, daß sich die Mortensons so gut um sie gekümmert haben, denn ich weiß, daß die künstlichen Beschwerden, die Ihnen verpaßt wurden, um die erste Operation zu maskieren, sicher nicht angenehm waren. Übrigens gibt es dort wirklich eine Katarrh-Epidemie — ein Glückszufall, der unseren Plan unterstützte.“

Der Chef hielt inne. Ich verzichtete stur darauf, ihn zu fragen, was ich denn befördert hatte — er hätte es mir auf keinen Fall gesagt. Gleich darauf fügte er hinzu: „Sie wollten mir eben von Ihrer Rückkehr berichten.“

„Die Fahrt nach unten verlief ohne Zwischenfälle.

Chef, wenn Sie mich das nächstemal ins All schicken möchte ich erste Klasse reisen, mit einem Antischwerkraft-Schiff. Nicht über das blöde Fakirseil.“

„Die technischen Analysen haben ergeben, daß ein Himmelshaken sicherer ist als jedes Schiff. Das Quitokabel ging durch Sabotage verloren, nicht wegeneines Materialfehlers.“

„Geizhals!“

„Ich will mich nicht für alle Ewigkeit festlegen. Von mir aus können Sie ab jetzt Antischwerkraft-Schiffe benutzen, wenn die Umstände und der Zeitplan so etwas zulassen. Diesmal gab es Gründe, den KeniaBohnenstengel zu nehmen.“

„Das mag sein, aber jemand verfolgte mich beim Verlassen der Bohnenstengel-Kapsel. Ich brachte den Kerl um, sobald wir allein waren.“

Ich schwieg einen Augenblick lang. Irgendwann wird es mir einmal gelingen, einen Ausdruck der Überraschung auf sein Gesicht zu zaubern. Ich beakkerte das Thema aus einer anderen Richtung:

„Chef, ich brauche einen Erneuerungskursus, der eine gründliche Re-Orientierung bringen muß.“

„Ach wirklich? In welcher Hinsicht?“

„Mein Tötungsreflex ist zu schnell. Ich treffe kein klares Urteil mehr. Der Kerl hatte im Grunde nichts getan, das seinen Tod erforderte. Er war mir zwar auf den Fersen, aber ich hätte ihn entweder abschütteln müssen, dort oder in Nairobi, oder ihn zumindest bewußtlos schlagen und auf Eis legen können, während ich mich absetzte.“

„Diesen möglichen Bedarf besprechen wir später.

Machen Sie erst einmal weiter.“

Ich erzählte ihm von dem Amtsauge und „Belsens“ vierfacher Persönlichkeit, die ich in alle vier Winde auseinandergeschickt hatte, anschließend beschrieb ich meinen Heimweg. Er hob die Hand. „Sie haben nichts über die Zerstörung des Hotels in Nairobi gesagt.“

„Wie bitte? Chef, das hatte doch gar nichts mit mirzu tun! Ich war schon auf halbem Wege nach Mombasa.“

„Meine liebe Freitag, Sie sind zu bescheiden. Eine Menge Leute und sehr viel Geld sind aufgewendet worden bei dem Versuch, Sie an der Vollendung Ihrer Mission zu hindern, einschließlich des letzten verzweifelten Versuchs auf unserer ehemaligen Farm.

Sie können zumindest als Hypothese davon ausgehen, daß die Bombenexplosion im Hilton keinen anderen Zweck hatte, als Sie zu töten.“

„Hmm. Chef, anscheinend wußten Sie vorher, daß die Sache so kitzlig werden könnte. Hätten Sie mich nicht warnen können?“

„Wären Sie wachsamer und entschlossener gewesen, wenn ich Ihnen den Verstand mit vagen Warnungen vor unbekannten Gefahren vollgestopft hätte? Frau, Sie machen Fehler!“

„Wie bitte? Onkel Jim holte mich von der Kapsel ab, während er meine Ankunftszeit eigentlich nicht hätte wissen dürfen; das hätte mich sofort in Alarmstimmung versetzen müssen. Es wäre meine Pflicht gewesen, sofort wieder im Tunnelbahnhof zu verschwinden und irgendeine Kapsel zu nehmen, sobald mein Blick auf ihn fiel.“

„Wonach es äußerst schwierig für uns gewesen wäre, das Rendezvous zu vollziehen, und damit wäre Ihre Mission so sicher danebengegangen, wie Sie Ihr Transportgut verloren hätten. Mein Kind, wenn die Sache glattgegangen wäre, hätte Jim Sie auf meinen Befehl abgeholt; sie unterschätzen mein Informantennetz ebenso wie die Mühen, die wir darauf verwenden, Sie zu bewachen. Aber ich habe Jim nicht zu Ihnen an die Kapsel geschickt, weil ich in dem Augen-blick auf der Flucht war. Humpelnderweise, muß ich sagen. Ich hatte es eilig. Ich versuchte zu fliehen.

Vermutlich nahm Jim die Nachricht über Ihre Ankunft persönlich entgegen — von unserem Mann oder von dem Helfer unserer Gegner, möglicherweise sogar von beiden.“

„Chef, hätte ich es gleich gewußt, hätte ich Jim an seine Pferde verfüttert. Ich mochte ihn. Wenn es soweit ist, möchte ich ihn persönlich ausschalten. Er gehört mir.“

„Freitag, in unserem Beruf ist es nicht wünschenswert, mit einem Groll durchs Leben zu gehen.“

„Ich werde nicht oft zornig, aber Onkel Jim ist etwas Besonderes. Eine zweite Sache möchte ich ebenfalls persönlich erledigen. Aber darüber streiten wir später. Sagen Sie, stimmt es, daß Onkel Jim mal papistischer Priester war?“

Der Chef sah beinahe überrascht aus. „Woher haben Sie denn den Unsinn?“

„Man hört so manches. Klatsch.“

„›Menschlich, allzu menschlich.‹ Klatsch ist eine Plage. Schaffen wir das ein für allemal aus der Welt.

Prufit war Trickbetrüger. Ich lernte ihn im Gefängnis kennen, wo er etwas für mich erledigte, etwas, das so wichtig war, daß ich ihm später in unserer Organisation einen Platz anbot. Mein Fehler. Ein unentschuldbarer Fehler, da ein Trickbetrüger nie aufhört, Trickbetrüger zu sein; er kann nicht über seinen eigenen Schatten springen. Aber ich war in seinem Falle entschlossen, meinem Glauben zu folgen, eine Charakterschwäche, die ich ausgemerzt zu haben hoffte. Ein Irrtum. Bitte fahren Sie fort.“

Ich schilderte dem Chef, wie man mich überwältigthatte. „Ich glaube, es waren fünf. Vielleicht auch nur vier.“

„Ich nehme sogar an, es waren sechs. Beschreibungen.“

„Die habe ich nicht, Chef. Dazu hatte ich zuviel zu tun. Nun ja, eine vielleicht. Ich konnte einen kurzen Blick auf ihn werfen, ehe ich ihn umbrachte. Etwa hundertfünfundsiebzig groß, Gewicht etwa fünfundsiebzig, sechsundsiebzig. Alter um die fünfunddreißig.