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Er zählte acht Militärlastwagen und dahinter weitere Fahrzeuge – neue und alte Pkw, klapprige ZivilLkw . Es waren so viele, daß das Ende der Kolonne im Regen verschwamm.

Dem dritten Fahrzeug entstiegen vier Männer und traten ans Tor. Der eine war der Polizeichef, Ben Lafferty. Die anderen waren hohe Marineoffiziere. Einen von ihnen, Commander Arnold Kennedy, hatte Fox schon beim vorigenmal gesehen. Kennedy trat vor und sagte: »Sie wissen, daß wir ins Haus kommen, wenn wir das wollen. Wir haben das alles schon mal durchexerziert.«

Fox machte sich Sorgen. Warum kam eigentlich niemand von den anderen? Bereiteten sie sich auf einen Schußwechsel vor?

Nun traten auch Miranda Shakes und der Polizist ans Tor, mit dem sie immer ausging.

»Es ist in Ordnung, John«, sagte Miranda.

»Was ist jetzt schon wieder los? Und wer, zum Teufel, sind die da?« Fox wies die Straße entlang.

»Ihre Nachbarn«, sagte der Polizeichef.

»Zivilisten, die Schutz suchen«, sagte Commander Kennedy, »und den werden Sie ihnen bei Gott gewähren, sonst pusten wir Ihnen das Dach über dem Kopf weg. Wir wollen etwa zwei Stunden lang Ihren Bunker mitbenutzen.«

Fox nickte. Aha, dachte er, Orion. Jetzt geht es los. »Wie viele sind es?«

»An die dreihundert.«

»Wahnsinn! Sogar wenn sie dichtgedrängt wie die Sardinen stehen…«

»Dann stapeln Sie sie eben übereinander! Es wird ernst, sagen Sie das Ihren Leuten da drinnen, sehr ernst. Sollte jemand das Feuer eröffnen, schießen wir Ihnen die Bude über dem Kopf zusammen. Sie wird sowieso bald nicht mehr stehen. Kommen Sie jetzt mit mir zum Haus!«

Sie gingen um das Gewächshaus herum zur Haustür. Kennedy läutete.

Die ungebetenen Gäste strömten durch das Haus und durch die ›Geheim‹Tür in den unterirdischen Raum.

Da waren Ladenbesitzer, Marineangehörige, Indianer; Alte, Kinder und Säuglinge. Alles, was sie mitbrachten, blieb im Wohnzimmer: Koffer, Aktentaschen, Körbe, Mäntel, sogar einige Rollstühle. Es sah aus wie in einem Trödelladen. Der Teppich war voller Dreck. Clara war viel zu wütend, als daß sie sich hätte zur Wehr setzen können, aber Bill Shakes tobte.

»Wir müssen den ganzen Betonboden herausreißen, sonst kriegen wir den Mist nie wieder aus dem Haus! Wir haben eine einzige Toilette da unten – und jetzt seht euch mal an, wieviel Leute das sind! Sogar in den Lokus müssen wir noch welche stopfen. Wir werden das Ganze ausräuchern müssen – Commander, wer zahlt uns das eigentlich? Was gibt es da zu lachen

»Entschuldigung, Mr. Shakes. Sie schicken einfach eine Rechnung und beantragen Entschädigung. Ich garantiere Ihnen, daß sie bezahlt wird. Ich an Ihrer Stelle würde aber noch eine Stunde mit dem Schreiben warten.«

George TateEvans überkam kalte Panik. »Commander, was geht hier eigentlich vor?«

»Das ist nach wie vor streng geheim.«

»Sind Sie denn noch bei Tro…«

»Ich sage es Ihnen gern, sobald ich kann. Wirklich.«

»Aber worauf warten wir? Wie lange müssen wir hierdrin bleiben?«

»Nur ein paar Stunden. Ohne uns wären es Tage«, sagte Kennedy. »Wir haben Entseuchungsmaterial mit, es ist einsatzbereit.«

»Entseu…«

Auf der Treppe herrschte ein entsetzlicher Lärm. Menschen drängten sich hinab, bis hin zu der stabilen stählernen Falltür. »Wir sollten an alleSchnaps austeilen, Bill«, sagte Isadore. »Das ist mein Ernst. Du hast doch gehört, daß die Marine für die Unkosten aufkommt. Wir müssen die Leute unbedingt ruhig halten. Bestimmt passiert was Entsetzliches, und du hörst ja, wie sie jetzt schon durchdrehen.«

»In Ordnung, hol auch die ErsteHilfe Ausrüstung!« sagte George. Im Wohnzimmer befanden sich ausschließlich Marineangehörige und Hausbewohner. »Commander, könnten Sie Leute abstellen, die den Schnaps runterbringen? Wir richten uns dann auf der Treppe ein. Sorgen Sie dafür, daß diese Nestbeschmutzer wenigstens die freihalten. Anschließend lade ich Sie zu einem Drink ein.«

»Jetzt sind es noch…« Der Commander sah auf die Uhr. »In zwanzig Minuten bin ich bereit, mit Ihnen auf das Gelingen anzustoßen.«

* * *

Auf der Michael gab es keine Fenster. Die Steuerzentrale lag tief im Innern zwischen den Wassertanks verborgen, und auch die Türme schirmten sie ab. Für Harry und die anderen Besatzungsmitglieder gab es Sichtkontakt mit draußen lediglich über FernsehBildschirme.

»Wie lange noch?«

»Acht Minuten.«

Die Kuppel des Raumschiffs, in und auf der monatelang Tag und Nacht geschäftiges Treiben geherrscht hatte, stand jetzt verlassen da.

Gillespie wandte sich an die Wartungsmannschaft. »Fünf Minuten. Visiere jetzt schließen!« Dann, durch die Gegensprechanlage: »Kann mich jeder hören?«

Sie antworteten.

»Alles draußen befindliche Personal in die Schutzräume! Und vielen Dank an alle!«

Auf den am Boden verankerten Beschleunigungsliegen lagen Harry, Rohrs, Gamble und die anderen angegurtet wie Patienten in einer Nervenheilanstalt, mit dem einzigen Unterschied, daß sie ihre Arme frei bewegen konnten. Eine Versorgungsleitung in der Wand lieferte Sauerstoff. Harry kam sich eingesperrt vor. Gleichzeitig aber war er erregt. Harry, der fahrende Sänger, wartet in einem Raumanzug darauf, in den Weltraum geschossen zu werden!

»Für die Shuttlepiloten wird es besonders hart, weil die da draußen alles mitansehen müssen.«

Weder Tische, Telefone noch sonstige Einrichtungsgegenstände befanden sich mehr im Raum. Alles war aufgeräumt und sauber. An Wänden und Decke waren gepolsterte Haltegriffe befestigt worden.

Harry mußte an die Männer in Kansas denken, die ausgezogen waren, den Feind mit Panzern zu bekämpfen. Sie hatten sich wenigstens durch Reden Mut gemacht. Hier dagegen herrschte Schweigen. Harry kannte kaum einen der anderen Männer. Was würden sie, jung, gesund, kräftig, wie sie waren, wohl sagen, wenn er ihnen von seinem schlimmen Rücken erzählte?

»Eine Minute«, sagte eine blecherne Stimme, »dann geht es los.«

Das Schweigen wurde immer lastender, und Harry konnte die Spannung plötzlich nicht mehr ertragen. Er rief: »Sancho! Meine Rüstung!«

Die jugendlichen Gesichter fuhren zu ihm herum. Einige grinsten unverhohlen. Er hörte das mißbilligende Knurren des Generals auf dem Bildschirm, wie sich sein Ellbogen nach vorn bewegte. Dann gingen unter Harry Reddingtons Hintern tausend Atombomben hoch.

* * *

Sich hier unten an die einfachsten Maßregeln zivilisierten Benehmens zu halten, würde schwieriger werden, als Isadore sich das anfangs vorgestellt hatte. Noch nie hatte er Menschen so dicht an dicht gedrängt gesehen. Miranda und ihr Polizist teilten sich eine Koje. Obwohl sämtliche Kojen mit zwei oder drei Personen belegt waren, bestand keine Gefahr, daß sie umfielen, sollten die Stützen der dreistöckigen Betten der Belastung nicht standhalten: dazu war einfach nicht genug Platz.

»Gott, vielleicht wieder ein Meteor!« hörte er und hätte es am liebsten überhört. So etwas konnte eine Panik auslösen, außerdem stimmte es zu allem Überfluß womöglich. Bill Shakes überschüttete mit seinen Zornesausbrüchen nach wie vor Commander Kennedy, der jedoch nicht die Ruhe verlor.

»He!« brüllte Isadore zu Bill hinüber. »Wir bereiten uns immer auf die falschen Katastrophen vor. Weißt du noch, wie du das gesagt hast?«

Shakes wandte sich um. »Nun, und der Trottel hier will mir nicht verraten, was für eine wir jetzt gleich erleben werden.«