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Jay Hadley schaltete die Triebwerke ein. Blaue Flammen zuckten an der Flanke des Klotzes entlang. Die Heckhalterungen wurden gelöst, dieAtlantis war frei.

Der Himmel war ein heißes Grün.

»Achtung: Wir wenden.« Während des Abflugs beschrieb das Shuttle eine Kurve. Die Erde und die Michael lagen hinter ihr, die violettweiße Flamme des Hauptziels vor ihr. Vier, fünf grüne Leuchtpunkte sanken unter den Rand des Fensters. »Also los!« sagte Jay Hadley. »Wir verbraten erst mal den ganzen Treibstoff aus dem Haupttank, bevor uns der um die Ohren fliegt.«

Seit nahezu acht Stunden hatte die Michael unter direkter Sonneneinstrahlung operiert. Der Druck in den Haupttanks war bereits zu hoch und stieg noch immer. Da kann man nichts machen.

Shuttle Drei war schon nicht mehr zu sehen. Roy sah die gelbliche Flamme eines Kanonenschiffs, unmittelbar bevor es in einer Raketenexplosion verschwand.

»Achtung! Manöver.«

Roys Gleichgewichtsgefühl protestierte, während Jay das Shuttle drehte. »Was haben wir hier?«

»Raketen. Wir sind acht Sekundenkilometer schneller als die Rüßlerschiffe. Ihre Raketen sind nicht lenkbar. Wenn wir immer schön hin und her tänzeln, können sie uns nicht treffen.«

»Dein Wort in Gottes Ohr.«

»Immer mit der Ruhe, Kumpel. Sag mir Bescheid, wenn du glaubst, was zu sehen, auf das zu feuern sich lohnt.«

»Mach ich.« Ihre eigenen Raketen lagerten im Hauptabteil, seine großen Luken waren geschlossen.

Der Ring aus grünen Lichtern blieb deutlich zurück. »Los, Schätzchen, los!« drängte Roy. »Vielleicht sollten wir den Laderaum doch öffnen.«

»Kommt nicht in Frage!« Die entsetzlichen grünen Lichter verblaßten. »Wir kommen mit unseren Raketen nicht an sie ran. Heben wir sie lieber für die Große Mutti auf. Wie lange dauert es, bis wir in Reichweite sind?«

»Vielleicht eine Stunde, wenn wir nicht getroffen und sie nicht schneller werden.« Roy gab Zahlen in den Bordcomputer ein. »Sieht mir ganz so aus, als ob sie alles losjagten, was sie haben.«

»Tun wir ja auch. Roy…«

»Ja?«

»General Gillespie meinte, die Michael würde es vielleicht nicht schaffen.«

»Hab ich gehört.«

»Dann hängt also alles an uns.«

»Nun, es gibt auch noch Shuttle Drei.«

»Hast du denn was von Big Jim gehört?«

»Nein.« Big Jim Farr. Gut einsneunzig, aber in den amtlichen Unterlagen fünf Zentimeter kleiner, damit er mitdurfte. Laurie Culzer bewohnte mit Jane Farr und fünf Kindern ein Haus in Port Angeles. »Glaubst du, daß es ihn erwischt hat, Joe?«

»Tun wir mal so, als gäbe es ihn nicht mehr.«

»Also nur noch wir.«

»Nur noch wir. Achtung! Manöver.«

* * *

Der gesamte Backbordaufbau war heiß.

»Röntgenstrahlung«, sagte Tiny Pelz. »Sie heizt auf, was sie nicht durchdringt. Das kann sie großartig.«

Harry zog Luftschläuche hinter sich her. Der Inhalt der Atemluftflaschen auf seinem Rücken reichte für eine Stunde, aber ohne Kühlung würde er nicht einmal die Stunde überstehen. Unbehaglich war es ihm schon jetzt. Die Luftleitungen absorbierten die Hitze.

Schweiß trat auf seine Stirn. Bewegte er sich, lief er ihm über Gesicht, Arme und Beine hinab. Rührte er sich nicht, kam er nicht vorwärts.

»SiebzehnTango ist zu«, berichtete Harry, »ich geh jetzt weiter. In diesem Abschnitt seh ich keine Unterbrechungen.«

»Wart mal ‘nen Augenblick! Ich schick probehalber Dampf rüber.«

»Verstanden.« Harry legte seinen Helm dicht an den Jeff Franklins und schaltete die Wechselsprechanlage ab. »Genau, was wir brauchen – noch mehr Hitze.«

»Ich hoffe nur, daß es hält – nee. Sieh mal!«

Ein dünnes Wölkchen kräuselte sich vor ihnen: Heißdampf, gut einen halben Meter von der Bruchstelle entfernt. »Leg die Umleitung tot«, sagte Harry. »Wir verlieren Druck.«

Gillespies Stimme meldete sich: »Sie konnten mir keinen größeren Gefallen tun, Reddington – gerade jetzt gewinne ich wieder die Gewalt über das Schiff zurück.«

»Dafür verlieren Sie Dampf.«

»Können Sie das in Ordnung bringen?«

»Klar, wenn Sie den Druck mindern!«

»Zehn Minuten.«

»Harry«, meldete sich Rohrs.

»Ich weiß ja, daß er es nicht so gemeint hat.«

»Harry, sieh dich vorne mal um! Wie ist es da?«

»Heiß!«

»Gut zu wissen.«

»Max, hat dir schon mal jemand gesagt, du solltest ein anderes Deodorant benutzen? Ich geh jetzt nach vorn.«

Es war nicht einfach, an dem austretenden Heißdampf vorbeizukommen. Harry machte einen so großen Satz, daß ihm der Schweiß in Strömen über das Gesicht lief, und wartete auf Jeff.

Das Schiff hob sich, dann noch einmal. Gillespies Stimme klang erregt. »Gott im Himmel! Wir drehen uns auf die Große Mama zu. Es klappt. Wir haben es fast geschafft… Jason!«

»Bereit!«

»Achtung! Beschleunige.« Harry griff haltsuchend nach einer Leiter.

WUMM.

WUMM.

Harry legte eine Blechtafel auf die Reparaturstelle und stemmte sich gegen das Schott, während Jeff Franklin eine Schweißraupe darüber zog. Metall glühte. Franklin war fast fertig.

»Achtung! Manöver.«

»Scheiße, eine Minute noch!« rief Harry aus.

»Achtung!«

Dampf trat dort aus, wo die Schweißnaht noch nicht fertig war. Die Michael drehte sich. Harry war schweißgebadet.

»Manöver beendet. Beschleunige. Achtung! Jason…«

»Ziel ist angesprochen. Für dich, liebste Mutti.«

»Beschleunige.«

WUMM.

WUMM.

»Achtung! Manöver…«

»Wie kann man es anstellen, aus dieser Klapsmühle rauszukommen?« fragte Harry.

»Bau Scheiße, bis sie dich nach Hause schicken.«

»Und wie komm ich dahin?«

»Achtung! Manöver. Beschleunige.«

»Ziel im Visier.«

WUMM.

»Hier spricht Turm Fünf. Wir haben ein Ziel. Bitten um Feuererlaubnis.«

»Raus damit!«

WUMM.

»Achtung! Manöver.«

Dampf entströmte dem Leck. Harry drückte einen Kuhfuß in das Schott und verkeilte das andere Ende mit der Reparaturplatte. »Hammer!« Er spürte ihn in der rechten Hand. Mit der linken suchte er festen Halt und ließ dann den Hammer auf den Kuhfuß sausen. »Erledigt. Ich geh jetzt weiter nach vorn.«

Die nächste Abteilung enthielt ein Lager mit Schweißausrüstung. KühlluftAuslässe führten dorthin. Harry prüfte den Luftdruck. »He, Jeff, kühle Luft.«

»Genau das Richtige.«

»Das kannst du laut sagen. Das Thermometer an meinem Anzug zeigt vierzig Grad.«

»Das ist nicht die Anzugtemperatur, sondern deine Körpertemperatur.«

»Ach, du dickes Ei!«

Dankbar zwängte sich Harry in eine Ecke, und Jeff Franklin gesellte sich zu ihm. Das Schiff beschleunigte weiter.

Franklin nahm Verbindung mit der Steuerzentrale auf. »Wir brauchen etwas Zeit. Die Hitze setzt uns sehr zu.«

»Einverstanden, zehn Minuten.«

»Das wird genügen.«

Die Kühle wirkte wunderbar, als sauge die Haut gutes Bier in sich auf. Luft strömte durch den Raumanzug. Harry wedelte mit Armen und Beinen, um ihren Durchzug zu beschleunigen.