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»Trotzdem gefällt mir die Sache nicht«, sagte George Mason. »Colonel, wir haben keine Ahnung, was da vorne los ist, und auch nicht, was die vom Heer beabsichtigen.«

»Was also sollen wir Ihrer Ansicht nach tun?« erkundigte sich Halverson sarkastisch.

»Auf Befehle warten.«

»Wirklich heldenmütig«, sagte Captain Lewis.

»Genug«, sagte David Morgan leise, aber alle hörten es. »Auf Gezänk können wir verzichten.«

»Und auf welcher Seite stehen Sie, Professor?« Evan Lewis hatte Professor Morgan noch nie ausstehen können, doch sie waren Gäste in seinem Haus, Uniform hin oder her.

»Ich schließe mich Colonel Halversons Ansicht an«, sagte Morgan. »Die Eindringlinge haben da im Osten irgend etwas zu verbergen. Unsere Aufgabe als KavallerieEinheit ist Aufklärung – aber mit Umsicht. Vor allem müssen wir sicher sein, daß die Informationen, die wir bekommen, nützlich sind. Das wird nicht einfach sein. Wie wir wissen, stören sie alle Funkverbindungen, und die Telefone sind außer Betrieb.«

Nachdenklich nickte Joe Halverson. »Vorschläge, Major?«

»Wir sollten uns über das Gebiet verteilen und die Panzerspähwagen als Nachrichtenverbindungsmittel einsetzen.« Er entwarf rasch eine Skizze auf dem Tischtuch. »Corporal Lewis…« – Morgan nickte zu Evan Lewis hinüber; jedermann wußte, daß dessen Sohn Jimmy ein begnadeter Elektroniktechniker war – »Ihr Jimmy hat doch diese großartigen Abschirmungen gemacht, mit deren Hilfe die Panzerbesatzungen in Verbindung bleiben können, solange die Antennen genau aufeinander ausgerichtet sind. Wir schicken die Hubschrauber als Spähtrupp und Flankenschutz vor. Sie müssen unbedingt Sichtverbindung zu den Panzern halten. Die Panzer werden so konzentriert, daß sie eine gewisse Feuerkraft besitzen, aber so weit voneinander entfernt bleiben, daß sie kein gutes Ziel bieten. Dann werden die Panzerfahrzeuge und die Panzerspähwagen dahinter als Bindeglieder aufgefächert.«

»Und womit stehen sie in Verbindung?« fragte Mason.

»Wir lassen zwei Leute mit einem Funkgerät hier im Haus. Juana schreibt alles auf. Wenn wir nicht zurückkommen, verschwindet sie, so schnell sie kann.«

»Das dürfte kaum nötig sein«, sagte Halverson. »Wir sind zwar kein Armee, aber andererseits doch ziemlich stark.« Er sah aus dem Fenster auf sein versammeltes Kommando. Sechs mit Raketen bewaffnete Hubschrauber, ein Dutzend Panzer, die über Bordkanonen und Raketen verfügen. Auch ohne Nachrichtenverbindung war eine gepanzerte KavallerieEinheit nicht zu verachten.

»Klingt gut«, sagte Lewis. »Zumindest tun wir was.«

»Ich würde lieber auf Befehle warten«, beharrte George Mason, »aber was soll’s, wenn ihr mitmacht, bin ich dabei.«

Joe Halverson stand auf. »Also vorwärts!«

* * *

»Ich heiße Jimmy Lewis«, sagte der Corporal. Er kletterte durch die Luke zu Harry auf das Dach des großen Fachwerkhauses hinaus.

Harry nickte ihm zu. »Hallo. Man hat mir gesagt, daß Sie das hier erfunden haben.« Er schwang das TaschenFunksprech gerät, dessen Antenne in einem mit Kleiderbügeldraht versteiften Kegel aus Aluminiumfolie saß.

»Ja«, sagte Jimmy Lewis. »Meiner Ansicht nach die einzige Möglichkeit, wie wir eine Nachrichtenverbindung herstellen können. Man muß es allerdings ziemlich genau abgleichen, sonst kriegt man die Signale nicht mit.«

Harry warf einen Blick auf die Anlage, dann auf den gleichartigen, nur größeren Kegel aus Aluminiumfolie, der auf einem der Panzerfahrzeuge unten im Hof angebracht war. »Ja. Ich richte das hier also auf euren Panzer aus, und vielleicht hör ich dann was. Wie weiter?«

»Nehmen Sie das«, sagte Jimmy Lewis. Er gab Harry ein kleines Tonbandgerät. »Das Band hier läuft drei Stunden. Das ist mehr als genug. Einfach hier mit dem Funkgerät verbinden und einschalten, wenn wir losfahren. Wenn Sie sich den Kopfhörer aufsetzen, hören Sie einen Ton, solange die Antenne dicht am Panzer ausgerichtet ist, und nichts, wenn Sie genau draufhalten, außer wenn gesprochen wird. Dann hören Sie natürlich die Unterhaltung mit. Es klingt kompliziert, ist aber in Wirklichkeit ziemlich einfach.«

»Gut.«

Major Morgan stand auf dem Hof. Harry konnte nicht hören, was er sagte, aber Juana Morgan schien es nicht zu gefallen. Ihre Haushälterin saß auf dem Beifahrersitz des AllradKommandofahrzeugs, aber Juana Morgan wollte es nicht fahren.

Doch schließlich stieg sie ein, und das blaue Fahrzeug fuhr davon. Jetzt sind nur noch Carlotta und ich hier. David Morgan trat in militärischer Haltung zu seinem Panzer und kletterte hinein.

Halverson rief hinauf: »Es kann losgehen, Jimmy.«

»Ja, Sir.« Corporal Lewis winkte Harry zu und stieg durch die Luke wieder nach drinnen.

»Vielen Dank, Mr. Reddington«, rief Halverson hinauf. »Ich brauche jeden verfügbaren Mann, da ist es nett, daß Sie uns aushelfen. Ich bezweifle zwar, daß Sie gebraucht werden, aber…«

»Kein Problem, Colonel.« Carlotta wird natürlich ganz wild darauf sein, den Elefanten zu fangen. Vielleicht ist es hier oben ja sicherer!

»Noch einmal herzlichen Dank«, sagte Halverson. Er ging raschen Schrittes zum vordersten Panzer und stieg ein. Eine Weile blieb er winkend im Turm stehen und befahl dann theatralisch: »Kolonne Maaaaarsch!«

Die Hubschrauber stiegen in einer Staubwolke auf und teilten sich in zwei Dreiergruppen links und rechts der Fahrzeugreihe auf. Die Kettenfahrzeuge schwärmten aus, beschleunigten und ließen das Panzerfahrzeug hinter sich.

»Wächter, hier Freischärler Eins. Hören Sie mich?«

Harry schaltete das Mikrofon ein. »Verstanden, Freischärler Eins, hier Wächter.«

»Unser Kurs ist 100 Grad, Abfahrt 12.20 Uhr«, meldete sich die Stimme des Panzersoldaten in Harrys Ohr. Schuldbewußt zuckte Harry zusammen und schaltete das Tonbandgerät ein.

Als das Panzerfahrzeug ostwärts zu schwenken begann, wurde die Peilung viel schwieriger. Harry stützte das Funkgerät am Kamin ab. Das Dach war steil, und er hatte keinen leichten Stand.

Die Hubschrauber beschrieben komplizierte Muster vor den Panzern. »Marschgeschwindigkeit zwanzig Kaemm «, sagte die Stimme.

Eine halbe Stunde verging. Die Hubschrauber und die führenden Panzer waren kaum noch zu sehen, die anderen Fahrzeuge folgten ihnen in weitem Abstand. Harrys Gesprächspartner war nun gut acht Kilometer weit weg, und er brauchte seine ganze Konzentration, um ihn richtig anzupeilen. Er wollte gerade das Mikrofon einschalten, um ihm das mitzuteilen, als die Stimme des Mannes in einem Panzerfahrzeug rief:

»Licht über uns!«

Harry konnte es sehen. Ein leuchtendgrüner Blitz, vermutlich von seinem Aussichtspunkt besser sichtbar als vom Boden.

»Hubschrauber Drei meldet, daß sich der Strahl spiralförmig bewegt« – Pause. »Kein Kontakt mehr mit den Hubschraubern. Colonel Halverson meint, alle seien von einer Art Strahl angegriffen worden…«

Gott steh uns bei!

»Bisher kein Beschuß auf Fahrzeuge…«

Ein Dröhnen ertönte, dann hörte man das scharfe Krachen zahlreicher Überschallknalle. Harry sah nach oben. Dutzende parallel verlaufender weißer Streifen überquerten von Südwesten her den Himmel, dorthin, wo sich Colonel Halversons Trupp befand. Am Horizont leuchteten grelle Blitze auf, genau entlang der Linie, auf der sich die Verbindungsfahrzeuge befunden hatten. Nach einer langen Pause war grollender Donner zu vernehmen.

»Freischärler, hier spricht Wächter«, sagte Harry. »Freischärler, hier spricht Wächter. Kommen!«

– Keine Antwort.

Harry goß den letzten Rest Benzin in den Tank seines Motorrades.

»Was war das?« fragte Carlotta.

»Ich weiß nicht. Es hat ausgesehen wie ein Videospiel, richtig unwirklich.« Harry prüfte gründlich alle wichtigen Funktionen seiner Maschine. Eine gute Möglichkeit festzustellen, ob er noch bei Verstand war. Tod vom Himmel. – Einst waren wir die Herren da oben, dann haben uns die Sowjets abgelöst, und jetzt müssen wir den Himmel von Zwergelefanten zurückerobern.