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»Die Maschine ist in Ordnung. Wir schaffen es ohne weiteres. Sie müssen nur die Knarre halten.« Er reichte Carlotta das WinchesterGewehr, das ihnen David Morgan gegeben hatte.

»Nicht gerade eine Elefantenbüchse, aber sie werden das Kaliber nicht so ohne weiteres wegstecken«, hatte er dabei gesagt.

Nun waren sie alle tot. Harry hatte eine volle Stunde gewartet. »Vielleicht sollte ich nachsehen gehen?«

»Nein«, sagte Carlotta mit fester Stimme. »Sie würden nur zu Schaden kommen. Es ist viel wichtiger, daß wir das versprengte Wesen einfangen.«

»Mrs. Dawson, Sie wissen doch gar nicht, ob es versprengt ist.«

»Was sonst?«

Harry zuckte die Achseln. Ich weiß nur, daß ich von der verdammten Maschine langsam die Nase voll hat. Hätte ich wenigstens noch ‘ne Tube von der Rückensalbe. Aber so weh tut es gar nicht mehr. »Alles aufsitzen!«

Prüfend klopfte er auf die Jackentasche, um sich zu vergewissern, daß die Tonbandspule darin war. Irgend jemand würde sich später gewiß dafür interessieren.

Vor ihnen drängten sich Fahrzeuge und Menschen um einen großen Lkw. »Wir sind gleich in Collinston«, rief Harry. »Da vorne scheint es Ärger zu geben.«

Langsam fuhr er heran. In der Nähe war ein Streifenwagen geparkt, und ein Polizeibeamter stand einer Gruppe wütender Bauern und Lastwagenfahrer gegenüber. Die meisten hielten Gewehre oder Schrotflinten in den Händen.

»Ach du Scheiße«, knurrte Harry.

Der Polizist warf einen Blick auf Harry und Carlotta. Roter Bart, schmuddlige Kleidung, eine Frau in mittleren Jahren, die Jeans trug. Er sah Carlotta absteigen. »Ja, Madam?«

»Ich heiße Carlotta Dawson. Ja, Dawson. Mein Mann war an Bord der sowjetischen Raumstation Kosmograd. Ich nehme an, daß sich hier eines der außerirdischen Wesen befindet.«

»Darauf können Sie Gift nehmen«, rief einer der Lastwagenfahrer. »Der verdammte Rüßler hat George Mathers weggepustet!« Er schwang ein Sturmgewehr. »Aber jetzt geht’s ihm an den Kragen!«

»Wir müssen ihn lebend fangen«, sagte Carlotta.

»Unsinn!« Das kam von einem Bauern. »Ich war in Logan, Lady. Die verdammten Rüßler haben meine Schwester umgebracht! Da wimmelt’s nur so von denen.«

»Und wie sind Sie rausgekommen? Fuß auf die Brust?« fragte Harry.

Der Mann sah betreten beiseite.

»Dacht’ ich’s mir doch«, sagte Harry. »Geben Sie uns ‘ne Chance! Das Militär will das Biest verhören. Wir holen es uns.« Er wies auf das Weidengebüsch hundert Meter von der Straße. »Da lang?«

»Ja, da lang zur Hölle!« kreischte jemand.

»Also los«, sagte Harry und bedeutete Carlotta mit einer Handbewegung, wieder aufzusteigen.

Mit »da lang« war ein Feldweg gemeint, der zu der Weidengruppe führte. Als Harry die Maschine anließ, hörte er einen der Lastwagenfahrer sagen: »Wir könnten ihm eins verpassen, wenn es rauskommt.«

Zustimmendes Gemurmel erhob sich.

Am Rande des Sumpfes angekommen, hörte Harry, wie sich etwas Massiges im Wasser bewegte.

* * *

Harpanet befand sich in einem merkwürdigen Zustand. Er hatte Schreckliches durchgemacht und war völlig verstört. Vielleicht hatte er den Verstand verloren? Woran sollte ein Fi’ erkennen, wenn die Herde nicht zum Vergleich in der Nähe war?

Mach die Demutsgebärde, wirf die Waffe in den Dreck, leg dich auf den Rücken, den Bauch in die Luft. Der Mann sieht dich blöd an, dreht sich um und schlurft davon. Lauf hinter ihm her, er schreit, wird schneller, fällt hin, rennt weiter, auf Lichter zu. Es sieht aus, als ob Harpanet angreift. Also aufhören! Verstecken und warten.

Ein Erdling steigt aus einem Fahrzeug. Dasselbe noch mal? Er klettert wieder hinein, kommt mit etwas heraus, das Flammen spuckt und brüllt. Harpanet wirft sich rechtzeitig zur Seite, damit die Wolke winziger Geschosse in die Flanke statt in den Bauch dringt. Der Erdling schießt erneut.

Er ist also nicht bereit, sich zu unterwerfen. Harpanet trompetet: Wut, Schmerz, Verlorenheit. Er rafft seine Waffe auf und feuert zurück. Aus Vordergliedmaßen und Kopf des Feindes schießt ein Schwall Blut empor.

In Harpanets Kopf verblaßt das Vergangene, das Zukünftige ist ungewiß. Die Grifflinge fahren an seiner Seite entlang, tasten nach der Todeswunde.

Keine Todeswunde, die Löcher sind nicht einmal groß genug, daß ein Griffling sie finden könnte. Was also wollte der Erdling? Ihn foltern? Harpanets ganze rechte Flanke juckt brennend und ist rot von Blut. Acht hoch acht schwarze Punkte bilden einen Wirbelsturm um ihn herum. Er schleppt sich durch das endlose Land, fort von Straßen, abwärts, wo immer das möglich ist, stets umgeben von dem wilden Sturm und dem Jucken, das ihn zum Wahnsinn treibt. Seine Erinnerung krallt sich wie eine Zange um ein Bild, das ihm lebhaft vor Augen steht und wirklicher ist als seine Umgebung. Er wandert durch eine endlose Planetenphantasie, sucht den Schlammraum der Bote.

Grün… Hohe Grünpflanzen mit Blättern wie Messerklingen, aber sie verjagen die hungrigen, schwärmenden Punkte… Wasser? Schlamm!

Er wälzt sich in Schlamm und Grün, über und über, erstarrt von Zeit zu Zeit, schaut sichernd um sich, nimmt Witterung auf, lauscht.

Erneut verschwimmt Harpanets Vergangenheit vor der merkwürdigen und schrecklichen Wirklichkeit. Wenn er eine Zukunft hat, liegt sie jenseits seines Vorstellungsvermögens, hinter einer nebelgrauen Wand. Es gibt nur ein Jetzt, fremdartige Pflanzen, feuriges Jucken, kühlenden Schlamm, und ein Hier, Schlammraum und Garten zugleich, alptraumhaft verändert. Er wälzt sich, um die Wunde auszuwaschen, hebt Schlammbatzen auf, um sie über seine Flanke zu streichen.

Angst fortzugehen, Angst zu bleiben. Welches Lebewesen im Wasser könnte das Blut schmecken und nach dessen Quelle streben? Die Räuber der Heimatwelt waren Bilder auf einem Thaktan, Geister auf einer alten Magnetaufzeichnung, doch trotz aller Ferne schrecklich genug. Was lauert in diesen fremdartigen Wassern? Aber er hört von fernher das Geräusch vorüberziehender Fahrzeuge und weiß, es sind keine Fahrzeuge der Fithp.

Eine Maschine nähert sich, wird lauter und lauter. Harpanets Ohren und Augen schieben sich aus dem Wasser.

Die Maschine schwankt seltsam auf zwei Rädern, wie ein Erdling auf seinen Beinen. Sie wird langsamer, schwankt noch mehr, bleibt stehen.

Erdlinge nähern sich zu Fuß.

Harpanets Muskeln wissen, was sie zu tun haben, wenn er verletzt ist, erschöpft, ohne Freunde, verzweifelt, allein. Harpanets Geist kommt auf keine andere Lösung. Und er sieht keine Zukunft –

Er springt aus dem Wasser. Fremdartige Waffen werden auf ihn gerichtet. Er wirft sein Gewehr ins Gestrüpp, dreht sich auf den Rücken, streckt alle vier Läufe aus und wartet.

Der Erdling kommt rasch herbeigerannt. Kein ausgewachsenes Fi’ würde versuchen, sich so zu bewegen. Er setzt Harpanet einen Hinterlauf mit aller Kraft auf die Brust, Harpanet spürt es kaum. Harpanet unterdrückt das Bedürfnis zu lachen, so kann man ja kaum eine Rippe verbiegen. Dennoch bleibt er mit ausgestreckten Gliedern Hegen, vollendet seine Unterwerfungsgebärde. Der Erdling schaut auf seinen Gefangenen hinab, atmet schwer, als habe er ein Rennen gewonnen…

* * *

»Wir haben ihn!« rief Harry. »Und jetzt weiter?« Er deutete zu dem Hügel hinauf, wo ein Dutzend Bewaffneter mit ihren Gewehren im Anschlag verborgen warteten.