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»Ich kenne ihn.«

»Er besteht darauf, mit Ihnen zu frühstücken.«

»Bestellt darauf?«

»So hat er es zwar nicht formuliert, meint es aber offenkundig so. Er möchte, daß Sie ihm diesen Gefallen tun, auf Vorschuß, wie er sich ausdrückt. Die Sache, sagt er, dulde keinen Aufschub.«

David Coffey seufzte. Er spürte den Druck seines Gürtels. Auf elf war eine Kabinettssitzung anberaumt, und er hatte gehofft, vorher eine halbe Stunde schwimmen zu können. »Sagen Sie dem Abgeordneten Dawson, daß ich mich geschmeichelt fühle«, entschied er schließlich. »Und lassen Sie ein weiteres Gedeck auflegen.«

Fliegende Untertassen. Raumschiffe. Albernes Zeug, dachte der Präsident. So etwas brachten die Zeitungen in der SaureGurken Zeit. Blühender Unsinn. Verrücktes Zeug. Nur war Wes Dawson nie verrückt gewesen, auch wenn er sich jetzt so zu gebärden schien.

»Ich möchte das richtig verstehen, Wes«, sagte Coffey, nachdem Dawson an seinem Tisch Platz genommen hatte. »Die Astronomen haben also ein Raumschiff gesehen, das sich der Erde nähert. Es wird nächsten Monat hier sein, und Sie wollen ihm entgegenreisen.«

»Ja, Mr. President.«

»Sie wissen ja wohl selbst, wie irrwitzig das klingt. Aber tun wir mal so, als ob es stimmte. Warum gerade Sie?«

»Irgend jemand muß es ja tun«, entgegnete Dawson. »Und daß ich mich so exponiert habe, nur um es Ihnen als erster sagen zu können, müßte Ihnen zeigen, daß mir die Sache am Herzen liegt.«

»Das sehe ich.«

»Als Mitglied der Ausschüsse für Raumfahrt und für Auswärtige Beziehungen bin ich der Ansicht, daß irgend jemand vom Kongreß an Bord sein sollte, wenn wir denen entgegenfliegen.«

»Und warum sollen wir das überhaupt tun?«

»Weil – weil es sich besser macht, Sir«, sagte Dawson. »Überlegen Sie doch einmal, Mr. President. Diese Außerirdischen sind von sehr weit her gekommen. Von einem anderen Stern.«

»Sind Sie dessen sicher?« wollte der Stabschef wissen. »Warum nicht von einem anderen Planeten?«

»Weil unsere Raumsonden alle in Frage kommenden Planeten gründlich erforscht haben. Auf ihnen gibt es keine Lebensbedingungen für eine Zivilisation«, sagte Dawson geduldig. »Der erste Schritt ist der schwierigste. Wir sollten die Außerirdischen auf einer Umlaufbahn begrüßen und sie nicht mit den Händen im Schoß hier erwarten. Meinen Sie nicht auch, daß die Geschichte der Pazifikinseln anders aussähe, wenn die Polynesier in seetüchtigen Booten draußen auf dem Meer gewesen wären, als die Europäer kamen? Hätte man sie nicht möglicherweise mit mehr Respekt behandelt?«

»Aha, ich verstehe«, sagte der Präsident. »Vielleicht haben Sie recht, Wes. Immer vorausgesetzt, daß an der Sache etwas ist.«

»Und darf ich dann hin?« wollte Dawson wissen.

David Coffey lachte. »Das wird sich zeigen.« Er wandte sich dem Stabschef des Weißen Hauses zu. »Jim, setzen Sie sich mit General Gillespie in Verbindung. Schaffen Sie ihn unverzüglich nach Washington, und auch die Frau, die das entdeckt hat.« Er seufzte. »Außerdem lassen Sie die Sache für die heutige Kabinettssitzung auf die Tagesordnung setzen. Mal sehen, was der Außenminister zum Thema ›Besuch vom Mars‹ zu sagen hat…«

* * *

Wes Dawson ging zu Fuß vom Weißen Haus zu seinem im RayburnBau gelegenen Büro zurück. Er hatte zwar eigentlich keine Zeit dazu, aber es war ein schöner Vormittag, und der Spaziergang würde ihm guttun. Außerdem war er zu erregt, um gleich zu arbeiten.

Immerhin hatte der Präsident die Sache nicht von vornherein von der Hand gewiesen! Er würde an einer Reise ins All teilnehmen dürfen! Bedenken, daß der Präsident seine Zusage zu gegebener Zeit vergessen würde, wischte er beiseite – an einem so schönen Morgen wollte er an diese Möglichkeit nicht denken.

Er lächelte fröhlich. Ich habe es dem Präsidenten gesagt und auch gleich meinen Anspruch angemeldet, dachte er, und ich bin auch der richtige Mann dafür. Auf diesen Tag habe ich mein ganzes Leben lang gewartet. Ich bin gut in Form – na ja, ziemlich gut. Es wird besser werden. Ab sofort laufe ich jeden Tag.

Er rannte einige Schritte, merkte, daß das mit einem dunklen Westenanzug nicht praktisch war und lächelte erneut. Noch heute nachmittag fang ich an. Und ich gehe nach Houston. Ein richtiges Raumfahrttraining. Nur gut, daß ich im Raumfahrtausschuß sitze…

Außerirdische! Die ganze Bedeutung der Sache wurde ihm in dem Augenblick klar, als er im Kapitol ankam. Sie sind wirklich hier. Die Geschichte der Menschheit würde in eine völlig neue Phase eintreten. Die Suche nach außerirdischer Intelligenz ist zu Ende, die Außerirdischen kommen… Da würden die Miesmacher aber Augen machen!

Kaum hatte er seine Büroräume im RayburnBau betreten, als ihn Mitarbeiter seines Büros mit Fragen bestürmten. Wes wußte, daß er zu spät kam, aber einmal konnte man sich das doch leisten! Er schob eine junge Frau beiseite, die sich ihm mit einer Handvoll Telefonnotizen näherte und ging an der Empfangsdame vorbei in sein Abgeordnetenbüro. Er konnte es nicht erwarten, Carlotta alles brühwarm zu erzählen.

Sie saß in seinem Sessel. Auf den anderen Sitzgelegenheiten im Raum lümmelte sich ein Dutzend Pfadfinder, vermutlich aus seinem Wahlkreis.

Ach je, dachte Wes und setzte sein verbindlichstes Lächeln auf.

* * *

Carlotta konnte hinter Wes’ gekünsteltem Politikerlächeln die Begeisterung sehen. Er brauchte ihr nichts zu sagen. Schließlich waren sie seit nahezu fünfundzwanzig Jahren zusammen und seit zweiundzwanzig Jahren verheiratet. Sie sah es ihm an.

Wes hat die Zusage. Botschafter der Menschheit im All. Na, sagen wir Konsul, oder wie auch immer man den Mann nennt, der nach dem Botschafter kommt. Den stellen bestimmt die Russen. Nur gut, daß ich ihm zugeredet habe, etwas Russisch zu lernen. Daß ihr Bett jetzt leer sein würde, war weniger schön, aber er sah glücklich aus. Er brannte sichtlich darauf, ihr alles zu erzählen.

Aber da waren die Pfadfinder. Ungünstiger Zeitpunkt, doch der Termin liegt schon seit Wochen fest. Wer konnte damals ahnen, daß der Kongreßabgeordnete Dawson im Weißen Haus frühstücken würde?

Die Jungen umdrängten Wes. Solche Besuche brachten ihm keine Stimmen ein. Warum konnten die lästigen Burschen nicht einfach verschwinden?

Es war nicht nett von ihr, so zu denken. Schließlich hatte sie sie selbst bestärkt herzukommen, Carlotta mochte Jungen, nicht nur Pfadfinder, Jungen ganz allgemein. Zwar empfingen alle Kongreßabgeordneten Pfadfindergruppen, die Washington besuchten, aber Wes und Carlotta fühlten sich gewöhnlich in ihrer Gegenwart richtig wohl.

Wenn Simon noch lebte… dachte Carlotta. Aber sie hatten ihn im Alter von drei Monaten verloren – woran auch immer Kinder in ihrem ersten Lebensjahr sterben: Tod in der Wiege, lautlos und tückisch.

Obwohl ihr die Ärzte gesagt hatten, sie könne keine weiteren Kinder bekommen, hatte sie es darauf ankommen lassen und wäre im Kindbett fast gestorben. Es hatte einen ganzen Monat gedauert, bis sie ihr Töchterchen in den Armen halten konnte, und einen weiteren, bis sie sich einigermaßen erholt hatte. Sharon würde das einzige Kind der Dawsons bleiben, der einzige Abkömmling zweier alter und geachteter Familien. Das lag jetzt fast zwanzig Jahre zurück. Sharon studierte am angesehenen Radcliffe College und machte sich nicht viele Gedanken um die Karriere ihres Vaters. Carlotta hatte nie richtig begriffen, warum das so war.