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»Captain Duellos, legen Sie ein Minenfeld rund um den Sprungpunkt, das auf den lokalen Stern ausgerichtet ist, damit es seine Position beibehält.«

Duellos bestätigte diesen jüngsten Befehl, und diesmal hörte er sich noch erfreuter an als zuvor. Die Allianz-Flotte hatte beim Angriff auf das Heimatsystem der Syndiks schwere Verluste einstecken müssen, als sie in ein Minenfeld geriet, das als Hinterhalt angelegt worden war. Daher konnte Geary es keinem Matrosen der Allianz verübeln, wenn der es den Syndiks mit gleicher Münze heimzahlen wollte.

Der nächste Tastendruck öffnete einen Kanal an die ganze Flotte.

»Alle Einheiten, ausgenommen das Zweite und das Vierte Schlachtkreuzergeschwader, werden unmittelbar nach Erhalt dieser Mitteilung die Standard-Angriffsformation Alpha Sechs einnehmen.«

Während des Sprungs war es der Flotte nicht möglich gewesen, die ungeordnete Formation zu korrigieren, die sich durch die Schlacht im Heimatsystem der Syndiks und durch den überhasteten Rückzug in Richtung Sprungpunkt ergeben hatte. Nun aber war es unerlässlich, die Flotte wieder neu zu formieren. Auf seinem Display verfolgte Geary mit, wie Schiffe und Geschwader allmählich auf den Befehl reagierten, der ein paar Lichtminuten benötigte, um auch die am weitesten entfernten Schiffe zu erreichen. Dabei versuchte er, beim Anblick der weit verstreuten Flotte nicht den Kopf zu schütteln.

»Die Flotte bewegt sich noch immer mit 0,1 Lichtgeschwindigkeit ins System hinein«, betonte Desjani. »Einige der Schiffe werden eine Weile brauchen, bis sie die ihnen zugewiesene Position eingenommen haben.«

»Ja.« Geary musterte das Display, auf dem es noch immer an Echt-zeitinformationen über möglicherweise auf sie lauernde Gefahren mangelte. »Wenn wir die Fahrt verlangsamen, wird das zwar einigen Schiffen das Manöver erleichtern. Aber ich möchte das nicht machen, solange wir nicht wissen, welche Syndik-Streitkräfte sich hier aufhalten, die wir mit etwas Glück vielleicht überrumpeln können.«

»Mit Zurückhaltung hat noch niemand eine Schlacht gewonnen«, kommentierte Desjani zustimmend, als würde sie eine Lektion zitieren, die sie gelernt hatte.

Geary schüttelte im Geiste immer noch den Kopf über Desjanis Bemerkung, da lenkte ein akustisches Signal seine Aufmerksamkeit zurück auf das Display. Analysen von Bildern und Dingen wie che-mischen Substanzen in der Atmosphäre deuteten darauf hin, dass auf dieser Welt immer noch industrialisierte Wirtschaft existierte, doch es gab auch Hinweise auf stillgelegte Fabriken und auf eine weniger hohe Bevölkerungsdichte als man nach so langer Besied-lung durch Menschen erwarten sollte. Das passte zu seinen Informationen, dass jene Systeme langsam verkümmerten, die durch das Prinzip des Hypernets übergangen wurden. Mehrere Objekte kreis-ten um diese Welt, sieben davon kalt und vermutlich stillgelegt, außerdem zwei vermutlich militärische Anlagen. Kriegsschiffe waren auf den über acht Stunden alten Bildern nicht auszumachen.

»Die Anlage auf der vierten Welt ist aktiv und wird als militärisch eingestuft«, meldete der Aufklärungs-Wachhabende. »Zwei kleinere Kampfschiffe waren vor einundvierzig Minuten nahe der Basis aktiv.«

Geary drehte sich abrupt um und musterte die Darstellung des Eisplaneten. Sie hatten noch immer keine Echtzeitbilder aus dem Gebiet nahe der Syndik-Basis, aber vor vierzig Minuten waren dort zwei Syndik-Schiffe unterwegs gewesen. Wir sind jetzt noch keine zehn Minuten im System, also werden sie uns erst in einer halben Stunde sehen. Bis dahin sind wir ein ganzes Stück näher. »Ist die Identifizierung dieser Schiffe korrekt? Können wir sicher sein, dass der Typ zutrifft?«

Desjani stutzte, und es schien, als würde sie es persönlich nehmen, dass er die angezeigten Informationen auf ihrem Schiff infrage stellte. »Die Identifizierung der Schiffe nahe dieser Basis? Ja, Captain Geary. Typ und Klasse sind korrekt, das Modell ist unsicher.«

»Zum Teufel.« Desjani warf Geary einen fragenden Blick zu, woraufhin er auf das Display zeigte. »Zu meiner Zeit nannten wir diese Dinger Nickel-Korvetten.«

»Nickel?«

»Ja, so wie die Münzen. Sie sind ganz nützlich, aber wenn man sie wirklich braucht, hat man nicht lange was von ihnen. Diese Schiffe hatte man schon so gut wie ausgemustert, als ich…« Geary verstummte, da er sich nicht sicher war, wie er sich auf seinen scheinba-ren Tod in einem Gefecht vor hundert Jahren beziehen sollte. »Als ich das letzte Mal gekämpft habe«, sagte er schließlich.

Desjani gab einen erstaunten Laut von sich. »Ich habe diese Schiffsklasse noch nie gesehen. Vermutlich wurden diese Korvetten hier zurückgelassen, weil es einfacher war, sie den Behörden auf Corvus zu übergeben, als sie wegzuschaffen.«

»Vermutlich ja.« Einen Moment lang stellte sich Geary vor, er be-fände sich auf der Basis oder auf einem der Schiffe, während die Allianz-Flotte durch den Sprungpunkt ins System geflogen kam. Wenn das Alter dieser Syndik-Schiffe einen solchen Rückschluss zuließ, dann verdiente dieses System nicht einmal, als vergessen bezeichnet zu werden. Es musste Jahrzehnte her sein, dass Corvus im Krieg zwischen der Allianz und den Syndikatwelten eine Rolle gespielt hatte, wenn man einmal davon absah, dass die Bewohner sich mit ihren Steuern daran beteiligten und zweifellos auch junge Menschen im Einberufungsalter stellten. Noch ein paar Minuten oder vielleicht auch paar Stunden lang würden sie weiter daran glauben, von aller Welt vergessen zu sein. Doch schließlich würden sie die Ankunft der Allianz-Flotte zu sehen bekommen, sobald das Licht die verschiedenen Syndik-Beobachter erreichte. Einige Minuten lang würden sie sicherlich ihren Augen nicht trauen, weil sie nicht glauben konnten, dass der Krieg so plötzlich und mit einer so überwältigenden Heftigkeit zu ihnen gekommen war.

Die Kommunikation der Flotte untereinander erwachte zum Leben. »Captain Geary, hier ist Commander Zeas von der Truculent.

Wir sind in Waffenreichweite einer aktiven Radaranlage, die auf den Sprungpunkt gerichtet ist.«

»Geary hier. Zerstören Sie sie.« Er schaute zu Desjani. »Ich weiß, die Anlage dient nur als Navigationshilfe, aber vermutlich gibt sie Rückmeldung an diese Basis.«

»Das sehe ich auch so«, stimmte sie ihm zu. »Aber vermutlich werden die Informationen mit Lichtgeschwindigkeit übertragen, weshalb sie dort nicht vor den Bildern unserer Flotte eintreffen dürften.«

»Jede Minute zählt. Sendet die Basis selbst aktive Sensorstrahlen aus?« Noch während er fragte, sah er auf sein eigenes Display, das irgendwo die Antwort auf seine Frage enthielt.

»Nein, Sir.« Desjani deutete auf die entsprechenden Anzeigefelder.

»Hatten Sie das erwartet?«

»Nein.« Geary sträubten sich bei der Frage die Nackenhaare, doch für einen Augenblick hatte sie etwas Amüsantes. »Sogar in meiner primitiven Zeit war klar, dass ein Radar doppelt so lange benötigt, um etwas zu entdecken, was mit visuellen Sensoren bereits erkennbar ist. Schließlich muss der Radarimpuls erst wieder zurückkehren, während das Licht von dem betreffenden Objekt die Entfernung nur in einer Richtung zurücklegen muss.« Bei einer Planetenoberfläche war die Zeitdifferenz unbedeutend, aber wenn ein Schlachtfeld sich über mehrere Lichtstunden erstreckte, dann war das von entscheidender Bedeutung.

Desjani schluckte sichtbar. »Ich wollte nicht respektlos erscheinen…«

»Das weiß ich. Und ich weiß auch, ich bin in vieler Hinsicht hoffnungslos veraltet. Deshalb ist es mir lieber, wenn Sie grundsätzlich davon ausgehen, dass ich dies oder jenes nicht weiß. Auf diese Weise ist es für uns alle sicherer, und ganz ehrlich gesagt, Captain, vertraue ich auf Ihr Wissen um meine Unzulänglichkeiten.«

»Jawohl, Sir.« Sie grinste ihn an. »Sie wissen ja, welches Vertrauen ich und meine Crew in Sie setzen.«

Diesmal versuchte Geary sich nichts anmerken zu lassen. Um das Thema zu wechseln, deutete er mit einer Kopfbewegung auf das Display. »Ich wünschte, das würde nicht so lange dauern. Zu schade, dass wir nicht innerhalb eines Sternensystems Mikrosprünge mit Überlichtgeschwindigkeit unternehmen können.«