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Zum Teufel mit dem Kerl.

Geary tippte wütend auf seine Kommunikationsverbindungen.

»An den Syndikat-Commander im Corvus System. Sie haben keine andere Wahl als sich zu ergeben. Wenn Sie uns zwingen, Ihre Verteidigung zu zerstören, dann werde ich persönlich dafür sorgen, dass Sie das gleiche Schicksal ereilt wie die Leute, die an vorderster Front stehen.« Er unterbrach die Verbindung und wandte sich zu Captain Desjani um: »Ihr Kommunikationspersonal soll versuchen, eine Verbindung zu den Korvetten und dem Kreuzer herzustellen, und ihnen mitteilen, dass wir bereit sind, ihre Kapitulation anzunehmen.«

Desjani ließ sich einen Moment lang ihr Missfallen anmerken, dann aber nickte sie und gab den Befehl weiter. Hören Sie schon auf, Tanja Desjani. Es hat nichts Ehrenhaftes an sich, Leute niederzumachen, die sowieso keine Chance auf Gegenwehr haben.

Es waren immer noch drei Stunden, bis die Flotte der Basis nahe genug gekommen sein würde, um einen Angriff zu starten. Gearys Blick wanderte zu der Ecke seines Displays, die die Position der Schlachtkreuzer rings um den Sprungpunkt anzeigten. Bei diesem Anblick war ihm klar, was Desjani durch den Kopf ging. Die Schiffe von Duellos und Tulev würden Blut vergießen können, während die Dauntless sich wohl damit begnügen musste, die Kapitulation ein paar uralter Raumschiffe entgegenzunehmen. Darüber war Desjani gar nicht glücklich.

Die Allianz-Flotte drang tiefer in das Corvus-System ein, gleichzeitig bewegten sich die einzelnen Schiffe mit höchst unterschiedlicher Schnelligkeit und Präzision zu jenen Positionen, die sie relativ zum Flaggschiff gesehen einnehmen sollten. Die mit Zeitverzögerung angezeigten Bilder der Syndik-Korvetten ruckelten nahe ihrer Basis hin und her, während der leichte Kreuzer offenbar weiter um den vierten Planeten kreiste. Geary wollte sich alle Allianz-Schiffe merken, die mit dem Wechsel auf ihre vorgesehene Position deutlich hinterherhinkten, aber es dauerte nicht lange, da konzentrierte er sich in erster Linie auf die Schiffe, die relativ zügig dem Befehl nach-kamen. Es gab einfach zu viele lahme Enten, um sie sich alle zu merken, und erschreckend wenige Commander waren in der Lage, ihr Schiff auf die richtige Position zu bringen.

Die vorderste Linie der Allianz-Flotte sollte eine Formation bilden, die an ein großes Rechteck erinnerte, dessen Fläche dem Feind zugewandt war. Der Kern der Flotte sollte dahinter in einer noch größeren Rechtecksformation folgen, während die Versorgungsschiffe und ihre Eskorten noch ein Stück nach hinten zum Würfel angeordnet sein sollten. Zwei kleinere Würfel zu beiden Seiten dienten dem Schutz vor Aktionen von feindlichen Streitkräften in diesen Bereichen.

Was Geary stattdessen zu sehen bekam, war ein verworrener Schwarm aus Allianz-Schiffen, der wie ein verzerrter Keil wirkte und dessen breites Ende auf den Feind zeigte Ein Warnlicht blinkte auf, gleichzeitig erwachten auf dem Display diverse Symbole zum Leben. Geary hielt gebannt den Atem an, als die Dauntless Syndik-Schiffe registrierte, die aus dem Sprungpunkt austraten. Adrenalin wurde ausgeschüttet, obwohl er genau wusste, was er sah, hatte sich bereits vor zehn Minuten zugetragen. Und ganz gleich, wie seine Schlachtkreuzer darauf reagierten – auch das war schon zehn Minuten zuvor geschehen.

Geary blieb kaum Zeit um wahrzunehmen, wie sich ein Geschwader Syndik-Jäger um einen einzelnen schweren Kreuzer herum aufstellte, da sah er bereits, wie konzentriertes Feuer von Duellos’ und Tulevs Schiffen die Jäger in Stücke riss. Einen Moment später über-wanden die Angriffe der Allianz die Verteidigungsanlagen des Kreuzers und durchlöcherten ihn, sodass er nur noch ein paar Schüsse abgeben konnte, die von den Schilden der Allianz-Kreuzer absorbiert wurden. Unmittelbar nachdem er dieses Geschehen beobachtet hatte, erreichten Geary Berichte aus dem Kampfgebiet, die das Gezeigte bestätigten.

Er wartete, doch nach den Berichten über die ersten Schiffe geschah weiter nichts. Sie waren entbehrlich gewesen und sollten feststellen, ob die Allianz-Flotte weiter in Panik geflohen war und vergessen hatte, den Sprungpunkt zu sichern und zu verteidigen.

Entbehrlich. Geary hatte das immer für ein hässliches Wort und ein noch hässlicheres Konzept gehalten, doch die Syndiks teilten diese Ansicht offenbar nicht.

Ringsum auf der Brücke der Dauntless war Jubel ausgebrochen, als die Crewmitglieder sahen, wie die kleine Syndik-Streitmacht abge-schlachtet wurde. Der Jubel zehrte an Gearys Nerven. Erneut tippte er auf die Kommunikationstasten. »Alle Einheiten, die noch nicht die Standardformation Alpha sechs eingenommen haben, werden aufgefordert, das unverzüglich nachzuholen.«

Desjani reagierte mit einem überraschten Blick in seine Richtung, überspielte aber rasch ihre Reaktion. Es war nichts, worüber sich der Captain der Dauntless Sorgen machen musste, denn als Flaggschiff waren sie von dem Moment in der vorgeschriebenen Position, wenn der Befehl gegeben wurde. »Glauben Sie, das war die gesamte Verfolgergruppe?«, fragte sie so hastig, dass Geary vermutete, sie wolle nur das Thema wechseln.

Woher bitte soll ich das denn wissen? , wollte er sie anherrschen, stattdessen jedoch dachte er sekundenlang über ihre Frage nach. »Vermutlich ja. Wenn sie mehr geschickt hätten, warum sollten sie dann so viel Zeit zwischen beiden Gruppen verstreichen lassen?« Er hielt inne. »Allerdings war das keine große Streitmacht. Sie hätten in der Lage sein sollen, gleich nach uns in den Sprung zu wechseln.«

»Sie waren nur etwas mehr als eine Stunde hinter uns.« Desjani schien nachzudenken, dann nickte sie. »Sie haben gezögert und dann eine kleine Kampfgruppe für den Fall hergeschickt, dass wir nicht vorbereitet sind.«

Gezögert. Ja. Geary erwiderte das Nicken. »Die haben jemanden geschickt, damit sie ihren Vorgesetzten erzählen können, dass sie sich an unsere Fersen geheftet haben. Genügend Schiffe, um es nach einem ernsthaften Versuch aussehen zu lassen, aber nicht so viel, dass der Verlust sie schmerzen würde.« Ein Jammer für die Matrosen an Bord dieser Schiffe, deren Vorgesetzte sie als entbehrlich angesehen hatten.

»Ja, genau. Ein Menschenleben bedeutet ihnen nichts.«

Captain Desjani sah ihm genau in die Augen und sprach mit tonloser Stimme.

»Schon verstanden.« Ich muss mir merken, Captain Desjani nicht falsch einzuschätzen. Für alles, was sie macht, glaubt sie einen guten Grund zu haben. Er biss sich auf die Unterlippe, während er sein Display betrachtete. Wenn das alle Verfolger waren, die die Syndiks ihnen hinterhergeschickt hatten, dann konnten die Schlachtkreuzer zum Rest der Flotte zurückkehren. Aber es war denkbar, dass die Syndiks bewusst so eine große Lücke zwischen zwei Verfolgergrup-pen ließ, um die Allianz glauben zu lassen, dass niemand mehr folgte. Doch diese Schlachtkreuzer hinkten der Flotte bereits jetzt zehn Lichtminuten hinterher. Zehn Minuten, bevor eine Nachricht ihr Ziel erreichte. Zehn Minuten, in denen Geary nicht wusste, ob diese Schiffe in Schwierigkeiten steckten. Mindestens eine Stunde davon entfernt, ihnen zu Hilfe zu eilen. Und mit jeder Sekunde wurde der Abstand zu ihnen größer. »Captain Duellos, Captain Tulev, hier spricht Captain Geary. Gut gemacht. Kehren Sie bitte so schnell wie möglich zur Flotte zurück. Lassen Sie Ihre Schiffe die zugewiesenen Plätze in der Standard-Angriffsformation Alpha sechs einnehmen.«

Zehn Minuten, bis diese Nachricht Duellos und Tulev erreichte.

Dann mussten sie ihre Schiffe Fahrt aufnehmen lassen, um die Flotte einzuholen. Bis sie ihren Platz in der Formation eingenommen hatten, würden noch Stunden vergehen.

Allerdings kam es ihm so vor, als würden sie damit immer noch schneller sein als alle anderen Schiffe. Anstatt wie befohlen in Rechtecksformation zu fliegen, schienen die Schiffe das breite Ende des Keils nur noch zu verbreitern.

Was zum Teufel ist da los? Geary verkleinerte die Darstellung auf dem Display, weil er zu erkennen versuchte, ob er bei der Ansicht aus nächster Nähe irgendetwas übersehen hatten. Nein. Das Ganze ergab noch immer keinen Sinn. Nur langsamere Schiffe wie die Titan schienen sich auf der zugewiesenen Position zu befinden, und gerade der beschädigten Titan blieb ohnehin keine andere Wahl, als den schnelleren Kriegsschiffen zu folgen und ins System zu kriechen.