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Geary lehnte sich zurück, rieb sich die Stirn und fragte sich, warum sich die Dinge entweder zu schnell oder zu langsam abspiel-ten und warum es keinen richtigen Übergang zwischen den beiden Zuständen gab. Er sah auf das Display, wo die Schiffe seiner Flotte, die nicht an der Einnahme der Syndik-Basis beteiligt waren, ihre Fahrt auf 0,05 Licht reduziert hatten. Da es keinen Feind mehr gab, der für sie interessanter war als Gearys Befehle, war in ihren Reihen endlich Ordnung eingekehrt. Die Titan und die anderen Hilfsschiffe wurden nun wieder von Eskorten geschützt und bewegten sich ein Stück weit oberhalb der Flotte, um auf direktem Kurs den Sprungpunkt anzufliegen, den sie in einigen Tagen nutzen würden, um das Corvus-System zu verlassen.

Als sein Blick auf die Schlachtkreuzer fiel, die sich nach wie vor beeilten, zum Rest der Flotte aufzuschließen, begann er zu grübeln.

Wie viel Zeit bleibt mir in diesem System? Wie lange haben die Syndiks benötigt, um ihre Flotte neu zu ordnen, zu entscheiden, wie viele Schiffe sie hinterherschicken müssen, und uns in den Sprungraum zu folgen? Ich bin diese Fragen tausendmal durchgegangen, und es läuft immer darauf hinaus, dass ich es einfach nicht weiß. Aber von den Minen abgesehen, die Duellos am Sprungpunkt ausgesetzt hat, wage ich es nicht, ein Schiff als Wachposten zurückzulassen.

Geary widmete sich den restlichen Syndik-Aktivitäten im Corvus-System. Eine Sphäre, die sich mit Lichtgeschwindigkeit auf dem Display ausbreitete, ließ ihn erkennen, wo man die Lichtwellen von der Ankunft seiner Flotte sehen konnte. Es war schon eine sonderbare Vorstellung, dass man auf der bewohnten Welt erst in einer Weile vom Eintreffen der Flotte und von der Stunden später erfolgenden Zerstörung der drei Syndik-Schiffe erfahren würde. Der Krieg hatte seinen Weg nach Corvus gefunden, doch die Bewohner des Systems sollten davon erst in einigen Stunden Kenntnis erhalten.

Vom Syndik-Commander hatte er nichts mehr gehört. Entweder saß der Mann über sein Handbuch gebeugt und suchte nach Anweisungen, was er als Nächstes tun musste, oder er war bei der Bombardierung der Basis getötet worden. Angesichts der Besatzungsmitglieder, die auf den beiden Syndik-Schiffen umgekommen waren, nachdem sie einen sinnlosen Kampf bis zum Tod geführt hatten, konnte Geary nur auf Letzteres hoffen.

Er versuchte sich an den Kontrollen, bis er endlich eine Darstellung fand, die ihm Informationen über die Syndik-Basis in ihrer Nähe lieferte. Einige der Bilder schienen zu bestätigen, dass die Basis über große Vorräte verfügte, die an Schiffe ausgegeben werden konnten, die ihre eigenen Bestände aufstocken mussten. Man konnte getrost davon ausgehen, dass diese Vorräte noch dort lagerten, selbst wenn die Basis aufgegeben worden sein sollte. Schließlich würden die Kosten für ihren Abtransport ihren Wert deutlich über-steigen, und auf Welten, die weit genug von ihrer Sonne entfernt waren und über keine nennenswerte Atmosphäre verfügten, war es meistens ein Leichtes, Vorräte tiefzukühlen. Die Vorräte sind für Syndik-Kriegsschiffe vorgesehen, aber ich werde jetzt ganz bestimmt nicht wählerisch sein. Ich habe zwar meine Zweifel, trotzdem hoffe ich, dass deren Flottenrationen besser schmecken als das, was einem die Allianz auf-tischt.

Bei den Vorfahren! Ich habe einen Witz gemacht. Ich frage mich, ob ich allmählich auftaue.

Und ich frage mich, ob ich überhaupt auftauen möchte.

»Captain Geary.« Er sah über die Schulter und entdeckte Co-Präsidentin Rione, die noch immer auf ihrem Platz auf der Brücke saß.

Ihre Miene ließ keine Gefühlsregung erkennen. »Glauben Sie, damit ist aller Syndik-Widerstand im Corvus-System eliminiert?«

»Nein.« Er deutete auf das Display vor seinem Platz, wusste aber nicht, wie viel davon sie erkennen konnte. »Wie Sie gesehen haben, sind unsere Marines derzeit damit beschäftigt, die Militärbasis auf dem vierten Planeten einzunehmen. Rund um den zweiten, den bewohnten Planeten, gibt es weitere militärische Anlagen. Die wissen bislang noch nicht mal, dass wir hier sind.«

»Werden die eine Bedrohung für die Flotte darstellen?«

»Nein. Sie sind veraltet und nur darauf ausgelegt, den Planeten zu verteidigen, den wir uns aber gar nicht erst vornehmen werden, wenn es sich irgendwie vermeiden lässt.«

Captain Desjani sah Geary überrascht an. »Wir sollten alle militärischen Anlagen der Syndiks in diesem System unschädlich machen.«

»Diese Festungen können uns nicht gefährlich werden, und sie sind es nicht wert, dass die Syndiks sie verlegen«, erwiderte Geary.

»Ich dagegen müsste einige Schiffe hinschicken, wertvolle Waffen vergeuden und besorgt sein, dass Trümmerstücke von diesen Anlagen in die Atmosphäre stürzen und die Zivilbevölkerung auf dem Planeten gefährden.«

»Verstehe«, sagte sie. »Es gibt keinen Grund, unseren ohnehin be-grenzten Vorrat an Waffen weiter zu reduzieren, und Sie wollen die Flotte nicht aufteilen.«

»Richtig.« Geary ging nicht darauf ein, dass sie seine Sorge um zi-vile Opfer offenbar nicht teilte. Aus dem Augenwinkel sah er, dass Rione sie beide aufmerksam beobachtete.

Die Co-Präsidentin zeigte auf Gearys Display. »Die am Sprungpunkt postierten Streitkräfte haben Sie zurückgerufen?«

»Ja. Wenn jetzt noch eine Flotte den Sprungraum verlässt, wird die fast mit Gewissheit zu mächtig sein, als dass meine Schlachtkreuzer noch etwas gegen sie ausrichten könnten. Außerdem bin ich nicht bereit, noch ein einziges Schiff zu opfern, nur um den Syndiks die Nase blutig zu schlagen.«

Rione musterte die Anzeigen. »Meinen Sie nicht, die Schiffe könnten sich schnell genug zurückziehen, um sich uns wieder anzuschließen?«

»Nein, Madam Co-Präsidentin, das meine ich nicht.« Während er redete, bewegte Geary einen Finger über das Display. »Sehen Sie, alles was aus dem Sprungpunkt kommt, wird wahrscheinlich mit Ver-folgungsgeschwindigkeit unterwegs sein. Sagen wir 0,1 Licht, so wie wir auch. Während sie Wache hielten, vollzögen sie die Bewegungen des Sprungpunkts innerhalb des Systems mit, aber das spielte sich wesentlich langsamer ab. Die Syndiks hätten mit der Geschwindigkeit, mit der sie ins System kommen würden, einen Vorteil gegenüber meinen Schlachtkreuzern, den weder sie noch ein anderes Schiff dieser Flotte schnell genug ausgleichen könnten, bevor sie zu Wracks zusammengeschossen werden.«

Desjani war der Unterhaltung schweigend gefolgt, doch jetzt sah sie Rione an. »Hätten wir automatisierte Kriegsschiffe, dann könnten wir ein paar davon auf diese Mission schicken, ohne unser Personal in Gefahr zu bringen. Doch über die verfügen wir nicht.«

Geary stutzte, als er den beiden Frauen ansah, dass diese Bemerkung einen realen Hintergrund hatte. »Wurde das in Erwägung gezogen? Vollautomatische Kriegsschiffe?«

»Es wurde vorgeschlagen«, entgegnete Rione ironisch.

Captain Desjanis Gesicht nahm einen harten Zug an. »Nach der Meinung vieler Offiziere würden wir einen großen Vorteil erlangen, wenn es uns erlaubt wäre, in Situationen wie dieser unbemannte Schiffe einzusetzen, die von künstlicher Intelligenz gelenkt werden.«

Rione und Desjani warfen sich erbitterte Blicke zu. »Dann fürchte ich, dass diese Offiziere mit ihrer Enttäuschung werden leben müssen. Eine meiner letzten Amtshandlungen, bevor ich mit dieser Flotte das Gebiet der Allianz verließ, bestand darin, in der Allianz-Versammlung über ein solches Programm abzustimmen. Es würde mit überwältigender Mehrheit abgelehnt, da die Zivilregierung der Allianz nicht bereit ist, Waffen und deren Einsatz von der Entscheidung einer künstlichen Intelligenz abhängig zu machen. Vor allem, wenn die KIs die Kontrolle über Kriegsschiffe erhalten, mit denen bewohnten Welten großer Schaden zugefügt werden kann.«

Desjani lief rot an. »Wenn eine überwachende KI installiert würde…«

»Diese KIs wären potentiell genauso fehlbar und instabil, und man könnte die Entwicklung ihres Verhaltens unmöglich vorhersagen.«