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Alle sahen Geary an, dem klar wurde, dass dieser Commander nur laut ausgesprochen hatte, was seine Feinde längst hinter seinem Rücken tuschelten. Zu seiner eigenen Verwunderung machte ihm der Vorwurf nichts aus. Vielleicht lag es daran, dass Geary das heldenhafte Bild von Black Jack so sehr hasste, dass es ihn nicht störte, wenn ein anderer sich die Mühe machte, ihn von dieser mythischen Gestalt zu befreien. Die Gesichter der anderen Offiziere am Tisch verrieten ihm jedoch auch, wie viele der Anwesenden sich eindeutig von den Worten dieses Mannes distanzierten, da sie Black Jack Geary unverändert verehrten. Wieder andere schienen sich daran zu stören, wie unprofessionell die Kommentare des Commanders waren. Er hoffte, dass wenigstens ein paar von ihnen ihm aufgrund seines bisherigen Verhaltens vertrauten.

Anstatt voller Leidenschaft zu reagieren, lehnte sich Geary ge-mächlich zurück und musterte seinen Herausforderer. Ein Namensschild tauchte neben ihm auf und identifizierte den Mann als Commander Vebos von der Arrogant. Ja, natürlich. »Commander Vebos, ich gebe nicht vor, irgendetwas anderes als ein Mensch zu sein. Ich bin aber auch der Offizier, der diese Flotte aus dem Heimatsystem der Syndiks geführt hat, als ihr die vollständige Vernichtung drohte.

Ich weiß, wie ich eine Flotte befehligen muss, und ich weiß, wie ich Befehle geben muss. Das liegt daran, dass ich gelernt habe, wie man Befehle befolgt, was für jeden Offizier eine unabdingbare Fähigkeit sein muss, oder sehen Sie das anders, Commander?«

Vebos wurde bleich, als er die Anspielung auf sein Bombardement der Syndik-Basis verstand, doch es hielt ihn nicht davon ab, weiter vorzupreschen. »Andere Offiziere hätten das besser machen können. Zum Beispiel Captain Numos. Mit ihm hätten wir bereits die Hälfte des Heimwegs zurückgelegt.«

»Und er hätte uns jetzt auch schon ins Arbeitslager gebracht«, kommentierte Captain Duellos ironisch. »Auch wenn er bereit war, sich mit der Orion allein aus dem Staub zu machen, während die Syndiks unseren beschädigten Schiffen den Rest gaben.«

Nun lief Numos vor Wut rot an. »Ich werde nicht…«

Daraufhin schlug Geary mit der Faust auf den Tisch, sodass Ruhe einkehrte. »Ich möchte nicht, dass meine Offiziere öffentlich über andere Offiziere herziehen!«, machte er ihnen klar.

Duellos erhob sich und nickte Numos zu. »Ich möchte mich bei Captain Geary und Captain Numos entschuldigen.«

Geary nickte seinerseits knapp. »Danke, Captain Duellos. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass wir uns nicht ablenken lassen.

Diese Flotte durchquert das Corvus-System in Richtung des Sprungpunkts, der nach Kaliban führt. Wir stehen derzeit mit den Syndik-Behörden auf dem zweiten Planeten in Verhandlungen. Sie sollen uns während des Durchflugs mit Vorräten und Rohstoffen beliefern, sonst wird diese Flotte ihrer Welt massive Schäden zufügen.« Geary vermutete, dass momentan einzig Captain Desjani ahnte, dass er nicht die Absicht hatte, eine bewohnte Welt zu bombardieren, nur um die Leute dort zu bestrafen. »Ich bin davon überzeugt, die Syndiks warten mit einer großen Streitmacht bei Yuon auf uns. Ich werde diese Flotte nach Kaliban bringen, und wenn unsere Vorfahren uns beistehen, dann werde ich sie auch nach Hause bringen.«

Einige Befehlshaber wirkten immer noch unglücklich oder skeptisch, aber die meisten stimmten seiner Entscheidung zu, wenngleich in manchen Fällen zähneknirschend. Geary betrachtete die Gesichter der Reihe nach und versuchte, diejenigen zu identifizieren, von denen Probleme zu erwarten waren, dann jedoch brach er sein Tun ab. Ich werde mich nicht in einen Syndik-CEO verwandeln, der politische Spielchen treibt und der Säuberungsaktionen gegen jene Offiziere durchführt, die »unloyal« zu sein scheinen. Aber bei den lebenden Sternen, Commander Vebos wird nicht länger die Arrogant befehligen, wenn wir dieses System verlassen. Dieser Mann ist nicht bloß unloyal und aufsässig, sondern schlichtweg dumm.

Die Zahl der Offiziere am Tisch wurde rasch kleiner, da immer mehr von ihnen die Verbindung unterbrachen, durch die ihr Bild zur Konferenz projiziert worden war. Wie zuvor schrumpfte die scheinbare Größe des Tischs ebenso wie die des ganzen Konferenzraums ein Stück mehr, wenn wieder ein Offizier verschwand. Viele der Offiziere verharrten noch einen Moment und schienen plötzlich direkt vor Geary zu stehen, um ihn mit wenigen Worten ihres Rückhalts zu versichern. Geary dankte ihnen so taktvoll, wie er konnte, und versuchte, keine Miene zu verziehen, als er sah, wie bewun-dernd viele ihn betrachteten: Black Jack Geary persönlich.

Captain Duellos blieb bis zuletzt und grinste Geary breit an.

»Vielleicht hätten Sie Numos mit der Orion den Sprungpunkt weiter bewachen lassen sollen«, schlug er vor.

»Warum hätte ich das tun sollen?«

»Dann hätten Sie ihn da zurücklassen können!«

Unwillkürlich musste Geary lachen. »Das hat seine Crew nicht verdient.«

Wieder lächelte Duellos. »Stimmt, die hat wohl so auch schon genug zu leiden.«

»Tut mir leid, wenn ich Sie bremsen musste, als es zwischen Ihnen und Numos persönlich wurde«, sagte Geary. »Ich glaube, Sie verstehen, warum ich das gemacht habe.«

»Schon klar, Sir. Aber ich muss auch gestehen, dass ich meine Bemerkung nicht bereue. Ich wollte die anderen Befehlshaber daran erinnern, welche Vorgehensweise Numos im Syndik-Heimatsystem durchzusetzen versuchte.« Er hielt kurz inne. »Sie sollen wissen, dass Ihnen meine bedingungslose Unterstützung sicher ist.«

»Danke.«

»Nicht Black Jack Geary, sondern Ihnen.«

Geary zog eine Augenbraue hoch. »Sie haben herausgefunden, dass ich nicht diese Person bin?«

»Ich bin froh, dass Sie nicht er sind«, gestand Duellos ihm. »Der Mann hat mir immer Angst gemacht.«

»Dann können wir uns die Hand reichen.«

»Captain Desjani ist ein sehr guter Offizier. Ihr können Sie auch vertrauen.«

»Das ist mir nicht entgangen.« Geary verzog den Mund. »Apropos Vertrauen: Wüssten Sie irgendwelche Offiziere, die Sie für das Kommando über die Arrogant empfehlen könnten?«

»Ich kann Ihnen ein paar Namen geben. Aber darf ich Ihnen auch einen Ratschlag geben, Captain Geary?«

Er nickte. »Ich weigere mich nie, mir Ratschläge von guten Offizieren anzuhören.«

Duellos deutete eine Verbeugung an. »Danke. Ersetzen Sie diesen Idioten Vebos nicht durch einen Offizier, von dem Sie genau wissen, er steht loyal zu Ihnen. Das wird die Leute an eine Säuberungsaktion unter dem Vorwand der Loyalität glauben lassen.«

Geary biss sich auf die Lippe, weil er sein Erstaunen nicht zeigen wollte, dass Duellos das aussprach, was er eben erst selbst noch gedacht hatte. »So was ist doch sicher nicht in der Allianz-Flotte vorgekommen.«

Zum ersten Mal machte Duellos eine finstere Miene. »Captain Geary, ich weiß, Sie haben bereits einiges über die Dinge erfahren, die sich in der Allianz-Flotte zugetragen haben.«

»Verdammt«, flüsterte Geary kopfschüttelnd. Eine Säuberungsaktion unter dem Vorwand der Loyalität? In der Allianz-Flotte? Unfassbar.

Wann? Wo? Nein, eigentlich will ich das gar nicht wissen. »Danke, Captain. Ich werde mir Ihren Ratschlag zu Herzen nehmen. Es ist sehr gut, Offiziere wie Sie und Desjani zu haben, denen ich bedenkenlos vertrauen kann.«

»Wir können auch immer unseren Vorfahren vertrauen«, erwiderte Duellos. »Ich halte mich nicht für einen besonders religiösen Mann, und ich habe auch nie daran geglaubt, dass der tote Black Jack Geary dann zu uns zurückkehren wird, wenn wir ihn am nötigsten haben. Trotzdem macht es sogar mir Mut zu wissen, dass Sie zurückgekehrt sind.«