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Geary versuchte, seine Wut so sehr zu bändigen, dass er darauf antworten konnte, doch Captain Desjani kam ihm zuvor. »Das Corvus-System befindet sich nicht im Syndik-Hypernet. Sie könnten uns dort also nicht erwarten.« Desjani sah sich in der Runde um.

»Sie müssten uns durch den Sprungpunkt folgen, und das dauert.«

Captain Duellos nickte eifrig. »Ja! Wir hätten ein Zeitfenster, um von Corvus zum nächsten Sprungpunkt zu gelangen. Kein großes, aber ein ausreichendes Zeitfenster. Dann müssten die Syndiks rät-seln, was unser anschließendes Ziel ist.«

»Wir haben keine Vorräte!«, beharrte Faresa. Der Blick, den Duellos ihr zuwarf, ließ deutlich erkennen, dass die beiden nichts füreinander übrig hatten. »Und wer weiß, was uns bei Corvus erwartet!«

»So wichtig kann es nicht sein«, hielt jemand dagegen. »Sonst wäre das System mit dem Syndik-Hypernet verbunden.«

»Wir wissen aber nicht, was uns da erwartet!«

»Captain Faresa.« Sie drehte sich um und sah Geary aufgebracht an, während der auf die Darstellung der Syndik-Flotte zeigte. »Wir wissen, was uns dort erwartet, richtig? Kann uns bei Corvus irgendetwas erwarten, das schlimmer ist als das da? Unsere Chancen stehen in jedem Fall besser, und die Transitzeit im Sprungraum können wir nutzen, um Reparaturen an den Schiffen vorzunehmen.«

Es wurde zustimmend genickt, einige Captains begannen zu lächeln. »Aber die Vorräte…«, versuchte Faresa beharrlich zu bleiben.

»Ich nehme an, auf Corvus wird sich irgendetwas finden lassen.«

Geary reckte den Hals, um die Daten besser sehen zu können. »Hier steht, dass sich dort eine Selbstverteidigungsbasis der Syndiks befindet. Halten die immer noch Vorräte bereit, bei denen sich vorbei-kommende Syndik-Schiffe bedienen können?«

»Bislang war das so…«

»Dann werden sie auch etwas haben. Außerdem gibt es in dem System eine bewohnte Welt. Es wird Einrichtungen nahe dieser Welt geben sowie Schiffe, die innerhalb des Systems unterwegs sind. Das sind Möglichkeiten für uns, an Ersatzteile, Lebensmittel und andere Vorräte heranzukommen.« Geary betrachtete die Anzeige und verlor sich in seinen Berechnungen, weshalb er die Captains der anderen Schiffe für einen Moment vergaß. »Das wäre ein sehr kurzer Aufenthalt bei Corvus. Die Syndiks werden hinter uns den Sprungpunkt so schnell wie möglich verlassen, daher wird es ein Wettlauf mit der Zeit werden, unsere langsameren und stärker beschädigten Schiffe durch das System zu bringen, bevor man uns einholen kann.« Er sah sich um und bemerkte die Unsicherheit auf den Gesichtern der Männer und Frauen. »Wir können das schaffen.«

»Captain Geary«, meldete sich Tulev wieder zu Wort. »Ich muss Sie darauf hinweisen, dass es nicht leicht werden wird, diesen Sprungpunkt überhaupt erst zu erreichen.«

»Er ist nicht bewacht.«

»Nein, aber die Syndik-Flotte sitzt uns im Nacken, und sie verfügen über einige sehr schnelle Schiffe. Die langsameren Schiffe können sie hinter sich zurücklassen, doch das können wir uns nicht leisten.«

Geary nickte. »Das stimmt. Ladys and Gentlemen, ich werde die Syndiks so lange aufhalten, wie ich kann. Aber sobald wir uns in Bewegung setzen…«

»Captain.« Eine kleine Frau mit eindringlichem Blick beugte sich vor. »Wir könnten die Flotte umordnen und es so aussehen lassen, als würden wir uns für einen Angriff wappnen. Dabei könnten wir die beschädigten und langsamen Schiffe unbemerkt näher an den Sprungpunkt heranführen.«

Geary lächelte. Commander Cresida von der Furious. Ihr Gesicht musste er sich ebenfalls merken. »Haben Sie auch schon konkrete Ideen?«

»Ja, Sir. Die habe ich.«

»Zeigen Sie sie mir, sobald Sie sie ausgearbeitet haben.«

»Wird mir ein Vergnügen sein, Captain Geary.« Cresida lehnte sich wieder zurück und bedachte Numos und Faresa mit einem verächtlichen Blick.

Wieder sah sich Geary einen nach dem anderen an. Noch immer unschlüssig, aber wenigstens haben sie so etwas zu tun. Etwas, das funktionieren könnte, auch wenn es so weit hergeholt ist, dass sie es ohne mein Drängen nicht in Erwägung gezogen hätten. Gib’s zu, Geary, ohne dich wären sie doch nicht mal auf diese Idee gekommen, weil sie alle nur auf das Hypernet-Portal fixiert waren. Und indem sie andere Optionen von vornherein ausschlossen, spielten sie auch noch dem Feind in die Hände.

»Dann wollen wir mal.« Anstatt einer direkten Reaktion sahen sich die anderen Captains überrascht an. »Was ist los? Würde mir das bitte mal jemand sagen?«

Sichtlich widerstrebend reagierte Captain Desjani. »Es ist üblich, dass eine vorgeschlagene Vorgehensweise von den Senioroffizieren und den Schiffskommandanten diskutiert wird, um anschließend darüber abzustimmen.«

»Abstimmen?« Er sah sie fassungslos an, dann die anderen Offiziere. Kein Wunder, dass ihm Admiral Bloch zeitweise wie ein Politiker vorgekommen war, der sich zum Präsidenten wählen lassen wollte.

»Wann zum Teufel ist denn diese Methode eingerissen?«

Desjani verzog den Mund. »Ich bin nicht persönlich vertraut mit den…«

»Egal, ich habe jetzt ohnehin keine Zeit für Nachhilfeunterricht in Geschichte. Und wir haben auch keine Zeit, um über die weitere Vorgehensweise zu diskutieren. Mag sein, dass ich nicht weiß, wie die Dinge heute laufen, aber ich weiß, es gibt nichts Schlimmeres, als gelähmt dazusitzen und darauf zu warten, dass die Schlange als Erste zuschlägt. Unentschlossenheit ist der Tod für Schiffe und Flotten.

In der uns verbleibenden Zeit müssen wir entschlossen handeln, und solange ich das Kommando habe, werde ich keine Abstimmun-gen abhalten. Ich höre mir gern Ihre Vorschläge und Ideen an. Ich will diese Dinge sogar von Ihnen hören, aber ich gebe die Befehle.

Das wollen Sie doch schließlich, oder? Sie wollen, dass Black Jack Geary Sie aus diesem Schlamassel herausholt, nicht wahr? Gut, das werde ich auch machen, aber auf die bestmögliche Art, die ich kenne!«

Er verstummte und sah die Offiziere an, wobei er sich fragte, ob er jetzt womöglich den Bogen überspannt hatte. Eine Weile geschah nichts, dann auf einmal beugte sich Commander Cresida vor. »Ich habe Befehle auszuführen, die vom Flottenkommandeur kommen.

Ich habe keine Zeit für irgendwelchen Unsinn, wenn es auf der Furious Arbeit zu erledigen gibt. Captain Geary?«

Er grinste sie an. »Sie haben freie Hand, Commander.«

Cresida verschwand von ihrem Platz, als die Verbindung unterbrochen wurde. Als hätte sie einen Dominostein umgeworfen, der eine Kettenreaktion auslöste, erhoben sich die anderen Offiziere zügig und verabschiedeten sich von ihm. Ironischerweise kam es Geary so vor, dass viele von ihnen es vorzogen, seine Befehle auszuführen, anstatt sich auf eine Diskussion mit ihm einzulassen.

Eine sonderbare Sehnsucht nach vergangenen Zeiten regte sich in ihm, als er sah, wie sich einer nach dem anderen in Luft auflöste.

Früher gab man sich die Hand, und man unterhielt sich, während man durch die Luke nach draußen ging. Es waren kurze Momente menschlicher Beziehungen, die jedem aufgezwungen wurden, weil eine große Zahl Menschen einen schmalen Durchgang passieren musste. Aber jetzt und hier fehlte das völlig. Die Projektionen seiner Untergebenen verschwanden so abrupt, als würde eine Seifenblase platzen. Mit jedem virtuellen Teilnehmer weniger wurde auch der Konferenzraum ein Stück kleiner, und nach wenigen Augenblicken war nichts weiter übrig als ein unbedeutender kleiner Raum mit einem unbedeutenden kleinen Tisch.

Außer der real anwesenden Captain Desjani gleich neben ihm waren noch zwei kleinere Gruppen Offiziere zurückgeblieben. Geary stutzte bei ihrem Anblick, da ihm erst jetzt auffiel, dass ihre Uniformen sich geringfügig von denen der Allianz-Flotte unterschieden. Er konzentrierte sich darauf, sie zu identifizieren, und sah, dass die eine Gruppe zur Rift-Föderation gehörte, während die etwas größe-re Gruppe Teil der Callas-Republik war. An beide Planetenbünde konnte er sich noch gut erinnern. Beide hatten über keine große Zahl von Mitgliedswelten verfügt und waren zu seiner Zeit neutral gewesen. Offenbar hatten die Ereignisse sie inzwischen aber gezwungen, sich auf die Seite der Allianz zu stellen. Geary nickte ihnen zu, wobei er sich fragte, wie viel Autorität er über diese Verbündeten be-saß. »Ja?«