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»›Wie es scheint‹.« Er biss sich auf die Unterlippe. »Dann wissen wir immer noch nicht genau, warum sie uns angriffen?«

»Nein«, wiederholte Rione. »Jedenfalls nicht mit absoluter Gewissheit. Der Rat der Allianz lässt niemanden an seinen Erwägungen teilhaben. Die Antwort ist zweifellos ebenfalls irgendwo in den geheimen Unterlagen der Führung der Syndikatwelten verborgen.«

Geary nickte verstehend, gleichzeitig kam ihm eine Frage in den Sinn, die er nicht ignorieren konnte. »Dann können wir auch nicht sagen, ob es womöglich… externe Faktoren gab, die die Syndiks zum Handeln veranlassten, richtig?«

Verständnislos spreizte sie die Hände. »Ich weiß nicht, was Sie mit externen Faktoren meinen.« Plötzlich wurden ihre Augen größer.

»Sie reden doch nicht etwa von nichtmenschlichen Intelligenzen, oder? Haben Sie mich deshalb darauf angesprochen? Sie meinen doch nicht, dass die darin verstrickt waren oder sogar den Krieg ausgelöst haben, oder?«

»Nein, nein, natürlich nicht.« Ich bin weit davon entfernt, so etwas laut aussprechen zu wollen. Aber ich denke sehr wohl darüber nach. Falls die Syndiks auf nichtmenschliche Intelligenzen gestoßen sind, wie lange ist das dann her? Zweifellos mehr als zweiundvierzig Jahre, falls das, was die Syndiks machten, als sie Kaliban verließen, tatsächlich das bedeutet, was wir vermuten.

Sind die Syndiks auf nichtmenschliches, intelligentes Leben gestoßen?

Wenn ja, wann? Und was ist damals geschehen?

Gab es einen Zusammenhang mit dem Ausbruch des Krieges? Könnte sich so erklären, warum die Syndiks uns angriffen und warum der Krieg kein Ende mehr nimmt, obwohl keine Seite mehr den Sieg davontragen dürfte? Aber wie sollten diese Dinge zusammenhängen?

Lächelnd fügte Geary an: »Danke, Madam Co-Präsidentin. Jetzt verraten Sie, was ich für Sie tun kann.«

Rione wirkte überrascht, dass er das Thema so abrupt wechselte, doch sie protestierte nicht dagegen. »Ich finde, ich sollte Ihnen mitteilen, was die Commander meiner Schiffe mir gesagt haben. Diejenigen, die zu Captain Numos stehen, versuchen die Geschichte zu verbreiten, Sie hätten die Schiffe seiner Formation absichtlich aus dem Kampf herausgehalten, damit Sie allein den Ruhm einstreichen können.«

Fast hätte Geary darüber gelacht. »Bedauerlicherweise ist mir das bereits bekannt. Ich bin sicher, Ihre Commander werden Ihnen bald von den hässlichen Einzelheiten meiner jüngsten Konferenz berich-ten.«

»Dann haben Sie das Thema bereits angesprochen?«

»Angesprochen ja.« Geary machte keinen Hehl aus seinen Empfindungen. »Aber von einer Lösung bin ich noch weit entfernt. Da spielen einige grundlegende Themen hinein.«

»Sie meinen den Unmut, über Ihre Veränderungen bei der Kampf-taktik der Flotte?«

Einen Moment lang sah Geary sie schweigend an. »Wie viele Spione genau haben Sie bei meiner Flotte untergebracht, Madam Co-Präsidentin?«

Sie schaffte es, auf die Frage mit einem leicht schockierten Gesichtsausdruck zu reagieren. »Warum sollte ich bei einer befreunde-ten Flotte Spione platzieren, Captain Geary?«

»Da kann ich mir etliche Gründe vorstellen«, gab er zurück. »Unter anderem den, dass Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, was der Commander der Flotte zu tun gedenkt. Allmählich glaube ich, dass Sie Admiral Bloch auch nicht völlig vertraut haben.«

Rione wahrte eine ausdruckslose Miene. »Admiral Bloch war ein ehrgeiziger Mann.«

»Und wie Sie über ehrgeizige Männer denken, weiß ich ja bereits.«

»Ich denke über ehrgeizige Frauen ganz genauso, Captain Geary.

Sind Sie stolz auf Ihren Sieg hier bei Kaliban?«

Vor Überraschung hätte er diese unerwartete Frage fast bejaht, doch dann stürmten andere Überlegungen auf ihn ein. »In gewisser Weise«, räumte er schließlich ein. »Es war mein erstes Gefecht mit dieser Flotte, und ich glaube, ich hatte die Manöver ziemlich gut im Griff. Ich war ganz gut darin, die Reaktionen des Gegners voraus-zuahnen. Dennoch war es noch nicht perfekt.« Wieder machte er eine Pause. »Ich wünschte, ich hätte das Gleiche erreichen können, ohne ein einziges Schiff und ein einziges Leben zu verlieren. Aber ich bin stolz auf diese Flotte. Sie hat gut gekämpft.«

»Das ist wohl wahr. Die Ergebnisse dieser Schlacht waren zufrie-denstellend.«

»Ist das jetzt Ihre Meinung, Madam Co-Präsidentin? Bedauern Sie nicht, dass Sie mir die Kontrolle über die Schiffe Ihrer Republik und der Rift-Föderation übertragen haben?«

Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Solange wir offen und ehrlich miteinander umgehen… Und das machen wir doch, oder, Captain Geary?… Ich sollte Ihnen etwas sagen, das Sie vermutlich ohnehin erfahren werden. Die Commander meiner Schiffe sind von unserem Sieg beeindruckt, auch wenn sie mehrheitlich das Unbehagen vieler Allianz-Offiziere teilen, was die Art betrifft, wie die Schlacht geführt wurde. Natürlich standen sie der Person des Black Jack Geary skeptischer gegenüber als die Matrosen der Allianz, weil er ein ihnen fremder Held war. Jetzt«, sie stieß gedehnt den Atem aus, »neigen sie eher zu der Ansicht, dass etwas Wahres an diesem Mythos ist.«

»Vorfahren, steht mir bei«, stöhnte Geary auf und ließ Rione so seine Gefühle in dieser Sache wissen, da er ihr zumindest so weit vertraute. »Es ist überhaupt nichts Wahres an diesem Mythos, und das wissen Sie.«

Sie presste die Kiefer so fest zusammen, dass die Muskeln hervortraten. »Ganz im Gegenteil, und das habe ich Ihnen auch gesagt, Captain Geary. Sie sind eine mythische Gestalt.«

»Sie wissen, dass das nicht stimmt.«

»Ich weiß, Sie haben diese Flotte heil aus dem Heimatsystem der Syndiks und bis hierher gebracht. Ich weiß, Sie haben hier einen überwältigenden Sieg errungen, und ich weiß, kein gewöhnlicher Mann hätte das bewerkstelligen können.« Dabei warf Rione ihm einen so eindringlichen Blick zu, als wolle sie ihn herausfordern, ihr zu widersprechen.

Anstatt darauf mit Verärgerung zu reagieren, musste Geary über sich selbst lachen. »Meine liebe Madam Co-Präsidentin, ich hätte es niemals bis hierher geschafft, wenn nicht etliche Menschen der Meinung gewesen wären, ich sei ein Geschenk der lebenden Sterne an die Allianz-Flotte. Aber Sie wissen so gut wie ich, dass es etliche Leute gibt, die zunehmend daran zweifeln, inwieweit das der Wahrheit entspricht.«

Rione lächelte ihn an und erwiderte eher sarkastisch als belustigt:

»Mein Gefühl sagt mir, dass Sie eine Lösung finden werden, damit umzugehen, Captain.«

Genauso sarkastisch und mit einer leichten Verbeugung erwiderte er: »Ich danke Ihnen für Ihre Zuversicht.«

Sie stand auf, ging ein paar Schritte weit und drehte sich zu ihm um. »Mir fällt auf, dass Sie von ›Zuversicht‹ sprachen, nicht von ›Vertrauen‹.«

»Kommt aufs Gleiche raus«, meinte er achselzuckend.

»Nein, das tut es nicht. Ich werde Ihnen noch etwas im Vertrauen sagen, Captain Geary. Ich bin kein Übermensch. Ich möchte an Sie glauben, ich möchte daran glauben, dass Sie tatsächlich die Hoffnung sind, die wir alle benötigen. Ein Geschenk von unseren Vorfahren. Aber ich wage nicht, das zu machen.«

Geary wurde ernst und sah einen Moment lang zu Boden. »Dann sind wir schon zu zweit. Denn wenn ich daran glauben würde, wäre ich für die Flotte eine größere Gefahr als unser Feind.«

»Da stimme ich Ihnen zu. Aber Sie machen es einem sehr schwer, an Ihnen zu zweifeln.« Wieder lächelte sie, und diesmal schien es von Herzen zu kommen. »Sie haben Ihren Sieg bei Kaliban errungen. Was werden Sie als Nächstes machen, Captain Geary?«

Sein Blick wanderte zur Sternenlandschaft. Zum ersten Mal seit langer Zeit begann er zu suchen, bis er einige Sterne im Allianz-Gebiet wiedererkannte. Vor ihnen lag noch ein so weiter Weg. Sein Großneffe Michael Geary, der im Heimatsystem der Syndiks mit seinem Schiff